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Les Ephgrave, ca.1950, ein britischer möchtegern Italiener

htkal

Achso…
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Ich trau mich und mach mal einen Aufbau-Thread mit was Speziellem und wohl auch recht Seltenem.

Ich hab vor ewiger Zeit mal nach Fakten für diesem Rahmen gesucht:

http://www.rennrad-news.de/forum/threads/kann-mir-jemand-etwas-zu-dem-rahmen-sagen-….118910/reply?quote=2743618

Bin dann auch recht fündig geworden, wie man lesen kann.
Hab mich nie so richtig an das Projekt ran getraut, der Rahmen hing immer im Keller und ab und zu hab ich ihn gestreichelt. Für diesem Winter hab ich ihn mir aber vorgenommen, hier nun der derzeitige Stand:

http://fotos.rennrad-news.de/p/403383?in=set

DSC03609.JPG

Bayliss Wiley (BW) Steuersatz, Simplex Schalthebel, Frontumwerfer, (BW)Innenlager und Frejus Kurbel sind wohl original. Nach Aussage des Vorbesitzers wurde der Rahmen in der Schweiz und vorher in Italien gefahren. Die Muffen und die Ausführung lassen auf das Modell Italia schließen. Deshalb, und weil ich es spannender finde hab ich beschlossen es wie zu der Zeit üblich schön gemischt aufzubauen. Die Universal 51 ist vielleicht noch etwas zu jung, aber technisch finde ich sie passent. Die Simplex "Tour de France" ist ja obligatorisch, zumal der Schalthebel dran war.

Noch ein bisschen zum Rahmenbauer : Les Ephgrave hat in seinem Leben wohl um die 4000 Rahmen verlötet, näheres findet ihr unter:

http://www.classiclightweights.co.uk/builders/ephgrave-story.html

der Rahmen wiegt 1.928g und die Gabel 712g, Sattelstütze 27,2, es war eine 27mm verbaut, aber die ist zu klein, da hat die Muffe auch ein bisschen gelitten.
 
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Re: Les Ephgrave, ca.1950, ein britischer möchtegern Italiener
Schöner Rahmen! Nur daß die Engländer früher ein halbes Pfund Eisen an die Gabeln gelötet haben, nur um da ein Lämpchen anzuschrauben...
 
Die Verarbeitung ist wirklich einmalig, die Muffen sind extrem sauber verarbeitet und runter geschliffen, dass sieht alles aus wie aus einem Guss.

Anfangs dachte ich ja der Lack kann nicht original sein. Er ist aber im Aufbau so aufwendig, dass ich jetzt davon aus gehe das er original ist. Die Rohre sind erst verchromt, dann Silbergrau grundiert und der Rote Lack ist lasierend aufgetragen. dann die Weiß flammbierten Flächen und die goldenen Linierungen. Die kleinen Lackabplatzer stören mich nicht weiter aber ich dachte vielleicht die Kratzstellen ein bisschen mit Nagellack auszubessern, da werde ich mich jetzt erst mal mit beschäftigen. Douglas – come in and find out :)

Ich würde mich freuen wenn ihr Ideen habt zu den Laufrädern (ich hab noch nen altes HF Normandie/Mavic LR Satz, aber ein bisschen exotischer fänd ich schon schöner, vielleicht auch italienisch?), und die Lenker-Vorbau Kombi? Scheeren-Kombi ist zwar immer schön, aber ich hätte gern mehr was Randonneur-Französiches, einen BF-Vorbau hab ich noch, der ist zwar aus den 60ern, sieht aber aus wie aus den 50ern.

