Der Mensch an sich in seinem Wesen ist aggressiv und egoistisch. So sind wir nun mal.
Altruisten sind meistens nur schwach oder betrachten das als bequemen Weg Konflikten aus dem Weg zu gehen. Oder suchen krampfhaft Freunde.
Ist halt meine Meinung und braucht nicht weiter kommentiert zu werden.
Nach einem von mir unverschuldeten Unfall und einem 3-fachen Bänderriss kenne ich die Folgen im Hinblick auf verlorene Lebens- und Trainingszeit. Von Geld brauche ich gar nicht erst zu reden.
Mein Vater sagte einmal hierzu etwas, was jeder der mal kurz nachdenkt bestätigen kann.
"Wenn es knallt, dann haben immer BEIDE nicht aufgepasst." Lassen wir hierbei die 2 % anders gearteten Fälle mal großzügig außen vor.
Ich persönlich suche den Mittelweg bei meiner 23 km langen Tour quer durch Hamburg zwischen heil ankommen, aktiver Regeneration und Kardiotraining. Aufgrund der Ampelschaltungen und meines inzwischen unheimlich schnell sinkenden Pulses ist letzteres bei Stopps eine schwierige Sache.
Dazu stelle ich mir generell vor, ich befinde mich in einem Videospiel in dem alle versuchen mich aus dem Weg zu räumen.
Versuche so zu tun, als wenn immer nur ich Schuld hätte. Fahre generell mit
Helm, damit im Falle eines Unfalls und eines Schmerzensgeldes dieser Punkt vor Gericht schon mal ein Pluspunkt für mich ist. Und bei Stadtfahrten fast immer auf dem holperigen Radweg.
Jede Grundstücksausfahrt im Blick und mit größtmöglichen Abstand vorbei. Immerhin schaffe ich so mit Ach und Krach einen realen Schnitt von 23 - 27 km/h.
Rote Ampeln überquere ich aufgrund meines fiesen Punktestandes nur bei vorherigem Rundblick nach Polizei. Bis zur vollständigen Punktelöschung Mitte 2017. Dann schaun mer mal weiter.
An roten Ampeln bleibe ich oft mit dem Rad stehen ohne die Füße auf den Boden zu stellen oder mich irgendwo festzuhalten. Trainiert sagenhaft den Gleichgewichtssinn. Den die meisten ab 30 nicht mehr so haben.
So nach Jahren habe ich das ganz gut drauf. Oder ich tue mir nach dem Rot einen kleine Sprint an (ehrlich gesagt ungern, da man im Alter bequem wird). Langsam losfahren und dann schneller werden kann ja jeder. Und jede Steigung mit Trittfrquenz um 110 Umdrehungen.
Und vor einer angedrohten körperlichen Auseinandersetzung - ob nun verbal oder Drohgebärden - immer vorher an die Zeugen denken die immer von irgendwo zuschauen. Und das man mit Radschuhen oft keine feste Grundstellung hat. Immer dümmlich lächeln.
Niemals als erster zuhaun. Das kann MPU bedeuten.
Und wenn der Autofahrer (oder Fahrradgeisterfahrer) noch so pöbelt oder schreit. Immer ruhig bleiben und versuchen das aus der Perspektive eines Zoobesuchers zu sehen.
Wenn jedoch jemand die Nerven verliert - und das habe ich nach inzwischen über 10 000 Radkilometern durch Hamburg auch schon erlebt - wirklich wild überholt und sich quer vor mich stellt ihn dann einfach anlächeln und ihm ganz ruhig anbieten das er gerne zuschlagen darf wenn er keine feige Sau ist (habe ich mir ehrlich gesagt in "Zurück in die Zunkunft" abgeschaut und fand es lustig).
Und er sich sonst verpissen kann. Natürlich vorher absteigen. Sicher ist sicher
Die schönste Belohnung kommt aber erst nachdem ich ihn dann dümmlich angrinse.
Wie die Leute dann umschalten von "hirnlos den eigenenen Frust von der Seele schreien" auf "da denke ich vorher doch mal lieber nach".
Immer wieder verblüffend für einen gelegentlichen Hobbypsychologen wie mich.
Die meisten überlegen es dann aber doch. Wenn sie sich erst einmal abgeregt haben werden die ruhiger und fangen an zu überlegen. Seit ca. 2010 leider erst 3 mal erlebt. Ohne Folgen. Glaube es war immer nach "Stinkefinger zeigen".
Wenn mich aber doch einer mal verprügeln sollte mit anwesenden Zeugen, dann soll das Schmerzensgeld mein sein. Und ihn die ganze Härte des Gesetzes treffen.
Da würde ich Schmerztheater spielen ohne Ende.
Mir als radfahrendem ehemaligen Straßencholeriker (früher war ich mal so) gibt diese Strategie mehr als früher diese blöde Rumgeschreie mit Autofahrern das mich noch 2 Stunden später aufregte. Wobei ich mich mehr über mich aufregte weil ich mich mal wieder zum Schreien herabließ.
Dieses ganze Szenario passierte so gut wie immer in der Feierabendzeit.
In New York erlebte ich mit dem Fahrrad etwas völlig anderes.
Rush Hour. 6 Spuren voll von Taxis soweit das Auge reichte. Meine Freundin und ich mitten drin.
Alle fuhren - sofern es physikalisch möglich war - mit 2 Abstand um uns herum. Warteten geduldig und entspannt. Als wenn ich Ebola hätte oder einen Sprengstoffgürtel.
Nehmen die alle Valium? Oder sind es die gigantischen Schmerzensgeldforderungen nach einem Unfall? Oder sind die Deutschen einfach nicht so weit?
Wenn ich mir vorstelle, dass für mich als Autofahrer bei jedem noch so kleinen Unfall mit Fußgängern unter Umständen meine finanzielle Existenz oder die Fahrerlaubnis dauerhaft ausgelöscht werden könnte, würde ich noch mehr Rücksicht auf alle aus allen möglichen Richtungen gleichzeitig kommenden Radfahrer nehmen.
Wer einmal einen Kastenwagen mit kleinen PKW-Spiegeln ohne die Möglichkeit des Schulterblicks fährt weiß was ich meine.
Ein LKW hat aufgrund seiner großen Spiegel weniger tote Winkel.
Von mir aus nennt mich bekloppt. Kann ich mit leben.