Hoffentlich gefährdet Dummheit nicht auch die Hauptschlagader der deutschen Wirtschaft.
Ich befürchte zunehmend, so mancher Industriezweig mit angeschlossener "Hauptschlagader" ist gesamtgesellschaftlich betrachtet bestenfalls als Dummheit anzusehen. - Aber so lange der Profit ganz oben steht ...
Mir kommt da öfter mal ein nicht ganz unbekanntes Zitat in den Sinn:
“Ob eine Stadt zivilisiert ist, hängt nicht von der Zahl ihrer Autobahnen und Schnellstraßen ab, sondern davon, ob ein Kind auf dem Dreirad unbeschwert und sicher überall hinkommt.” – Enrique Penalosa
Gestern hatte ich eine nicht wirkliche "Konfliktsituation", die aber auf ähnlich geistigen Tiefstand hindeutet:
Ich fahre mit dem Rad im innstädtischen Berufsverkehr mit. - Es geht nicht wirklich fix und öfter mal mit totalem Stillstand. "Rad frei" auf dem Gehweg war auch nicht empfehlenswert, da haufenweise Touristen aus den Bussen gespuckt wurden oder darauf warteten, wieder von den Dingern "gefressen" zu werden.
Ich also "schön" im Verkehrsfluß mit, hupt es hinter mir. - Nun gut, ich fühlte mich nicht angesprochen. Es hupte wieder. - Nun, vielleicht will der ja wen Grüßen? Dann hupte es hinter mir öfter, in immer kürzeren Abständen. Ich drehe mich um, zeigt der laufend auf mein Rad. Oder auf mich? Schlecht zu erkennen.
Aber ok, vielleicht stimmt ja etwas an meinem Rad nicht. Da wir ohnehingerade rumstehen, steige ich ab und betrachte mein Rad von allen Seiten. Luft ist drauf, die Räder fest. ... Hupt der Knabe wieder.
Ich schaue ein wenig ratlos und zucke die Schultern. (Mache ich auch zu gerne mal, wenn mir ähnliches auf einer 30er Straße passiert. - Könnte ja doch mal etwas am Rad kaputt sein.)
Da hängt sich der Oberkörper aus dem Seitenfenster und brüllt mich an: "Ihr Radfahrer bremst den ganzen Verkehr aus!"
Was hat der getrunken? Sieht der die Blechlawine nicht?
Ich brauchte gar nicht zu antworten. Ruft ihm ein Fußgänger zu: "Heh, du bist doch der Stau!" Die ganze Rentnertruppe (Bustouristen?) lacht, der Oberkörper fährt wieder in sein Schneckenhaus zurück und die letzten paar hundert Meter, die ich in die Richtung noch so weiter stoppe und fahre, hupt es hinter mir nicht mehr.
Da sage noch einer, es gäbe keiner Radfahrerlobby.