Ich habe 1987 als Schüler mit einem ordentlichen Mittelklasse-Rennrad der Hausmarke eines örtlichen Händlers angefangen, weil ich eben ein richtiges Rennrad mit selbstausgesuchten Teilen wollte, und kein halbgares Hercules, Kettler oder Winora. Der Preis war fair und lag trotzdem über dem meines ersten Autos einige Jahre später. Dieses Rad hat mir viel Spaß gemacht und ich war unter meinen Mitschülern sicher einer der schnelleren Fahrer, aber bei weitem nicht der beste. Sonderlich zielgerichtet trainiert habe ich schon damals nicht, mir ging es eher um schönes Fahren auf einem schönen, halbwegs aktuellen Rennrad.
Der Rahmen dieses Rades bekam eine leichte Stauchung bei einem spektakulären Unfall, ist aber bis heute fahrbar und diente als Ausrede für meinen Vater, ebenfalls (wieder) mit dem Radsport anzufangen ("Den darf der Junge nicht mehr fahren, der ist gefährlich."). Ich kaufte mir den gleichen Rahmen ein zweites Mal, und wir hatten kurz darauf zwei sehr ähnliche Räder. Dann ging es auch schon los mit der Smolik-Lektüre in der damaligen "Tour"; wenig später hatten wir dann selbstgebaute Laufräder und bearbeitete Kurbeln, die heute noch leben bzw. benutzt werden.
Rahmen Nr. zwei endete 1989 endgültig bei einem anderen Unfall und wurde ersetzt durch einen weißen Gios Professional, den es gewissermaßen im Ausverkauf gab, weil ihn jahrelang niemand haben wollte - er war halt nicht blau. Machte damals 360 Mark. Die meisten Teile habe ich vom anderen Rad übernommen und meinen ersten
Sattel "gesmolikt", den ich heute noch fahre.
Von diesen drei Rädern gibt es keine brauchbaren Bilder: Die Zeiten waren noch analog und ich war nie ein guter Fotograf.
Den Gios mochte ich wegen seines ultrasteilen Sitzrohrwinkels nie besonders und ersetzte ihn einige Jahre später durch einen wesentlich schlichteren Fort, den ich mattschwarz lackierte und mit überwiegend schwarzen Teilen fuhr. Ich fand ihn ebenfalls unangenehm und ersetzte ihn schon bald durch einen Ausverkaufsrahmen der Eigenmarke des örtlichen Händlers, der dummerweise lila war und dringend umlackiert werden musste. Damit hatte ich schon bei einigen anderen Rahmen (u.a. für meinen Bruder) und einem Auto Erfahrung gesammelt. Heraus kam mein bis heute liebstes Rad, das vielleicht als einziges als "zeitgenössisch korrekt" durchgehen kann:
Weil er sich so schön fuhr, besorgte ich den gleichen Rahmen nochmal für meinen Vater und lackierte ihn ebenfalls um - so hatten wir dann wieder "Schwesterschiffe" mit ähnlichem Aufbau und ähnlichem Muster auf unterschiedlichen Grundfarben. Leider davon wieder kein Foto.
Mit dem Gios war ich einige Jahre im Alltag unterwegs, er war mittlerweile hellgrau und ich mochte ihn niemals wirklich gern. Er ist längst ausrangiert, aber noch vorhanden.
Der Fort, nun ebenfalls hellgrau, ersetzte ihn schließlich im Alltag, aber mit Schutzblechen, Dynamo und all den Teilen, die ich niemals leiden konnte (z.B. Campa Ergopower). Dieses Rad war einige Jahre bei meinem damaligen Nachbarn als dessen einziges Verkehrsmittel, nachdem er seinen Führerschein gewissermaßen auf Lebenszeit verwirkt hatte. Und nein, für das Sofa kann ich nichts.
Bis dahin hatte ich selbst immer nur maximal zwei einsatzfähige Fahrräder: Zum Fahren, zum Schrauben und Ausprobieren, und eins davon auch zum Anschauen. Beide hingen meistens in meiner Wohnung an der Wand.
