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Reisebericht /// Dresden - Slowenien

firlie

FRODO is alive ! Beware !
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Vorwort
Von Dresden bis Wien mit dem Zug, dann auf den Bock und runter bis an die Adria – das war der ursprüngliche Plan gegen Ende des letzten Jahres. Ich wollte im Juli Urlaub machen und hatte ein ungefähres Zeitfenster von 7 - 8 Tagen.
@Rollerer empfahl mir dann im Dezember brouter-web und ich war überrascht und voller Freude, dass mir dieses Portal eine Route von der Haustür bis nach Koper/Slowenien mit etwa 850 Kilometern errechnete. Das ist doch in 8 Tagen zu schaffen, dachte ich, und plante sofort um.
@gerold gab mir bei der Ausarbeitung der endgültigen Strecke sehr hilfreiche Tipps und der http://www.altersachse.de/ belieferte mich mit Kartenmaterial für mein kleines etrex30, auf das ich nach wie vor nicht verzichten möchte.
Mein treuer „TravelSteve“, ein zum ReiseRad umgebautes Stevens Strada 900, ist mir, wie auch auf allen vorangegangenen Touren, ein treuer, zuverlässiger Begleiter und in 2 x 25 Liter Seitentaschen und einer Lenkertasche (alle von Ortlieb) verstaute ich meine Reiseutensilien.



Wichtig zu wissen: Der Anfang meiner Strecke beginnt nicht in Dresden sondern auf dessen Hinterland, in Arnsdorf bei Radeberg (da wo das Bier herkommt). Der Anfangspunkt einer großen Stadt ist bezeichnender und erleichtert eventuellen Nachfahrern das Suchen im Netz. Wer von Dresden startet sollte ca 20 Kilometer mehr einplanen
Die GesamtStrecke gibt’s hier:
https://www.gpsies.com/map.do?fileId=ifpdldfncxdpglkn&referrer=trackList
https://www.komoot.de/tour/40741572
 
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Re: Reisebericht /// Dresden - Slowenien
Arnsdorf - Kladno
Samstag, 14. Juli / 1. Tag
168 Kilometer / 1.573 Hm / 8:20 Stunden


Ich habe meine kleine Bäckerei extra einen Tag eher geschlossen, um diese RadFernReise machen zu können. Nun ist Freitag unser letzter Tag und ich stehe noch geschlagene 11 Stunden im Betrieb. Das war so nicht geplant! Die Putzerei will kein Ende nehmen, obwohl alle schon tagelang mit Lappen und Schrubber umhergewuselt sind. Nebenbei wird vorn im Laden die in der Nacht gebackene Ware verkauft ...

Ein wenig habe ich Angst vor der Länge der ersten Etappe. Doch das erweist sich als völlig unbegründet. Etwas Grundkondition und der Wille, die Sache durchzuziehen, sind wichtig, dann klappt das schon. Das ist die Erfahrung der vorangegangenen RadFernReisen und die muss ich mir nur wieder ins Gedächtnis rufen.

Bei Heeselicht / Blick auf dem Großdeutschlandring und aufs Elbsandsteingebirge



Kurz nach 4 in der Früh bin ich wach, um 5 sitze ich auf dem Rad. Es geht hügelig auf meiner Hausrunde bis Bad Schandau. Ab hier fahre ich den schlechteren der beiden möglichen Fahrradwege bis Decin, ganz einfach um zu testen und die Bestätigung für meine Behauptung zu bekommen. Dennoch ists auch hier schön. Die Grenzanlage in Schmilka nach Tschechien steht noch, Erinnerungen nach ewiger Warterei bei der Grenzüberquerung zu "Roten Zeiten" werden wach. Wenig später folgt Hřensko, Eingangstor zu einer wunderbaren Wanderwelt (Prebischtor) und ShoppingMeile für Billigzigaretten und Gartenzwerge. Der Geruch von Fritten liegt schon in der Luft aber noch ist alles ruhig. Ab 10 Uhr steppt hier der Bär, da kann man die Uhr danach stellen.



Hřensko



Die Autostraße entlang der Elbe führt weiter direkt nach Děčín und es ist auch hier erstaunlich still, was aber an der frühen Tageszeit liegen kann. Es fährt sich nicht schlecht, vor allem ist es noch angenehm kühl aber empfehlen würde ich jederzeit den ausgewiesenen Radweg, der rechts stromaufwärts bis Děčín führt. Dort bin ich gegen 7:45 (55 km), mache kurz ein kleines Frühstück, sehe die ersten FernRadler und gelange danach nach Male Březno. Ab hier macht die Elbe einen riesen Bogen. Man kann 20 Kilometer abkürzen, wenn man über die Berge fährt und das habe ich im letzten Jahr getan. Dieses Jahr will ich Anderes sehen, nehme den weiteren Verlauf des Weges an der Elbe unter die Räder und werde nicht enttäuscht.

An der Elbe bei Malé Březno





Zunächst ist da mal die Brauerei des süffigen Bieres Breznak in Velké Březno (leider hat hier noch nichts geöffnet).



Danach folgt Ústí nad Labem und wenig später die Schreckensteinstaustufe, die erste von vielen Staustufen, die ab hier die Elbe (Labe) stauen. Die kleine Schlepperei des Rades über die Treppen des Wehres, anstatt eines Umweges, nehmen wohl die meisten Radler in Kauf, jedenfalls ist es so als ich dort bin.


Ústí nad Labem








Was dann kommt will ich mit malerisch beschreiben. Nichts erinnert mehr an den, zu dieser Zeit halb ausgetrockneten Fluss namens Elbe, den ich vom Elbsandsteingebirge her kenne. Hier bleibt also das Wasser, das uns in Sachsen fehlt, hier steht alles in vollem Saft, die Vegetation ist üppig, Boote fahren, Angler angeln und an einer Stelle wähne ich an einem Alpensee zu stehen.




Von Děčín bis Roudnice nad Labem mache ich 2 x Rast, esse Mitgenommenes und kaufe später ein kühles Bier und Wasser nach.




WIRD FORTGESETZT !!!!!!!!!!!!!!!!
 
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Verpflegungsstelle


Angestaute Elbe (Labe)


In Roudnice nad Labem werde ich dann den Elberadweg verlassen und schon weit vorher ist der Berg "Říp" zu sehen, der mit 456 Metern als einzige Erhebung nahe der Stadt aus der Erde ragt. Sonst ist alles flach.






Es ist eigentlich surreal denn mein Tagesziel ist Kladno, ist von hier nur 50 Kilometer entfernt und liegt 400 Meter überm Meeresspiegel. Doch schon in Raudnitz habe ich die Realität in Form von Steigungen unter den Rädern. Auch ists mit der Ruhe, die ich an der Elbe hatte, erst einmal vorbei. Anfangs kommt der Wind noch von hinten, dann schräg von der Seite. Die Sonne knallt, die Steigungen werden mehr und Kladno muss ich mir regelrecht erkämpfen. Wundern tut mich das alles nicht, ich war vorinformiert und die über 1000 Höhenmeter müssen ja irgendwo herkommen!



Meine gebuchte Unterkunft finde ich nur über Umwege. Wieder mal habe ich einen falschen Track auf mein kleines Navi geladen, habe das Ziel nur als Wegpunkt abseits der Hauptroute getackert und übersehe es so. Eigentlich bin ich mit dem kleinen robusten etrex30 sehr zufrieden, doch in solchen Situationen wünschte ich mir das Display eines Smartphones.
Als ich ankomme erwartet mich ein freundlicher Gastgeber. Das Zimmer ist auf neuestem Stand, es gibt WLAN und das "U-Admirala" empfehle ich gern weiter!



