flammberg
Doppelrohrbläser
- Registriert
- 29 April 2006
- Beiträge
- 3.510
- Reaktionspunkte
- 880
Bildbericht zum Flicken eines Schlauchreifens mit Reparatur eines Karkassenschadens.
Mitten in der Erledigung meiner Arbeit kam mir die Idee, doch einmal zur Kamera zu greifen und Euch so die Reparatur eines Schlauchreifens in Bildern darzustellen. Bei nochmaligem Nachdenken kam mir die Gelegenheit noch günstiger vor, denn außer einer bloßen Undichtigkeit, hervorgerufen durch das Überfahren einer Reißzwecke, galt es bei diesem Reifen, eine 12 Faden (etwa 7 mm) breite Beschädigung an der Karkasse zu reparieren.
Eines Vorweg: obwohl ein Schlauchreifen „Continental Giro" wie dieser nur etwa 15 Euro kostet, widerstrebt es mir, defekte Reifen einfach wegzuwerfen, denn ein korrekt reparierter Reifen ist genauso gut wie ein neuer, bei dem wiederum das Risiko eines Defektes auf der ersten Ausfahrt genauso hoch ist, denn wahrscheinlicher, als daß sich ein gut aufgebrachter Flicken wieder löst, ist eine erneute Durchspießung an anderer Stelle. Unsere Straßen sind stark glasverseucht, die Radwege noch mehr - selbst der sehr pannensichere Continental Gatorskin streckt da gelegentlich alle Viere von sich.
Die Reparatur ist leider nur bei traditionell genähten Schlauchreifen möglich, die gewickelt und durch Heizung geklebten Schauchies (Beispiel: Tufo) lassen sich so nicht flicken.
Achtung: Ich übernehme keine Haftung für Schäden, die als Folge der Befolgung meiner Anleitung eintreten.
Die Vorgehensweise:
Man sollte den Reifen nur soweit öffnen, wie es unbedingt nötig ist, denn das abschließende Wiederverschließen der Naht ist langwierig. Also sollte man sich vor dem Arbeitsbeginn über die Stelle der Beschädigung sicher sein. Eine äußerlich erkennbare Duchspießung ist hier ein Hinweis, sollte aber im Wasserbad durch aufsteigende Luftbläschen bestätigt werden.
1. Um an die Naht zu gelangen, muß das Schutzband abgezogen werden, was sich als sehr mühevoll erweisen kann, denn oft wurde dieses Gewebeband vom Hersteller mit Latex-Emulsion getränkt. Man arbeitet sich zuerst vorsichtig an einer Seite bis zur Naht vor und wiederholt dies von der anderen, etwa wie beim Tunnelbau, wenn sich zwei Bautrupps in der Mitte treffen und sich freudig begrüßen. Ist das geschafft, steckt man einen Schraubendreher hindurch und kann das Schutzband nun leicht ziehend entfernen. Auch hier gilt, wie für die folgende Prozedur: Nur so weit entfernen wie nötig.
2. Hat man die Naht erreicht, sind mit einem Kugelschreiber Querstriche auf die Reifenunterseite zu zeichnen, die das spätere korrekte Zusammenkommen der Ränder nachprüfbar machen. Würde man hier den Reifen schief zusammennähen, wäre ein Seitenschlag die Folge, also die Linien zu zeichen keinesfalls vergessen!
3. Nun trennt man die Naht auf, aber wiederum nur so weit wie unbedingt nötig. Den Schlauch kann man leicht ein stückweit herausziehen, es sollte also ausreichen, wenn man den Reifen etwa 5 cm auftrennt, wobei einem eine kleine Nagelschere gute Dienste leistet.
4. Den Schlauch hervorziehen und mit „TT 04" flicken. Sorgfältig vorgehen in allem, was es beim Schlauchflicken zu beachten gibt, denn Ihr würdet Euch später sehr ärgern, hätte sich die Mühe des Nähens sich als vergeben herausgestellt.
