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Eure Rennberichte...

Sehe ich das richtig, daß es hier keine Berichte von Lizenzrennen gibt? Oder gibt es doch Leute, die sowas fahren und hier berichten mögen?
 
Dann will ich doch auch mal....

Engadin Radmarathon 2012, 8.7.2012

Nachdem ich letztes Jahr das Alpenbrevet mitgefahren bin (nein, nicht die Platintour, mir genügte die Goldtour...), suchte ich im Winter eine ähnliche Herausforderung in den Alpen. Es sollte unbedingt in den Bergen sein, da ich dies als besonderen Genuß, aber auch als besondere Aufgabe ansehe. Meine Wahl fiel auf den Engadin Radmarathon, zum einen, weil die Gegend wunderschön ist, zum anderen sind Rennen in der Schweiz sehr gut organisiert.
Völlig klar war auch, dass nur die lange Strecke die richtige Wahl sein kann, 211km und 3830 Höhenmeter sollten es schon sein... ;)
Auch klar war, dass ich meiner Freundin nicht erzählen kann, dass "Finishen" das Ziel sei. Erstens hat sie 2011 selbst gesehen, dass ich solche Rennen durchhalte und zweitens wollte ich mich ja auch steigern. Daher habe ich dann anhand des Streckenprofils nachgerechnet und -wenn alles normal läuft- sollte ich, bei entsprechendem Fitnesszustand unter 9 Stunden ins Ziel kommen können.

