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Lenker in Leder einnähen

wynklah

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Servus zusammen,

das Thema Lenker-selbst-in-Leder-einnähen ist hier und in den anderen Foren bisher recht überschaubar.
'Chill' hat das schon gemacht und ein paar Tipps gegeben, so dass ich beschlossen habe, mich an das Thema
heranzuwagen. Ich möchte diesen Beitrag nicht als Anleitung bezeichnen - ich habe das noch nie vorher gemacht - sondern einfach meine Erfahrungen im Umgang mit diesem Material teilen. Ich möchte -mein Fahrrad betreffend- sagen können: "das habe ich selbst gemacht". Das ist meine Haupt-Motivation; und sie steht weit vor dem Anspruch an Perfektion.

Vorab noch einmal recht herzlichen Dank an Chill für die Tipps und die Unterstützung.

Ich fang' mal an.


1. Materialbeschaffung

Internet: vergiss es. Die Suchbegriffe "Leder oder Felle Meterware" bringen viele viele Ergebnisse. Ein Klick auf diese bringt einen zu Online-Stoff-Händlern, die nur Kunstleder führen. Sucht Euch einen Großhändler oder eine Sattlerei und seht Euch das Material vor Ort selbst an. Für Interessierte im Münchener Raum: ich war hier http://www.autosattlerei-muenchen.de/
Die Mitarbeiter sind sehr freundlich, nehmen sich Zeit und erklären einem, was man wissen will.
Nach Chills Hinweis habe ich mich für Kuhleder entschieden. Der Mitarbeiter der Sattlerei sicherte mir zu, dass es zum Nähen geeignet sei. Es war ein Reststück in ca. 120x40cm in Mittelbraun da. Stärke über 2mm. Kostenpunkt: 36,- Auf meinen Wunsch hat er das Fell auf ca. 1,2mm Stärke herunter geschnitten.


2. Werkzeug

Hier hatte ich das Glück, dass ich nichts kaufen musste - mein Schwiegervater hatte noch Werkzeug von seinem Vater. Aber man benötigt nicht viel:

1. Messschieber (zum Messen des Lenkerdurchmessers; aber den hat ohnehin jeder)
2. Maßband
3. Folienstift, Wachsmalkreide o.ä.
4. Cutter (besser Pizzaschneider zum Schneiden des Leders)
5. Inbus (für die Bremsgriffe)
6. Ahle (zum Vorstechen der Nahtlöcher - ein spitz angeschliffener Schraubendreher geht auch)
7. Garn
8. Zwei Leder-Nähnadeln
9. Schere
10. Unterlage (schont Leder und/oder Arbeitstisch)
11. Schüssel mit warmem Wasser
12. Bienenwachs (ich habe eine gewöhnliche Kerze genommen)
13. Eine Flasche Tegernseer Hell (hier stellte sich im Nachhinein heraus, dass das deutlich zu wenig war)
14. Zeit

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3. Vorbereitungen

Der Lenkerumfang ist: Durchmesser x 3,14. In meinem Fall waren das etwas über 75mm Umfang. Mit dem Stoffmaßband habe ich grob die benötigte Länge des Streifens gemessen (immer an den Außenradien des Lenkers) und noch gut etwas dazu gezählt. 'Unterwegs' zu merken, dass am Lederende noch viel zu viel Lenker übrig ist, ist ziemlich dämlich. So habe ich einen Streifen mit ca. 550x72mm auf der Lederrückseite angezeichnet und mit dem Cutter ausgeschnitten (Alulineal?). Dann habe ich die Löcher für die Naht angezeichnet - zuerst im 1cm-Abstand. Das ist zu wenig! Ich denke mit 5mm Lochabstand und genauso 5mm Abstand vom Lederrand fährt man ganz gut. Den ausgeschnittenen Lederstreifen habe ich dann auf ein Weichholzbrett gelegt und von der Rückseite die Löcher mit der Ahle gestochen. Ansetzen, kurzer, kontrollierter Schlag mit dem Handballen auf das Heft, fertig. Je genauer man hier arbeitet, desto schöner und gleichmäßiger wird die Naht. Das habe ich -natürlich- erst danach gemerkt.
Jetzt habe ich die Schüssel mit warmem Wasser gefüllt und das Leder rein gelegt - ca. 5min lang. Das ist wichtig! In der Zwischenzeit nahm ich etwa 3m Garn (zu langes Garn ist lästig, aber besser als unterwegs stückeln zu müssen - so wie ich), wickelte es ein mal um eine gewöhnliche Kerze und zog es durch. Jetzt ist es gewachst. Dann band ich an ein und denselben Faden an jedes Ende eine Leder-Nähnadel (anderthalb Rundtörns mit zwei halben Schlägen).
Das Leder ist mittlerweile fertig. Ich nehme es und drücke das Wasser aus (nicht wringen!).