Nun hatte die Glasscherbe oder in diesem Falle: die Reißzwecke auch einige Faden der Reifendecke beschädigt, was bei einem Druck von immerhin 10 Bar bei diesem Trainingsreifen oder 12 Bar bei meinen besseren ausreichen würde, um den Schlauch durch das Loch drängen zu lassen, wodurch er unweigerlich platzen würde, den die Fäden sind es, die allen Druck halten sollen, nicht der Schlauch. Wie also das Loch flicken?
5. Aus einem alten, unrettbaren Schlauchreifen nimmt man ein 10 Zentimeter breites Stück Reifendecke, von der man zuvor die Lauffläche entfernt hat und schrägt die Kanten mit einer Rasierklinge sorgfältig aus, so daß sie dünn auslaufen und nicht in einer deutlich definierten Stufe enden (denn daran könnte sich der Schlauch hinterher aufreiben). Mit Kontaktkleber klebt man diesen Klicken nun in den Reifen, so daß die Schadstelle verdeckt wird. Wichtig ist es, den Flicken selbst bei einer verhältnismäßig kleinen Beschädigung so groß zu wählen, denn nur so verhindert man, daß sich der Flicken als Höhenschlag bemerkbar macht.
6. Den Schlauch wieder hinein und Talkum hinterher. Achtung: Bei der Verwendung von Talkum unbedingt eine Staubschutzmaske tragen, Talkum steht im Verdacht, gelegentlich Spuren von Asbest zu enthalten.
7. Mit speziellem Schlauchreifengarn beginnt man die Naht etwa zwei Zentimeter vor der Öffnung der alten Naht, übernäht den Beginn der eigenen Stiche mehrmals und dann die folgenden zwei Zentimeter der intakten Naht, dabei immer zwei Stiche vor und einen zurück, um den Faden zu sichern. Ich verwende hierzu nicht die dem Spezialgarn beigelegte dreieckige Nadel, sondern eine normale Nähnadel (Edit Juli 2016: eine Stopfnadel mit abgerundeter Spitze), die ich mit einer Zange durch sie alten Nahtlöcher ziehe. Daß Ihr darauf achten solltet, daß der Schlauch unten bleibt und nicht durchstochen wird, ist wohl klar, aber nun bekommen auch die zuvor gezogenen Striche ihren Sinn, sie sollten genau aufeinandertreffen, um den zuvor schon an die Wand gemalten Seitenschlag zu verhindern. Gebt beim Näher auch auf eure Hände und besonders Eure Augen acht. Am Ende der Naht wieder mehrfach übernähen und flach verknoten. Bitte nur spezielles Schlauchreifengarn verwenden, denn würde die Naht aufgehen, der Schlauch würde sofort platzen. Zahnseide soll auch geeignet sein - versucht habe ich es allerdings noch nicht. Interessant wäre ein vergleichender Test der Zugbelastbarkeit beider Fäden. Ein Stück Schlauchreifengarn würde ich dafür gerne zu Verfügung stellen.
8. Das Schutzband wieder aufzukleben, war für mich immer eine Herausforderung, denn ich wußte nicht, womit. Die Hersteller verwenden dafür Latex-Emulsion, doch die Klebung kommt nur so zuverlässig zustande, wenn das Schutzband wird von der Emulsion durchtränkt und bleibt nach dem Abziehen damit durchwirkt, kann sich also durch diese fatale Imprägnierung kein zweites Mal mit einer Flüssigkeit vollsaugen. Reifenkitt ist hier keine Lösung, denn mehr als eine pappige Sauerei ist von Tubasti oder Co. nicht zu erwarten. Zuletzt habe ich gute Ergebnisse mit „Uhu Kraft" erzielt, dabei aber streng im Zwei-Flächen Kontaktklebeverfahren gearbeitet: also beide Klebeflächen vor dem Zusammenfügen gut ablüften lassen. „Uhu Kraft" klebt in jedem Fall besser als Pattex, soweit bin ich mir mittlerweile sicher.
Sollte einer von Euch einen Tip für das Aufkleben der Reifenschutzbandes haben?