Am Tag vor dem Rennen kamen wir dann in der Schweiz im wunderschönen Pontresina an: Ich mit 5600km und 51.000Höhenmetern Vorbereitung in den Beinen, meine Freundin mit Unverständnis, aber einer großen Portion Loyalität für mich und meine Verrücktheit.
Die Startnummer war schnell abgeholt, die Nudeln waren zu hart, die Soße dazu war erträglich. Insgesamt keine tolle Stimmung am Abend vor dem Start, also lieber ins Hotel und früh ins Bett.
Mit dem Hotel war vereinbart, dass ich um 5 Uhr ein Frühstück bekomme und das klappte auch. Der starke Kaffee sorgte dafür, dass ich wach wurde und rechtzeitig konnte die Fahrt zum Start in Zernez losgehen.
Es war schon recht frisch am Morgen, aber dennoch erträglich... Wenn man sich, wie ich, der meist friert auf dem Rad bei unter 20°, sowohl ein Langarmshirt als auch Armlinge anzieht.
Um 6:45 stand ich in meinem Block (3) und wartete auf den Start. Als dieser dann erfolgte, wartete ich weiter, denn bis Block 3 dann losfahren kann, dauert es einige lange Minuten. Wie dumm, dann wird es wohl echt schwer an die Spitzengruppe Anschluß zu finden! Blödsinn, da gehöre ich ja nicht mehr hin, wenn ich bei den "Masters" starten muss in meinem biblischen Alter.
Aus Zernez raus ging es dann fast direkt in den ersten Anstieg in Richtung Ova Spin. Nicht gerade furchterregend, nur etwa 400 Höhenmeter, aber es geht relativ bald auf 7-8%. Ich versuche, meinen Rhythmús und mein Tempo zu finden, immer schön im richtigen Leistungsbereich zu bleiben. Und siehe da, es läuft gut. Der Tritt ist rund, das Tempo stimmt, das Herz schlägt total gleichmäßig und ich überhole ständig. Und das Seltsame dabei, die die ich überhole schnaufen schon zum großen Teil sehr angestrengt. Viele sind aus Block 2 dabei. Falsch eingeordnet? Egal, ich genieße die Leichtigkeit und versuche, mich zu zügeln, ist ja schließlich ein Marathon.
Durch einen langen Tunnel geht es nach Italien rüber in Richtung Livigno. In dieser Hochebene komme ich in eine große Gruppe, die ordentlich Tempo macht. Ich gebe es zu, ich hänge mich nur hinten rein, aber selbst da muss ich immer wieder sich auftuende Lücken zufahren. Insgesamt ist das so auch nicht wirklich gemütlich, sondern ich muss schon investieren, um dabei zu bleiben.
Ich kann mich später revanchieren, als es aus Livigno rausgeht, führe ich längere Zeit eine große Gruppe an, also nicht nur "gelutscht"!
Wenig später zieht die Steigung auch mal wieder richtig an, es geht hoch zum Forcola di Livigno. Typische Steigungen in den Alpen, also meist 7-8%, kurzzeitig mehr. Auch hier habe ich gute Beine und überhole immer noch weitere Fahrer. Nach einer kurzen Abfahrt kommen wir in die Schlußsteigung des Berninapasses. Hier muss ich schon wesentlich mehr kämpfen, das Tempo nimmt ein wenig ab. Zur Belohnung nutze ich die Labe auf der Passhöhe, fülle meine Flaschen auf, esse etwas, ziehe meine Regenjacke an. Die Regenjacke, weil ich sie immer gern auf Abfahrten nutze als Windschutz und weil dunkle Wolken aus dem Tal aufziehen, in das ich nun abfahren werde. Mir schwant nichts Gutes...
Zurecht, denn es beginnt auf der Abfahrt zu regnen. Der Regen geht in eine Art Wasserfall über....
Mir steht das Wasser in den Schuhen, die Gischt der Vorderleute spritzt ins Gesicht, so macht das keinen Spass.
Der Engadin Radmarathon hat die Eigenart, dass man quasi eine Acht fährt: Die kleine Runde fahren alle gemeinsam (97km) und im Start-/Zielort Zernez kann man rechts ins Ziel abbiegen oder links auf den zweiten Teil gehen und nochmal 114 km und rund 2400 Höhenmeter draufpacken.
Auf der Fahrt nun nach Zernez überlege ich hin und her, ob ich nicht in Anbetracht des Wetters lieber nach der kleinen Runde aussteige.
Mein Ehrgeiz siegt, auch wenn mich die Aussicht auf Passabfahrten auf regennasser Fahrbahn ziemlich abschreckt. Aber wofür habe ich trainiert? Wofür Intervalle am Berg, Tempofahrten, Grundlagentraining auf dem Crosser? Nein, in Zernez ist mir klar: Weiter geht´s!
Doof nur, dass ich nun die letzten 30km in einem Expresszug mitgefahren bin. Die Gruppe, in der ich fuhr raste mit 45 bis 50km/h durch den Regen in Richtung Zernez, was richtig Körner kostete. Dann war ich der einzige, der nicht ins Ziel fuhr....
Also gut, erstmal verpflegen, denn das war nun bisher ein 30er Schnitt auf knapp 100km mit 1400 Höhenmetern.
Wenig später fuhr ich in den Flüelapass hinein. Auf der Strecke waren nur noch sehr wenige andere Fahrer. Wie ich später fesstellte, wollten weniger als 300 der 1500 Teilnehmer unter den regnerischen Bedingungen auf die lange Strecke, sonst ist es eher mehr als die Hälfte. Warmduscher...!