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4. Nähen

Jetzt kommt das Tegernseer ins Spiel! Einen ordentlichen Schluck; ab jetzt brauche ich nur noch den Lenker, das Leder und die Nadel-Garn-Kombination. Ich wickele das Leder um den Lenker und es ist eigentlich ein sehr großer Spalt - ca. 5mm. Egal.

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Die beiden Nadeln beginnen von aussen an zwei gegenüberliegenden Löchern und wandern dann an das jeweils schräg gegenüber liegende Loch. Heisst das Kreuzstich? Es ist jedenfalls wie das Schuhebinden. Das ist der meditative Teil. Stechen, Garn festziehen (spätestens bei jedem zweiten Loch - man sieht, wie das Wasser aus dem Leder gedrückt wird).

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Alles weitere ist schwer zu beschreiben. Aber man entwickelt recht schnell ein Gefühl für das Material. An der ersten Kurve zieht man im Mittelteil des Leders (da wo der Radius am größten ist) stärker, damit es gegenüber des Lenkers (an der Naht) keine Falten bildet.

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An der Bremshebelschelle habe ich das erste Mal gepfuscht. Ich habe einfach vom Rand eingeschnitten - das wäre gar nicht nötig gewesen. Beim nächsten Mal werde ich folgendes machen: Über dem Mittelpunkt der Bremshebelschelle werde ich mit der Gürtelzange ein Loch in das Leder knipsen und dann vorsichtig und langsam mit diagonalen Schnitten das Loch vergrößern; bis der Leder über die Schelle flutscht. So bleibt die Naht unverletzt und durchgängig.

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Generell ist diese Biegung etwas heikler als die Erste. Man muss das Leder immer wieder in Form ziehen und einen evtl. Faltenwurf an der Naht mit der Rückseite des Ahlenhefts platt drücken (weiss es jemand besser?). Ausserdem ist das Leder schon am Trocknen. Auf der Schlussgeraden gerät die Naht leicht aus der Spur. Lass sie. Das kann man korrigieren, wenn das Leder getrocknet ist.

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Am Lenkerende nähe ich drei bis vier Stiche weiter und beende das mit einem Gegenüber-Stich (Tunnelstich?). Die Nadeln treffen sich in den Löchern. Das mache ich zwei Mal in ein und demselben Loch und verknote das Garn. Übriges Leder und Nadeln abschneiden, Leder in das Lenkerende stülpen. Fertig. Vorerst.

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Weiter bin ich noch nicht. Vom Anzeichnen bis zum fertigen halben Lenker habe ich drei Stunden benötigt. Beim zweiten Mal geht das gewiss schneller. Erstens würde ich von Anfang an mehr Tegernseer bereit stellen. Zweitens habe ich zuerst mit Nahtlöchern im 1cm-Abstand begonnen und schnell gemerkt, dass das nicht funktioniert. Also musste ich 5cm wieder auftrennen und nach dem Stechen der zusätzlichen Löcher neu beginnen.

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So. Wenn man das Material in dieser Größe in einer vernünftigen Form bekommt, schafft man damit zwei Räder (Lenker inkl. Sättel). Das ist ein toller Preis für viel Individualität!

Ich freue mich über weitere Tipps und Erfahrungsberichte.


Schönen Abend noch :)
Daniel
 
Hilfreichster Beitrag geschrieben von Krossmark

Hilfreich
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AW: Lenker in Leder einnähen

Hast Du super gemacht, Daniel! So gut hätte ich das nicht hingekriegt mit den tollen Fotos usw.

Wenn man lange braucht, kann man das Leder zwischendrin neu anfeuchten. Kleine Falten legen sich von selber beim Trocknen, aber wirklich nur kleine. Nach dem Trocknen noch die Nähte beischlagen, also mit untergelegtem Lederstück und einem Hammer mit streichenden Bewegungen zur Mitte der Naht den Faden ins Leder treiben, das verbessert die Haltbarkeit und die Optik, die Lederkanten passen dann perfekt aufeinander und werfen keine Wellen mehr.

