Ich zähle die Tage. Jetzt sind es noch neun bis zur Wintersonnenwende. So langsam merke ich, wie mir dieses ständige Grau und Dunkel auf die Stimmung schlägt. Grauenvoll.
Nachdem ich diese Nacht schlecht geschlafen hatte (Willkommen im Club,
@SprintLooser), habe ich es langsam angehen lassen und habe mich erst spät auf den Weg gemacht. Das Positive daran: Es war schon grau statt einfach nur dunkel. Ist ja auch mal schön, zur Abwechslung im Hellen zur Arbeit zu kurbeln. Und weil der Norweger die rote Kurve gemalt hatte, habe ich mich gegen das MTB mit den Spikkern und für das Rennrad entschieden.
Zwei Orte weiter habe ich mich dann umgedreht. Vor Tagen gab es dort schon einmal in meinem Rücken einen feuriglodernden Sonnenaufgang, über den ich mich gefreut hatte. Und heute? In der geschlossenen dreckiggrauen Wolkendecke war kurzzeitig ein etwas hellerer grauer Streifen zu sehen. Als ich mich wenig später noch vor der Ortsausfahrt wieder Richtung Sonnenaufgang drehte, war der hellgraue Streifen wieder verschwunden. Da hing sie wieder: Die eintönige dreckiggraue Suppe. Was für ein Blindgänger eines Sonnenaufgangs.
Bei der Arbeit angekommen habe ich dann beschlossen, dass die Stimmung nicht weiter absacken darf. So habe ich meine für solche Fälle zurückgehaltenen Resturlaubstage in eine komplette freie Woche vor den Tagen gesteckt und einen weiteren halben Urlaubstag in einen freien Nachmittag investiert. Der Norweger versprach ja "trocken von oben", wenn auch sehr frisch. Aber da kann man ja trotzdem eine schöne Runde durch das hellgraue Belgien drehen.
Zur Mittagszeit sah es auf einmal anders aus. Immer wieder dünner Schneeregen. Auch mal dickere Flocken. Dann wieder nur feuchtes Grau. Immer im Wechsel. Als ich endlich auf dem Rad saß, war es gut, dem Büro den Rücken zu kehren und loszurollen. Wird schon werden, dachte ich mir. Kenn ich doch. Das ist halt des Norwegers Trockenheit.
Und siehe da: Es wurde auch. Nur leider anders. Als ich auf den Spuren der TdF in den im Nebel hängenden Aachener Wald hochfuhr, kamen erst die dicken weißen Flocken. Und über die Kuppe hinweg in der schönen schnellen Abfahrt nach Belgien runter war es auf einmal fieser nasser Schneeregen. Im Nu lief mir die kalte Plörre am Bein runter und in die Schuhe, weil ich ja in meinem Optimismus auf nur mäßige Feuchte gesetzt hatte und die Hose deshalb der Einfachheit halber in den Überschuhen steckte. Verdammte Hacke! Als ich dann die schöne schnelle Abfahrt unterbrochen hatte, um diesen Fehler auszumerzen, da war es schon zu spät. Meine Socken hatten sich ausgiebig vollgesaugt und die Füße waren quietschnass. Das ganze bei -1°C. Da war mir klar, dass das keine ausgedehnte Ausfahrt mehr werden würde.
Zu meinem Erstaunen hat es doch recht lange gedauert, bis meine Zehen dann in den viel früher erwarteten Eiswürfelzustand übergegangen sind. So richtig schön wollte die Fahrt bis dahin aber mit den naßkalten Füßen auch nicht mehr werden. Aber vielleicht sollte meine Nachmittagsausfahrt ja auch nur die richtige Einstimmung sein auf das, worauf ich mich dann schon lange vor meiner Ankunft zu Hause gefreut habe. Mein Highlight des Tages: Eine lange heiße Dusche. Das ist vielleicht etwas Tolles!