So, hier möchte ich nun mal das "Erlebnis" meines ersten 200ers beschreiben.
Angefangen hatte es damit, dass ich wieder bei Rad am Ring starten wollte. Hierzu war geplant, dass Frau und ich das Wochenende wieder mit dem Wohnwagen auf einem Campingplatz in Ahrbrück residieren, was etwa 25 km vom Ring entfernt liegt. Da meine Frau in der folgenden Woche frei hatte, kam sie auf die Idee, dass sie bis Donnerstag dort im Wohnwagen bleibt, mit einer Freundin zusammen. Ich könne ja dann Freitag nochmals mit dem Rad im Auto dahin, in der Eifel noch etwas Radeln und am Sonntag dann mit Wohnwagen wieder heim fahren.
Ich war einverstanden und hatte mich schon drauf gefreut den ganzen Samstag Zeit für mich (und mein Rad) zu haben. Von daheim hatte ich mir schon mehrere Strecken zwischen 145 und 178 km Länge in der Region auf meinen Fahrradcomputer geladen. So war ich dann flexibel, welche ich letztendlich fahren würde... Nach anfangs prächtiger Wettervorhersage für den Samstag wurde diese dann immer schlechter, je näher das Wochenende rückte. Letztendlich hatte ich mir dann schon vorgenommen bei Regen alles am Samstag zusammenzupacken und heim zu fahren. So hätte ich dann Sonntag, an welchem das Wetter wieder richtig gut werden sollte, von dort meine Runde drehen können.
Samstag Morgen war es dann auch leicht am Regnen, aber die Temperaturen waren eher mild und die Wolken lockerten auch während des Frühstücks noch auf und die aktuelle Vorhersage meldete auch eine sinkende Schauerwahrscheinlichkeit.
Ursprünglich hatte ich mir schon die 178km-Runde vorgenommen, mit der Option, dass wenn es mir noch gut genug geht, diese auf Umwegen auf 200km auszudehnen. Nun hatte ich aber, ob des noch unbeständigen Wetters, zu lange gewartet und für diese große Runde wurde es mir zu spät.
Also habe ich kurzerhand umgeplant und die kürzeste Tour mit 145km ausgewählt. "kleiner" Hinkefuß dabei war aber, dass diese nicht direkt am Campingplatz entlang führte und ich so erst ein "paar" Kilometer fahren musste um den Einstieg in die Runde zu finden.
Um 10:36 ging es dann endlich los. Erst einmal schön locker einen langen Anstieg über eine wenig befahrene Straße hinauf, Landschaftlich schon sehr schön. Die "paar" Kilometer bis Ramersbach, wo ich auf die eigentliche Strecke kam, summierten sich hier schon mal auf 17... "Na toll" hab ich mir gedacht; "17 hin, 17 zurück, plus 145km Strecke... da hätte ich auch gleich die geplante 178km-Runde nehmen können..." Aber egal, wie sagt der Kölner? "Et kütt wie et kütt un et is noch immer jot jejange"
Nach einer guten Stunde Fahrzeit, ein Stück hinter Bad Neuenahr-Ahrweiler verdunkelte sich der Himmel dann schnell bedrohlich und es fing dann auch schon an zu Tröppeln. Nach wenigen Metern passierte ich dann eine Schutzhütte welche ich erst ignorierte, aber dann nahm der Regen doch zu und ich drehte um und stellte mich unter. Zum Glück war es nur ein sehr kurzer Schauer und nach knapp 10 Minuten konnte ich schon meinen Weg fortsetzen. Allerdings war es direkt wenige Grad kühler geworden. Trotzdem entschied ich mich noch gegen Windweste, was auch gut war. Nach kurzer Zeit riss die Wolkendecke wieder zunehmend auf, die Sonne kam vermehrt hervor und es wurde immer wärmer. Die Strecke war traumhaft, über kleine, wenig befahrene Straßen ging es über Königsfeld bis an den Rhein, diesem folgte ich über Andernach bis Koblenz. Dieser Abschnitt war Landschaftlich und auch von der Straße her eher reizlos, dafür aber flach und so konnte ich ihn recht zügig hinter mich bringen. Von Koblenz ging es dann am Moselufer entlang bis nach Hatzenport, landschaftlich wieder schön, aber an recht hoch frequentierter Bundesstraße lang - immerhin meist auf gut fahrbaren Fahrradstreifen. Vor Hatzenport hatte ich schon nach einer Bäckerei / Café Ausschau gehalten, da ich so langsam 100km hinter mir hatte und es Zeit für einen kleinen Snack war, meine mitgeführte Banane war schon vertilgt und der Energieriegel war als Reserve für später geplant. Was mir hier schon positiv auffiel: Wenn ich zu Hause meine Runden drehe, bekomme ich spätestens ab 80km Probleme mit einschlafenden Händen und Füßen, verspanntem Nacken / Schultern und / oder Sitzbeschwerden. Ich kann euch nicht sagen, was ich richtig gemacht hatte, aber dieses mal war noch nichts von alledem zu spüren. Das einzige, was mir bewusst ist: Ich habe drauf geachtet öfter die Griffposition zu wechseln und immer wieder mal die Hände "auszuschütteln" bevor sie anfangen zu kribbeln.
