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Der Tubeless-"Hass"-Faden oder: Technik zwischen Marketing und Realität

lagaffe

Giftick
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In der Regel bin ich sehr geduldig. Aber auch mein ziemlich ausgedehnter Langmut findet irgendwann einmal seine Grenze.

Heute wurde diese Grenze bei der mal wieder erfolglosen Montage von Tubeless-Reifen erreicht. Zeit für ein "TUBELESS" Fazit:

Eigentlich ist es eine charmante Idee: Die Schwachstelle Nummer eins beim Fahrradreifen, nämlich der Schlauch wird einfach weg gelassen und der Reifen wird so ausgelegt, dass er möglichst stramm sitzt und mit dem Felgenboden abdichtet. Kennt man vom Auto und Motorrad. Im MTB Bereich ist die "neue Technik" auch schon länger "etabliert". Beim Rennrad war der hohe Luftdruck ein Hindernis. Rein technisch hat man die Probleme eigentlich (!) soweit aber im Griff.

So weit die Theorie. In der Praxis ist ein gut funktionierendes System auch eine feine Sache. Aber ob man das hinbekommt, hängt mehr vom Zufall, als von allem anderen ab. Vor dem Fahren kommt die Montage und die mündet in neun von zehn Fällen in eine Zeit verschlingende Katastrophe. Und ich meine nicht, dass die Dinger ordentlich stramm sitzen können. Das müssen sie.

Idealfall: Reifen montiert, aufgepumpt, sitzt, auch ganz ohne Dichtmilch.

Diese Fälle kann ich an einer Hand abzählen:

Schwalbe ONE auf HED Jet Felgen, TUFO Comtura sowohl auf Yishun Carbon Felgen, wie auch auf DT Felgen und andere, außerdem ein WTB Exposure auf Velocity Aileron Felgen.

Und damit war es das auch.

Ich zähle Euch mal auf, was mir in der Werkstatt so begegnet ist, mit eindeutiger Wertung.

"Tubeless-Ready", "Tubeless-Easy" und wie man aus auch sonst nennen mag, soll erst in Verbindung mit Dichtmilch funktionieren. Aber man plempert die Soße rein mit offenem Ergebnis, zuweilen braucht es mehrere Tage um den Mist dicht zu bekommen, wenn es denn funktioniert:

Vittoria Corsa Graphene ( keine Ahnung mehr, wie die Tubeless Variante heißt): Einer hielt die Luft,der andere ließ ich gar nicht erst aufpumpen. Ersterer bildete aber kleine Latexbläschen an den Flanken, wie lustige, kleine Kaugummi-Bläschen. Die Dichtmilch habe ich mir dann gespart. Nicht tubelessfähig und Schluß.

Vredestein Aventura: Brauchte drei Tage um leidlich dicht zu sein. Es zieht auch weiterhin durch die Flanken. Durchgefallen. Der sonst eigentlich ganz schöne Reifen wird vom Besitzer nun mit Schlauch gefahren.

Schwalbe BlaBla Burton: Brauchte mehrere Tage um dicht zu werden. Auch im MTB Bereich ist die "etablierte" Technik doch noch ausbaubar. Hielt die Luft aber nicht wirklich lange. So lala.

Reifen, die nur schwer oder gar nicht zu befüllen sind:

Panaracer GravelKing Slick TLC, Semislick Plus TLC und andere: Auf ganzer Linie versagt. Halten die Luft nicht, oder sind gar nicht erst aufzupumpen. Ich habe irgendwo gelesen, dass irgendjemand irgendwann mal einen solchen "Problemlos" zum Laufen gebracht haben will.

Schon genannter Vittoria Corsa Graphene, irgendein Challenge ( fällt mir gerade nicht ein) und noch einpaar andere waren einfach zu locker auf der Felge. Ebenfalls Ausschuß.

Das waren ein paar Beispiele. Unter dem Strich ist es kaum vorhersehbar, ob man die Dinger überhaupt ordentlich montiert bekommt. Und diese komplett fehlende Zuverlässigkeit ist für mich durchaus ausschlaggebend.