Zum Flachdrücken von Falten würde ich ein Falzbein nehmen, das ist ein Stück Knochen das rundgeschliffen und poliert wurde. Im Buchbinderbedarf oder evtl. bei Ebay. Das Werkzeug heisst "Falzbein" als Fachbegriff. Das Dünnerschneiden des Leders heisst in der Fachsprache "Schärfen" und kann auch von Hand gemacht werden, mit "Schärfmesser" auf "Lithostein". Ist aber eine Arbeit, die erhebliche Erfahrung erfordert, maschinell ist natürlich einfacher. kleinere Unregelmässigkeiten in der Lederdicke lassen sich auch mit Schleifpapeir auf der Rückseite rausschleifen.
 
Hilfreichster Beitrag geschrieben von Krossmark

Hilfreich
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AW: Lenker in Leder einnähen

@marc:
Danke, auch für den Link. Ich speichere mir den. Aber ich möchte den Lenker erst komplett fertig machen und am besten noch den Sattel dazu.

@chill:
Auch Danke :)
Das Falzbein liegt schon hier. Das habe ich nach Deinem Sattel-Bezug-Tipp gekauft.
Morgen mache ich die andere Seite und werde dann die Naht der ersten Seite behandeln. Womit imprägnierst Du? Ich habe im Netz ein "Elefantenfett" gefunden - allerdings synthetisch.

Der Mitarbeiter des Sattlers hat mir das mit dem Leder-dünner-machen so erklärt: Das Leder wird nicht geschliffen, sondern es wird tatsächlich eine Lage abgeschnitten. Große Lederverarbeiter drücken diesem 'Abschnitt' eine Prägung auf und verkaufen es als sog. Spaltleder.
-> ???
-> Geht das? Oder hat der mir einen Bären aufgebunden? Na, ich werde noch einmal nachfragen. Der hat mich nicht zum letzten Mal gesehen (meine Frau überlegt schon, was ich ihr alles mit Leder beziehen könnte :)
 
AW: Lenker in Leder einnähen

Eine klasse Idee! Tolle Anleitung und das Ergebnis kommt den VIP- und Almarc-Lenkern recht nahe und ist nochdazu individuell. :)
Bleibt das Leder nach dem Trocknen ohne zusätzliche Verklebung eigentlich gut in Form oder lässt es sich ein wenig hin und her drehen?
Grüsse
 
AW: Lenker in Leder einnähen

Der Mitarbeiter des Sattlers hat mir das mit dem Leder-dünner-machen so erklärt: Das Leder wird nicht geschliffen, sondern es wird tatsächlich eine Lage abgeschnitten. Große Lederverarbeiter drücken diesem 'Abschnitt' eine Prägung auf und verkaufen es als sog. Spaltleder.
-> ???
-> Geht das?

Ja, das gibt günstiges Leder, das zum Beispiel für Kleidung verwendet wird. Für Lenkerbezug sollte es aber der "Narbenspalt" sein, also die oberste Schicht der Haut, die ist am festesten. Ich kenne hier in HH auch nen Grosshändler, muss aber die Adresse raussuchen, ich merke mir die Strassennnamen nicht solange ich hinfinde.

Das Schärfen von Hand wird in Buchbindereien verwendet es gibt aber auch kleinere Maschinen zu dem Zweck die in grösseren Buchbindereien verwendet werden. Die Reste dort werden allerdings in der Regel weggeworfen. Meist ist das im Prinzip eine Walzenführung und ein grosses Messer dass das Leder spaltet. http://fortuna-gmbh.de/?cat_id=79 Schärfen ist das Ausdünnen des Leders an den Kanten, das auch von Hand gemacht werden kann. Wenn ein Leder komplett von Hand dünner gemacht wird, heisst der Vorgang ebenfalls schärfen http://fortuna-gmbh.de/?cat_id=78

Imprägnierung mache ich i.d.R. mit normalem Imprägnierspray für Ledermoden weil dass die Farbe nicht verändert. Wenns farblich nicht zu Problemen führt, würde ich aber Fett nehmen.
 
