Ich habe bei meinen eigenen Bikefitting Versuchen festgestellt, dass es durchaus Sitzpositionen gibt, die ein gutes Stück das Knie vor die Pedalachse ziehen, aber damit lag ich so weit vorne, dass bei der Geometrie des Rennrades ein regelrechtes Übergewicht nach vorne entstand. Das machte locker 15-20 Watt mehr an Leistung aus, allerdings hätte ich in der Position nicht lange fahren können.
Exakt das ist Ursprung meiner Frage. Einer der wenigen Artikel (die ich kenne), die sich wirklich mit einer vom Fahrer aus und nicht vom Rad aus der Problematik nähern ist witzigerweise aus dem letzten Jahrtausend
http://www.sheldonbrown.com/kops.html
Keith Bontrager beschreibt darin, daß er eine
mittlere Position so zu ermitteln versucht, daß der Körperschwerpunkt 1-1,5" vor dem Tretlager liegt.
Meine Ableitung dessen lautet, daß ich mich in einer solchen mittleren Sitzposition quasi alleine über die Beine aus dem
Sattel heben kann, ich muss weder mit den Armen schieben, noch ziehen. Die von Bontrager genannten 1-1,5" reflektieren das durch die Trittkraft erzeugte Drehmoment um den
Sattel als Drehpunkt.
Das ist erstmal maximal komfortabel, im Sinne daß keine unnötige Anstrengung nötig ist. Deshalb empfehle ich das grundsätzlich für Anfänger oder Leute, die ihr Potential oft ausfahren. Man hat ja immer noch die Möglichkeit per Sattelspitze und/oder Unterlenker 'ne Schippe draufzulegen.
Jetzt fängt die Schacherei an:
Pro mehr Kraft auf dem Pedal? Schwerpunkt nach vorn. Trade-Off: Permanent Stütz/Haltearbeit in den Armen notwendig. Zusätzlich muss die Spannung in den Armen auch durch den Rumpf gehalten werden. Die Haltekraft wird beim Auflieger abgefangen, bzw. allein durch den Schultergürtel erbracht, die Rumpfspannung kann entsprechend niedriger ausfallen.
Nebengewinn: bei gleichem Hüftwinkel mehr/tiefere Vorlage möglich, Nebenverlust: mehr Halsüberstreckung.
Was die Fähigkeit angeht eine ungewöhnliche Sitzposition einzunehmen angeht sollte man nie von sich auf andere schliessen.
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Richtig. Sonst müsste ich an Tagen, an denen mich mein Rücken ärgert der ganzen Welt Rollstühle vorschreiben
Deswegen schliesse ich ja nicht von mir auf andere, sondern vergleiche mehrere andere. Eigentlich ist die Leistungsdichte bei den Pros recht hoch. Erhebliche "Ausnahmetalente" hatten in der Vergangenheit meist einen "Ausnahmearzt". (nein, ich will nicht darauf raus, daß der Kollege da gezielt Rumpf/Halsdoping betreibt).
Insofern drängt sich für mich bei so einer Sitzposition ab des üblicherweise erfolgreichen der Vergleich mit einem Ausnahmehochspringer auf, der mit der ganze floppenden Konkurrenz straddelnd mithalten kann.
@Schwarzwaldyeti wenn Du Ahnung vom Klavierspielen hast verstehst Du vielleicht, was mir in der Diskussion beim Radfahren fehlt:
Jeder gute Musiker weiß vorher, wie seine Musik klingen soll, je nach Schule mehr oder weniger bewusst weiß er auch vorher, wie sich das anfühlen muss, damit sie so klingt. Und dann klingt sie auch so.
Das ist im (Nicht-Rad-)Sport durchaus auch ein üblicher Ansatz (das Surf-Magazin hatte sogar mal eine Zeit, in der "mentales Halsentraining" genausoviel Raum einnahm, wie Equipmentbesprechungen).
Insofern erinnern mich viele der Diskussionen hier (besonders hübsch immer "Was xx die Profis?" an die Hobbymucker früher, die abendelang über Billy Gibbons (alternativ Eric Claptons) Klampfe diskutieren konnten.