Ich fühlte mich eigentlich relativ gut und fuhr mal optimistisch in den Berg hinein. Auf der Hinfahrt am Vortag hatte ich den Pass schon gesehen und er kam mir nicht sehr anspruchsvoll vor. Fehler....! Nach einem Drittel merkte ich, dass ich mir bisher zuviel zugemutet hatte und musste Tempo rausnehmen. Tröstlich dennoch, dass keiner von hinten kam und ich mich langsam nach vorne an einige andere Teilnehmer heranarbeitete.
Allerdings sehr langsam...
Meine Idee war ursprünglich, solche Zustände erst am letzten Berg, dem Albula zuzulassen, aber es half nichts. Ich war auf dem ersten Teil zu schnell gefahren. Dort war ich schließlich auch nur eine halbe Stunde nach dem Sieger der 97km-Runde in Zernez.
Ich fuhr also schon sehr häufig auf dem größten Ritzel und stampfte den Berg hoch. Es ging, ich kam oben an. Verpflegen, kurz mit meiner Freundin sprechen, die mit dem Auto dort war und es ging in die Abfahrt.
Wenigstens war nun die Sonne wieder rausgekommen und die Fahrbahn wurde immer trockener.
In der Abfahrt hatte ich plötzlich einen anderen Fahrer am Hinterrad bis hinein nach Davos. Es sollte nun ein lägeres, flacheres Stück folgen in Richtung Albulapass und ich hatte keine Lust, die ganze Zeit nur Windschatten zu spenden. Der Mitfahrer folgte meiner Aufforderung zu führen jedoch sofort und in der Folge wechselten wir uns ab und schlugen ein richtig gutes Tempo an. Moritz, so hieß der Kollege, hatte was drauf und wir kamen gut voran.
Über eine kurze Steigung und einen kleinen Ort erreichten wir die letzte Labe vor dem Albulapass.
Offen gestanden war mir nun klar, dass ich ziemlich platt war und die Aussicht auf den langen Anstieg mit den letzten 1300 Höhenmetern gefiel mir nicht. Nochmal richtig verpflegen und wieder in den Sattel.
Moritz folgte mir wenig später, holte mich ein und fuhr mir davon...
Irgendwie konnte und wollte ich nicht das Tempo mitgehen. Viel Erfolg Moritz!
Ich suchte meinen Rhythmus, pfiff auf meinen Tacho und tatsächlich, in der moderaten Steigung von 3-4% fand ich ein gutes Tempo. Erstaunlich, bald kam Moritz in Sichtweite und 5 andere Fahrer ebenfalls. Aha, ich bin wohl nicht als einziger fertig! :)
Gaaaanz langsam kam ich näher an die anderen heran, dabei nahm mein Erschöpfungsgrad aber zusehends zu. Letztlich erreichte ich die Gruppe in einem Abschnitt mit 9-10% Steigung und ich beschloss, einfach mit ihnen mitzufahren, nicht den Versuch zu machen, zu überholen, denn das wäre einfach lächerlich gewesen. Ich hatte nicht mehr drauf als sie. Wir waren alle müde.Das merkte man wunderbar, wenn man sah, wie grotesk langsam wir den Berg hochfuhren. Teilweise hatte ich nur 9km/h auf dem Tacho und selbst dann wechselte ich immer wieder mal in den Wiegetritt, um die Belastung einfach mal zu verändern.
Es stellte sich auf wieder das Phänomen ein, dass meine Herzfrequenz für die gefühlte Belastung nun einfach zu niedrig war und auch nicht mehr wirklich hoch ging, selbst wenn ich mal ein wenig anzog. Ich hatte das schon 2011 am letzten Berg des Alpenbrevets erfahren. Wahrscheinlich war nun die Erschöpfung schon zu gross und der Körper schaltet für sich einen Gang zurück. Aber treten ging immer noch, wenn auch ich mich wie eine alter Diesel fühlte.
Irgendwann sah ich meine Freundin am Wegesrand und ich hielt an. Da ich wusste, dass sie zu dieser Stelle über den Pass gefahren ist, fragte ich, wie weit es noch sei. Die Antwort "ist schon noch ein Stück" war weder befriedigend, noch das was ich hören wollte. Schöner wäre gewesen: "Siehst du die Kurve da vorn? Direkt dahinter ist die Passhöhe!" Aber das sagte sie nicht.... Ich wollte aber jetzt das "Stück" hinter mich bringen und fuhr weiter. Tatsächlich konnte ich auf den letzten Kilometern (ja, es waren noch 3-4km...) noch mal ein wenig mehr Tempo machen und kam schliesslich oben auf dem Albula an. Regenjacke an, keine Verpflegung mehr, direkt in die Abfahrt, denn ich wurde mir bewußt, dass ich gut in der Zeit lag. Die <9h waren drin!
Also Tempo!
Doch am Ende kamen nochmal fast 20km eher flaches Gelände im Tal. Zum Glück wehte ein kräftiger Rückenwind und ich überschlug im Kopf, dass selbst bei Tempo 30-35km/h die Uhr unter 9 Stunden stehen bleiben wird.
Plötzlich überholten mich drei Kollegen, zwei von ihnen waren in der Gruppe, mit der ich den größten Teil des Albula hochgefahren war. Ich überlegte nicht lang und ging mit. Sch....! Doch wieder Tempo machen, denn die Jungs hatten es nun eilig. Wieder 40, 45, 50km/h, Führungswechsel. Laktat in den müden Beinen....
Eine wahnsinnige Fahrt auf den letzten Kilometern, aber auch richtig geil!
Im Ziel haben wir uns gegenseitig gedankt und beglückwünscht und ich hatte noch ein paar Minuten rausgeholt und schliesslich mit 8:38h Fahrtzeit das Ziel erreicht und damit auch mein persönliches Ziel.

