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Besondere Schaltungen

Es gab mal eine Weile lang eine Lehre, die besagte, dass bergauftreten rückwärts effizienter sein solle. Das hat sich nie wissenschaftlich bestätigen lassen. Dann kamen Kettenschaltungen mit mehreren Gängen und dann war das Prinzip "rétrodirect" perdu.
 
ich zieh mal wieder hoch, da mir ein weiteres, wohl österreichisches, schaltwerk über den weg gelaufen ist. habe es nur bei ebay erstanden, weil mich interessiert hat, wie es funktioniert. sah auf den ersten blick fast so aus, als hätte jemand ne hutmutter über die öffnung geschraubt, wo sonst die kette rauskommt. in dem fall läuft der schaltvorgang aber anders. bei google finde ich nur den verweis auf die auktion und eine anmerkung bei disraeligears, dass es sich um einen österreichischen hersteller handeln muss.
es befindet sich in sehr gutem zustand und ist viel massiver als die üblichen huret "blechvarianten" dieser zeit.
es gibt einen zugstopper der in richtung einer befestigungsmöglichkeit am ende der "schnecke" führt. soweit sogut... nur macht die schnecke zwei umdrehungen, bis man vom großen ritzel auf das kleine kommt. rollt sich der zug um die schnecke? wäre dann nicht eine führung vorhanden?

witzig auch der befestigungshaken, der beim ersten ansehen "kette links" vermuten lässt ;)
ne idee?



 
Möbius? Rétrodirect ist ein Patent von Hirondelle, St. Etienne und heißt auf Deutsch "Rückwärts-Vorwärts", denn "rétropédalage" war damals um die Jahrhundertwende eine Philosophie, deren Anhänger sich eine bessere Kraftübertrageung beim Bergauffahren versprochen haben. "pédalage direct" dagegen ist das gewöhnliche Vorwärtstreten. Daher also "rétrodirect". Das hat sich aber als nicht richtig erwiesen, also hat sich die "pédalage direct" durchgesetzt.
Hirondelle.jpg

Es gab aber auch Schaltungen mit 2 Kettenblättern, welche über eine Kupplung im Tretlager umgeschaltet werden konnten, sogenannte "bi-chaînes". Diese waren kombinierbar mit Kettenschaltung und Rétrodirect, z.B. 3- oder 4-Gangschaltung auf der einen Seite und Rétrodirect auf der anderen.
velocio.jpg

Schaltungen waren anfänglich sehr teuer. Deswegen gab es auch eine einfache Variante: eine durchhängende Kette, die von eisernen Stift am Ritzel gehalten wurde, damit sie nicht durchrutschte. Dieses System nannte man "schwimmende Kette" (chaîne flottante) und den Stift "eiserner Finger" (doigt de fer). Geschaltet wurde mit dem Fuß, indem in akrobatischer Manier die Kette verschoben wurde. Manche schraubten sich auch spez. Haken an die Schuhe, die wie Schaltgabeln funktionierten. Es gab eine recht fidele Bewegung dieser Einfachstschaltungen, die "Flottantistes", die sich regelmäßig trafen und Erkenntnisse austauschten. Dabei wurden konsiderable Entfernungen zurückgelegt. Damals war es sowieso nur den Reichen vorbehalten, mit dem Automobil zu reisen, Mittelständler und einfachere Leute fuhren mit der Bahn oder eben mit dem Rad. Dabei waren Tagesetappen über 200 km eher die Regel denn die Ausnahme.
Damals waren Schaltungen bei Rennen übrigens noch verboten, die Spitzenfahrer hatten also mehrere Räder auf dem Materialwagen, die sie je nach Gelände tauschten. Die Cyclotouristen aber hatten kein Reglement, also konnten sie fahren, was sie wollten und weil sie fuhren und das nicht wenig, wurden auch viele Erfindungen und Verbesserungen gemacht. Die Kettenschaltung ist eine solche, aus der Praxs entstandene Lösung. Die "reine Lehre" von der alles bestimmenden Kettenlinie, die ja die Engländer verfolgten, indem sie Nabenschaltungen bauten, wurde über Bord geworfen, als sich herausstellte, dass man 2 Blätter montieren und die Kette bei Bedarf umlegen konnte. Diese Erkenntnis führte schließlich dazu, dass mehrere Blätter und Ritzel von einer einzigen Kette bedient werden konnten und dann war es nur noch ein kleiner Schritt zum fernbedienten Umlegen während der Fahrt. Eine der ersten kommerziellen Kettenschaltungen mit gewisser Verbreitung war "Le Cheminot" in den 20er Jahren, ein recht robustes System, von dem mir leider kein Bild vorliegt. Dann kam Ende der 20er der "Cyclo", der in den 30ern zum Standard an Tourenädern wurde.

hier gibt es eines im Angebot:

https://www.leboncoin.fr/velos/1462636203.htm/

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hir 2.jpg
 
Dann zeige ich auch mal einige Raritäten aus meiner Vitrine. Etwas von Vittoria. Ist wohl ein Nachfolger der Margherita und von der Super Champion abgekupfert. Hab ich sonst noch nirgends gesehen und quasi NOS.
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Die Altenburger auch komplett mit Umwerfer:
20180723_150220.jpg


Ein ziemlich seltener Hebelumwerfer von Super Champion:
20180723_150056.jpg
 
Dann zeige ich auch mal einige Raritäten aus meiner Vitrine. Etwas von Vittoria. Ist wohl ein Nachfolger der Margherita und von der Super Champion abgekupfert. Hab ich sonst noch nirgends gesehen und quasi NOS.
Anhang anzeigen 581844

Die Altenburger auch komplett mit Umwerfer:
Anhang anzeigen 581845

Ein ziemlich seltener Hebelumwerfer von Super Champion:
Anhang anzeigen 581846
Kannst du den Ein ziemlich Super Champion Umwerfer mal bitte wiegen.

MfG Jens
 
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