AW: Lenker in Leder einnähen

Moin,

schick, schick, schick... :daumen:

Würde aber bei der zweiten Hälfte das Quantum an Tegernseer nicht zu hoch wählen. Das gibt nur eine schiefe Naht und eine temporäre "Lederallergie" hat man nach dem aufwachen u.U. auch noch... :p :mex:

Für Putz- und Pflegemittel würde ich beim Lederzentrum vorstellig werden.

abgelederte Grüße

Martin
 
AW: Lenker in Leder einnähen

Gut geworden - und danke für den informativen und lustigen Fotobericht ! :)

Was mich im Moment noch wundert, ist, warum Du den Anfang der Naht zur Lenkermitte hin so weit weg von der Lenkerkante gesetzt hast - ich würde wohl vom Gefühl her eher so nah wie möglich an der Kante beginnen und etwas ähnliches wie den "Tunnelstich" am anderen Ende machen, um ein Aufgehen der Naht bzw. ein Aufstehen der Lederkante zu vermeiden. Aber vielleicht hast Du da ja noch was Bestimmtes vor ?
 
AW: Lenker in Leder einnähen

Super Anleitung, frag mich nur obe es unbedingt Tegernseer sein muss oder ob z.B. Augustiner Edelstoff bessere Ergebnisse erzielen würde.
Zur Lederbehandlung würde ich "SnoSeal" empfehlen, ist ein Imprägnermittel aus Amiland als Creme auf Bienenwachsbasis. Sehr angenehmer Geruch, zieht gut ein und macht das Leder Wasserbaweisend. Wirde ggfls. den Farbton etwas abdunkeln und mach a bissl glanz. Hab ich für meine Winterschuhe. Geht halt nicht auf Wildleder. Ich hab meins aus einem lokalen Ski-Sport-Geschäft.
 
AW: Lenker in Leder einnähen

Saubere Arbeit. Glückwunsch! Bislang hab ich Lenker immer eingewickelt. Aber nach dieser Anleitung kann ich mich ja auch mal irgendwann im Bedarfsfalle auch ans Einnähen machen.

Flammberg hat ja irgendwann mal eine großzügig bebilderte Anleitung zum Schlauchreifenflicken veröffentlicht. Das wäre auch war fürs radklassiker-Lexikon.
 
AW: Lenker in Leder einnähen

So, hier bin ich noch einmal mit der zweiten Seite des Lenkers. Möglicherweise werden die meisten mittlerweile aufgetauchten Fragen hiermit beantwortet.
Eines vorab: In einem selbstlosen Versuch wollte ich die andere Seite des Lenkers unter Zuhilfenahme von Augustiner Edelstoff vollenden. Leider hatte ich keinen zu Hause. So habe ich -vorerst- auch das Tegernseer weggelassen.

Bei einem Filmchen im Internet habe ich bei einem Sattler gesehen, dass er sich aus Leder kleine Fingerlinge genäht hat, um so ordentlich Zug auf das Garn zu bekommen, ohne dass es einschneidet. Das brauche ich natürlich auch. Und es hilft.

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Den zweiten Streifen habe ich dieses Mal ein wenig kürzer gemacht - beim Ersten hatte ich ja ca. 10cm Verschnitt. Das Schneiden des Leders mit dem Pizzaroller ist kläglich gescheitert. Der ist wohl nur für Pizza gemacht. Der Cutter ist aber auch nicht das Wahre - dazu später mehr.

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Jetzt habe ich gleich am Anfang mit dem Nähen begonnen. Es geht genau so. Das Leder zieht sich aber erst nach den ersten drei bis vier Stichen richtig in Form. Das hat mich beim ersten Mal abgeschreckt, so dass ich weiter drinnen angefangen habe. Da ich aber ohnehin eine rustikale Lederfarbe gewählt habe, denke ich darüber nach, die Lederenden am Lenkerinneren mit dickem Garn zu umwickeln; ähnlich den gehanften Shellack-Lenkern. Mal sehen. Oder ich fixiere das Leder mit einem kleinen Klecks Pattex und nähe den letzten Stich zu.

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Übrigens habe ich nun das Leder bewusst eine Nuance über den dickeren Klemmbereich überlappen lassen, in der Hoffnung, dass es nach dem Trocknen exakt passt. Es passt.
Die weitere Vorgehensweise habe ich ja oben schon beschrieben, so muss ich hier nur noch auf Details eingehen. Nähen, Nähte festziehen, Bremshebelschelle aussparen - sieht man wohl recht deutlich auf den Bildern.

