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Konkrete Konfliktsituationen im Verkehr

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Diese Diskussion über zurückstecken, defensiv, das nervt mich. Muss ich dann irgendwann mit Fahne wedelnd über die Kreuzung laufen, wie in Nordamerika, damit ich nicht umgefahren werde, bzw wird mir dann die Schuld am Unfall gegeben, wenn ich ohne Fahne quere?

Das Problem liegt doch in Infrastruktur, Rechtslage, Finanzen und Planung:

Können wir nicht einfach nachmachen, was uns die Niederländer seit 30 Jahren vorleben? Und uns vor allem darüber informieren, wie umfangreich, durchdacht und faszinierend dort deren Verkehrsplanung ist? Und vor allem, dort profitieren alle Verkehrsarten davon!
  • Verkehrsplanung so, dass die maximale Anzahl Menschen (statt Autos) bewegt werden
  • Enormer Fokus auf Verkehrssicherheit, ausgedrückt durch einige der folgenden Punkte:
  • Konflikte so gering wie möglich halten. Alle Verkehrsteilnehmer machen mal Fehler. Aber diese sollten möglichst folgenlos bleiben und die Infrastruktur sollte fehlertolerant gebaut sein.
    • getrennte Verkehrsführung
    • übersichtliche Kreuzungen
    • gleichmäßige Geschwindigkeiten
  • Bauliche Verkehrsberuhigung (Speedbumps, Zebrastreifen, Schikanen, Engstellen, durchgehende Gehwege, angehobene Kreuzungen) statt nur Schilder mit Tempo X
  • Jede Verkehrsart kommt auf einem anderen Weg am schnellsten zu Punkt X, es gibt als Routen auf denen Radverkehr, andere auf denen MIV, andere für Fußverkehr, andere für ÖPNV priorisiert wird (Priorisiert heißt nicht andere Verkehrsarten sind dort per se nicht berücksichtigt)
    • wichtig dabei ist, dass die langsameren Verkehrsarten die räumlich kürzeren Routen haben
    • denn ist die Route für MIV räumlich kürzer, nutzen mehr Leute MIV und dann wird die Route zeitlich länger als die räumlich längere Route des MIV
  • Ampeln eher vermeiden, stattdessen Verkehrsberuhigung oder Kreisverkehre
  • Straßen nach Funktion einteilen und dementsprechend baulich ausgestalten
  • viel Platz für Rad- und Fußverkehr, oftmals exklusiv
  • Intelligente Ampeln (die auf rot schalten, wenn nichts mehr kommt z.B.)
NotJustBikes ist ein toller Youtubekanal zu diesem und anderen Themen. Sehr empfehlenswert die Videos zu Verkehrsberuhigung, Straßenquerungen und vor allem: Warum die Niederlande das beste Land für Autofahrer:innen sind. Denn Quintessenz ist: je besser die Infrastruktur für ÖPNV, Rad und Fußverkehr, desto mehr profitieren diejenigen davon, die mit Auto fahren müssen oder wollen. Was übrigens eine Minderheit der in D lebenden Autofahrer sind.
 
Ich frage mich halt, was man aus den schmerzlichen Fehlern anderer lernen kann, um sein eigenes Risiko zu reduzieren. Gefährlich bleibt es, das ist mir auch klar.
Das Grundproblem straßenbegleitender Radwege wird Dir und vielen anderen bewusst sein, hier dennoch ein prägnantes Bild dazu:
1675163526948.jpeg
Quelle: siggis-seiten.de

Eine solche Konstruktion könnte nur funktionieren mit jederzeit hyperumsichtigen Verkehrsteilnehmern, und so sind Menschen halt nicht.

Ich erinnere mich an den Betonmischerunfall, einen weiteren in Berlin-Hohenschönhausen und den jetzt in Hamburg, wo jeweils Frauen die Opfer waren.
Betonmischer war aber ein Spezialfall, da wurde eine Rennradfahrerin auf einer mehrspurigen Fahrbahn zertrümmert.
 