War eine sehr schöne Fahrt, trotz der Quälerei am Albula, aber Dank Moritz und all den anderen, die mich mitzogen und motivierten.
 
Highlander-Radmarathon

... einer der größten und für mich der schönste Radmarathon in Westösterreich, ging gestern in Hohenems (Österreich/Vorarlberg) bei perfektem äußeren Bedingungen über die Bühne. Insgesamt war die Veranstaltung super organisiert und eine tolle Radsportstimmung über das ganze Wochenende (Festzelt, gemütliche Platz im Zentrum; Profikriterium am Vorabend) ... bei einer Bewertung würde ich die volle Punktzahl geben!

http://www.highlander-radmarathon.at/galerie/fotos-highlander-radmarathon-2012

http://www.highlander-radmarathon.at/
 
Highlander-Radmarathon

... einer der größten und für mich der schönste Radmarathon in Westösterreich, ging gestern in Hohenems (Österreich/Vorarlberg) bei perfektem äußeren Bedingungen über die Bühne. Insgesamt war die Veranstaltung super organisiert und eine tolle Radsportstimmung über das ganze Wochenende (Festzelt, gemütliche Platz im Zentrum; Profikriterium am Vorabend) ... bei einer Bewertung würde ich die volle Punktzahl geben!

http://www.highlander-radmarathon.at/galerie/fotos-highlander-radmarathon-2012

http://www.highlander-radmarathon.at/


kann ich nur zustimmen - auch wenn ich dieses Jahr nur die "kleine" Runde gefahren bin
 
Vattenfall Cyclassics 2012


Am Wochenende war es soweit. Das zweite Jedermannrennen in 2012 für das Autoforum Koch stand auf dem Programm. Ich habe die letzten Monate gut Trainiert und fühlte mich so stark wie nie zuvor. Allein in den letzten 30 Tagen legte ich nochmal 2200 km zurück. Die Kette war geölt, das Rad gewaschen und am Komplettpaket Mensch - Maschine konnte nochmal um 4 kg seit Berlin reduziert werden. Beste Voraussetzungen um das Debakel von Berlin vergessen zu machen.

...

http://mike-le.blogspot.de/2012/08/vattenfall-cyclassics-2012.html
 
RaR 2012 – Ein Erlebnis



Freitag 16 Uhr, ich stehe alleine an Parzelle M012. Einige verwirrte kämpfen gerade mit ihren Zelten, andere stehen bereits. Es herrscht Leben im Fahrerlager, die grüne Hölle ist momentan aber grau, nass, stürmisch und eiskalt. Ideale Bedingungen für Kuscheln, fernsehen und Müßiggang – aber 24 Stunden Radrennen? Ich will nach Hause!

Kachelmann hat für Samstag aber trockene Bedingungen mit Sonne und Besserung für Sonntag angesagt. Na ja…die anderen Team-Mitglieder unserer Vierer-Equipe tauchen misslaunig auf. Um 18 Uhr trifft das Zelt ein, flugs aufgebaut und alles soweit vorbereitet bleibt Zeit für den Plausch mit den anderen Teams. Bis 21 Uhr sind einige Flaschen Wein geleert.

Eine eisige Nacht beendet, geht es um 13:15 endlich los. Ich muss noch länger warten, bin der vierte Fahrer, aber das Warten hat sich letztendlich gelohnt. Ich bin freudig erregt. Den ganzen Morgen, ne eigentlich schon seit Freitag – das muss man hier erlebt haben, dass reißt einen einfach mit. Nervosität spürt man überall. Beispiele? Der Kollege links in der Parzelle bereitet den fliegenden Wechsel vor, er verlässt seine Rolle, fährt auf die Bahn, versucht den in der Trinkflasche befindlichen Transponder zu greifen, gleichzeitig der Versuch, pedalseitig einzuklicken und dabei noch irgendwie auf der Fahrbahn zu bleiben. Der Versuch misslingt! Das Hirn des Mannes verarbeitet maximal 2 Informationen gleichzeitig – fast räumt der Fahrer eine Reihe Zuschauer ab. Irgendwie bekommt er es denn doch hin, auf seine Runde gehen zu können – ich muss schmunzeln.

Rechts in der Parzelle hält die Freundin ihren bereits auf dem Bike sitzenden Rennfahrer fest, der muss wohl auch gleich los. Festgehalten klickt er ein, Transponder on bord und los – ne doch nicht, Schatz Dein Helm, wo ist Dein Helm ?? Auf dem Kopf jedenfalls nicht – aber auch der Kollege startet dann irgendwann… sehr lustig.