Die Verständigung klappt mit Händen und Füßen, auch habe ich mir vorher den Satz "Ich möchte mein Frühstück gerne zum Mitnehmen haben" auf Tschechisch notiert, was mir hier zu Nutzen wird. Kladno selber ist alte Industriestadt. An das historische, sehenswerte Zentrum hat man hohe Betonbauten gebaut, die das Bild beherrschen. Schön ist das nicht aber zweckmäßig für Familien die nicht mit Reichtum gesegnet sind - ich will mich hier nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, doch was ich auf meiner Entdeckungsrunde erblicke, will ich mal unter "ProblemFamilien" einordnen. Junge Frauen mit 3...4 Kindern. Menschen die nicht recht in den Mittelstand passen - !




Ich esse lecker und preiswert im "Schwejk" in der Altstadt. Es gibt Spaghetti und 2 x süffiges Bier für 183 Kronen und das sind umgerechnet nicht mal 8,- €.
War ein schöner erster Tag!
Highlight: Elberadweg zwischen Děčín und Roudnice
 
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Kladno- Pisek Sonntag, 15.Juli / 2.Tag
122 Kilometer / 1300 Hm / 6:07 Stunden




Natürlich merke ich beim Aufstehen die 168 km vom Vortag, aber das war vorhersehbar. Auch der Arsch tut mir weh, doch es hält sich in Grenzen. Gegen halb 6 klingelt der Wecker. Ich esse Müsli, packe meinen Krempel und begebe mich nach unten. Dort wartet schon der freundliche Wirt mit dem Frühstück, das zum Mitnehmen fertig gemacht ist. Wir wechseln kurz ein paar Worte über mein Reiseziel, dann gehts in die Spur. Tschechien ist ein "Rotes Tuch" für mich, ich wollte hier nicht noch mal durch - es gibt zu viel hoch und runter, das hatte ich im letzten Jahr erlebt. Aber anders geht es nicht, es ist die kürzeste Strecke zum Ziel.


Hinter Kladno




Gegen 8:30 habe ich 33 Kilometer. Das ist nicht viel, aber mit den vergehenden Tagen wird man immer langsamer, das ist ungeschriebenes Gesetz. Ich bin in Beroun, an der Berounka, einem Fluss der hier angestaut ist und an dem jede Menge Angler sitzen. Es geht nur kurz 2..3 Male um den Marktplatz, dann fahre ich auf feinem Radweg das Bächlein "Litavka" stromaufwärts. Wieder mal würde ich das Wort "malerisch" gebrauchen, wenn das Bächlein nur nicht so gnadenlos verdreckt wäre. Links und rechts ziehen sich Hügel, und kaum merklich geht es für mich dazwischen immer weiter nach oben.

Am Flüsschen Litavka



Vor Příbram, gegen 11 Uhr/Tageskilometer 70, ändert sich das alles. Das gefürchtete hoch und runter ist da, die Stadt liegt 500 Meter hoch und ist nur über eine MörderSteigung zu erobern. Die Sonne prasselt und ich brauche erst mal eine lebensrettende Flüssigkeit. Diese trägt den Namen "Kozel", der halbe Liter ist fast geschenkt (ca.1,50 €) und schmeckt, vor allem wenn man halb verdurstet ist, paradiesisch süffig ..

 
Wie geschrieben, hatte ich ich im letzten Jahr meine TschechienDurchfahrt verflucht. Das lag an den Bergen, das lag am Wind, der oft von vorne kam. Dieses Jahr zerstreuen sich meine Ängste. Um es vorweg zu nehmen, so günstiges Radfahrwetter hatte ich bisher auf keiner RadFernReise. Vor allem der Wind kommt fast immer von hinten, was alles enorm erleichtert. Im Moment fluche ich allerdings gehörig. Meine Route verläuft kilometerlang auf der Bundesstraße 4, es ist enormer Verkehr und dann sind da diese langgezogenen Steigungen.




Bei Čimelice (Tageskilometer 98) verlasse ich den Wahnsinn, bin aber regelrecht platt. Tritt dieser Zustand ein, dann will die Zeit nicht mehr vergehen, die restlichen Kilometer, es sind nur nur noch etwas über 20, die ziehen sich elendich hin. Der Kampf um jeden Meter beginnt. Auch der Arsch tut mir wieder weh. Mit meinem teuren, neuen Sattel bin ich eigentlich zufrieden, bin sicher, daran kanns nicht liegen. Und richtig, die Hose ist schuld! Ab Tag 4 habe ich eine fast neue Radhose an, die sitzt perfekt und schlackert nicht so wie dieses ausgeleierte Ding, welches ich derzeit anhabe, das mir zu Schade zum Wegschmeißen war. Die Lehre ist: Falscher Geiz führt manchmal zu unerträglichem Schmerz!

Kurz nach 14 Uhr rolle ich erstaunlich gut ins Tagesziel hinein. Dieses heißt Pisek und hat eine wunderschöne Altstadt mit einer sehenswerten Steinbrücke, die sich über das Flüsschen Otava spannt.





Die gebuchte Unterkunft, die OtavArena, ein Sporthotel, ist nicht die Wucht - immerhin ist die Rezeptionsdame die Freundlichkeit in Person, wird mir später, das HotelLokal hat schon geschlossen, ein Bier daraus stehlen und billig überlassen.




Pisek ist in jedem Falle sehenswert. Ich laufe etliche Kilometer immer wieder durch den alten Stadtkern. Die Tafel mit einer kleinen Dokumentation über die Flutkatastrophe 2002, die hier großen Schaden anrichtete, bemerke ich relativ spät. Das war mir nicht bekannt, das erschüttert mich aber sofort und lässt Erinnerungen an das heimatliche Sachsen aufkommen, das zur selben Zeit betroffen war.


 
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Pisek - Vyšší Brod Montag, 16.Juli / 3.Tag
107 Kilometer / 1330 Hm / 7 Stunden




Habe unruhig geschlafen im Bett, in der OtavArena. Die Knie taten mir nachts weh, was ich der Überlastung zuschreibe. Kühlung verhalf Linderung. Immerhin hatten sich nach der heutigen Etappe fast alle Wehwehchen verabschiedet, der Körper hat sich ans DauerRadFahren gewöhnt. Aber noch liegt diese 3te Etappe vor mir!
Mein Frühstück hatte ich zum Mitnehmen bestellt, bekomme von meiner netten Hoteldame allerdings ein riesenhaftes Paket, das ich so nicht in meinen Taschen unterbringen kann. Es wird also erst mal aussortiert, die Hälfte der Leckereien landet leider im nächsten Müllkorb. Ein bedeckter Morgen empfängt mich dann bei meiner Ausfahrt aus Pisek. Dass es da eine Sonne geben muss, merkt man nur an der drückenden Schwüle die herrscht. Die Fernstraße, auf der ich zunächst 18 Kilometer fahre, trägt die Zahl 20. Links und rechts ein ca. 80 cm breiter Seitenstreifen, auf dem sause ich ab wie eine V1. Trotzdem ist der rege LKW - und Autoverkehr nervig.



Um 8 Uhr ist Protivin erreicht, danach geht es auf Landstraßen durch Dörfer und hier sagen sich Fuchs und Igel Gute Nacht.



Blauer Himmel rechterhand, bedeckt auf der linken Seite. Dazu Stille. Gegen 9 Uhr im Städtchen Netolice. An einem Teich, etwas abseits, mache ich mich ans Frühstücken. Angler links, Angler rechts von mir. Auch die sind still. Dann kommen 2 Paketdienste mit ihren XL Transportern. Die rasen auf der staubigen Straße an uns vorbei, als wäre die eine Autobahn. Das ist schlimmer wie daheim in Deutschland. Lärm pur. Einige Angler packen jetzt ihre Ruten zusammen, ans Fische fangen ist nun nicht mehr zu denken. Nachfolgend weicht auch bei mir die Ruhe, es folgen nun merklich die Höhen die es heute zu überwinden gilt. "Blanský les", ein Vorgebirge des Böhmerwaldes hat es in sich. Es sind nicht die höchsten Erhebungen, über die es geht, doch an die 600 Meter sind auch genug und es ist ja nicht nur ein Berg zu überwinden.