  • Konflikte so gering wie möglich halten. Alle Verkehrsteilnehmer machen mal Fehler. Aber diese sollten möglichst folgenlos bleiben und die Infrastruktur sollte fehlertolerant gebautsein.
    • getrennte Verkehrsführung
    • übersichtliche Kreuzungen
    • gleichmäßige Geschwindigkeiten
  • Bauliche Verkehrsberuhigung (Speedbumps, Zebrastreifen, Schikanen, Engstellen, durchgehende Gehwege, angehobene Kreuzungen) statt nur Schilder mit Tempo X
Wie bitte passen die markierten Bereiche im ersten Punkt und die im zweiten zusammen?
Wenn ich baulich dafür sorge, dass an einer Kreuzung immer mehr Features dazu gebaut werden, welche den Verkehr beruhigen sollen, sinkt doch die Übersichtlichkeit und eine gleichmäßige Geschwindigkeit ist nicht mehr möglich. Durch die gesteigerte Anzahl der einzelnen Fahrbahnelemente, auf die man aufpassen muss, steigt die Wahrscheinlichkeit für Fehler auch eher an, anstatt das System fehlertoleranter zu machen.
 
Als ich vor 15 Jahren einen 7.5 Tonner für einen Umzug bewegt habe, war ich schockiert wie blind man beim Abbiegen ist. Man sieht keinen Radfahrer kommen, spätestens wenn man einlenkt zeigen Spiegel den Radfahrer nicht mehr. Es gibt keinen Schulterblick. Es kommt ja erst auch eine Parkreihe in der Stadt, dann bisserl grün, dann der Radweg. Toter Winkel pur. Damals gab es keine gewölbten Spiegel oder Kameras, weiss nicht ob das heute anders ist.
Da konnte man nur zügig die Kreuzung anfahren und wenn bisher nix nach vorne seitlich zu sehen war vorsichtig abbiegen. Aber wenn dann einer mit 30, 40 doch noch anrollt knallt es, unweigerlich.
Auch als Autofahrer weiss man um Totpunkte wie B o. C Säule wo man nix sehen kann.
Wenn man sich dessen als Radfahrer bewusst ist, kann man sich darauf einstellen.
 
Jedenfalls scheint Dein Eindruck nicht sooo falsch zu sein. Es ist bezeichnend für die Diskussionskultur, dass mancher, statt der Sache auf den Grund zu gehen, lieber mit Sexismus-Vorwürfen auf Deine Beobachtung reagiert.
Was wäre denn dann das Ziel des Ganzen, wenn man die genauen demographischen Hintergründe der getöteten Radler:innen analysiert? Das Frauen/Männer im Alter X gefährdeter sind? Und dann, welche Konsequenzen hätte das?
 
[...] war ich schockiert wie blind man beim Abbiegen ist. Man sieht keinen Radfahrer kommen, spätestens wenn man einlenkt zeigen Spiegel den Radfahrer nicht mehr. [...]
Auch als Autofahrer weiss man um Totpunkte wie B o. C Säule wo man nix sehen kann.
Wenn man sich dessen als Radfahrer bewusst ist, kann man sich darauf einstellen.
Definitiv sollte man sich darauf einstellen, vice versa hätte ich die Erwartung auch an den motorisierten Verkehr, insbesondere, wenn es verkehrsplanerische Unzulänglichkeiten in Kreuzungs- und Abbiegebereichen gibt.
Gerade bei großen Fahrzeugen, LKW etc. mit höherem Gefahrenpotential (weil ungleich schwerer und unübersichtlicher) verstehe ich jedoch nicht, warum entsprechende Assistenten nicht längst vorgeschrieben sind - das würde viele Situation erheblich entschärfen.
Als Beispiel: Mein Auto zeigt mir durch seine Sensoren rund herum an, wenn sich ein Fußgänger - z.B. auf einem Parkplatz - oder auch Radfahrer seitlich nähert und färbt sofort die Ambientebeleuchtung rot, bremst das Fahrzeug etc. ... technisch alles machbar. Soll niemand sagen, das ginge nicht auch für LKW etc.
Meiner Meinung nach liegt der Auftrag dazu, neben einer sinnvollen Verkehrsplanung, bei der Politik. Aber wenn selbst 400 Kommunen in D am Bundesverkehrsministerium mit ihrem Anliegen zur prinzipiellen Erlaubnis von Tempo 30 innerorts scheitern, erübrigt sich vermutlich die Frage dazu, warum sich hier so wenig bewegt ...
 