Au Mist, ich bin dran – nun aber los, langsam und alles gut einteilen sag ich mir, ich weiß ja, was auf mich zurollt – den Pulsgurt lasse ich aus Erfahrung lieber im Zelt. Im Kopf habe ich meinen Plan, wie ich die Runde fahre. Ich bin dieses Jahr bereits fünf Runden hier gefahren. Vor allen Dingen gehe ich es defensiv an, kein Geschwindigkeitsrekord in der Fuchsröhre – tja – und dann rase ich bereits in die Hatzenbach hinunter, vernatze drei Fahrer, fliege hoch zum Flugplatz. Spätestens am Schwedenkreuz ist der Versuch, den Rekord nicht zu knacken vergessen, ich rase weiter, hinunter nach Breidscheid - die Kurve im Wehrseifen geht doch voll rauscht es in meinem Kopf – und sie geht tatsächlich voll, gebremst wird mein Eifer ab Kilometer 11, Klostertal (ich hätte jetzt gern Klosterfraumelissengeist), Kilometer 12 – ich hasse Dich – Kilometer 13 – bald vorbei, nur noch ein Stück – oft werde ich überholt – manchmal sind „Gegner“ neben mir, die wollen mich überholen. Das lasse ich manchmal nicht zu, es ist wohl sehr demoralisierend, einen kurzen, aber heftigen Zwischensprint bei 10 % einzulegen, jedenfalls gibt er oder sie auf, ich freue mich kotzend, natürlich nicht lange, denn ich werde wieder eingeholt – Karussell – Land in Sicht – kurze Verschnaufpause, runter und Kraft holen für die letzte, lächerliche Prüfung. Eher moralische Kraft, denn in den Beinen scheint nichts mehr zu sein. Dick aufgelegt pflüge ich mit Schwung auf die Hohe Acht. Schnell runtergeschaltet bin ich auf dem 25’er Ritzel – das muss mich nach oben tragen – das tut es auch, zumindest in Runde Eins von fünfen. Endlich geschafft, oben! Das ist schon ein Sieg! Der Rest ist eigentlich nur noch Fun – all out – Wippermann runter stürzen, Brünnchen bremse ich immer leicht an, da war ich schon mal neben der Fahrbahn, seitdem Respekt, der Schwung reicht aber fast bis zur Eiskurve, dann wieder runter, Pflanzgarten Eins und zwei – Grinsen – Schwung und Speed hoch halten, dickes Blatt und wuchten – ich überhole ein Bonanza Fahrrad mit Tritop-Rider – bin ich im falschen Film (Respekt !!!), Schwalbenschwanz und Galgenkopf – hier heißt es nach einer schnellen Gruppe Ausschau halten – prompt fegt sie an mir vorbei, ich hänge mich dran und lasse mich bis zur Einfahrt der Tourenfahrer ziehen, dann steigt es leicht an und die Jungs vorne lassen die Kette nach links schweifen – ich gehe vorbei im dicken Gang, das habe ich hier geübt, das passt, kostet aber Kraft, egal, durchziehen, hast ja gleich drei Stunden Pause. Mountainbiker kreuzen und jagen im Wiegeschritt ziemlich geräuschvoll die Hohenrain-Schikane hinauf - das nervt mich, will weg, gebe also nochmal Gas. Endlich kommt der Start-Ziel-Bogen in Sicht und eine schnelle Gruppe – mein Blick auf die Uhr zeigt 56 Minuten – jetzt aber Gas, ich wollte die Runde unter 60 schaffen, also hänge ich mich an die Jungs, mit mehr als 50 Sachen jagen wir die Straße runter, die Uhr bleibt stehen bei 57 Minuten – Super !! Es läuft! Ich kann meine Ziele erreichen!

Übergabe – Pause – meine nächste Runde ist die Fahrt in die Dunkelheit, mit Nebel und einem Riesen-Vollmond neben der Nürburg – ich habe Angst und denke an Wehrwölfe – nein, aber das ist einmalig, rechts the fog, links der gelbe Mond – einfach Klasse. Die Runde schaffe ich in 1:01. Damit bin ich auch extrem zufrieden.

Dann die Nacht, nachts sind bei uns 2 turns angesagt. Ich komme einfach nicht in den Schlaf, quatsche mit vielen Leuten, esse Unmengen an Kuchen. Gegen 2:00 Uhr dann doch endlich todmüde – ab in den Schlafsack. Gegen 5 wollte ich dann endlich in den Schlaf, fühle mich elendig, mir ist kalt, es hat wohl 5°, noch müder als müde und mein Magen grummelt. Es hilft nix – gnadenlos hämmert mir unser Weck-jingle die Pflicht ins Hirn („see you later alligator“, wer hat sich eigentlich den Song für den Weckruf ausgesucht???). Ich fluche, keinen Bock, null – aber wir sind ein Team, alle sind ihre zwei Runden gefahren. Ich erfahre, alle haben oben geschoben – das mache ich nicht, never!

Dick eingepackt düse ich los – es ist noch kälter als 5°, wahrscheinlich ist die Fahrbahn vereist! Erstaunlicherweise gewöhnt man sich an die Umstände. Die Fahrt zur Hohen Acht ist ereignislos, es läuft. Allerdings stelle ich dann an (oder in ??) der Hohen Acht fest, dass sie noch höher geworden ist. Es tut weh, richtig weh – aber ich beiße, denke nicht daran, dass ich in ca. einer Stunde wieder hier hoch muss (welcher Schwachsinn, den man sich dort antut, denke ich momentan) – und wieder geschafft – der dritte Sieg – der Rest ist Rock’n Roll (wie es ein Forumsteilnehmer beschrieb).

Runde vier, im Klosteral überholt mich Max aus dem anderen Vierer-Team, versuche erfolglos dran zu bleiben, geht nicht, na dann fahr doch….Wiedersehen mit der Acht – es geht mit 28’er hinauf, es ist Kampf aber ich schaffe es ohne einen Abstieg. Das lässt mich jubeln - YEAH ein lautes! Meine zwei Nachtrunden sind dann sogar mit insgesamt 2:15 die schnellsten des Teams. Hochzufrieden! Und die Sonne ging auf, doppelt, innerlich und auch real. Tolle Runde, wenn auch mit echten Qualen.

