Hallo Pjotr,
naja, mir persönlich hat es zumindest dieses Jahr auch tatsächlich etwas gebracht, zumindest empfinde ich es im Moment so. Darf ich Dich fragen, wieso Du damit aufgehört hast? Wegen negativen Argumenten, oder wegen schlechten Erfahrungen? Ist nicht provokativ gemeint, sondern interessiert mich echt.
Kurz gesagt: Ich war mit dem Trainingserfolg unzufrieden. Die Langversion ist etwas komplizierter ...
Ich hatte irgendwann den Verdacht, dass die "klassischen" Trainingskonzepte nicht den in der Standardliteratur behaupteten Trainingserfolg brachten. D.h. ich bin im Herbst in das Training für die nächste Saison eingestiegen, habe radunspezifisches Krafttraining (Beinpresse usw.) vorwiegend mit langen GA1-Einheiten kombiniert, konnte beim Krafttraining im Verlauf des Winters auch eine erhebliche Steigerung bei den Gewichten erreichen, davon ist aber auf dem Rad nichts "angekommen". Ich war im Frühjahr mit dieser Trainingsform deutlich schlechter als im Herbst auch und gerade am Berg, also da wo es nach Meinung vieler ja um Kraft geht. Als Folge davon habe ich das Frühjahr immer damit verbracht, die Leistungsverluste über den Winter zu kompensieren und habe die beste Form im Jahresverlauf erst im Sommer oder Spätsommer erreicht - nach einer Phase, in der ich ausschließlich auf dem Rad meist mit vielen Bergen später dann auch mit Intervallen trainierte. Meine Zweifel wurden weiter dadurch genährt, dass es in vielen Debatten um Krafttraining für Radfahrer damals um die Frage ging, welche Trainingsmaßnahmen zusätzlich zu ergreifen sind, um den Kraftzuwachs aus der Eisenbiegerbude auf dem Rad umsetzen zu können. Da wurden z.B. Empfehlungen diskutiert, wie die, zwischen den Sätzen kurz aufs Ergometer zu steigen .... Offenbar war ich nicht der Einzige, bei dem Kraftzuwachs sich nicht in Radleistung übersetzen ließ (wer möchte schon ein trainingsmethodischer Sonderfall sein ..
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Man kann zur Rechtfertigung des klassischen Ansatzes "viel GA1 + Krafttraining" natürlich alle mögliche Mutmaßungen über langfristige Effekte anstellen. Mir hat das aber nicht eingeleuchtet, dass ein Trainingskonzept, dass zunächst im Winter zu Formabbau führt, langfristig irgendwelche positiven Effekte haben soll. Die naheliegendere Schlussfolgerung ist für mich gewesen, dass die positive Formentwicklung im Sommer durch das spezifische Training in dieser Zeit ausgelöst wurde. Noch bevor ich mich intensiver mit der Literatur befasst hatte, habe ich mein Wintertraining intuitiv modifiziert und habe mehr Berge eingebaut - mit positivem Effekt auf die Frühjahrsform. Schließlich kam irgenwann nach der Anschaffung eines SRM-Systems und Literaturstudium der erste Winter, in dem ich das Krafttraining für die Beine ganz gelassen habe
und lange L4-Intervalle zum zentralen Elemente des Trainings wurden - übrigens durchaus mit erheblichen Zweifeln, ob das nicht zu hart, zu viel, zu einseitg wäre, zu einem zu frühen Form-Peak führen würde usw. usw. usw. Meine Denke war natürlich noch geprägt, von entsprechenden Behauptungen in manchen Büchern und Zeitschriften. Das Ergebnis dieser Trainingsumstellung war aber, dass ich in Malle im Februar bereits in guter Form war, viele Berge im Minutenbereich schneller oben war, als in den Vorjahren, regelmäßig meinen Kumpel der mich sonst immer eingemacht hatte im Griff hatte, im April beim Rennen in Göttingen Dutzende Plätze besser klassiert war als in den Vorjahren und in Gerolstein über 210 km Vierter meiner AK wurde. Nach diesem großen Schritt Vorwärts waren die Fortschritte in den Jahren danach natürlich sehr viel kleiner, aber ich habe z.B. ohne jegliches Krafttraining in den letzten Jahren jedes Jahr an meinem Hausberg ein paar Watt und Sekunden "rausquetschen" können. gegenüber der Zeit wo ich noch an die Beinpresse gegangen bin (damals hatte ich noch kein SRM) summiert sich das mittlerweile sogar auf einge Minuten - bei zur Zeit ~12 Minuten PB für den Hügel.
Das sind natürlich noch keine Beweise dafür, dass Krafttraining nix bringt. Ein solches Urteil nur aufgrund subjektiver Erfahrungen wäre definitiv zu weitgehend (Thema Selbtserfahrung oder Selbstbetrug s.o.). Wohl aber sind das aber starke Indizien dafür, dass Krafttraining für Hobbysportler nicht die effektivste Trainingsform ist und man sein knappes Zeitbudget besser woanderes investiert als in Eisen biegen - und das deckt sich IMHO auch mit der wissensch. Literatur.