Ich selbst hätte ein paar Monate vor LEL um ein Haar den Umstieg auf Tubeless gemacht - mich dann aber in letzter Minute doch dagegen entschieden. Einige meiner englischen Brevet-Bekannten fahren das, und fast alle sind auch zufrieden. Allerdings habe ich auch immer wieder Horror-Stories von sich nicht selbst-versiegelnden Löchern und riesigen Sauereien mit der Dichtflüssigkeit aus erster Hand gehört.
Meine Überlegung war am Ende: selbst, wenn das klassische System mit Mantel und
Schlauch ein bisschen pannenanfälliger sein sollte, habe ich ca 35 Jahre lang Erfahrung damit und weiß auch nachts um 4 direkt, was ich bei einer Reifenpanne machen muss, und dass ich das Rad in 15 Minuten wieder fahrtüchtig kriege, wenn nicht alles schief geht. Bei Tubeless fehlt mir diese Erfahrung - und ich habe wenig Lust, bei strömendem Regen und übermüdet erstmals einen
Schlauch in einen Tubeless-Mantel mit Dichtflüssigkeit friemeln zu müssen.
Jan Heine hat ja auch durchaus systematische Probleme mit tubeless bei dünnen
Reifen auf dem Rennrad beschrieben:
https://janheine.wordpress.com/2017/05/29/the-trouble-with-road-tubeless/
Letztlich ist das m.E. Geschmacksache - genauso wie z.B. Di2. Ich kenne eine Reihe von Nutzern, und fast jeder hatte mal Probleme wie Stromausfall wegen lockerem Kabel (erst nach Abbruch bemerkt dass es nicht die Batterien waren) oder entladenen Akkus. Die Schaltpräzision bei Di2 mach schöner sein - ich persönlich habe aber keine Lust, mir noch um den Ladezustand der Batterien für die Schaltung Gedanken machen zu müssen, wenn es ein System (Bowdenzug) gibt, das sich seit vielen Jahrzehnten bewährt hat.
Um mein Rad zuverlässiger und simpler zu machen, und nachdem ich zweimal auf Brevets Probleme mit angerissenen Schaltzügen hatte, habe ich vor ein paar Monaten übrigens die STi-Hebel durch Lenker-Endschalthebel ersetzt. Die sind wesentlich weniger aggressiv zu den Kabeln, und letztere lassen sich auch viel einfacher tauschen. Aber wie gesagt, alles Geschmacksache.