Dann schon die letzte meiner fünf Runden. Ich habe wenig Lust, die Nachtrunden und der fehlende Schlaf waren hart. Aber es hilft ja nix – gnadenlos hämmert der Alligator. Ich brenne noch eine ereignislose 60 Minuten Runde in den Asphalt, dabei knacke ich die 87 in der Röhre, die Runde war nochmal Spaß pur.

Fazit:

Die erste Runde war wieder die schnellste und nächstes Jahr fahre ich sechs Runden und schneller im geliebten Klostertal – Tolles Event!
 
Puh, sich hier durchzulesen ist schon anstrengend ;D aber ich komm einfach nciht davon los..... werd bei Gelegenheit mal von vorn anfangen
 
Das war mein erster und letzter (?) Ötztaler Radmarathon, 26.08.2012
Mein DeRosa King war bereit. Es war stolz, bereits im Vorfeld des Rennens. Denn es wog erstmals seit seiner Geburt unter 8 kg. Meiner neuen Hängewaage Glauben schenkend waren es genau 7,91 kg. Schon den gesamten Sommer über machte mein Rad Faxen. Den Mondsee Radmarathon über 200 km und den Tannheimer Radmarathon über 230 km war ich mit einem alten Trainingsrollen-Hinterrad meines Kumpels Christoph Kluge angetreten. Eine Speiche war nämlich wieder mal defekt, und so ein Teil in Innsbruck aufzutreiben war nicht so einfach. Kurzerhand entschloss ich mich, dass die Campagnolo EURUS Laufräder sowieso schon ausgedient hatten. Sieben lange Jahre hatten sie bereits fast täglich Löcher in den Asfalt brennen und Schlaglöcher verprügeln müssen. Die Zeit war gekommen auf etwas leichtere Laufräder umzurüsten. Meine Wahl fiel auf die bewährten Campagnolo Neutron, welche laut dem Oberchiefexperten Sybenwurz aus dem Triathlon-Szene.de-Forum, zwar in keiner Eigenschaft in den Produkttests ganz vorne landen, jedoch alles in allem super Fahreigenschaften haben. Weitere wichtige Gramm sparte ich dank meinem Radstudio Teamkamerad Christoph, der mich darauf aufmerksam machte, dass es nicht sonderlich klug sei, mit 120 gramm schweren Trainingsrollen-Schnellspannern Rennen zu bestreiten. Er tretete mir zu einem sehr humanen Preis ein episches Paar der Lightweight-Schnellspanner, knapp über 30 gramm das Paar, ab. Weitere 150 gramm leichter wurde mein Rad durch einen Satteltausch, von Fiziik auf den Selle Italia SLR. Ich wusste bereits aus meinen Radanfängen, dass mein Hintern Selle Italia Sättel beim besten Willen nicht ausstehen kann, doch was tut man nicht alles, damit sein Rad leichter und somit die Zeit beim Ötztaler hoffentlich besser werden. Bereits bei der ersten Trainingsrunde mit dem SLR merkte ich: unangenehm. Egal. Durchbeißen. Vielleicht gewöhnen sich meine Arschbacken (besser gesagt der Dammbereich, denn sportliche Fahrer sitzen natürlich nicht auf ihren Arschbacken) an Selle Italia. Am Freitag vor dem Rennen zweifelte ich, ob es sich in Anbetracht der Wettervorhersage überhaupt lohnen würde, das Rad noch fein zu putzen. Ich tat es sicherheitshalber trotzdem. Danach gesellte ich am Lenker noch zwei Fotos unserer lieben Tochter Jana Rosa neben das Bild meines Schatzes Christina. Diese sollten mir als Bremsmotivationshilfe in den Abfahrten dienen (diesen Zweck erfüllten sie später auch, zumindest auf der Abfahrt vom Jaufen und Timmelsjoch). Soviel zu den Tagen vor der Abreise, aber nun geht es ab ins Ötztal.
Absatz. Sölden.
Wo soll man anfangen, wenn man über DAS Rennen seines Lebens schreiben soll. Dem ersten und zugleich letzten Ötztaler Radmarathon eines Rennradbesessenen. Lasst mich mit einem kurzen Wetterbericht anfangen, denn die Wettervorschau an den preötzischen Tagen beschäftigte wahrscheinlich nicht nur mich intensiv. Von Regenschauern am Start bis Schneefall am Timmelsjoch war alles zu lesen. Ein Graus. Da ich Hitze nicht leiden kann, kam mir im Vergleich zu den anderen Teilnehmern das Wetter sicher zugute, aber a) wer will schon auf nassen Straßen fahren und b) fuhr ich nicht