NotJustBikes ist ein toller Youtubekanal zu diesem und anderen Themen. Sehr empfehlenswert die Videos zu Verkehrsberuhigung, Straßenquerungen und vor allem: Warum die Niederlande das beste Land für Autofahrer:innen sind. Denn Quintessenz ist: je besser die Infrastruktur für ÖPNV, Rad und Fußverkehr, desto mehr profitieren diejenigen davon, die mit Auto fahren müssen oder wollen. Was übrigens eine Minderheit der in D lebenden Autofahrer sind.
Geil! Danke für den Tipp. Kannte ich noch nicht :)

@Stefan_L_01 Umso krasser finde ich, dass ich so gut wie nie Probleme mit LKW/Sattelzügen habe. Die sehen mich teils aus völlig unmöglichen Situationen heraus und warten brav. Dafür gibts von mir natürlich immer nen Daumen.
 
Ich gehe davon aus, dass ich unsichtbar bin. Andere Verkehrteilnehmer können mich nicht sehen.
Festbeleuchtung und farbige Klamotten trage ich nur für mich. Bei jeder Kreuzung bin ich bereit vollzubremsen bzw. mit abzubiegen. Bisher unfallfrei.
Ich lege das inzwischen oft drauf an, eine Vollbremsung zu provozieren, weils mir echt langsam zu blöd wird. Habe kurz vor der Arbeit auch eine Ampelkreuzung, ich muss am Radweg gerade weiter und ein Rechtsabbieger kann den kerzengeraden Radweg im Außenspiegel problemlos auf einige hundert Meter einsehen, lange bevor man im toten Winkel ist. Stehe da selber oft genug mit dem Firmenwagen. Dennoch wird der Radweg zu gefühlt 70% ignoriert. Entweder man ist schon vorne an der Ampel und hat Glück im Sichtbereich des Autofahrers zu stehen, wenn man aber gerade erst angefahren kommt und die Autos mit dem Abbiegen anfangen und natürlich keinen Schulterblick machen halte ich immer öfter mit Absicht drauf, um dann bei den Autofahrern, die mich vllt. doch noch im Augenwinkel sehen, ne Vollbremsung zu erwzingen. Ich sehe da langsam keine andere Möglichkeit, um so grundlegende Verkehrsregeln mal wieder ins Gedächtnis zu bringen.
Aber ich riskiere natürlich nicht überfahren zu werden, sondern bremse halt möglichst knapp vor dem Auto ab.

Hab echt keinen Bock, immer einzubremsen, weil ich auf ne gerade grün werdende Ampel zu fahre und sich jeder Abbieger nen Mist um den Radweg mit Vorrang neben ihm interessiert.

Auffällige Kleidung bringt da im übrigen eh nix, weil man sich ja garnicht die Mühe macht, nen Schulterblick zu riskieren. Ampel geht auf grün und es wird einfach losgefahren und abgebogen.

Aber natürlich achte ich auch immer genau drauf, was der andere macht. Ich lass mich sicher nicht von nem rechtsabbiegenden LKW überfahren sondern bremse da natürlich auch vorher ab. Ist mir schon oft genug passiert. Ich frage mich auch, wie das den Leuten immer passiert, da muss man ja auch in irgendeiner Form abgelenkt sein.

Aber verantwortlich für die Misere sind m.E. die schlechten Verkehrsführungen für Fahrradfahrer. Auf besagter Straße kann ein Auto relativ unbehelligt geradeaus fahren, als Fahrradfahrer hab ich Parlplatzeinfahrten von rechts aus denen der Radweg regelmäßig ignoriert wird und an Kreuzungen Rechtsabbieger von links.