Parallel hatte ich ein ziemlich schönes Van Tuyl mit Gilco-Rohrsatz für meine damalige Schon-Nichtmehr-Freundin lackiert und aufgebaut, mit der ich noch viele Jahre lang gut befreundet war. Zuvor hatte sie schon ein sehr gutes Touren- und Alltagsrad bekommen, das sie vermutlich heute noch benutzt. Das Van Tuyl war bei ihr immer in erster Linie nur Vorzeige- und Anschauungsobjekt, wurde eher selten zielgerichtet benutzt und kam irgendwann aus Platzmangel zu mir zurück. Weil wir gleich groß sind, passt es mir natürlich auch und wird auch ab und zu gefahren, obwohl ich es offiziell nur pflegen und nicht benutzen darf. Der Kontakt zur Frau ist vor sechs oder sieben Jahren abgebrochen, das Van Tuyl ist immernoch hier.
Weitere Rahmen und Räder landeten dann oft unverhofft bei mir: Geschenkt bekommen oder für ganz wenig Geld bzw. ein Abendessen vor dem Wegwerfen gerettet, in einem Fall auch einem Freund abgekauft aber jahrelang nie benutzt usw.
Aus einem davon entstand das Durifort, weil ich schon immer mal an 'nem Rahmen rumlöten wollte. Hat Spaß gemacht, wird aber mittlerweile kaum noch gefahren:
https://www.rennrad-news.de/forum/threads/aus-schrott-mach-neu-aufbau-eines-durifort-888.85834/
Durch einen Freund kam ich schließlich auf die L'Eroica und wollte unbedingt auch mal mitfahren. Moderne Fahrräder haben mich seit den 2000er Jahren eigentlich nicht mehr interessiert, aber ich wollte auch keins von meinen auf Feldwegen verheizen, also habe ich mit einem geschenkten "Schlachterahmen" die Rote Ratte aufgebaut.
Aus der Eroica-Teilnahme wurde mehrmals nichts, u.a. wieder mal wegen eines spektakulären Unfalls kurz vor der Abreise. Dabei fällt mir gerade auf, dass ich statistisch an jeden zweiten solchen Stunt wirklich völlig unschuldig war. Die Rote Ratte war aber wieder ein Rad, das ich nie wirklich mochte und das mittlerweile überwiegend im Winterdienst fährt:
https://www.rennrad-news.de/forum/threads/rote-ratte-reaktiviert.148757/
Das letztendliche Eroica-Rad kam aus Frankreich, taugt erstaunlich viel und wurde anschließend mein Altagsrad:
https://www.rennrad-news.de/forum/t...ch-neu-teil-2-der-unbekannte-franzose.141611/
Irgendwann werde ich es vielleicht sogar lackieren...
Das Fort kam zwischenzeitlich in sehr verbrauchtem Zustand zu mir zurück, wurde noch ab und zu benutzt und schließlich geschlachtet, um mit einigen Teilen einem Freund in akuter Zweiradnot auszuhelfen:
https://www.rennrad-news.de/forum/threads/nothilfe-für-einen-freund-das-null-euro-stadtrad-rostiger-teilemix-mit-gold.149575/
Es lebt also in Teilen weiter, und sein Fahrer mag die elenden Ergos sogar, aber das geht mich jetzt nichts mehr an.
Die ultimative Rennmaschine des Todes gibt es natürlich auch noch, und sie wartet auf neue Abenteuer:
Alles alter Mist? Nix Gutes, Tolles, Teures dabei? Stimmt!
Aber hey, immerhin habe ich gerade ein für meine Verhältnise modernes, echtes Profirad zusammengebaut - auf dem Stand der späten 90er/frühen 2000er, ergänzt um topaktuelle Tubeless-Räder! Das ist doch mal was!
Den Rahmen hatte ich damals, als er noch neu und wirklich aktuell war, für einen guten Freund so lackiert und ihm einige Jahre später abgekauft; seitdem stand er immer nur im Regal und ich hatte keinen so richtigen Plan dafür. Das Rad fährt sich sehr gut, wird aber vielleicht nächsten Sommer an einen Kollegen verkauft.
Kurz zusammengefasst: Das war alles keine Absicht, das ist halt einfach so passiert!