Die Höhen vor mir





Dann endlich geht es nach Český Krumlov hinunter. Was mich hier so toll Sehenswertes erwartet, wusste ich nicht, kannte den Ort nur von der Karte.
Zunächst ists jedoch erst mal hektisch. Autoschlangen auf beiden Seiten, Ampeln an denen auch ich warten muss. Es geht auf 11 Uhr und es ist furchtbar schwülheiß. Herunter von der großen Straße, über eine Brücke und schon stehe ich vorm Tor von "Český Krumlov".



 
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Die Gassen, die Burg, dieser Flair. Kulturelles Erbe, Hingucker - ich reiße die Augen auf - was für eine Altstadt!! Freilich bin ich nicht allein. Touristengruppen, viele davon mit kleineren, schwarzhaarigen Menschen, die eigentlich nur mit ihren Handys beschäftigt sind, um Bilder zu machen. Aber auch ich fingere ständig an der Kamera herum, kann diese Bilderflut gar nicht fassen.



Irgendwie meldet sich dann der Hunger, es riecht ja auch überall nach Speis und Trank. Im "Babylon" finde ich das was ich suche - einen schattigen Platz direkt an der Moldau. Die ist mächtig schmutzig, riecht nicht gut - das trübt den Gesamteindruck etwas - scheint den aber tausenden Bootsfahrern jedoch nichts anzuhaben, die hier ihren FreizeitSpaß total genießen und auch in den Fluss springen. Dieses Bild wird mich die nächste Zeit an der Moldau ständig begleiten und es ist fast nicht fassbar, wie viel Menschen diesem Hobby frönen. Mitunter geht es mit Kanu oder Schlauchboot tagelang auf der Moldau stromab oder man leiht sich eben eins und genießt die kurzen Abschnitte wie hier die MoldauSchleifen bei Český Krumlov. Praktisch dabei, man kann nach Belieben an einem, der an der Moldau liegenden Lokale anlegen und Essen gehen. Nachdem ich für kurze Zeit allein gesessen hatte, Gott sei Dank mein Bier und das Essen bestellt habe, kommt so eine Armada von 3 Booten und das Lokal ist voll. Droben am Himmel haben sich unterdes schwere, dunkle Wolken zusammengebraut, es grummelt zunehmend in Krumlov ! Meine Pasta und das Bier schmecken hervorragend und kosten 8,- €.





Noch 30 Kilometer sind es jetzt bis zum Tagesziel. Es geht mal mehr, mal weniger malerisch an der Moldau stromauf. Der Verkehr ist minimal und es fährt sich hervorragend. Immer sind da die schon erwähnten Boote und umso näher ich dem nächsten Touristenziel: "Rožmberk nad Vltavou" komme, umso mehr werden es. Die Leute interessiert nicht die Burg hier, sondern eben die Kanus und Schlauchboote, die es überall auszuleihen gibt.

Moldauradweg


Rožmberk nad Vltavou



Es ist gegen 14 Uhr und hinter mir ist das Gewitter. Es wird mich auf der Fahrt nicht erreichen, erst abends, als ich im Hotelrestaurant auf der Außenterrasse sitze, schlägt es zu und es gießt aus vollen Kübeln. Dort, tschechischen Vyšší Brod, meinem Tagesziel, bin ich gegen 15 Uhr. Der grenznahe Ort ist nicht groß, scheint aber beliebt bei Tagestouristen aus dem wesentlich teuren Österreich. Auch ich genieße noch mal "leckeres Essen und süffiges Bier" zu Tiefstpreisen. Schon am nächsten Tag werde ich dafür fast das Doppelte zahlen!



Auf einem kleinen Rundgang kehre ich im Zisterzienserkloster Hohenfurth ein, mache ärgerlicherweise keine Besichtigung (es ist leider zu spät) kann aber immerhin einen Blick in die Kirche und auf einen echten Mönch erhaschen.

 
Vyšší Brod - Molln Dienstag, 17.Juli / 4.Tag
109 Kilometer / 920 Hm / 5:42 Stunden




Das Wertvollste am Tage ist eigentlich die Nachricht, dass mein Sohn eine wichtige Prüfung mit Bravour bestanden hat. Auch wir hatten tagelang "gebibbert", denn es war kein Leichtes für ihn. Doch zunächst weiß ich noch nichts davon und bin erst mal betrübt über die Trübheit, die draußen gegen 6 Uhr morgens herrscht. Dann fängt es auch noch an zu regnen. Nee, das tue ich mir nicht an, das war so auch nicht angesagt. Also wird das Internet nach Informationen durchwühlt und nach dem Wetterradar soll es gegen 8 Uhr durchgezogen sein, das Regengebiet. Das ist aber schon gegen 7 der Fall und natürlich hält mich nichts mehr. Die 8 Kilometer aufwärts, von 600 auf 800 Meter, fahren sich gut, ohne Probleme. Am Grenzgebäude zu Österreich keinerlei Polizei, dafür ein Fernradler der beim Umziehen ist, den scheint der Regen voll erwischt zu haben. Wir winken uns grinsend zu, Gänshaut macht sich auf meinen Armen bemerkbar ...

Hotel Sumava


Vyšší Brod im Tale



Nach der Grenze der subjektive Eindruck: hier ist Vieles anders als drüben in Tschechien. Ich meine die typisch österreichischen Bauernwirtschaften zu erblicken, die ich in Tschechien so nicht sah.






Um Leonfelden ein ständiges up&down. Dann bei Tageskilometer 20, die kilometerlange Abfahrt von 750 auf unter 350 Meter. Es ist warm, doch die Luft ist feucht und ab der Abfahrtsmitte zieh ich mir dann doch ein Jäckchen an, es wird ziemlich frisch. Es geht immer an der "Großen Gusen" entlang und es ist ein ausgewiesener Radweg den ich befahre - ein Lob auf diesen, denn es rollt wunderbar !


 
In Gallneukirchen gibts ein kleines Frühstück und dann bin ich ruckzuck an der Donau, an der Schleuse "Abwinden" - die ich mir ganz anders vorgestellt hatte, die, so denke ich jetzt, man mal gesehen hat, die aber nichts besonderes Schönes ist.




Auch ist das Wetter noch immer trübe, der Wind kommt von vorn - doch da kommt das Piepsen am Handy und die anfänglich erwähnte frohe Botschaft trudelt ein. Sofort hellt sich alles auf, zumindest bei mir. Und in Asten, das ist kurz nach der Donau, und es ist um die Mittagszeit, da saufe ich erst mal ein Zünftiges Bier auf so viel Freude, rufe zu Hause an und wir quatschen lange am Telefon. Dann muss es weiter gehen. Leider kommt der Wind immer noch von vorn, der weitere Weg zieht sich mal wieder, es macht einfach keinen Spaß und obendrein will die Zeit nicht vergehen und es ist alles nicht schön.
Immerhin kann ich irgendwann die Silhouette der Alpen sehen, schemenhaft zwar, aber immerhin.

Die Alpen voraus !



Gegen 14 Uhr ( ich meine, es wäre schon viel später!) gibts die letzten Reste vom "Frühstück to go" und dann bin ich plötzlich in "Steinbach an der Steyr" und es offenbart sich mir ein Blick auf einen paradiesisch dahinfließenden, unklar klaren, grün gefärbten Gebirgsbach, der den Namen Steyr trägt. Solch Augenblick lässt den tristen Trübsinn der letzten beiden Stunden vergessen, auch ist der Himmel jetzt blau, die Sonne scheint. Malerisch geht es am Bach auf dem SteyrRadweg entlang bis zum Tagesziel nach Molln, wo ich gegen 15 Uhr im Landgasthof Klausner meine Unterkunft beziehe. Alpen und Österreich - für einen Sachsen ein kleines Paradies!