Standardprogramm ist jeden morgen aus dem Parkplatz erstmal bis zur Autobahnfahrbahn, dann den Radweg / Radfahrer bemerken und wieder in den Parkplatz zurücksetzen (wo am Ende schon das nächste Auto warte und man dem am Ende noch drauffährt. Unnötig zu erwähnen, dass die rote Radwegmarkierungen auf dem Boden natürlich auch nicht bemerkt wird.

Zum Glück ist das nur der letzte von 13km zur Arbeit. Auf die volle Pendelstrecke würde ich das nicht mitmachen.

/rant
 
Deswegen taugen fahrbahnbegleitende Radwege nix. Wenn, dann auf die Fahrban und bei jeder Kreuzung mit rotem Streifen, damit jedem vor dem Abbiegen geradausfahrende Radfahrer ins Gedächtnis gerufen werden.
 
Es ging schon auch um den ländlichen Bereich
Ich wohne 10 km von der nächsten (170.000-Einwohner-)Stadt entfernt.
Der Bus fährt 3 x am Tag in die Stadt und (iirc) 4 x aus der Stadt raus. In den Ferien weniger, am Samstag weniger am Sonntag gar nicht.
Wenn ich mit dem Auto in die Arbeit fahre, brauche ich etwa 20 Minuten. Mit dem Bus 1 h mehr.
(Und da sind noch keine Kinder im 5 km entfernten Kindergarten)

Wie willst Du sowas mit ÖPNV darstellen, ohne dass der mehr braucht als die ganzen jetzt benutzten Autos?
Denn Quintessenz ist: je besser die Infrastruktur für ÖPNV, Rad und Fußverkehr, desto mehr profitieren diejenigen davon, die mit Auto fahren müssen oder wollen.
Dann wird das bei vielen (Groß)Städten nix, Erleichterungen für PKW sind da gerne mal ein rotes Tuch (der MIV soll ja nicht attraktiver gemacht werden, sondern möglichst mies - damit der ÖPNV wieder besser dasteht)!
 
(Und da sind noch keine Kinder im 5 km entfernten Kindergarten)
Meine Kinder sind mit mir die 5km ab 4 Jahren jeden Tag selbst gefahren. Allerdings lag es auch halbwegs auf dem Arbeitsweg, so dass ich wenig Umweg hatte (<2km).

Es geht so vieles mehr, wenn man eben nur möchte und seinen Horizont erweitert.
Wenn wir Freunden, Kollegen oder Bekannten berichten, dass wir mit 1 Auto auskommen, dann wird erstmal gestaunt, was die Kinder fahren überall mit dem Fahrrad hin? Wie geht das denn?

Es geht, aber Auto ist eben bequemer: Das ist es auch mit großem Abstand.
Ist bequem aber auch besser? Besser im Sinne der Gesundheit? Besser im Sinne der Sozialverträglichkeit? Besser im Sinne der Nachhaltigkeit? Ganz klares nein.
 
Ich lege das inzwischen oft drauf an, eine Vollbremsung zu provozieren, weils mir echt langsam zu blöd wird. Habe kurz vor der Arbeit auch eine Ampelkreuzung, ich muss am Radweg gerade weiter und ein Rechtsabbieger kann den kerzengeraden Radweg im Außenspiegel problemlos auf einige hundert Meter einsehen, lange bevor man im toten Winkel ist. Stehe da selber oft genug mit dem Firmenwagen. Dennoch wird der Radweg zu gefühlt 70% ignoriert. Entweder man ist schon vorne an der Ampel und hat Glück im Sichtbereich des Autofahrers zu stehen, wenn man aber gerade erst angefahren kommt und die Autos mit dem Abbiegen anfangen und natürlich keinen Schulterblick machen halte ich immer öfter mit Absicht drauf, um dann bei den Autofahrern, die mich vllt. doch noch im Augenwinkel sehen, ne Vollbremsung zu erwzingen. Ich sehe da langsam keine andere Möglichkeit, um so grundlegende Verkehrsregeln mal wieder ins Gedächtnis zu bringen.
Aber ich riskiere natürlich nicht überfahren zu werden, sondern bremse halt möglichst knapp vor dem Auto ab.