Und noch ein Produkt, was ich aus dem Laden schmeiße: MilKit Tubeless Ventile. Eigentlich durchdacht, aber leider nicht zu Ende gedacht und dann doch schlecht umgesetzt: Die Ventile haben im Fuß eine "Membran", was schlicht eine geschlitzte Gummiabdeckung ist. Die wird mit einem Plastik-"Fortsatz" am Ventileinsatz geöffnet, respektive schließt sich bei zugedrehtem Ventil. Gut ist: Wenn man versehentlich den Einsatz herausdreht, entweicht nicht gleich die ganze Luft, aber man kann mit der ( Milkit-) Spritze den leicht mit Luft gefüllten Reifen mit der ( ziemlich guten ) Dichtmilch befüllen.
Kleine Anekdote: Das mit dem geringen Luftdruck sollte man ernst nehmen. Beim ersten Mal habe ich vergessen den Druck etwas abzulassen und mir schoß der Kolben entgegen und ich hatte die Dichtmilch komplett auf der Hose.

Aber: Die Ventileinssätze drehen sich leichter raus als einem lieb ist, und lassen sich auch garnicht wirklich fest eindrehen. Ist die Membran verklebt läßt sich das Ding schwer aufpumpen, die Plastik-Berlängerungen bleiben gerne da stecken und lassen die gerade eingefüllte Luft gleich wieder ab oder sie verschwinden irgendwie im Reifen.

Dafür, dass die Dinger auch noch ziemlich teuer sind, zwischen 29,00 und 36,00 Euro das Paar, machen sie entschieden zu viel Ärger. Der Werbeaufdruck "TubelessMadeEasy" ist der reinste Hohn.

BTW: Falls die jemand mag: Ich habe noch drei Pärchen, die ich für den EK plus UST gerne weiter gebe.

Ich finde die Idee, den Schlauch einfach weg zu lassen, an sich immer noch charmant. Aber die Umsetzung ist überwiegend katastrophal. Mal wieder werden Händler und vor allem die Kunden mit unausgegorenen, unreifem vollkommen zu Unrecht gehyptem Zeug zu oft im Regen stehen gelassen und das, nachdem sie nicht wenig Zaster dafür hingelegt haben.

Meine Empfehlungen lauten:

Tubeless ist nicht "Sorglos" oder gar Alltags-tauglich und ausschließlich für entsprechend Technik-affine Nutzer geeignet. Wer nicht selber gerne mit Reifen hantiert: Finger weg!!

Wenn der Reifen erst mit Dichtmilch dicht wird, dann ist Vorsicht geboten. Das kann ein Dauer-Ärgernis werden.
Nur ein System, was man bedenkenlos ohne Dichtmittel fahren könnte, ist meiner Meinung nach wirklich geeignet. Dann wird die Dichtmilch zu einem netten Extra.

Traditionell aufgebaute Reifen sind, auch wenn sie anders angepriesen werden, offensichtlich niemals tubeless-geeignet.

Für mich steht fest, dass ich Tubeless nur dann weiter verfolgen werde, wenn ich zuverlässige "Paarungen" kenne. Bei dem Riesen-Angebot, vor allem im Bereich Gravel, ist das aber kaum zu evaluieren.

Als ich den Titel erstellt hatte, hatte ich wirklich einen dicken Hals, deswegen bleibt der erst einmal.
 

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Re: Der Tubeless-"Hass"-Faden oder: Technik zwischen Marketing und Realität
Hilfreichster Beitrag geschrieben von lagaffe

Hilfreich
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Volle Zustimmung!
Tubeless ist nur was für ganze Kerle.
Ist wie bei Fischermens friend. Sind sie zu stark, bist du zu schwach!
ICH GEBE NICHT NACH! ICH GEBE NICHT AUF!
Daher fahre ich tubeless auf allen Bikes mit Milkit.
¡No pasarán!
 
Hilfreichster Beitrag geschrieben von lagaffe

Hilfreich
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Mein "Erlebnis" mit Dichtmilch. Ein junger Radkollege hatte sich vor einigen Jahren ein MTB mit Tubeless Reifen zugelegt und er war schwer begeistert. Wir sind dann in den Wald, er hatte einen Schaden, wo auch Dichtmilch überfordert war. Nette Sauerei mit finalem Schlaucheinziehen. Er war dann nicht mehr so begeistert.