Steinbach an der Steyr



Steyr Tal Radweg



Im Gasthaus hat der Wirt das Zepter, der kocht auch noch alles selber, ist eine lokale Koryphäe auf seinem Gebiet. Bevor ich seine Künste genieße, gehe ich einkaufen, das nötige Kleinzeug für die nächste Etappe besorgen (Wasser, Milch, Früchte). Das "KalkAlpenMuseum" hat leider schon zu und so bin ich schneller wieder im Wirtshaus als mir lieb ist und aus dem einen Bier werden schnell DREI. Aber egal, im Moment schwebe ich im Siebten Himmel, der Tag war voll mit Positivem und an die laaangezogene, nicht enden wollende Nachmittagsstrecke, denke ich schon gar nicht mehr.


Molln



Wirtshaus Klausner

 
Molln - Judenburg Mittwoch, 18. Juli / 5.Tag
133 Kilometer / 1670 Hm / 6:35 Stunden




2 Jungbauern sitzen draußen beim Bier auf einem Bauernhof und schwafeln, schon seit Stunden, in einem von Gott verlassenen Nest, 2 Kilometer abseits von Judenburg, meinem heutigen Tagesziel. Und ich selber hocke in einem Zimmerchen, im Haupthaus der Bauernwirtschaft. Das wird meine Bleibe sein, für heute Nacht. Das ist nicht schlimm, man kann mit weitaus Wenigerem auskommen aber das hier ist nicht das, was ich über "booking.com" gebucht hatte!

Mein Tag beginnt aber erst einmal total zuversichtlich und irgendwie ist auch jede Menge Freude in mir. Es ist schon über der Halbzeit meiner Gesamtstrecke, die Alpen habe ich ringsherum und dann sind da heute noch der Pyhrnpass und der Triebener Tauern zu überwinden - auf beide bin ich nicht scharf aber gespannt.
Der Klausner Wirt ist gegen 6 schon voll am Tun. 3 frühe Gäste in Baumontur wollen mit Kaffee bewirtet werden. Auch für mich hat er eingedeckt und gibt mir mit seinem, für mich fast nicht zu verstehenden oberösterreichischen Dialekt zu verstehen, dass da, anstatt verpackt, mein Frühstück einzeln auf dem Tische stehe. Ich erinnere ihn, dass ich das zum Mitnehmen haben wollte und dass das so abgemacht war. Gute Seele, die er ist, verpackt er ohne zu Murren "gschwind a paar Wurschtbrote" und ich kann starten.
Es geht weiter den "Steyr Radweg" bis hinter Klaus an der Pyhrnbahn. Es fährt sich super, es steigt stetig aber langsam, rollt und alles ist schön. Dann ein paar Kilometer Bundesstraße mit Steigungen und vielem Verkehr. Ich überlege, ob der weiterführende Radweg nicht besser gewesen wäre, denn wie so oft wollte ich Kilometer sparen und bin mit meiner Fuhre auf eine sich anbietende geradeaus führende Straße ausgewichen.

Weiter auf dem SteyrTalRadweg


Klauser Stausee


AlpenPano vor Spital am Pyhrn



Spital am Pyhrn


9:45 habe ich den Pyhrnpass (954 Meter) bezwungen. Gott sei Dank war es bedeckt und das machte die Sache etwas leichter. In der Erinnerung ist es als nicht bedeutsames Erlebnis abgebucht, jedoch steht der Vermerk: "Habe mich da hoch gequält !" Kleines Frühstück, dann die Jacke drüber und runter Richtung Liezen.




 
Es tröpfelt leicht, rollt aber nicht schlecht. Gegen 11:30 bin ich in Trieben, stehe vor der Auffahrt zum Triebener Tauern - und hier geht es gleich deftig zur Sache. In der Mitte beruhigt sich das ganze zwar, um dann gegen Ende noch mal lang anzusteigen. Die letzten Kilometer erinnern mich irgendwie an den Brennerpass, der zum Schluss Ähnliches bereithält. Mal gut, dass ich fürs Fotografieren immer mal anhalten kann. Der Tachometer steht bei 6..7 kmh und ich brauche eine Stunde für diesen KriebelBerg. Nein, ich kann auf so etwas gern verzichten!

Auffahrt zum Triebener Tauern


Ähnlich wie am BrennerPass, eine langgezogene Scheis...Steigung kurz vor Schluss


Aber alles ist machbar, ich muss nicht schieben und tröste mich mit dem Gedanken auf das obligatorische kühle Bier, das oben schon für mich bereit stehen wird und auf eine anschließende kühne Abfahrt, die fast bis zum Tagesziel geht.

Mit dem Bier, das ist dann gar nicht so leicht. Von 2 Gaststätten auf dem Gipfel in Hohentauern haben nämlich 3 geschlossen. Ich muss 500 Meter zurück fahren um an meine Belohnung zu kommen. Das Essensangebot ist auch sehr dürftig aber da brauche ich eigentlich nichts und so geht es alsbald an eine rauschende Abfahrt mit grandiosem Rückenwind über 30 Kilometer bis nach Judenburg. Sicherlich ist da kurz nach dem Tauerngipfel noch mal eine Welle, es geht noch mal kurz hoch, und auch 10 Kilometer vor dem Ziel muss ich mich noch mal bemühen aber ansonsten rolle ich nur noch. Ich rolle so schnell und so lange, dass es schon langweilig wird.



Tote Hose in HohenTauern :-(


Abfahrt vom Triebener Tauern Richtung Judenburg


AltJudenburg



In Judenburg suche ich mein Hotel, das Hotel Schwerterbräu. Es ist nicht zu finden. 3 Leute frage ich, die verstehen kein Deutsch. Die anderen 3 sind Touristen, die sich nicht auskennen.
3 in Trachten gehüllte ältere Damen weisen mir dann den ungefähren Weg und endlich sehe ich, unscheinbar nur, ein Reklameschild, ganz oben unterm Dach eines Vielzweckgebäudes. Ich fahre in den Hinterhof, weil vorn kein Eingang zu finden ist. Dort eine neckische kleine Bar, die geschlossen hat, wo ich aber den Besitzer antreffe. Auf meine Frage verweist er mich in einen Fahrstuhl: Hotel, 3ter Stock. Das Rad lasse ich derweil unbeaufsichtigt unten stehen. Oben an der Rezeption alles verschlossen. Immerhin eine hinterlassene Telefonnummer. Nach meinem Anruf muss ich lange warten, hole unterdessen mein Rad via Fahrstuhl nach oben. Dann endlich eine Menschin, die mich in die Rezeption hineinkomplimentiert. Name, Anschrift - nichts zu finden. Herumfummeln an der Brille. 2..3 Anrufe, die Brille wird abgesetzt. Daraufhin gebe ich ihr mein ausgedrucktes Buchungsformular, an dem Notizen für meine Tagesstrecke kleben. Und ausgerechnet diese sieht sie sich lange an. Jetzt wird mir schnell klar, dass sie eigentlich gar nicht viel sieht, dass da auf die Nähe bei ihr nicht viel Klares erscheinen kann. Just in diesem Augenblick kommt ein männlicher Mensch hinzu, jung an Jahren, sucht, fragt, sucht wieder und wird dann schnell klar und deutlich: Man habe Schwierigkeiten mit booking.com, man habe SPAM auf dem Rechner und einige Buchungen wären doppelt gelaufen. Man müsste nun endlich mal bei Booking.com anrufen und ... Er entschuldigt sich 1000 Male und offeriert, dass es da selbstverständlich einen Ersatz gebe: 3 Kilometer von hier, auf dem Dorfe, ein Pension und ich wäre nicht der Erste der da schläft, und es wäre zumutbar!