Hab echt keinen Bock, immer einzubremsen, weil ich auf ne gerade grün werdende Ampel zu fahre und sich jeder Abbieger nen Mist um den Radweg mit Vorrang neben ihm interessiert.

Auffällige Kleidung bringt da im übrigen eh nix, weil man sich ja garnicht die Mühe macht, nen Schulterblick zu riskieren. Ampel geht auf grün und es wird einfach losgefahren und abgebogen.

Aber natürlich achte ich auch immer genau drauf, was der andere macht. Ich lass mich sicher nicht von nem rechtsabbiegenden LKW überfahren sondern bremse da natürlich auch vorher ab. Ist mir schon oft genug passiert. Ich frage mich auch, wie das den Leuten immer passiert, da muss man ja auch in irgendeiner Form abgelenkt sein.

Aber verantwortlich für die Misere sind m.E. die schlechten Verkehrsführungen für Fahrradfahrer. Auf besagter Straße kann ein Auto relativ unbehelligt geradeaus fahren, als Fahrradfahrer hab ich Parlplatzeinfahrten von rechts aus denen der Radweg regelmäßig ignoriert wird und an Kreuzungen Rechtsabbieger von links.

Standardprogramm ist jeden morgen aus dem Parkplatz erstmal bis zur Autobahnfahrbahn, dann den Radweg / Radfahrer bemerken und wieder in den Parkplatz zurücksetzen (wo am Ende schon das nächste Auto warte und man dem am Ende noch drauffährt. Unnötig zu erwähnen, dass die rote Radwegmarkierungen auf dem Boden natürlich auch nicht bemerkt wird.

Zum Glück ist das nur der letzte von 13km zur Arbeit. Auf die volle Pendelstrecke würde ich das nicht mitmachen.

/rant
sehr guter Beitrag, finde ich klasse.
Das beschreibt einfach sehr schön, wie die Situation in vielen Städten ist. Da haben Verkehrsplaner, die noch nie selbst auf dem Rad gesessen haben können und die reinsten Sesselpupser sind, einen Radweg hingezaubert und fühlen sich ganz toll dabei und dann wundert man sich, wieso das nicht zu einer Verbesserung der gesamten Situation beiträgt.
 
Boah, viel Text.

Danke an Dilettant für die Ursachen vs. Sexismus Feststellung. Mir geht es überhaupt nichts ums Geschlecht, gut/schlecht/dumm sondern um die Fakten. Menschen haben nun mal unterschiedliche Eigenschaften. Z.B. sind Frauen auch i.d.R. deutlich kommunikativer. Wir bekommen ja auch immer wieder Anschreiben, u.a. von einem Vater einer Ärztin, die bei einem typischen Abbiegeunfall mit einem LKW ums Leben kam. Er klagte auch wegen fehlender aber verfügbarer Abbiegeassistenten, denn seine Tochter hätte nicht sterben müssen. Meiner Auffassung nach fahren nach wie vor viel weniger Frauen Rad als Männer. War bislang in allen meinen Firmen und Schulen so. Es gibt auch erheblich weniger Radsportlerinnen und Triathletinnen.

Im Ernst: Wäre ich LKW-Fahrer und würde nichts sehen, würde ich max. eine Fahrt lang supervorsichtig mit vielleicht 3 km/h abbiegen, ggf. auch anhalten und mal aus dem Beifahrerfenster linsen, ob wirklich frei ist. Die FAHRLÄSSIGKEIT des blinden Abbiegens, die ich tagtäglich bei LKW-Fahrern sehen kann (Tipp: Duisburg-Videos auf Youtube von Wolfgang Dewald), würde ich nicht akzeptieren. Ich würde am selben Tag meinem Chef sagen, dass ich ohne Abbiegeassistenten oder Beifahrer keine Tour mehr machen würde. Aber dann? Wäre ich den Job los!