Na jedenfalls fand ich dann in Hatzenport auch das ersehnte Café, ein bisschen weg von der Straße lud es mit aufgespannten Sonnenschirmen zu einer Rast ein. Hier trank ich mir bei Sonnenschein und mittlerweile 25° zunächst eine Apfelschorle und anschließend gab es einen Pott Kaffee und ein Stück Himbeer-Joghurt-Torte. Zum Abschluss füllte ich noch eine Wasserflasche nach (die zweite war noch halb voll) und nach knapp 35 Minuten setzte ich meine Reise fort. Nach wenigen Metern wurde ich dann auch (leider) schon von der Mosel weg geführt und es ging durch ein lang ansteigendes, traumhaft schönes Tal wo allenthalben ein alte Mühle stand, über Münstermaifeld Richtung Mayen. Am Ende des Tales ging es dann über einen ausgedehnten Höhenzug, welcher einen tollen Fernblick erlaubte, aber mit starkem Wind auch zu einer echten Anstrengung wurde. Von Mayen ging es nun durch das Nettetal hinauf und schließlich ab Richtung Rieden. Kurz davor konnte ich in einer Gaststätte am Waldsee Rieden meine beiden fast leeren Trinkflaschen auffüllen lassen "Einmal Leitungswasser und einmal Traubenschorle bitte". Dummerweise habe ich vergessen zu erwähnen, dass die Schorle bitte ohne Kohlensäure sein sollte... Dafür waren beide Getränke sehr gut gekühlt, was für zusätzliche Erfrischung sorgte.
Da ich hier fast 150km hinter mir hatte, spürte ich so langsam dann auch Schulter, Nacken und Gesäß, allerdings alles noch in erträglichem Rahmen und die sonstigen Ermüdungserscheinungen in Händen und Füßen blieben noch gänzlich aus. Kurz vor Rieden zweigte die Route in einen geteerten Forstweg ab, welcher in recht steilen Serpentinen nach Volkesfeld führt. Von hier ging es dann über Weibern einen langen, sachten Anstieg mit anschließender längerer Abfahrt zurück nach Rahmersbach wo die eigentliche "Runde" dann auch beendet war und ich auf dem gleichen Wege, wie ich gekommen war, wieder nach Ahrbrück zurück fuhr. Dort angekommen, hatte ich 183 km auf dem Tacho, was ja schon längst persönlicher Rekord war. Aber mir ging es noch gut, die Beine "wollten" noch treten und der Ehrgeiz, die 200 endlich voll zu machen, war groß. Also bin ich kurzerhand auf den Ahrtal-Radweg Richtung Adenau und hatte mir vorgenommen nach 10 km einfach wieder umzudrehen und so dann in Ahrbrück etwa 203 km geschafft zu haben. Ich weiss gar nicht warum, aber ich Dösel hab dann bereits nach 7 km kehrt gemacht und hatte dann immer noch "nur" 197 km auf der Uhr... Einmal kurz über mich selbst geärgert und dann bin ich einfach die Bundesstraße Richtung Ahrweiler gefahren, bis die 200 voll war. Erst dann habe ich umgedreht und bin zum Wohnwagen zurück. Hier tat mir dann nach 205,3 (laut Tacho!) km und 2118 Hm, der Pöppes ordentlich weh (die Nähte des Polsters hatten zum Ende hin unangenehm gescheuert), aber ansonsten ging es mir recht gut. Fahrzeit war 7:24 h und Pausen insgesamt 50 Minuten. Und ich war endlos happy (und bin es noch!) und auch stolz, dass ich das endlich geschafft habe!
Nach einer erfrischenden Dusche habe ich mir dann im Restaurant am Campingplatz 1 Liter "isotonsiches" und ein Steak mit Pfifferlingen, Bratkartoffel und Salatteller gegönnt.
Das Leben ist schön...
Wer mag, kann sich
hier auf Strava die Strecke inklusive ein paar Bildern gerne anschauen.
Die "originale" Strecke gibt es
hier auf GPSies . Ich bin sie in umgekehrter Richtung gefahren, was ich als angenehm empfand, allerdings musste ich dazu auch 1-2 kurze Einbahnstraßen entgegen fahren. Und in Andernach führt die Strecke durch eine Fußgängerzone, was ich auch nicht so gut fand. Dafür gibt es in dieser auch ein paar Straßencafés...