Meine "Ersatzunterkunft incl. Bauernhof"



Nun sitze ich also im PensionsZimmerchen, im Haupthaus der Bauernwirtschaft. Dusche und WC sind über den Flur, aber ich bin heute der einzige Gast und da stört das nicht. Die Pensionswirtin ist eine total freundliche alte Dame, wir unterhalten uns kurz über dies und das und ich erfahre, dass gestern schon 3 Gäste vom Hotel Schwerterbräu ersatzweise hier logierten.

Mein Zimmerchen - KLEIN ABER FEIN !


Der Nachmittag ist heiß geworden, ich bin tüchtig geschlaucht von meiner heutigen Tour. Mir widerstrebt es eigentlich, zurück nach Judenburg zu fahren um mir Wasser und Essen für die nächste Etappe zu kaufen. Aber ich habe auf dem Dorfe auch kein Wirtshaus um eine richtige Mahlzeit zu mir zu nehmen. Außerdem weiß ich nicht wie ich die restlichen Tagesstunden verbringen soll, hier ist ja nichts, außer 2 Bier trinkende Jungbauern! Gegen 21 Uhr komme ich gesättigt und zufrieden zurück.





Das, was ich von Judenburg sah, ist nicht unbedingt sehenswert gewesen. Immerhin war ich mal hier. Ich schreibe noch am Tagebuch und sinke dann in ein duftendes, luftiges Himmelbett. Beim Einschlafen höre ich noch kurz die lallenden, Bier saufenden Jungbauern draußen....

 
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Judenburg - Klopeiner See
Donnerstag, 19.Juli / 6.Tag
117 Kilometer / 980 Hm 5:45Stunden




Was mir von der Nacht in ewiger Erinnerung bleiben wird, ist das himmlisch luftige und duftende Himmelbett. Das hatte ich bisher nirgends auf der Welt, außer vielleicht daheim. Das klingt nach sehr gutem Schlaf und das war es auch. Doch verständlicherweise will ich auch weg vom Kuhdorf, auf das es mich unbeabsichtigt verschlug.

Abfahrt vom Bauernhof in einen traumhaften Morgen



Im Vorfeld hatte ich, vor allem als die Reise kurz bevorstand, noch mal ordentlich an der Strecke herumlaboriert Irgendwie und irgendwo gedachte ich, den einen oder anderen Kilometer einsparen zu können und erhoffte mir das vom Befahren größerer Straßen, den Bundestrassen in Deutschland vergleichbar. Und so hatte ich, anstatt den "MurRadweg" zu nutzen, die B317 gewählt, was der schwerwiegendste Fehler der gesamten Tour werden sollte. Ich will es nicht ausschmücken, was zu sagen ist: die ersten 24 Kilometer des Tages waren die Hölle. Der Verkehr darauf ist viel, chaotisch und lebensgefährlich. Ich fahre bis "Unzmark" und dabei jagt neben den vielen PKWs ein Truck nach dem anderen und neben dem anderen dahin. Dazu kommen Straßenverengungen wegen Baustellen. Mir zittern schon bald die Knie, ich denke an Frau und Kinder zu Hause und ich fange nicht an zu beten, nein - ich breche die Sache ab und fahre ab, auf den traumhaften Radweg entlang der Mur.





Oft besser als die Straße ist ein ordentlicher Radweg - wenn mans dann wissen tut !!!
MurRadweg hinter Judenburg


Hinterland


Gegen 9:30 - bei Tageskilometer 53 ist der höchste Punkt des Tages (980 m) erreicht. Eigentlich kann ich es noch nicht recht glauben. Betrachte ich das Höhenprofil auf gpsies, lese ich da anderes heraus, als ich es jetzt in der Wirklichkeit fahre oder schon gefahren bin. Aber vielleicht ist das alles nur zu subjektiv. Mir schmerzt, trotzt neuer Hose, immer noch der Arsch. Vielleicht sollte ich es mal ohne Unterhöschen probieren!? Solch Fragen gehen mir auf der nun beginnenden Abfahrt durch den Kopf und das obwohl die Landschaft hier voll meins ist und es, grob gesehen, die nächsten 30 Kilometer nur noch bergab geht.

Am höchsten Punkt des Tages




In Hüttenberg stoße ich auf das Heinrich Harrer Museum. Hätte es seinerzeit die Verfilmung "Sieben Jahre in Tibet" nicht gegeben, täte ich diesen so berühmten Menschen gar nicht kennen. Ich habe den Film und auch das Buch damals regelrecht verschlungen, überlege nun, gehst du ins Museum oder nicht. Ich entscheide mich für ein längeres Frühstück draußen, im kleinen Museumspark. Die Ausstellung ist sehr komplex, ist mit einer Stunde nicht abgetan. Dann knallt die Sonne und so viel Deodorant kann ich gar nicht auftragen, um das viele Schwitzen zu kaschieren.

 
So richtig rollt es nicht (Gegenwind), obwohl ich mich, wie schon erwähnt, in einer Abfahrt befinde. Dann ist da noch die Suche nach einem Bier. Aber entweder haben die Wirtschaften geschlossen oder die Terrassen liegen voll in der Sonne. Immerhin mache ich schneller Kilometer wie sonst. Irgendwie bin ich auch nicht mehr richtig bei der Sache, habe heute nur das Ziel vor Augen, den Klopeiner See, den ich mir malerisch vorstelle.




Ein Spruch besagt: Zu einem richtigen Dorf gehört eine Kirche und daneben ein Wirtshaus. Diese Konstellation finde ich kurz vor Völkermarkt in Sankt Margarethen ob Töllerberg. Ich muss lachen, als ich dessen ansichtig werde, stelle das Rad ab, betrete das Wirtshaus und bestelle bei der verdatterten Wirtin ein "Gzapftes".
Kann ein Bier einem fast Verdursteten neues Leben einhauchen? Es kann, ich stell das mit jedem Neuen Tag erneut fest !




Gegen 13 Uhr erreiche ich bei strahlendem Sonnenschein den Stausee Völkermarkt und stehe vor einem Traumpanorama. Wieder so ein Augenblick der das Herz höher schlagen lässt, wo man sich total des Lebens freut.




Bis nach Klopein ists dann noch mal ein gefühltes, ganzes Stück. Nachdem ich über die Brücke des Stausees gefahren bin, muss ich erneut eine Fehlplanung meinerseits feststellen. Der gleich danach abzweigende Radweg fährt sich grausam. Kiesig, ausgewaschener Untergrund. Die Sonne knallt und durch die Nähe des Wassers ist es hier im Wald wie im Tropenhaus. Dann, nach ein paar Steigungen, bin ich in meiner Unterkunft, 300 Meter vom Klopeiner See entfernt. Ich checke ein, gehe auf mein Zimmer, bin schon nackelig, da klopft es. Tausendfache Entschuldigung, man hat mir den falschen Schlüssel gegeben, ich müsste ins Nebenhaus. Na Prima! Aber es ist immerhin nicht so schlimm wie am Tag zuvor, als man mich aufs Dorf verbannte!

Hotel Ariel


Der Klopeiner See ist der klassische Urlauber-Bade-See. Obwohl in vielen Unterkünften/Hotels noch Zimmer zu haben sind, ists mächtig überlaufen. Auf der Promenade laufe ich etliche Kilometer, esse, trinke etwas. Von meinem Wunsch, mal zu baden, sehe ich (vorerst) ab. Die meisten der abgesteckten Strandabschnitte sind in der Hand von Hotels/Unterkünften und dürfen nur von den Gästen betreten werden. Dann gibt es Abschnitte die öffentlich, aber zahlungspflichtig sind - freie Stellen, an denen man eben mal kurz in den See springen kann, finde ich auf der Nordseite nicht.