Der Bund weiß das, die Abbiegeassistenz-Pflicht kam kurz nach der o.g. Klage. Alte LKW biegen nach wie vor blind und oft viel zu schnell ab. Jetzt wird überall rumgedoktert. Schrittgeschwindigkeits-Abbiegen, wobei etliche das mit Sprinttempo zu verwechseln scheinen.

Es funktioniert nicht! Die Strafen sind einfach viel zu lasch! Die Fahrer wie auch ihre Bosse sind viel zu oft fahrlässig, klären nicht auf, statten nicht aus, fordern Rekordtempi und zahlen auch noch schlecht!

Meine Lösungen:

Wenn Geradausradler rechts von Rechtsabbiegern fahren müssen, dann nur so, wie bei mir in Nürtingen - s.u.. Separate Rechtsabbiegespur, die so lange rot ist, wie Radfahrer Grün haben und zwar links von diesen, dann ist keine Querung nötig. Geradeausspur hat grün und läuft erst nach der Kreuzung mit dem Radfahrstreifen wieder zusammen. Funktioniert seit zig Jahren perfekt und hat den Vorteil, dass Radfahrer auch exklusiv nach rechts abbiegen können.

Wenn nur eine Spur möglich und Radweg/Radstreifen vorhanden, dann muss letzterer so lange rot haben, wie Rechtsabbieger grün haben. Das bringt Verzögerungen aber Sicherheit. Schwierig zu vermitteln.

Bei hoher Verkehrsbelastung helfen demnach nur Brücken oder Tunnel wie z.B. in Reutlingen beim Bosch

Die Kreuzung bietet alle Variationen, aber man kommt als Radfahrer exklusiv mit Fußgängern ungehindert durch.

Und deshalb meine Diskussionsbitte auf Twitter. Es geht schon, wenn man will und MUSS! Menschenleben riskieren DARF nicht toleriert werden! An jedem Abbiegeunfall sind verschiedene Personen schuld. Meist aber am wenigsten der, von dem man selbstverständlich erwartet, dass er/sie doch mal bremst und wartet!
 

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  • NT-Kreuzung_Neuffener.jpg
    NT-Kreuzung_Neuffener.jpg
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Ich lege das inzwischen oft drauf an, eine Vollbremsung zu provozieren, weils mir echt langsam zu blöd wird. Habe kurz vor der Arbeit auch eine Ampelkreuzung, ich muss am Radweg gerade weiter und ein Rechtsabbieger kann den kerzengeraden Radweg im Außenspiegel problemlos auf einige hundert Meter einsehen, lange bevor man im toten Winkel ist.
Ich habe nicht geschrieben, dass ich das nicht ebenso durchführe. Aber ich gehe davon aus, dass sie mich nie gesehen haben, weil sie keinen Schulterblick machen usw.
Aktuell ist ein Pendelweg täglich im Dunkeln, da wil ich die Lichthupen-Funktion der Lupine Nano nicht mehr missen.
Im Schnitt klopfe ich sicherlich auf drei Autos die Woche. Im Interesse meines eigenen Wohlbefindens und Blutdrucks habe ich mir aber angewöhnt, den Autofahrern, die mir die Vorfahrt gewähren, den Daumen hoch zu zeigen. Früher habe ich mit einem anderen Finger kommuniziert.
 
In welche Richtung?
Wenn man spezielle Risikogruppen identifizieren kann, dann natürlich in Richtung ebendieser Risikogruppen. Man könnte versuchen herauszfinden, warum bestimmte Gruppen häufiger oder seltener Opfer werden und das Wissen über die offenbar wirksamen Vermeidungsstrategien unter die Gefährdeten bringen. Bspw. über Werbespots in TV und Social Media.

Ja, das ist quasi "Armlänge" für Radfahrer. Ich spüre schon den Shitstorm. Es kann auch nicht die einzige Lösung sein; es kann nicht die sinnvolle und risikoarme Gestaltung von Radverkehrswegen oder die Zurückdrängung des MIV ersetzen. Aber es kostet nicht viel und ist vermutlich effizient und schnell umzusetzen.
 
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