Ein Hinterrad-Schutzblech hab ich auch noch, in Alu mit Schweizer-Kennzeichen, dazu aber das Vordere zu finden wird wohl schwierig, ich mach Morgen mal ein Foto. Guts Nächtle
 
Ich würde mich freuen wenn ihr Ideen habt zu den Laufrädern (ich hab noch nen altes HF Normandie/Mavic LR Satz, aber ein bisschen exotischer fänd ich schon schöner, vielleicht auch italienisch?)[...]
Bei diesem Baujahr sind dann aber an einem sportlichen/hochwertigen englischen Rad 27"-Drahtreifenfelgen eigentlich obligatorisch ... :cool:
Und ebenfalls bei diesem Baujahr verstand sich 'Buy British' auch noch (weitgehend) von selbst, weil England nach dem gewonnenen Krieg ziemlich arm war und sich die allermeisten Engländer, die zu dieser Zeit (noch) Fahrrad fuhren, teure (wg. Einfuhrzöllen) importierte Sachen nicht leisten konnten, insofern müßte man hier quasi automatisch mit englischen Erzeugnissen rechnen (die heute allerdings in der Regel viel teurer sind als die zeitgenössischen ausländischen Produkte ...).
Zudem würde ich bei einem Clubman-Rahmen (wg. des Lampenhalters an der Gabel) immer eher mit Flügelmuttern als mit Schnellspannern rechnen - das war seinerzeit durchaus die übliche hochwertige Radbefestigungsmethode, außer an reinen Profirennrädern.
 
Die Importzölle für die armen Briten kann man wohl getrost vernachlässigen wenn man bedenkt, daß der Rahmen in seinem bisherigen Leben in Italien und der Schweiz unterwegs war. Die Engstirnigkeit können die Tommys gerne behalten, das pflegen sie ja auch mit tollen Rädern.
 
Ich find die britischen Komponenten, besonders die GB Bremsen auch einfach nicht besonders schön, alles etwas grobschlächtig, ganz im Gegensatz zu den Rahmen von der Insel. Und da dieser Rahmen so eine Festland-Geschichte hat, hab ich auch kein schlechtes Gewissen. Die Frejus Kurbel und das Weinmann Schutzblech s.u. sprechen dafür, …find ich.

DSC03628.jpg
 
…was ich interessant fände – wenn man über die Zulassung noch den Fahrzeughalter heraus bekommen könnte. Es sind doch Schweizer unter euch? Kann man das?

Dazu muß ich sagen, dass die Vorgeschichte die mir der Verkäufer erzählte recht abenteuerlich war: Er selbst hatte keine Ahnung von Rennrädern, hatte das Rad von einem verstorbenen Opa aus seinem Haus übernommen, das war Jahre her. Der Opa hatte ihm erzählt, das er in den 50er Jahren in der Schweiz war, da führ er gern und viel mit seinen Freund aus einem Internat Fahrrad, konnte sich selbst aber keines leisten. Der Vater des Freundes war aber Radrennfahrer und schenke ihm das Rad. Das war der Teil dem ich ihn auch abnahm, da Kennzeichen etc.

Jetzt kommt noch der abenteuerliche Teil: Angeblich führ der Radrennfahrer im Team von Coppi mit und benutzte das Rad zum Training.
Ich weis nicht was da dran sein kann, ich habe keinen Engländer im Team Bianchi ausfindig machen können. Ist halt nur ne nette Geschichte mit Anglerlatein-Erweiterungen, sicher aber ist das es schon ein ziemlich wohlhabender Engländer war, der solch ein teures Rad mal eben verschenkt.
 
Team Mondia, mit Fritz Schär hatte zu der Zeit so eine Farbgebung mit Applikation in der Form.

http://www.speedbicycles.ch/velo/434/super_mondia_fritz_schaer_1950.html

vielleicht haben die ja auch auf andere Rahmen zurückgegriffen, bei der frühen Schweizer-Schmiedewahre währe das kein Wunder?

vielleicht war die Farbgebung ja auch für das Schweizer National Team, Rot-Weis klingt ja auch nicht unlogisch.
Carlo Clerici aus dem Schweizer Team kam vorher aus Italien "Team Frejus" (Kurbel) und fuhr mit Coppi, ausserdem lebte und starb er in Zürich, 10km entfernt von Küsnacht ZH.

