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Paris-Roubaix: Tom Boonen schreibt Geschichte

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Tom Boonen (Omega Pharma-Lotto) gewinnt mit einem atemberaubenden Solo die 110. Auflage von Paris-Roubaix. Der momentan Führende der WorldTour setzte sich nach 257 Kilometern mit einer anderthalben Minute Vorsprung vor Sebastian Turgot (Europcar) und Alessandro Ballan (BMC) durch. Der große Favorit Boonen beweist damit, dass er über starke Nerven verfügt. Mit seinem vierten Sieg bei Paris-Roubaix schreibt Tom Boonen Geschichte, denn außer ihm hat nur Roger De Vlaeminck die gleiche Anzahl an Siegen bei der "Hölle des Nordens" vorzuweisen. Doch nicht nur dies ist beiden gemein. Auch die Art und Weise, in welcher Boonen das heutige Rennen gewann, glich jener, wie sie einst das Markenzeichen De Vlaemincks war.

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Tom Boonen mit seinem vierten Pflasterstein.

Anders, als vorher erwartet, blieben die Fahrer vom Regen verschont. Bereits kurz nach dem Start in Compiegne gab es die ersten Ausreißversuche, die dazu führten, dass das Feld die erste Rennstunde mit einem Schnitt von 47 km/h zurücklegte. Das Tempo fiel jedoch, als sich nach etwa 60 Kilometern eine zwölfköpfige Gruppe bildete. Zu dieser gehörten mit Dominic Klemme (Argos-Shimano) und Grischa Janorschke (NetApp) auch zwei Deutsche. Die übrigen Fahrer waren Guillaume Van Keirsbulck (Omega Pharma-QuickStep), Yaroslav Popovych (RadioShack-Nissan), Kenny De Haes (Lotto-Belisol), Frederik Veuchelen (Vacansoleil-DCM), Bert Jan Lindeman (Vacansoleil-DCM), David Boucher (FDJ-Big Mat), Michael Morkov (Saxo Bank), David Veilleux (Europcar), Laurent Mangel (Saur-Sojasun) and Aleksejs Saramotins (Cofidis). Bei etwa der Hälfte des Rennens betrug ihr Vorsprung auf das Feld mit allen Favoriten 4:12 Minuten, verringerte sich jedoch in der Folge.

Der erste bemerkenswerte Vorstoß aus der Gruppe der Favoriten erfolgte 109 Kilometer vor dem Ziel, als sich im vorderen Teil des Feldes ein Sturz ereignete, in welchen unter anderem Frederic Guesdon (FDJ-Big Mat), der Sieger von 1997, und Filippo Pozzato (Farnese Vini) verwickelt waren. Boonen, Sylvain Chavanel (Omega Pharma-Quickstep), Ballan und Juan Antonio Flecha (Sky) blieben indes verschont und konnten mit einigen anderen Fahrern einen kleinen Vorsprung herausfahren. Dieser hielt jedoch nur wenige Kilometer.

Allerdings sorgte die Tempoverschärfung im Feld dafür, dass der Vorsprung der Ausreißer stetig abnahm. 84 Kilometer vor dem Ziel stürzte Grischa Janorschke schwer, als im in einem Pavé Arenberg das Vorderrad wegrutschte. Der Sturz teilte die Spitzengruppe, deren Vorsprung nunmehr bei etwa 1:50 Minuten lag.

76 Kilometer vor dem Ziel attackierte Jimmy Casper (AG2R), der mit Ballan, Flecha und Maarten Tjallingii (Rabobank), dem Dritten des vergangenen Jahres, drei starke Fahrer im Schlepptau hatte. Auf den kommenden Kilometern fuhren sie einen Vorsprung von 10 Sekunden auf das Feld heraus, in dem Bonnen's Helfer für die Nachführarbeit sorgten. Diese trug in zweierlei Hinsicht Früchte. Zunächst wurde 67 Kilometer vor dem Ziel die Gruppe um Ballan und Flecha gestellt, kurz darauf fiel auch die ehemalige Spitzengruppe dem angeschlagenen Tempo zum Opfer.

Den Zusammenschluss nutzte Sylvain Chavanel und löste sich mit Michael Schär (BMC), Sebastien Turgot (Europcar), Mathieu Ladagnous (AG2R) sowie Laurent Mangel (Saur-Sojasun) vom Feld. Die Gruppe schaffte es allerdings nicht, mehr als 16 Sekunden Vorsprung herauszuarbeiten. Dies lag vor allem an der Nachführarbeit, die das Team Sky im Feld leistete.

In dieser Phase beendete ein Sturz das Rennen von Thor Hushovd (BMC), der im Vorfeld ebenso zu den Favoriten gezählt hatte. Der Streckenverlauf zeigte nurmehr 56 Kilometer an, als die Spitzenreiter gestellt waren und Boonen mit seinem Teamkollegen Niki Terpstra (Omega Pharma-Quickstep) eine Unachtsamkeit Ballans und Pozzatos nutzte. Bereits einen Kilometer später hatten sie einen Vorsprung von 12 Sekunden auf das verbliebene Feld, in welchem nun neben Sky auch BMC für Tempo sorgte.

