Es tröpfelt leicht, rollt aber nicht schlecht. Gegen 11:30 bin ich in Trieben, stehe vor der Auffahrt zum Triebener Tauern - und hier geht es gleich deftig zur Sache. In der Mitte beruhigt sich das ganze zwar, um dann gegen Ende noch mal lang anzusteigen. Die letzten Kilometer erinnern mich irgendwie an den Brennerpass, der zum Schluss Ähnliches bereithält. Mal gut, dass ich fürs Fotografieren immer mal anhalten kann. Der Tachometer steht bei 6..7 kmh und ich brauche eine Stunde für diesen KriebelBerg. Nein, ich kann auf so etwas gern verzichten!
Auffahrt zum Triebener Tauern
Ähnlich wie am BrennerPass, eine langgezogene Scheis...Steigung kurz vor Schluss
Aber alles ist machbar, ich muss nicht schieben und tröste mich mit dem Gedanken auf das obligatorische kühle Bier, das oben schon für mich bereit stehen wird und auf eine anschließende kühne Abfahrt, die fast bis zum Tagesziel geht.
Mit dem Bier, das ist dann gar nicht so leicht. Von 2 Gaststätten auf dem Gipfel in Hohentauern haben nämlich 3 geschlossen. Ich muss 500 Meter zurück fahren um an meine Belohnung zu kommen. Das Essensangebot ist auch sehr dürftig aber da brauche ich eigentlich nichts und so geht es alsbald an eine rauschende Abfahrt mit grandiosem Rückenwind über 30 Kilometer bis nach Judenburg. Sicherlich ist da kurz nach dem Tauerngipfel noch mal eine Welle, es geht noch mal kurz hoch, und auch 10 Kilometer vor dem Ziel muss ich mich noch mal bemühen aber ansonsten rolle ich nur noch. Ich rolle so schnell und so lange, dass es schon langweilig wird.
Tote Hose in HohenTauern :-(
Abfahrt vom Triebener Tauern Richtung Judenburg
AltJudenburg
In Judenburg suche ich mein Hotel, das Hotel Schwerterbräu. Es ist nicht zu finden. 3 Leute frage ich, die verstehen kein Deutsch. Die anderen 3 sind Touristen, die sich nicht auskennen.
3 in Trachten gehüllte ältere Damen weisen mir dann den ungefähren Weg und endlich sehe ich, unscheinbar nur, ein Reklameschild, ganz oben unterm Dach eines Vielzweckgebäudes. Ich fahre in den Hinterhof, weil vorn kein Eingang zu finden ist. Dort eine neckische kleine Bar, die geschlossen hat, wo ich aber den Besitzer antreffe. Auf meine Frage verweist er mich in einen Fahrstuhl: Hotel, 3ter Stock. Das Rad lasse ich derweil unbeaufsichtigt unten stehen. Oben an der Rezeption alles verschlossen. Immerhin eine hinterlassene Telefonnummer. Nach meinem Anruf muss ich lange warten, hole unterdessen mein Rad via Fahrstuhl nach oben. Dann endlich eine Menschin, die mich in die Rezeption hineinkomplimentiert. Name, Anschrift - nichts zu finden. Herumfummeln an der Brille. 2..3 Anrufe, die Brille wird abgesetzt. Daraufhin gebe ich ihr mein ausgedrucktes Buchungsformular, an dem Notizen für meine Tagesstrecke kleben. Und ausgerechnet diese sieht sie sich lange an. Jetzt wird mir schnell klar, dass sie eigentlich gar nicht viel sieht, dass da auf die Nähe bei ihr nicht viel Klares erscheinen kann. Just in diesem Augenblick kommt ein männlicher Mensch hinzu, jung an Jahren, sucht, fragt, sucht wieder und wird dann schnell klar und deutlich: Man habe Schwierigkeiten mit booking.com, man habe SPAM auf dem Rechner und einige Buchungen wären doppelt gelaufen. Man müsste nun endlich mal bei Booking.com anrufen und ... Er entschuldigt sich 1000 Male und offeriert, dass es da selbstverständlich einen Ersatz gebe: 3 Kilometer von hier, auf dem Dorfe, ein Pension und ich wäre nicht der Erste der da schläft, und es wäre zumutbar!
Meine "Ersatzunterkunft incl. Bauernhof"
Nun sitze ich also im PensionsZimmerchen, im Haupthaus der Bauernwirtschaft. Dusche und WC sind über den Flur, aber ich bin heute der einzige Gast und da stört das nicht. Die Pensionswirtin ist eine total freundliche alte Dame, wir unterhalten uns kurz über dies und das und ich erfahre, dass gestern schon 3 Gäste vom Hotel Schwerterbräu ersatzweise hier logierten.
Mein Zimmerchen - KLEIN ABER FEIN !
Der Nachmittag ist heiß geworden, ich bin tüchtig geschlaucht von meiner heutigen Tour. Mir widerstrebt es eigentlich, zurück nach Judenburg zu fahren um mir Wasser und Essen für die nächste Etappe zu kaufen. Aber ich habe auf dem Dorfe auch kein Wirtshaus um eine richtige Mahlzeit zu mir zu nehmen. Außerdem weiß ich nicht wie ich die restlichen Tagesstunden verbringen soll, hier ist ja nichts, außer 2 Bier trinkende Jungbauern! Gegen 21 Uhr komme ich gesättigt und zufrieden zurück.
Das, was ich von Judenburg sah, ist nicht unbedingt sehenswert gewesen. Immerhin war ich mal hier. Ich schreibe noch am Tagebuch und sinke dann in ein duftendes, luftiges Himmelbett. Beim Einschlafen höre ich noch kurz die lallenden, Bier saufenden Jungbauern draußen....