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Was mich jedoch ärgert, ist die Tatsache, dass ich im Oberlenker einen kleinen Spalt habe. Man sieht ihn jedoch nur, wenn man mit der Kamera direkt draufblitzt oder genau unter einer Lampe steht und das Metall reflektiert. Am Unterlenker ist dafür ein Tick zuviel Leder, so dass man es drehen kann. Es ist nicht so lose, dass es sich dreht, sobald man den Lenker anfasst. Man muss es schon drehen wollen.
Da ich nicht davon ausgehe, dass der Lenker einen variablen Rohrdurchmesser hat, muss wohl mein Lederstreifen schief sein. Das kommt vermutlich daher, dass ich mit einem Cutter gearbeitet habe. Das Material lässt sich ziehen, gibt nach und gerät so beim Schneiden schon aus der Form. Ein guter Roller wäre hier die bessere Wahl gewesen. Trotzdem ist das Gesamtergebnis für mich OK. Ist ja auch Handarbeit.

Was ich beim zweiten Lenker anders machen werde:
1. evtl. stärkeres Material wegen des Fahrkomforts
2. hat es mich fürchterlich genervt, dass der Lenker (man muss ihn ja in allen möglichen Positionen abstützen) ständig umgefallen ist. Ich stelle mir ein stabiles Fotostativ vor, mit Kugelkopf. Daran ist irgendwie ein alter Gabelschaft befestigt und in dem steckt der Vorbau. So ließe sich der Lenker in jeder beliebigen Position arretieren.
3. Möglicherweise würde ich beim nächsten Mal vom Bremshebel weg nähen; also mit einem Faden nach unten - wie gehabt - und einer geht nach oben und somit zur Lenkermitte. So könnte man die Naht für Wartungsarbeiten kurzzeitig auftrennen. Allerdings ist des dann sehr schwer, am Leder einen schönen Abschluss zu bekommen.


Hier noch ein paar Bilder zum Beziehen des Sattels. Dieses Thema hat Chill schon ausführlich erklärt. Meine Erfahrung: Pattex klebt auch nasses Leder. Ich hab' das nicht geglaubt. Ist aber so. Auch benötigt man nur ein Tegernseer - es gibt ja noch die Pattexdämpfe.
Am Sattel merkt man sehr deutlich, wie sich das Leder beim Trocknen spannt. Gestern Abend hatte ich gemischte Gefühle, was die Spannung der Oberfläche angeht. Heute morgen war alles wunderbar straff und fest.
Und dank meiner beiden Buben mit ihren Nutellafingern ist nun auch schon alles imprägniert.

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Puh! Schellack wäre auch noch was. Habt Ihr das schon gemacht?
 
AW: Lenker in Leder einnähen

Schellack? Na klar! da hab ich auch eine Bilderserie davon. Wartmal, ich suchse gleich mal her.
 
AW: Lenker in Leder einnähen

Servus,

der Lenker und der Sattel sind echt super geworden!
Das Lenkerprojekt hatte ich auch für nahe Zukunft geplant. Womit hast Du den Lochabstand konstant gehalten?
Und hast Du gewachstes Garn hergenommen?
Mit Schelllack hab ich aber auch noch keine Erfahrung gemacht. Ich hab auch mal gehört, dass es darauf ankommt, wie das Leder gegerbt wurde. Es gibt wohl auch fettfreies Leder, dass sich z.B. besser aushärten lässt.
Such mal nach einem Messerforum, die schmieden sich Messer und nähen dann Lederscheiden. Da sollte noch einiges zu finden sein.

Und wenn Du eh aus dem Münchner Raum kommst, dann kann ein Besuch beim Leder Baumann (Sendlinger Tor) auch nicht schaden. Die sind sehr nett und hilfsbereit dort.
Wennst tiefer einsteigst, dann ist auch die Bear Gallery in Deisenhofen noch eine Adresse.
 
AW: Lenker in Leder einnähen

Sehr hilfreich zum Lederschneiden ist entweder ein schwerer, sehr scharfer Cutter oder aber ein traditionelles Halbmondmesser: http://www.kappey.de/Deutsch/Produkte/Messer/Messer.html
Allerdings sind die guten Dinger nicht ganz billig...
Es gibt auch ein Riemenschneidegerät für Riemen bis zu 15 cm (sehr teuer!). http://www.kappey.de/Deutsch/Produkte/Riemenschneider/Riemenschneider.html
Eine günstige Variante gibts auch, die kriegt aber nur 10 cm hin, reicht das?

Zum gleichmäßigen Nahtstechen kann man ein Reifelholz (Das zieht man am Rand entlang und erhält dann eine Vertiefung im Leder parallel zum Rand) und ein Rollrädchen (Für den Gleichmäßigen Lochabstand) benutzen.