Als es Abend wird gehe ich noch mal runter und klar, jetzt wollen alle ihre Kleider zeigen, wollen flanieren, kurzum der Bär steppt weiter. Ich beschließe, nicht zu spät zu Bette zu gehen, dafür morgen früh noch mal in den See zu springen.



 
Klopeiner See - Logatec (Slowenien)
Freitag, 20.Juli / 7.Tag
136 Kilometer / 1160 Hm / 7:45Stunden





Noch 2 Tage fahren - wie schnell die Zeit vergeht. Ursprünglich war geplant, heute eventuell bis zum ReiseZiel Koper durchzufahren. Mal gut, dass ichs auf 2 Etappen gesplittet habe, denn gerade heute wird es hart, was ich spätestens hinter Ljubljana spüren werde!

Es ist noch dämmrig als der Wecker klingelt. Schnell habe ich meinen Krempel zusammen, bin auf dem Rad. Der Hotel eigene Strand ist durch ein Türchen begehbar und das ist geöffnet, so hat man mirs in der Rezeption versichert. Bis dahin sinds 5 Minuten und als ich ankomme, ist die Sonne schon am Aufgehen. Zuallererst die Taschen die Treppen hinunter, dann das Rad. Schon im Laufen zum Steg reiße ich mir die Klamotten vom Leib. Doch ich lasse Vorsicht walten, stecke erst mal einen Zeh ins Wasser - und bekomme einen riesen Schreck! Das Wasser ist wärmer als die Luft (27°C / 24°C)!!! Das hatte ich nicht erwartet. Wie Gott mich schuf springe ich in das warme und glasklare Wasser. Es ist ein Erlebnis der Sonderklasse und ich kraule und jauchze vor mich hin.



Hinter Sankt Klopein - Fahrt Richtung Eisenkappel



Gegen 7:30 Uhr bin ich in Eisenkappel und fahre zunächst immer an der Vellach entlang. Ein super Radweg, eine super Straße, an einem wunderschönen Bach. @gerold hatte mir diesen Weg empfohlen. Es sprach von wenig Verkehr und guter Befahrbarkeit. Das ist stark untertrieben. Die wenigen Autos die mir auf dieser Seite und auch auf der Slowenischen Seite des Seebergsattels begegnen, sind ein Klacks. Lange Zeiten bin ich sogar ganz allein. Es fährt sich total easy, vor allem die Serpentinen sind derart leicht, dass die Bezwingung des Sattels ein Kinderspiel wird.






Oh Gott !!!!!!!!!!!!!!!!!!!
 
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Nach einem ausgiebigen Frühstück auf der Passhöhe gehe ich gegen 10 Uhr in die Abfahrt und sehe sofort die mächtigen Berge der Steiner Alpen. Man, das ist ein Panorama! Immer wieder muss ich anhalten um diesen Anblick zu genießen. Es kommen viele Radfahrer entgegen. Es scheint eine ausgesprochene Beschäftigung der Slowenen zu sein, den Seebergsattel mal eben so zu fahren, der von der Südseite bestimmt schwieriger zu fahren ist, so scheint es mir jedenfalls.





40 Kilometer immer hinab. Der Wind kommt von vorn, was das Rollen nicht schnell macht, aber das ist egal, ich halte sowieso aller furzelang an, es gibt immer wieder Sachen die ich bestaunen muss. Später wird es flacher, einzelner Wellen sind zu überwinden. Immer wieder der Blick zurück auf die Berge.





Die Sonne brennt, die Luft steht. Gewitterluft! Ich fahre mit offenem Shirt, eine Einladung für allerlei stechendes Insektenvolk, doch ich werde auf der ganzen Reise davon verschont. Kurz vor Ljubljana finde ich in einem GolfClub Gelegenheit ein Bier zu trinken. Dann geht alles ganz schnell. Das Eingangsschild der Stadt erscheint, der Verkehr wird mehr und hektisch.

Die "Sava" ein himmlisch klarer Fluss kurz vor Ljubljana




Ich befahre die Hauptmagistrale, die mich ins Zentrum führt. Bei Kilometer 100 (13:30 Uhr) habe ich den Bahnhof erreicht. Der ist erstaunlich klein. Hier muss ich noch ein RadTicket von Koper nach Ljubljana ordern, das konnte man mir in Deutschland nicht verkaufen, darauf hatte man keinen Zugriff.




Die Altstadt von Ljubljana ist nur 500 Meter weiter und sie ist wunderschön, voll mein Ding! Links und rechts der Ljubljanica reiht sich ein Fresstempel am anderen, überall sitzen Menschen, trinken, essen etwas. Dazu oben die Burg und dieser historische Flair. Bei meiner Heimreise mit dem Zug werde ich noch mal kurz hier verweilen, habe über 1ne Stunde Aufenthalt, dann wird hier alles ruhig und im Erwachen sein. Es ist gut, beide Seiten kennengelernt zu haben!






Bevor ich mich gegen 16 Uhr aus Ljubljana verabschiede, esse ich leckeren Chickenburger und Pommes in einer der vielen Bars.




Dann kommt es knüppeldicke! Es ist Freitag und es ist RushHour. Raus - wie reinwärts staut sich eine endlose Kolonne. Mir kommen aber diese
guten Radstreifen und Radwege zugute und so kann ich fast ungehindert fahren. Hektisch bleibt es trotzdem und das schlaucht ungemein.




Bei dem Ort Vhrnika, 7 Kilometer vor dem Tagesziel, befinde ich mich noch auf einer Höhe von ca. 120 Metern und ab da geht es monstermäßig bergauf. Eine elende Schinderei bei drückender Hitze beginnt und Gewitterwolken türmen sich rechterhand. Es soll bis auf 480 Meter hoch gehen und das ist eine ganze Menge. Am Ziel bin ich fix und fertig, habe die Schnauze gestrichen voll. Dass mein heutiges Hotel an einem aufstrebenden Industriezentrum liegt und keine Schönheit ist weiß ich, doch das ist alles nicht weiter schlimm.
Ich bin recht froh als ich endlich den Eingang finde, der auf der Hinterseite vom riesigen Gebäude unscheinbar wirkt. Mit meinem schlechten Englisch treffe ich auf schnelles Hotelenglisch. Ich verstehe nur wenig aber immerhin soviel: Ein Frühstück zum Mitnehmen wird nicht möglich sein, der Koch ist schon weg. Das Rad darf ich mit aufs Zimmer nehmen (the best Solution !) und den Schlüssel lasse ich morgen einfach stecken. Ausgang dann downstairs. Na geht doch ッ !

Mein Hotel/Motel in Logatec





Unterdessen hat es draußen angefangen zu regnen, doch die Gewitterwolken von vorhin schaffen es nicht bis hierher, es bleibt bei einem kurzen Guss. Nach dem Duschen fahre ich die 3 Kilometer ins naheliegende Logatec. Hier ist der Ortskern noch dörflich aber im Aufbruch zur Moderne. Einen modernen Supermarkt hat man errichtet, 200 Meter weiter sind die alten Läden zu finden. So recht weiß ich nicht was ich essen soll. Ein Wirtshaus, wie bei uns, finde ich nicht, auch wüsste ich nicht, was ich bestellen soll - die Sprachbarriere! Ich werde dann eines "Dönerladens" ansichtig, den ausnahmsweise kein Ausländer betreibt, sondern ein Slowene, der sogar ein paar Brocken Deutsch spricht. Wieder einmal schäme ich mich, dass ich nicht wenigstens ein paar landestypische Wörter kann. Der Döner ist scharf aber gut. Büchsenbier rundet mein Abendmahl ab und dann bin ich auch schon mit einem Bein im Bett.

