Müsste sich nach einem so warmen Sommer nicht die Ozeane&Meere überdurchschnittlich aufgewärmt haben? Also sich demnach auch der Wärme-Abklang entsprechend verzögern? Weil das ja im Winter>Sommerübergang eine Rolle spielt.
Ja, das haben sie, und zwar in beängstigendem Maße. Hier die Amomalien der Wassertemperaturen global gesehen :
Und nun wird es kompliziert, weil du ja den Übergang Sommer -> Winter angesprochen hast. Normalerweise funktioniert das im Herbst & Winter folgendermaßen : Kaltes Wasser aus der Baffin Bay bei Grönland fließt via Labradorstrom nach Süden. Bei Neufundland trifft dieses Wasser mit warmen Wasser des Golfstrom zusammen. Diese Gegensätze lassen starke Tiefdruckgebiete entstehen die dann mit der sog. Westwinddrift über den Atlantik nach Europa ziehen und hier für das meist milde Winterwetter sorgen.
Also : Starke Gegensätze sind Tiefdruckfördernd, schwache Gegensätze sind Hochdruckfördernd.
Wie man oben sieht haben wir bei den Azoren ( findet man wenn man einfach von Portugal aus ne gerade Linie nach Westen zieht ) warmes Wasser und bei Neufundland und der Ostküste der USA sehr warmes Wasser. Südlich von Island aber sehr kaltes Wasser, der sog. "Kalte Fleck". Die Klimaforscher sind sich noch nicht einig was diese Kälteanomalie verursacht hat. Jedenfalls hindert dieser kalte Fleck das warme Wasser des Golfstrom daran, weiter von der Ostküste der USA an Grönland vorbei bis nach Isand und in den arktischen Raum zu ziehen. Ein Ast des Golfstrom its u.a. dafür verantwortlich, daß das Meer rund um Spitzbergen eisfrei beibt.
Man sieht aber auch daß die Wassertemps von den Azoren über die Britischen Inseln und an Skandinavien vorbei bis in den arktischen Raum viel zu hoch sind. Zusammen mit den Lufttemps, die ebenfalls zu hoch sind, entsteht ein riesiges Hochdruckgebiet daß den Atlantik quasi "abriegelt" und den Tiefdruckgebieten von Neufundland aus kommend den Weg nach Europa versperrt.
Die Kaltluft, die es natürlich immer noch im aktischen Raum gibt, muss aber irgendwo hin. Und diese Luft ist trotz Klimaerwärmung immer noch "schweinekalt". Meistens wählt die Luft aus schlichten physikalischen Gründen den Weg des geringsten Wiederstands - nämlich über Landmasse, entweder über die Nordamerikanische, die Russische oder die Skandinavische. Sie wandert "meridional", also entang der Längengrade. Sie kann nicht anders, denn der Atlantik ist wie oben angesprochen "abgeriegelt" und der Weg West-> Ost und umgekehrt versperrt.
Und wenn diese Kaltluft nun über die Skandinavische Landmasse wandert, was kommt dann irgendwann? Richtig, Mitteleuropa. Der kurze Weg über die Nord-und Ostsee entzieht der Kaltluft kaum Energie, und wir werden mit richtig kalter Luft geflutet.
Und so kann es passieren daß Mitteleuropa trotz globaler Klimaerwärmung in den kommenden Jahren mit sehr kalten winterlichen Abschnitten rechnen muss.
Im Moment ist es so daß die atlantischen Tiefdruckgebiete regelrecht gegen dieses derzeit bestehende Bollwerk anrennen. Sie "knabbern" den Hochdruck an und irgendwann werden die Tiefdruckgebiete durchbrechen und uns vielleicht wieder einen milden Winter schenken.
Wenn, ja wenn da nicht die Scheeschmelze in Grönland wäre! Durch die Klimaerwärmung schmilzt der Grönländische Eisschild. Besonders stark auf der Seite, die Kanada zugewandt ist. Dort befindet sich auch die oben erwähnte Baffin Bay und der Labradorstrom. Wenn Schnee schmilzt, fließt Süßwasser in den Labradorstrom ein. Süßwasser verlangsamt aber den Labradorstrom, dieser befördert weniger Kaltwasser gen Süden nach Neufundland, viemehr angewärmtes Wasser, und wenn dieses angewärmte Wasser vor Neufundland auf das warme Wasser des Golfstrom trifft sind die Gegensätze nicht stark genug um atlantische Tiefdruckgebiete entstehen zu lassen, bzw. die, die entstehen, sind zu schwach für den Weg über den Atlantik. Und dann wird`s bei uns auch kalt, weil dann nämlich Kaltluft aus Nord oder Ost besser nach Mitteleuropa vordringen kann - weil der atlantische Tiefdruck fehlt.
Dann gibt es nur noch eine Möglichkeit für einen milden Winter - eine Südwestlage. Diese kann bei einem abgeriegelten Atlantik recht gut entstehen, und zwar dann, wenn arktische Kaltluft an Mitteleuropa vorbei in Richtung der Azoren geführt wird. Kalte Luft trifft auf warmes Wasser bei den Azoren, es entstehen Tiefdruckgebiete die auf ihrere Vorderseite milde und sehr feuchte subtropische Luft nach Mitteleuropa führen. ES wird dann bei uns sehr mild aber auch sehr regnerisch.