Grüße,
johannes

EDIT: Ich sehe 10 cm sind genug. :)
 
AW: Lenker in Leder einnähen

Sooo, zum Schellack:

Schellack ist ein Naturprodukt, welches aus Ausscheidungen der Lackschildlaus gewonnen wird. Es ist ungiftig und wird auch manchmal Nahrunxmitteln beigemengt, um sie besser industriell verarbeiten zu können. Unter anderem.
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Der eigentliche Schellack ist in Plättchenform unbegrenzt haltbar. Mein Lackhändler hat mir z.B. eine Tüte von einem Produkt vermacht, das er schon seit den 50er Jahren lagert. Für mein altes Rennrad (Bj. 1960) also genau das Richtige. Zuerst muss der Schellack in eine verarbeitbare Konsistenz gebracht werden. Dazu eignet sich Alkohol, in welchem die Plättchen eine Weile gelöst werden müssen (1-2 Tage, hin und wieder umrühren). Je nach gewünschter Lackdicke kann es sein, dass noch etwas Alkohol zugegeben werden muss, auch, wenn nach einer Weile schon ein Teil verdampft ist.
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Ich habe normalen Brennspiritus genommen. Da dieser einen gewissen Wasseranteil hat, wird die Lösung etwas trübe. Manche empfehlen die Verwendung von hochreinem Alkohol, da dieser nicht trüb wird. Aber sobald der Lack trocken ist, ist die Schicht wieder klar, denn sowohl Wasser als auch Alkohol dunsten ja heraus.
Der Lenker wird nun mit Textilband gewickelt und mit einem Pinsel die Lacklösung aufgetragen. Im Normalfall sind mehrere Lackschichten notwendig. Der Schellack sollte auch nicht zu dick angerüihrt werden, weil er sich sonst mglw. nicht gleichmäßig auftragen lässt. Die erste Lackschicht zieht vollständig ins Gewebe ein und imprägniert dieses. Die zweite trägt auch noch nicht auf. Erst nach 4-6 Durchgängen kann man eine gewisse Lackschicht auf der Oberfläche feststellen. Es empfiehlt sich, das Ganze in Ruhe anzugehen und zu warten, bis der Lack trocken ist, bevor die näxte Schicht aufgepinselt wird.
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Die Farbe des Lax ist abhängig von der Färbung des Grundproduktes und natürlich vom Lenkerband. Bei ungebleichtem Schellack und weißem Lenkerband wird das Ergebnis etwa bernsteinfarben. Moderne Schellackpräparte sind gebleicht oder gefärbt, da lassen sich Variationen einbauen.
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AW: Lenker in Leder einnähen

Gibt es eine Möglichkeit einen solch bearbeiteten Lenker jemals wieder (zerstörungsfrei) aus dem Vorbau zu bekommen? (z.B. wieder in alkohol einlegen?)

(EDIT: rechtschreibschwacher Tag....)
 
AW: Lenker in Leder einnähen

Das hab ich noch nicht gemacht. Schellack ist recht spröde und Textilband sehr reißfest. Ich stelle mir vor, dass man das Band einfach abwickeln kann, während die Lackschicht einfach absplattert.
Ein mit Nitrolack behandeltes Textilband jedenfalls ließ sich problemlos abwickeln.
 
AW: Lenker in Leder einnähen

Selbst gemacht an langen Winterabenden ist immer am schönsten! Der Thread ist super! Schellack von meinem Vater muss noch irgendwo in der Garage schlummern... :)
Zum Vergleich ein Cinelli-Lederlenker. Die waren echt gut gemacht. Fast zu schade zum benutzen und natürlich langweiliger als selbstgemacht. Ähnlich hochwertig waren auch die von ALMARC belederten 3ttt.
 
AW: Lenker in Leder einnähen

Ein toller Artikel, und ein sehenswertes Ergebnis!
Dank wynklah's Erlaubnis übrigens auf www.radklassiker.org für die Ewigkeit gespeichert :D
Lenker: http://www.radklassiker.org/?page_id=915&lang=de
Sattel: http://www.radklassiker.org/?page_id=923&lang=de

@Bonanzero: wie schaut's aus, Deine Schellackerei wäre der nächste Kandidat :D darf ich?

Was mir beim Lesen/Editieren aufgefallen ist:

Du erwähnst deine Probleme beim Schneiden des Materials. Ich habe noch kein Leder verarbeitet, aber wäre es denkbar, das Leder mit zwei Holzleisten und Schraubzwingen auf der Arbeitsplatte zu fixieren, und dann mit einem Teppichmesser und einem Stahllineal zu arbeiten?
 
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