(Edit Juli 2016: Kontaktkleber „Kövulfix”)
Der Reifen zeigt nach der Reparatur weder Seiten- noch Höhenschlag.
Mitten in der Erledigung meiner Arbeit kam mir die Idee, doch einmal zur Kamera zu greifen und Euch so die Reparatur eines Schlauchreifens in Bildern darzustellen. Bei nochmaligem Nachdenken kam mir die Gelegenheit noch günstiger vor, denn außer einer bloßen Undichtigkeit, hervorgerufen durch das Überfahren einer Reißzwecke, galt es bei diesem Reifen, eine 12 Faden (etwa 7 mm) breite Beschädigung an der Karkasse zu reparieren.
Eines Vorweg: obwohl ein Schlauchreifen „Continental Giro" wie dieser nur etwa 15 Euro kostet, widerstrebt es mir, defekte Reifen einfach wegzuwerfen, denn ein korrekt reparierter Reifen ist genauso gut wie ein neuer, bei dem wiederum das Risiko eines Defektes auf der ersten Ausfahrt genauso hoch ist, denn wahrscheinlicher, als daß sich ein gut aufgebrachter Flicken wieder löst, ist eine erneute Durchspießung an anderer Stelle. Unsere Straßen sind stark glasverseucht, die Radwege noch mehr - selbst der sehr pannensichere Continental Gatorskin streckt da gelegentlich alle Viere von sich.
Die Reparatur ist leider nur bei traditionell genähten Schlauchreifen möglich, die gewickelt und durch Heizung geklebten Schauchies (Beispiel: Tufo) lassen sich so nicht flicken.
Achtung: Ich übernehme keine Haftung für Schäden, die als Folge der Befolgung meiner Anleitung eintreten.
Die Vorgehensweise:
Man sollte den Reifen nur soweit öffnen, wie es unbedingt nötig ist, denn das abschließende Wiederverschließen der Naht ist langwierig. Also sollte man sich vor dem Arbeitsbeginn über die Stelle der Beschädigung sicher sein. Eine äußerlich erkennbare Duchspießung ist hier ein Hinweis, sollte aber im Wasserbad durch aufsteigende Luftbläschen bestätigt werden.
1. Um an die Naht zu gelangen, muß das Schutzband abgezogen werden, was sich als sehr mühevoll erweisen kann, denn oft wurde dieses Gewebeband vom Hersteller mit Latex-Emulsion getränkt. Man arbeitet sich zuerst vorsichtig an einer Seite bis zur Naht vor und wiederholt dies von der anderen, etwa wie beim Tunnelbau, wenn sich zwei Bautrupps in der Mitte treffen und sich freudig begrüßen. Ist das geschafft, steckt man einen Schraubendreher hindurch und kann das Schutzband nun leicht ziehend entfernen. Auch hier gilt, wie für die folgende Prozedur: Nur so weit entfernen wie nötig.
2. Hat man die Naht erreicht, sind mit einem Kugelschreiber Querstriche auf die Reifenunterseite zu zeichnen, die das spätere korrekte Zusammenkommen der Ränder nachprüfbar machen. Würde man hier den Reifen schief zusammennähen, wäre ein Seitenschlag die Folge, also die Linien zu zeichen keinesfalls vergessen!
3. Nun trennt man die Naht auf, aber wiederum nur so weit wie unbedingt nötig. Den Schlauch kann man leicht ein stückweit herausziehen, es sollte also ausreichen, wenn man den Reifen etwa 5 cm auftrennt, wobei einem eine kleine Nagelschere gute Dienste leistet.
4. Den Schlauch hervorziehen und mit „TT 04" flicken. Sorgfältig vorgehen in allem, was es beim Schlauchflicken zu beachten gibt, denn Ihr würdet Euch später sehr ärgern, hätte sich die Mühe des Nähens sich als vergeben herausgestellt.