So, ich hör auf mit den Spekulationen, wird lächerlicho_O
 
Also,
ich sehe hier auch einen italienischen Aufbau im Bereich der "zulässigen" Möglichkeiten. Universal, Magistroni, Campagnolo,... die Simplex-Schalterei passt damit auch irgendwie (Coppi hast'e ja schon erwähnt)... Französisch würde ich's nicht aufbauen. Da beissen sich die beiden Radkulturen. Französische Komponenten wurden erst ab den späten 60'ern vermehrt an hochwertigen Engländern verbaut, als die britische Komponentenindustrie den Bach runter war und die italienischen Komponenten immer noch heftig teuer waren. In der Zeit fing auch irgendwie der englische "Pragmatismus" an, Komponenten sinnvoll (manchmal) zu mixen. Quasi aus der Not gebohren.
Sogesehen wäre dein Ephgrave mit zeitgenössischen Italo-Teilen ein relativ elitärer Aufbau - passt schon zum Rahmen, wenn man so will.
Die Engländer haben beispielsweise die Weinmann-Bremsen häufig den Mafacs vorgezogen. "Schnöde" Maillard-Naben? Auf keinen Fall. Wenn ausländisch und dann noch französisch, dann MaxiCar. Mon Dieu... :rolleyes:

Aber: Ein konsequent englischer Aufbau wäre charmanter, findich.
Ich stehe bei meinem 1962'er Jack Taylor (Sportsman) vor dem gleichen Problem und habe mich für komplett englische Komponenten entschieden. Airlite (Naben), GB (Bremserei, Lenker und Vorbau), Benelux (Schalterei), Chater Lea (Kurbel und Pedalen), Brooks (is' klar?!), TDC (Tret- und Steuerlager), Conloy (27"-Felgen - 40/32-Loch), Bluemels-Fender (Clubman),... Zur Diskussion stand auch eine Sturmey-Archer-4-Gang-Freilaufnabe als "FC" oder FM", also "Four-Close Ratio" bzw. "Four-Medium-Ratio". Diese Naben haben natürlich einen Alukörper, nicht wie die günstigen 3-Gang-Modelle und wurden manchmal sogar an TimeTrial-Rädern im Wettkampf gefahren. Aber mein Rahmen hat einen (!) Schalthebelsockel am Rahmen und deswegen kommt Kettenschalterei von Cyclo-Benelux da ran.

Das geht so allerdings fett in's Geld. Die Preise auf der Insel... unbelievable.

An dem Projekt sitze ich aber auch schon etwas. Die Eroica-Britannia und der Teilemarkt dort haben mir erstmal sehr geholfen. Nächstes Jahr geht's dort dann weiter mit der Teilebeschaffung. Erstmal Mut antrinken im Bierzelt und dann in bester Kauflaune über'n Teilebazar. Man muss nur wissen, was man sucht. :bier:
 
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...ich habe keinen Engländer im Team Bianchi ausfindig machen können. Ist halt nur ne nette Geschichte mit Anglerlatein-Erweiterungen, sicher aber ist das es schon ein ziemlich wohlhabender Engländer war, der solch ein teures Rad mal eben verschenkt.

Woraus schließt Du auf einen Engländer? Die Schweiz ist mindestens seit dem 2.WK ein reiches Land, die haben sich die Rosinen aus aller Herren Länder rausgepickt (=importiert), siehe Sportwagen und Luxuskarren, da wird ein englisches Fahrrad keine Hürde dargestellt haben...
 
vielleicht war die Farbgebung ja auch für das Schweizer National Team, Rot-Weis klingt ja auch nicht unlogisch.
Hier im 'Pantheon' in Basel, einem Automobilmuseum in einem ehemaligen Parkhaus aus den 1950er Jahren, steht das Rad, mit dem Ferdi Kübler 1951 die Tour de France gewann - die Lackierung sieht mir original aus, jedenfalls, so weit man das aus einem Meter Entfernung sagen kann:

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Hier im 'Pantheon' in Basel, einem Automobilmuseum in einem ehemaligen Parkhaus aus den 1950er Jahren, steht das Rad, mit dem Ferdi Kübler 1951 die Tour de France gewann - die Lackierung sieht mir original aus, jedenfalls, so weit man das aus einem Meter Entfernung sagen kann:

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Nur dass es nicht 1951 war, als Kübler die Tour gewann, sondern 1950. 1951 gewann Koblet als zweiter Schweizer die Tour ;)
 
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