gegen die anderen sondern gegen mich, denn ich wollte beim ersten und letzten Antritt unter 8 Stunden fahren und quo ad vitam sind diese Art von Radmarathons nicht gerade zu unterschätzen. Da ich seit über zwei Monaten stolzer Familienvater bin, war oberste Priorität gesund ins Ziel zu kommen. Deshalb hätte ein regnerischer Tag unweigerlich bedeutet, dass ich die 8-Stunden-Marke nicht unterboten hätte, denn dann hätte ich wahrscheinlich allein in den Abfahrten eine halbe Stunde Zeit liegen lassen. Nun gut. Am Vorabend war ich trotz der wie üblich sehr gechillten Atmosphäre am Abendtisch mit Kumpel und diesmal Betreuer Manni sehr nervös. Immer wieder geisterte mir das Bild einer verregneten Kühtai-Abfahrt durch den Kopf. Bis nachmittag sollte das Wetter besser werden. Für den Start war Regen vorausgesagt. Um das Kapitel Wetter nicht zu ausführlich zu präsentieren, hier die Kurzfassung: kein Regen am Start, aber teils nasse Straßen. Angenehm kühl aufs Kühtai, bei teils nassen Straßen auf der Abfahrt. Zwanzigminütiger Regenschauer in und um Innsbruck. Dann bis zum Timmelsjoch für mich optimale Bedingungen, d.h. trocken und eher frisch, aber nicht eiskalt. Passhöhe Timmelsjoch gab es krassen Gegenwind, in der total flachen Galerie oben kam ich kaum vom Fleck und lies wertvolle Minuten liegen. Die Abfahrt bis Obergurgel war von epischem Gegenwind geprägt, auf der berüchtigten high-speed Passage wo regelmäßig die 100 km/h überschritten werden hatte ich höchstens 50 km/h drauf und musste sogar tretend nachhelfen. Ab Obergurgl, wenn man meint man hätte es geschafft kam dann der schlimmste Teil. Plötzlich eiskalt und feiner hagelartiger Regen und mächtiger Gegenwind. Ich schlatterte am ganzen Körper und habe auch hier viele Minuten liegen lassen, da ich mehr mit Bremsen als mit Treten beschäftigt war.
Absatz. Renngeschehen.
Da ich dem Veranstalter im Vorfeld meine guten Leistungen vom Tannheimer Radmarathon (15.) und Mondsee Radmarathon (19.) dieses Jahres kund tat, durfte ich in den ersten Startblock (nach den VIPs). Ich begab mich bereits um 5:45 an den Start und konnte direkt neben Martin Fritz in die Pole Position gehen, ganz vorne links. Dann gab es noch eine Pinkelpause und um 6:45 ging es nervös ans Eingemachte. Von Sölden bis Ötz fuhr ich bereits teilweise am Limit, da ich mich ständig an den ersten Positionen aufhielt, da ich das als am sichersten erachte. Besser einige Körner verschenken und gut ankommen, dies war die Devise von Anfang bis zum Schluss. Immer wieder wurde ich an den Kreisverkehren von einigen Dutzend Leuten überholt und überholte in einigen Intervalleinheiten gleich wieder zurück. Während dieser Abfahrt hatte ich die einmalige Ehre viele Minuten am Hinterrad des legendären Jan Ullrich zu verbringen, der mit seiner aktuellen Figur optimalen Windschatten spendete und hinter dem man sich in Sicherheit wägen konnte, denn wenn jemand abfahren kann, dann wohl er, dachte ich mir. Na gut. Unter den ersten ging es dann alsbald von Ötz rechts rein richtung Kühtai. Meine Beine fühlten sich nicht gut an. Ich war in den Vorwochen zweimal diesen Anstieg gefahren, und konnte jetzt im Rennen nur mit einem leichteren Gang fahren, ok, vielleicht auch mit einer höheren Umdrehungszahl. Jedenfalls fühlte ich mich nicht gut. Seitenstechen, übles Gefühl in Bauch und Beinen. Manni hatte mir zwar aufgetragen ich dürfe bei Gott nie nie nie vorne im Wind fahren, aber ich hörte nicht auf ihn und musste anscheinend bereits jetzt, kurz nach Ötz, Tribut zollen. Auf der anderen Seite wusste ich, dass ich mir bei kalten Bedingungen den einen oder anderen Ausflug in überschwellige bis maximale Intensitätsbereicheleisten kann, auch bei langen Rennen. Bei Hitze funktioniert das nicht. Ich fuhr an der Seite von Martin Fritz, denn ich wusste dass