Knapp eine Woche nach der Heimkehr kam mir heute beim Radeln die Frage in den Sinn: was ist das eigentlich, dieses Gaiole? Weshalb komme ich nach dieser Woche nach Hause und bin einfach glücklich? Kurz? Was macht Gaiole zu Gaiole und ist für mich mit keiner anderen Radveranstaltung vergleichbar?
Was also ist Gaiole? Es sind in erster Linie die Menschen und die Begegnungen. Wie bei einem grossen Familienfest kennt man längst nicht alle, aber jedes Mal mehr. Die Leute lachen mir auf der Via Roma zu und manchmal sitzen sie mir ein paar Minuten später bei einem Espresso vor dem Cafe Central oder beim Aperol Spritz auf der Mauer vor der Jolly Bar gegenüber. Come stai? Tutto bene, grazie. Das reicht oft. Salute!
Der kleine Ort macht die Atmosphäre im frühherbstlichen Licht einzigartig. Volle Gassen nur an zwei Tagen, sonst der Postbote und die Keramikverkäuferin vor dem Cafe. Dann aber Volksfest, alle auf der Gass'. Frauen, Kinder, alte Männer. Und mittendrin ein Haufen Radfahrer. Alle schauen, alle werden bewundert. Meist für die Schönheit des nebenhergeschobenen Rades, oft für die eigene. Italien, du hast es besser! Ciao, bella Signora! Sie lacht sogar zurück. Das Leben ist schön und leicht. Das ist Gaiole.
In diesem Jahr noch mehr. Eine Einladung von Rolf. Es sollte ein Grillabend werden, es wurde ein Fest! Danke, Rolf. Die Tische haben sich gebogen, das Essen war fantastisch, der Wein und die Spirituosen machten die Beine am nächsten Tag schwer, aber das war heute egal. Prost Rolf. Der Abend hallt bei mir noch lange nach.
Der Markt. Buntes Treiben, viel Bling Bling, meist italienisch. Doch es geht auch günstig. Man muss nur suchen. Wo so viel ist, sind auch echte Schätze. Das schönste: die Händler sind oft untereinander befreundet, man kennt sich von vielen Veranstaltungen, doch hierher kommen sie besonders gern. Es ist ein großes Hallo und come stai! Gemischt mit Domo arrigato, hello, my friend und Salut, Monsieur! Es ist viel mehr als nur Kommerz, es ist ein Treffen, ein tauschen und quatschen. Mei, wie die Zeit vergeht! Irgendwie ist morgen schon Sonntag. Ein Glas weniger, der Laune tut das nix. Ach ja, der Schotter, manchmal tut er schon weh, aber dann: dreckverschmiert in der Jolly Bar. Ein Bier und neben mir sitzt Erik Zabel. Prost mein Lieber. Wie liefs bei dir?! Das ist normal, in Gaiole. Danke, dass ich wieder da sein durfte. Ich heule vor Glück, wirklich! Jetzt gerade! Bis nächstes Jahr.