Der Dönerladen
 
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Logatec - Koper an der Adria / Slowenien

Samstag, 21.Juli / 8.Tag
109 Kilometer / 870 Hm 5:36 Stunden


Ich fahre frühs um 6 in einen leicht vernebelten Morgen und zunächst nach Logatec, wo ich noch einmal meinen Dönerladen von gestern besichtigen will. Danach geht es streckenmäßig gleich tüchtig zur Sache. Stellenweise gehe ich sogar im Wiegetritt in die kleinen Steigungen.



Dann kommt schließlich der Talkessel von Planina - "PLANINSKO POLJE" und hier ist alles vernebelt. Meine Brille beschlägt ständig und die Sicht beträgt 50 Meter. Von der malerischen Gegend hier bekomme ich deshalb erst einen Monat später, bei der Recherche fürs Reisealbum, eine Vorstellung.

Nebel im Talkessel von Planina


Planina



Raus aus dem Kessel von Planina




Hinter Planina




Es ist erstaunlich wenig Verkehr und wenn, dann sind es eben hauptsächlich Radler, die Richtung Adria fahren. Bis zu den Kehren bei Črni Kal fahre ich immer auf der Nationalstraße 409. Über mir blauer Himmel. Es rollt prächtig und ich fühle mich prächtig. Ab und an taucht die Autobahn von Ljubljana nach Koper neben mir auf und bei Kilometer 64, gegen 10:30, fahre ich in Kozina ein.




Es ist drückend, der Himmel jetzt aber zugezogen. So ähnlich war die Wetterprognose im Internet leider auch aufgeführt und um ehrlich zu sein, ich bin ein wenig enttäuscht, als ich gegen 11 Uhr das erste Mal das Meer sehe, das nicht blau in der Ferne leuchtet, sondern als eher grauer Suppenteller auftaucht. Die Serpentinen bei Črni Kal kommen mir endlos vor. Nie im Leben hatte ich erwartet, dass es hier eine so lange Strecke nach unten geht.

Črni Kal


 
@gerold hatte mir geraten, den Weg über die slowenische Halbinsel Muggia zu nehmen, dort immer an der Küste bis nach Koper zu fahren. Vor der großen Autobahnbrücke, dem Viadukt bei Črni Kal, geht es deshalb rechts ab und übers Hinterland Richtung Halbinsel.




Muggia liegt direkt am Meer und ist gleich eine Offenbarung. Obwohl eben das Blau am Himmel und somit auch im Wasser völlig fehlt, nimmt mich das Flair sofort gefangen. Was ich allerdings noch mehr in Erinnerung habe, ist das Bier, was ich im ersten Restaurant, direkt
am Hafen bestelle. Freilich sehe ich sofort: das "Sal de Mar" ist gehobene Klasse, aber wenn man kurz vorm Verdursten ist, zahlt man auch gern einen Euro mehr. Was mir nun aber vorgesetzt wird, entlockt mir einen Aufschrei des Entsetzens.
Ich bekomme nämlich ein 0,3 L Bierchen und ein BowleGläschen dazu. Der vorläufige Preis lautet 3,- €. Wenig später kommt der Kellner erneut, entschuldigt sich und erhöht auf 3,60 €. Ein Halber Liter, den ich eigentlich erwartet habe, würde also 6,- € kosten und das ist für ein eher billiges Land wie Slowenien der absolute Wucher!!!




Muggia



Gegen 14 Uhr bin ich am Ziel in Koper. Es sind heute noch mal über 100 Kilometer geworden, bei der einfacheren Variante wären es nur etwas über 80 gewesen. Diese hatte ich mir vorsichtshalber ausgearbeitet, weil ich nicht wusste, wie ich mich nach 7 Tagen Radfahren fühlen würde, ob ich noch genügend Kraft hätte. Am Ende meiner heutigen Tour bin ich dann doch ganz schön fertig aber es ist alles noch im grünen Bereich. Der Körper hat sich ans Dauerradeln gewöhnt und meine, schon erwähnte, gute Grundkondition spielt da sicher auch eine gewisse Rolle.
Etliche meiner vorgebuchten Unterkünfte musste ich auf meiner diesjährigen Reise echt suchen, so ergeht es mir auch heute mit dem Hotel Vodisek. Als ich dann endlich davor stehe, greife ich mir an den Kopf, denn das große Reklameschild ist schon von Weitem sichtbar. An der Rezeption wird Slowenisch oder schnelles Englisch gesprochen. Vor mir sind schon 2 Familien und die Rezeptionsdamen stehen wohl unter Stress, jedenfalls bin ich ziemlich brüskiert über das, was mir da an Unfreundlichkeit von der anderen Seite der Theke entgegenkommt. Aber dann bin ich endlich wirklich am Ziel. Mein Zimmer ist nett, hat Klimaanlage, das Rad steht neben mir. Ich dusche ausgiebig und gebe mich dann einer Stunde Tiefschlaf hin.




Blick vom Hotel Richtung Hafen


Blick vom Hotel Richtung NordWesten


Habe ich mir Koper und die Landschaft hier so vorgestellt? Mit diesem und jenem kann ich mich sicher arrangieren, das kannte ich von Beschreibungen und Bildern. Sieht man alles im Ganzen, ist es dann doch etwas anders. Die Hänge zum Meer sind zum großen Teil zugebaut, es gibt außerhalb des alten Stadtkerns nur moderne Bauten und durch die Nähe des großen Hafens auch viel Verkehr. Obwohl unten, im kleinen historischen Teil der Stadt, der Bär steppt, verliebe ich mich aber gleich in die mediterranen Häuser und Gassen, bekomme den Mund nicht zu vor Staunen und Freude, als ich dann am Meer stehe.

Es ist wohl gegen 17 Uhr als ich diesen ersten Erkundungsgang durch AltKoper wage. Ganz einfach deshalb, um alles bei Helligkeit zu orten. Später, zur Dämmerung, will ich mich hier ins Getümmel stürzen, ein Bierchen trinken und das Treiben beobachten. Vorher muss ich allerdings in das moderne Einkaufszentrum, welches gleich am Hotel beginnt, um ein paar Früchte und Wasser für die Nacht und den nächsten Tag.
Am Abend gibt es dann den erhofften, krönenden Abschluss des Tages und auch der gesamten Tour. Die Sonne kämpft sich noch einmal durchs Gewölk und geht traumhaft unter. Bis gegen 23 Uhr stromere ich in der Altstadt und am Hafen umher, kann mich nicht satt sehen, an dem was mir geboten wird ...
 
Eine Rundreise mit dem Rad
Koper - Pomjan - Dragonja Tal - Salinen von Sečovlje - Piran - Izola - Koper

Sonntag, 22. Juli 2018 / 77 km

Strecke:
https://www.gpsies.com/map.do?fileId=xrqafwdqrcnrxbra





Eine vorher geplante Rundtour über die Halbinsel mache ich gleich am ersten von 2 Tagen, die ich nun noch in Koper verbringen werde.
Bevor ich allerdings in die Eisen trete, muss ich mich an das Frühstück im Hotel gewöhnen. Kurz nach 7 Uhr bin ich wie so oft der Erste, habe freie Auswahl. Diese fällt mir leicht, denn zu wählen gibt es da nicht viel. Viel weißes Brot, keine Brötchen, der Kaffee kommt als Cappuccino und mit dem Messer kann ich die helle Paprika überhaupt nicht schneiden. "Reichliches Frühstück, große Auswahl" glaube ich in der Hotelbewertung gelesen zu haben, das ist schon einen Lacher wert, aber vielleicht sollte ich es schmunzelnd unter: "Andere Länder, andere Sitten" verbuchen.