Auf dem Pavé Orchies, dem 12. des Tages, ließ Terpstra nach einer weiteren Tempoverschärfung Boonens abreißen. Was zu diesem Zeitpunkt noch wie ein kühner Vorstoß aussah, entpuppte sich in der Folge als eine wahre Meisterleistung des Flamen. Mit etwa 20 Sekunden Vorsprung kam Boonen aus dem Pavé. Wenige Kilometer später hatte wies der Vorsprung bereits 30 Sekunden auf. Opfer, der in dieser Phase relativ hektischen Rennsituation, wurde Pozzato, der in einer Kurve stürzte und im weiteren Rennverlauf keine Rolle mehr spielen sollte.

48 Kilometer vor dem Ziel erhöhte Flecha das Tempo in der nachführenden Gruppe, die mittlerweile bereits 40 Sekunden Rückstand auf Boonen aufwies. In der Gruppe vertreten waren neben Drei von Flecha's Teamkollegen auch Ballan, Lars Boom (Rabobank), Turgot, Terpstra und der Siege des vergangenen Jahres, Johann Vansummeren (Garmin-Barracuda). Und obwohl Sky gegenüber Boonen personell in der Überhand war, gelang es ihnen nicht, den Rückstand zu verringern. Dieser betrug 30 Kilometer vor dem Ziel circa eine Minute.

25 Kilometer vor dem Ziel war es dann erneut Flecha, der das Tempo erhöhte. Diesmal konnten ihm nur Vansummeren, Boom und Ballan folgen. Allerdings gelang es auch ihnen nicht, nähre an Boonen heranzukommen. Als Boom 20 Kilometer vor dem Ziel sein Rad wechseln musste, betrug der Vorsprung des Omega Pharma-Quickstep-Fahrers bereits 1:22 Minuten. Erst eine Attacke Booms, der nur wenige Kilometer später wieder zu Flecha und Co. aufgeschlossen hatte, führte kurzzeitig dazu, dass Boonens Vorsprung auf 1:11 Minuten sank.

In der Folge blieb der Abstand relativ konstant. 5 Kilometer vor dem Ziel war dann auch Boonen klar, dass er seinen vierten Sieg sicher hatte. Mit einer eindeutigen Geste zeigte er dies in die Kamera. Wenige Minuten darauf begrüßten ihn die Zuschauer im Velodrom von Roubaix.

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Tom Boonen freut sich kurz vor dem Ziel über seinen vierten Sieg bei der "Hölle des Nordens".

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Mit einem fulminanten Solo zum Sieg: Tom Boonen.

Nach 5:55:22 Stunden fuhr Boonen mit erhobenen Händen über die Ziellinie. Dahinter wurde es indes noch einmal spannend. Denn während sich Ballan, Flecha und Boom aufeinander konzentrierten, gelang Turgot und Terpstra der Anschluss. Schließlich eröffnete Boom den Sprint um Platz zwei. Ebenso wie Flecha und Terpstra hat er jedoch den Antritten Ballans und Turgots nichts entgegenzusetzen. Beide entschieden den Kampf um Platz zwei in einem Photofinish.

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Am Ende wertete die Jury Turgot auf dem zweiten Rang.

Am Ende siegte Boonen mit 1:39 Minuten Vorsprung vor Turgot und Ballan. Wer ihn in den vergangenen Jahren bereits abgeschrieben hatte, wird sich nach diesem Frühjahr eines besseren belehrt fühlen. Boonen gewann in diesem Jahr vier der wichtigsten Frühjahrsklassiker (E3-Prijs, Gent–Wevelgem, Flandern-Rundfahrt, Paris–Roubaix). Mit seinem vierten Sieg bei der "Hölle des Nordens", seinem zweiten Double mit der "Ronde", reiht er sich damit endgültig in die Reihe der großen Klassikerfahrer ein. In Flandern wird man ihn in den kommenden Wochen wie einen König feiern, nicht zuletzt auch, da er vorhat, seinen Lebensmittelpunkt von Monaco aus in seine Heimat zurückzuverlegen.


Ergebnis Top 10:

1. Tom Boonen (Omega Pharma-Quickstep) - 5:55:22
2. Sébastien Turgot (Europcar) - 0:01:39
3. Alessandro Ballan (BMC) - s.t.
4. Juan Antonio Flecha (Sky) - s.t.
5. Niki Terpstra (Omega Pharma-Quickstep) - s.t.
6. Lars Boom (Rabobank) - 0:01:43
7. Matteo Tosatto (Saxo Bank) - 0:03:31
8. Mathew Hayman (Sky) - s.t.
9. Johan Vansummeren (Garmin-Barracuda) - s.t.
10. Maarten Wynants (Rabobank) - s.t. Cycling Team


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