Für mich am Renner mit höheren Drücken und wg. mehrerer Räder keine Lösung, die ich haben möchte.
Sicher eine tolle Sache, wenn das Heckmeck bei der Montage mit Aufpumpen und Abdichten und Nachfüllen von Dichtmilch nach einiger Zeit nicht wäre. Aber das ist zur Genüge in vielen Fäden behandelt worden.
Deshalb Hater? Mein Gott......
 
Die Montage war bei mir immer problemlos, aber trotzdem habe ich schon einige schlechtes Erfahrungen gemacht, mit Beschädigungen die über wieder aufgegangen sind. Ich habe somit auch so meine Zweifel an dieser Technologie. Auf der anderen Seite bin ich damit noch nie liegen geblieben. Was mich aber an meisten stört ist, das die Tubeless Reifen unverhältnismäßig mehr kosten.
 
Ich habe durchweg gute Erfahrungen mit Tubeless gemacht. Hat ein wenig gedauert bis es sorglos lief, aber jetzt läuft es.
Keiner zwingt jemanden Tubeless zu fahren, der Sinn des Fadens erschließt sich mir in keinster Weise.
 
Die Milkit Ventile haben mich auch schon genervt.
Den Ventilschaft soll man ja nur mit Hand in die Felge Schrauben. Wenn man dann den Ventilkern so einschraubt, dass er dicht ist und sich auch mit einem Pumpenkopf zum Aufschrauben nicht gleich wieder löst, kann es sein das man den Schaft lockert. Wenn man es nicht gleich bemerkt tritt dort langsam Luft aus. Und nein, an der Stelle dichtet die Milch eher weniger, zumindest bei mir. 🤬


Keiner zwingt jemanden Tubeless zu fahren, der Sinn des Fadens erschließt sich mir in keinster Weise.
Der Sinn des Fadens ist, dass man auch mal sagen darf das eben bei Tubeless nicht immer alles super funktioniert.
In anderen Themen wird man bei kleinsten Bedenken zu Tubeless ja gleich immer von einer ganzen Schar Tubelessjüngern nidergemacht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe durchweg gute Erfahrungen mit Tubeless gemacht. Hat ein wenig gedauert bis es sorglos lief, aber jetzt läuft es.
lasse die Hater hier in in Ruhe auskotzen. Das ist so für Alle besser, als wenn die die Tubeless Fäden vollspammen. Im Gegenzug sollten wir Tubeless Liebaber sie hier in Ruhe lassen
 
Zuletzt bearbeitet:
@ lagaffe
habe beim Durchlesen deines T-H-Fadens öfters gelacht, weil mir der selbe Scheiß passiert ist.
Zu schwach den Spritzenkolben gehalten und danach ausgesehen als hätte ich in einem Schmudelporno mitgemacht (mehr auf der Damenseite).
Aber aus Fehlern lernt man.
Je breiter der Reifen und je weniger Druck, desto besser ist das Tubeless-System. Breite Reifen gehen leicht auf die Felge und halten gleich dicht. Beim Gravel zumindest kein Probleme (max 3 bar). Beim Rennrad fahre ich auch nur max. 5 bar.
@ dopero
Reifen beim ersten Aufpumpen auf max zul. Felge / Reifen aufpumpen.
Die Luft im Reifen drückt das Ventil dann fest in den Felgensitz.
Schraube dann handfest anziehen. Luft dann auf "Normaldruck" absenken. Das Ventil sitz dann richtig fest.
 
lasse die Hater hier in in Ruhe auskotzen. Das ist so für Alle besser, als wenn die die Tubeless Fäden vollspammen. Im Gegenzug sollten wir Tubeless Liebaber sie hier in Ruhe lassen
Naja nur weil man seine schlechten Erfahrungen teilt, ist man nicht gleich ein Hetzer oder kotzt sich aus.
 
Naja nur weil man seine schlechten Erfahrungen teilt, ist man nicht gleich ein Hetzer oder kotzt sich aus.
schon klar. Ich meine damit keinesfalls konstruktive lösungsorientierte Beiträge. Ich ärgere mich nur immer darüber wenn man solche Probleme diskutiert, immer irgendein Schlaumeier daherkommt um erklärt das mit Schlauch fahren doch viel besser und problemloser ist. Und immer so ein Unterton mitschwingt, das die Tubeless Fahrer wohl leicht bekloppt sind. Solche Posts haben dann in Zukunft ihr eigenes zu Hause ;) Und das find ich gut
 