Die Hügel, zu denen die ich nun fahren will, liegen 350 Meter über dem Meeresspiegel und es geht nach wenigen Kilometern gleich richtig zur Sache. Kurz vor Pomjan, dem kleinen Bergdorf, quäle ich mich einen finalen EndStich nach oben, dann habe ich Sicht übers Land und auf das Meer.




Blau und klar wird es erst gegen Mittag werden und so ist die Aussicht auf die Bucht von Koper nicht der Bringer.



Ich fahre in Pomjan ein und durch, einige Kilometer weiter, um mir einen Überblick zu verschaffen. Mediterrane alte (und neue) Häuschen, daneben Weinpflanzen. Grillen zirpen, es ist alles karstig - man muss das mal gesehen haben! Einige Rennradler sind auch unterwegs, ansonsten sieht man nur wenige Leute.



Auf der Abfahrt halte ich immer wieder an, will nichts versäumen. Als ich ein besonders schönes Gemäuer fotografieren will, gerade den Apparat zücke, bemerke ich neben mir einen kalbsgroßen Hund. Der bemerkt mich zähnefletschend und zum Losrennen ansetzend im selben Augenblick und so schnell war ich zeitlebens noch niemals auf dem Rad! Vorm zerfleischt werden rettet mich nur die steile Abfahrt ins Dragonja-Tal, die ich nun hinunterjage.

Hinterland


Abfahrt ins Dragonja-Tal



Dieses Tal wird als sehenswert beschrieben, mich beeindruckt es nicht! Links und rechts grüne Wildnis, ab und an ein wildes Weinfeld. Der Fluss Dragonja ist ein Rinnsal und der Wasserfall nur ein Schatten seiner selbst. Sicherlich ein Kleinod für allerlei seltene Fauna und Flora, doch ein schönes Tal sieht anders aus.

 
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Der Weg durchs Dragonja Tal zieht sich über Kilometer, bildet zugleich die Grenze zu Kroatien und ist für MTBler eine feine Strecke. 3...4 solcher Radler fledern an mir vorbei, dass die Steine des überwiegend unbefestigten Weges nur so an die Seiten knallen. Gegen 11:30 bin ich am Grenzübergang zu Kroatien und hier stehen die Autos kilometerlang auf beiden Seiten. Eigentlich ein Unding, den beide Staaten sind in der EU!



In den Hügeln, aus denen ich gerade komme, hat sich mittlerweile ein Gewitter zusammengebraut, die Wolken wirken bedrohlich und es grummelt ganz gewaltig. Das wird den halben Nachmittag so gehen, die Küste wird es aber nicht erreichen. Wenig später komme ich dann zu den Salinen von Sečovlje, zahle die 7,-€ Eintritt um mir die Sache näher zu begucken. Wie schon oft habe ich zuvor Hochglanzbilder davon gesehen und die sind professionell an Stellen aufgenommen, zu denen ich jetzt keinen Zutritt habe. Das, was ich also sehe und beim Durchfahren geboten bekomme, entspricht wieder nur halb meinen gemachten Vorstellungen und im Nachhinein sage ich: eine Führung täte die Sache hier ungemein aufwerten. Ich trinke ein Bier im kleinen Saline-Café und mache mich auf den weiteren Weg zu dem sich unmittelbar anschließenden Meer.




Es ist eigentlich schwer vorstellbar aber an einem übergroßen Teil der slowenischen Küste führt ein Radweg fast direkt am Wasser entlang.
Es ist Sonntag und es ist überall Trubel. Doch es fährt sich wunderbar auf diesem KüstenRadweg, auf dem wiederum erstaunlich wenig los ist. Wohin ich auch blicke, es ist paradiesisch, ich kann mich nicht sattsehen und halte immer wieder an.

Blick auf Portoroz






Gegen 14 Uhr ist Piran erreicht und damit quasi die Hauptattraktion des Tages, der Blick von der Stadtmauer auf AltPiran. Ich schwitze was das Zeug hält, irre erst mal durch die Gassen. Irgendwo muss es hier die Treppen zur Mauer hochgehen, allein ich finde sie nicht. Letzter Ausweg ist die TouristenInfo und hier zeigt man mir den ungefähren Weg. Ich schließe mein Rad an, wechsele die Schuhe, verstaue mein Zeug in den Rucksack und dann geht es zunächst zur St. Georgs Pfarrkirche. Der Blick von hier ist überwältigend, dass das noch zu toppen ist kann ich mir erst vorstellen als ich wenig später die Stadtmauer erklimme. 2,- € sind die Sache locker wert und dann stehe ich endlich oben und mache mein obligatorisches Foto. AltKoper ist gewiss schön aber Piran ist wohl um Welten schöner. Ich sehe freilich nur einen Bruchteil davon aber hier lässt sich die Zeit vertreiben, ich könnte tagelang durch die alten Gassen streifen.




Meine Unternehmung in Piran hat mich tüchtig ausgebrannt. Es ist nach wie vor heiß mit drückender Schwüle. Auch bin ich am Punkt der Sättigung, habe heute so viel, in so kurzer Zeit gesehen. Eigentlich steht noch der Landschaftspark Strunjan auf dem Plan aber ich sage mir: du musst das jetzt nicht erzwingen. Leider gibt es nun auch keine Straße mehr am Meer entlang und der weitere Weg führt mich steil nach oben in die Hügellandschaft hinein. Was ich immer weiter hinausschiebe, ist der Kauf von Wasser. Meine Flaschen sind leer und hinter jeder Biegung erhoffe ich mir einen Supermarkt. Aber erst kurz vor Izola, als es wieder nach unten geht, ist Rettung in Form eines Gasthauses, mit Hoffnung auf ein Bier, in Sicht. Nach der wohltuenden Erfrischung steige ich dann mit neuem Elan auf mein Rad, schaue nach 300 Metern noch mal zurück und da steht der Wirt auf der Straße, winkt mir nach und ich glaube in seinem Gesicht Sehnsucht und Fernweh zu erkennen...

Blick auf Izola


Natürlich ist SonntagAbend ganz schön was los hier und ich fahre in Izola erst einmal bisschen umher, immer mit dem Gedanken ein Lokal zu finden, wo ich etwas essen kann. Direkt am Hafen gibt es dieses und zwar mit deutscher Speisekarte. Für mich werden es "Gebackene Sardinen" werden. Ich bin etwas skeptisch, weil das Essen gar so schnell kommt, will mir ja nicht den Bauch verderben, aber es schmeckt und eine schlechte Nachwirkung hat das Ganze nicht.



Nach dem Mahle sitze ich am Hafen, die Sonne gleißt übers Wasser und man möchte gar nicht mehr wegwollen! So ähnlich hatte ich mir das alles vorgestellt hier, doch es übertrifft meine Erwartungen um ein Vielfaches.



Bis zum Hotel sind es noch 10 Kilometer und die lege ich auf einer wunderbaren und Auto freien Straße zurück. Ein Highlight habe ich mir für heute noch aufgespart, ich will zum ersten Mal im Leben im Mittelmeer baden.
Vor 2 Jahren auf dem Lido bei Venedig war das nicht möglich, alle Strände in privater Hand und dort wo es möglich war, war alles züchtig und ich hatte keine Badehose. Hier und heute ists zwar kein Traumstrand aber es muss werden. Zwischen Izola und Koper sitze ich dann lange am mit Felsbrocken aufgeschütteten Ufer, warte bis links und rechts keiner mehr zu sehen ist, dem ich als nackeliches, öffentliches Ärgernis gelten könnte, und dann stürze ich mich in die warmen Fluten ...

Kein Traumstrand aber immerhin die Möglichkeit in die Adria zu springen !
 
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