Da in meiner Gegend Rennräder auf der Straße keine seltene Erscheinung sind und viele relativ verkehrsarme Landstraßen zur Verfügung stehen, die eben oftmals auch nicht von Radwegen begleitet sind, scheint es bei den meisten hiesigen Autofahrern eine Art Gewöhnungseffekt zu geben, so dass oberlehrerhaftes Gefuchtel oder aggressive Überholaktionen nach meiner Wahrnehmung eher Ausnahmen sind; - selbst wenn es einen eigenen Radweg geben sollte.
Ich würde deren Benutzung auch mit dem Renner nicht prinzipiell ausschließen und habe deshalb oben mit Antwort 2 gestimmt. Voraussetzungen sind Streckenkenntnis, so dass ich weiß, wo und wie der Radweg endet, aber auch verhältnismäßige Einsehbarkeit. Es ist natürlich unangenehm, mit (relativ) großer Geschwindigkeit auf einem zunächst nicht überschaubaren Überland-Radwegsabschnitt neben der Straße anderen erheblich langsameren Mitnutzern zu begegnen, deren zu erwartende Reaktionsweise noch dazu nicht ganz leicht einzuschätzen ist.
Ich habe also schon, um eine bestimmte Sorte Autofahrer freiwillig durch meine Radwegbenutzung zu erfreuen, beim Versuch derselben auf dem Radweg ziemlich wüste und ganz grundlose Beschimpfungen geerntet von:
- ausflugsradelnden pulkartig verteilten und ins Gespräch vertieften Rentnerinnen- und Rentnerclubs
- den Radweg in falscher Richtung befahrenden Einkaufsradlern mit Stahlkörben am Lenker
- den Radweg in ganzer Breite benutzenden händchenhaltenden Pärchen auf Rollerblades
- verdienstlichen Landwirtinnen und Landwirten, die ihre Landmaschinen auf dem Radweg zwischen Landstraße und Acker pausenhalber parkieren
- Hundebesitzern, die mit quergespannten Roll-Leinen den Fiffi hinter sich herzerren
usw. usf.
Jeder wird solche Beispiele erlebt haben, etliche Diskussionsfäden hier befassen sich schon damit.
Fahre ich mit anmontierter Klingel, um rechtzeitig beim eingeleiteten Bremsen mein Herankommen anzukündigen, werde ich zu spät gehört. (Etliche der genannten Personengruppen tragen ja auch Eipotts und ähnliches Zeug mit Geräuschmembran im Gehörgang, gegen die ich auf hinreichende Entfernung kaum anklingeln kann...
) Rufe ich dagegen rechtzeitig mit bemüht melodiöser, aber vielleicht etwas atemloser Stimme "Hallooooho, Vorsicht, bittedanke!" erschrecken sich die also Angerufenen, zucken zusammen und zeigen sich über mein Vorhandensein verständnislos bis erbost.
Langer Erfahrung banaler Sinn:
Radwege, die ich nicht kenne und bei denen ich damit rechnen muss, dass ich sie auf genügende Sichtweite nicht allein benutzen oder nur mit fahrtechnisch hinreichend souveränen Radlern jeder Art teilen kann, sind mir zu gefährlich, die Begegnungen darauf zu konfliktträchtig und die beinahe zwingend erforderlichen vorkommunikativen Brems-, Klingel- und Schaltmanöver zu kräftezehrend, als dass ich mir dies öfter zumuten wollte.