Nun hatte die Glasscherbe oder in diesem Falle: die Reißzwecke auch einige Faden der Reifendecke beschädigt, was bei einem Druck von immerhin 10 Bar bei diesem Trainingsreifen oder 12 Bar bei meinen besseren ausreichen würde, um den Schlauch durch das Loch drängen zu lassen, wodurch er unweigerlich platzen würde, den die Fäden sind es, die allen Druck halten sollen, nicht der Schlauch. Wie also das Loch flicken?
5. Aus einem alten, unrettbaren Schlauchreifen nimmt man ein 10 Zentimeter breites Stück Reifendecke, von der man zuvor die Lauffläche entfernt hat und schrägt die Kanten mit einer Rasierklinge sorgfältig aus, so daß sie dünn auslaufen und nicht in einer deutlich definierten Stufe enden (denn daran könnte sich der Schlauch hinterher aufreiben). Mit Kontaktkleber klebt man diesen Klicken nun in den Reifen, so daß die Schadstelle verdeckt wird. Wichtig ist es, den Flicken selbst bei einer verhältnismäßig kleinen Beschädigung so groß zu wählen, denn nur so verhindert man, daß sich der Flicken als Höhenschlag bemerkbar macht.
6. Den Schlauch wieder hinein und Talkum hinterher. Achtung: Bei der Verwendung von Talkum unbedingt eine Staubschutzmaske tragen, Talkum steht im Verdacht, gelegentlich Spuren von Asbest zu enthalten.
7. Mit speziellem Schlauchreifengarn beginnt man die Naht etwa zwei Zentimeter vor der Öffnung der alten Naht, übernäht den Beginn der eigenen Stiche mehrmals und dann die folgenden zwei Zentimeter der intakten Naht, dabei immer zwei Stiche vor und einen zurück, um den Faden zu sichern. Ich verwende hierzu nicht die dem Spezialgarn beigelegte dreieckige Nadel, sondern eine normale Nähnadel (Edit Juli 2016: eine Stopfnadel mit abgerundeter Spitze), die ich mit einer Zange durch sie alten Nahtlöcher ziehe. Daß Ihr darauf achten solltet, daß der Schlauch unten bleibt und nicht durchstochen wird, ist wohl klar, aber nun bekommen auch die zuvor gezogenen Striche ihren Sinn, sie sollten genau aufeinandertreffen, um den zuvor schon an die Wand gemalten Seitenschlag zu verhindern. Gebt beim Näher auch auf eure Hände und besonders Eure Augen acht. Am Ende der Naht wieder mehrfach übernähen und flach verknoten. Bitte nur spezielles Schlauchreifengarn verwenden, denn würde die Naht aufgehen, der Schlauch würde sofort platzen. Zahnseide soll auch geeignet sein - versucht habe ich es allerdings noch nicht. Interessant wäre ein vergleichender Test der Zugbelastbarkeit beider Fäden. Ein Stück Schlauchreifengarn würde ich dafür gerne zu Verfügung stellen.
8. Das Schutzband wieder aufzukleben, war für mich immer eine Herausforderung, denn ich wußte nicht, womit. Die Hersteller verwenden dafür Latex-Emulsion, doch die Klebung kommt nur so zuverlässig zustande, wenn das Schutzband wird von der Emulsion durchtränkt und bleibt nach dem Abziehen damit durchwirkt, kann sich also durch diese fatale Imprägnierung kein zweites Mal mit einer Flüssigkeit vollsaugen. Reifenkitt ist hier keine Lösung, denn mehr als eine pappige Sauerei ist von Tubasti oder Co. nicht zu erwarten. Zuletzt habe ich gute Ergebnisse mit „Uhu Kraft" erzielt, dabei aber streng im Zwei-Flächen Kontaktklebeverfahren gearbeitet: also beide Klebeflächen vor dem Zusammenfügen gut ablüften lassen. „Uhu Kraft" klebt in jedem Fall besser als Pattex, soweit bin ich mir mittlerweile sicher.
Sollte einer von Euch einen Tip für das Aufkleben der Reifenschutzbandes haben?
(Edit Juli 2016: Kontaktkleber „Kövulfix”)
Der Reifen zeigt nach der Reparatur weder Seiten- noch Höhenschlag.
Zuletzt bearbeitet: