• Hallo Gast, wir suchen den Renner der Woche 🚴 - vielleicht hast du ein passendes Rennrad in deiner Garage? Alle Infos

Bericht Kyffhäuser SuperCup

Eselohr

Brandenburg
Registriert
26 Februar 2004
Beiträge
13
Reaktionspunkte
0
So, der Kyffhäuser ist Geschichte und hier in knapper Form meine Eindrücke:

Auf der Fahrt von Berlin beschlichen mich schon Bedenken, hatte ich doch erst vor 5 Monaten nach 12 Jahren Abstinenz den Renner reaktiviert und arbeitsbedingt auch nur 1.400 km in den Beinen ... nun denn, nachdem hier im Forum auf meine Nachfrage berichtet wurde, dass 39-23 allemal genügen würde und ich also angstbedingt ein 25er-Ritzel aufgeschmissen hatte, wischte ich die Bedenken fort und freute mich, am Vorabend den „Check in“ zu finden und meine Startnummer in Empfang nehmen zu können. Nach schöner Nacht in der ehemaligen SED-Kreisleistung – heute ein Hotel, in dessen 4. Stock verschämt die alten Lenin-Büsten verwahrt werden, was mich doch sehr amüsierte – radelte ich um 6.15 Uhr Richtung Start, um festzustellen, dass mir bereits alle entgegenkamen, weil wohl der Startzeitpunkt verschoben worden war. Hmm, also hinten eingereiht und los ging es durch die wirklich schöne Landschaft des Mansfelder Landes. Die ersten 100 km waren unspektakulär. Es radelte sich in wechselnden Gruppen recht angenehm über leicht welliges Terrain, hier und da konnte ich Trikots Berliner Vereine erspähen, was auch nett war. Irgendwann fragte ich einen „Einheimischen“ neben mir, wann denn nun der Kyffhäuser käme und erntete erstaunte Blicke: „Was denkst du denn, wo du gerade hochfährst?“ Ah ha, das sollte also ein „Berg“ sein? Oben angekommen, war ich etwas enttäuscht, hatte ich mir doch was spektakuläreres erwartet. Der Gipfel stellte allerdings auch meine persönliche Zäsur der Tour da, weil sich ab da vieles änderte: Es begann eine tolle Abfahrt über die engen Serpentinen-Straße, die jedoch beinahe im Desaster endete. Vor mir regierte wohl die Angst in den Köpfen und 2 Renner bremsten plötzlich unreflektiert in einer Kurve, während ich selbst von einem Motorrad überholt wurde. Ich kam eben noch zwischen den Bremsern und dem Motorrad mit 55 km/h durch und war reichlich genervt. Dieses Erlebnis wiederholte sich leider noch 2x, weshalb ich fortan auf den nun wirklich harmlosen weiteren Abfahrten gehörigen Sicherheitsabstand einhielt. Mir ging der Weltklassefahrer Bugnio der 90iger durch den Kopf, von dem kolportiert wird, dass er viele Siege aus Angst vor den Abfahrten vergeigte, bis sein Team ihm verordnete, zu Mozart’s Musik die Abfahrten auf den Tourpässen nachzufahren. Da soll es dann bei ihm „Klick“ gemacht haben ... vielleicht wäre dies auch eine geeignete Therapie für einige SuperCupler.... Heil „unten“ angekommen, fand sich eine neue Gruppe, die recht flott gegen extrem böige Winde anfuhr. Wir wechselten schön, wenn auch meine Versuche, eine „belgische Reihe“ hinzubekommen, wirre Blicke ernteten – na ja, ich hielt mich zurück, schließlich weiß ich nicht, was sich in den letzten 12 Jahren in der Szene so getan hat, vielleicht gelten ja die Regeln, die ich seinerzeit lernte, heute nicht mehr. Richtig übel wurde es dann zwischen Kontrolle K3 und K4. Unvermittelt schüttete es aus allen Kübeln! Mir wurde so kalt, dass ich Knieschmerzen bekam und ernsthaft überlegte, wie lange ich mir das antun muss. Endlich an K4, war ich ziemlich angeschlagen. Frierend, demotiviert und genervt stelzte ich mit den völlig durchweichten Schuhen zu Stulle und Wasser, um mich dann doch wieder schnellstens auf’s Rad zu setzen. Eine Gruppe fand sich erst wieder ab K5, weshalb ich die nächsten 40 km mit einem austrainierten Einheimischen fuhr, der sage und schreibe 35 km auf mich einquatschte. Ich mühte mich redlich, an ihm dran zu bleiben, denn er fuhr wirklich gut, konnte aber deshalb schon aus physischen Gründen wenig zur Konversation beitragen ((-: Jedenfalls verloren wir uns bei K5 aus dem Blick und ich war um intensive Berichte der vorangegangenen Marathons in den Alpen „reicher“. Ab K5 trocknete der böige Wind Schuhe und das völlig durchsiffte Lenkerband und die Stimmung stieg wieder. Ich freute mich über jeden Anstieg, weil ich mich von den teilweise extrem zehrenden Winden auf meinen abschnittsweisen Alleinfahrten erholen konnte, während ich recht lethargisch die Höhen hocheierte. Flugs war K6 erreicht und der home run begann. Ich fand Anschluss an eine 2er-Combo und das übliche Spiel begann, das ich aus meiner aktiven SuperCup-Zeit der 90iger kenne: 20, 30 km vor dem Ziel werden letzte Reserven mobilisiert und es wird extrem schnell gefahren. Da der Wind nun auch größtenteils aus der richtigen Richtung blies, ging es in rasender Fahrt über das letzte leicht wellige Terrain Richtung Eisleben. An der Ortseinfahrt musste ich die beiden ziehen lassen, ich konnte schlicht nicht mehr das hohe Tempo mithalten. Ein wenig kreuz und quer durch Eisleben und schon sah ich meine Liebste, die das „Zielfoto“ von mir machte. Ich lag fast in meinem persönlichen Plan und hatte die beabsichtigten 8 h für 221 km nur um wenige Minuten überschritten. Für mich angesichts meines Trainingszustandes ein super Ergebnis. Vor allem sollte der Kyffhäuser mein Test sein, ob ich mit dem RR überhaupt wieder an vergangene Zeiten anschließen und mit dem Drumherum klar kommen kann. Auf der Rückfahrt nach Berlin habe ich dann entschieden, RR-Fahren (wieder) zu meinem Hobby zu machen und werde ab Frühjahr 2005 also dort anknüpfen, wo ich 1992 aufhörte. Wir sehen uns !!
 
Zurück
Oben Unten