Also ich habe den panneracer slick tlc auf einer Dt swiss cr 1600 ohne kompressor dicht bekommen. Erstmontage mit Schlauch, so dass eine Seite fest im horn sitzt. Dann vorsichtig Schlauch raus. Und aufgepumpt. Dicht. War mein erster Versuch mit tubeless
 
Also ich habe den panneracer slick tlc auf einer Dt swiss cr 1600 ohne kompressor dicht bekommen. Erstmontage mit Schlauch, so dass eine Seite fest im horn sitzt. Dann vorsichtig Schlauch raus. Und aufgepumpt. Dicht. War mein erster Versuch mit tubeless

Ähnlich bei mir.
Erstversuch bei Tubeless. Sofort dicht.
Das mag bei schmaleren Reifen und höherem Druck anders aussehen.
Im Falle einer Panne bekomme ich den Reifen relativ leicht runter.
Inzwischen ein Jahr in Betrieb und null Probleme.

20200325_160134.jpg
 
@ dopero
Reifen beim ersten Aufpumpen auf max zul. Felge / Reifen aufpumpen.
Die Luft im Reifen drückt das Ventil dann fest in den Felgensitz.
Schraube dann handfest anziehen. Luft dann auf "Normaldruck" absenken. Das Ventil sitz dann richtig fest.
Ist klar das ein Tipp in der Art "Du bist unfähig" kommen musste.
Das ist genau das, was man sich in diesem Faden bitte sparen sollte.
 
Jeder Hass-Faden ist überflüssig wie ein Kropf, genau wie die Diskussionen darüber ob etwas jemanden taugt, wenn es einem selbst nicht taugt. Ein gerüttelt Maß an Gelassenheit und gegenseitigem Verständnis wäre sinnvoll. „Hass“, einfach unfassbar.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich bin noch nicht so lange im Strassenrenner-Geschäft, wie war das denn früher mit den Schlauchreifen? Sowas hatten ja immer nur die richtigen Männer, alle anderen fuhren Clincher. Gab's da auch die zwei Lager? Bei Scheibenbremsen geht es jetzt ähnlich zu.
Ich fahre auch mit Schlauch, an einem LRS auch Tubular. Tubeless bringt mir keine Vorteile.
Lustig sind immer so Kommentare wie: ich fahre jetzt schon 3000 km schlauchlos und hatte noch keinen Platten. Ist ja schön, andere fahren 5000 km mit Schlauch und haben auch keinen Platten. Mein letzter Platten war irgendwann letztes Jahr im Frühjahr mit einem Conti 5000. Jahreskilometer habe ich zwischen 16.000-21.000 km auf 5 Rädern. Den letzten Platten auf der Stadtgurke weiß ich gar nicht mehr. Reifen sind aktuell Marathon Deluxe drauf. Vorher Supreme komplett pannenfrei gefahren.
 
Der Sinn des Fadens ist, dass man auch mal sagen darf das eben bei Tubeless nicht immer alles super funktioniert.
In anderen Themen wird man bei kleinsten Bedenken zu Tubeless ja gleich immer von einer ganzen Schar Tubelessjüngern nidergemacht.
Wer sagt denn das man das nicht darf, genau wie andersherum? Es wäre alles im grünen Bereich, würden sich nicht so viele berufen fühlen andere zu „missionieren“, das wird schon fast zur Glaubensfrage gemacht. ICH finde das ist Quatsch, jeder soll nach seiner façon glücklich werden.
 
Kein Hassposting, nur meine Erfahrungen:

Radle seit etlichen Jahren mit 23mm MIT Schlauch ohne Probleme, 1 - 2 Platte pro Saison, schneller Wechsel im Fall der Fälle, alles gut.

Warum sollte ich wechseln?
Im Schnitt alle 5 - 10000km eine Platten. Und - bei 2 von 3 Pannen wäre die Dichtmilch überfordert, müsste also einen Schlauch einziehen. Warum soll ich da wechseln ??
 
& der Fadenersteller @lagaffe ist ja auch nicht iwer, er hat nen eignen Laden, seine Erfahrungen dürften >100 sein. Und er hat als Selbständiger dann diese ganzen Verzögerungen undundund. Find ich obervollstverständlich, dass man sich einfach mal auskotzen will!
BTW: was sagt zB @sickgirl dazu?
 
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