er viel Ötzierfahrung besitzt und mit der Verfolgergruppe in Innsbruck ankommen wird. Nach dem ersten Flachstück wurde das Tempo etwas reduziert und ab Ochsengarten fühlte ich mich dann erstmals wieder richtig gut. Die kurze 16%-ige Steilrampe konnte ich sehr gut raufdrücken, sparte mir sogar das 25er Ritzel und fuhr mit 39-24 hoch, auch wieder gegen die Predigt von Manni, ich solle bloß nicht zu harte Gänge fahren. Dann ging es so dahin, übers Kühtai fuhr ich als erster unserer Gruppe und in der Abfahrt galt wieder: zur Sicherheit ein kleines Loch auffahren und die Abfahrt vorne alleinebestreiten. So tat ich dann auch und fuhr bis St. Sigmund allen davon. Vor Gries holten sie mich wieder ein, aber der gefährlichste Teil war schon hinter uns. Puhhh. Von Gries bis Kematen machte ich wieder gegen Mannis Ratschläge Tempoarbeit, durch die Galerien, abwechselnd mit einem anderen Fahrer. Da ich diese Abfahrt liebe und vor einer Woche mit 37 Minuten einen Abfahrtsrekord (Kühtai-zuhause) aufgestellt hatte, hielt ich mich aber gerne ganz vorne auf und hatteeinen riesigen Spaß dabei. Auch durch Kematen blieb ich weit vorne, da ich wusste dass Kumpel Edi hier auf mich warten würde zum Anfeuern und ich ihn sehen wollte. Von Kematen bis Innsbruck versteckte ich mich dann in der Gruppe, um kurz vor dem Bergisel wieder nach vorne zu fahren und ein 20 Meter Loch aufzureißen. Meine zwei Schätze warteten nämlich hier auf mich, mit einer Radflasche, und ich wollte einerseits dass sie stolz sind wenn Papi als erster der (zweiten?) Verfolgungergruppe (wir hatten angeblich 6-7 Minuten Rückstand) daherrauscht und andererseits dass die Flaschen-Übergabe möglichst stressfrei vonstatten gehen konnte. Es lief wunderbar und ich war glücklich noch ein Busserl mit auf den Weg bekommen zu haben. An den Schienen oben kam es leider zu einem Sturz aber ich konnte gerade noch ausweichen. Gleich danach kam es dann zum härtesten Part des Tages. Pauli Lindner fuhr an die Spitze und machte ein mörderisches Tempo. Wir hatten Rückenwind und er tretete zudem in die Pedale als gäbe es kein morgen. Wir donnerten bei Schönberg an den Straßensperren (gesperrt für Autos, Murenabgang) vorbei, im leichten Anstieg, immer mit 53-22 vollgas. Im Flachen bei Matrei/Steinach wurde es nicht gemütlicher, im Gegenteil, Pauli bolzte noch mehr. So ging es auf den Brenner hinauf, den ich direkt als zweiter hinter dritter hinter Lindner und Unbekannt überquerte. Mit einer Zeit von 1:01 von Innsbruck nach Brenner fuhren wir einen Schnitt von über 37 km/h, ich fuhr sogar die drittschnellste Zeit vom ganzen Feld, und bin obwohl ich nie Führungsarbeit leistete, stolz darauf. So schnell werde ich mein Leben lang sicher nie mehr auf diesen Hügel fahren. Auf der Abfahrt fuhr ich immer als zweiter am Hinterrad von Pauli, ab Sterzing versteckte ich mich im Feld, denn ich wusste, dass nun mein eigenes Rennen beginnen würde. Eigentlich war ich ein bisschen schockiert, ich wusste nämlich dass ich in einer zu schnellen Gruppe war, Martin Fritz war auch nicht mehr dabei, alles Leute mit erwarteten Endzeiten von 7:20-7:35. Mir war bewusst, es gibt nur noch eine Chance für sub 8: „Christian, fahr jetzt den Jaufen im Grundlagentempo ganz gemütlich hoch, lass dich überholen, mach dir nichts draus, und Timmelsjoch fahrst du auch ganz gemütlich, dann hast du die Katze im Sack“. Diesen Satz redete ich mir von da an immer und immer wieder ein. So tat ich dann auch. Außerdem wusste ich, dass meine Eltern am Beginn des Anstiegs mit je einer Radflasche warteten, das gab mir Mut und Freude.
Den Jaufen fuhr ich ganz locker hoch, plauderte mit einem netten Mitstreiter vom Team Pirchnerbau Denifl und erfreute mich an einem meiner Lieblingspässe, dem Jaufenpass. Er ist einfach nur schön zum Fahren, nicht zu steil, immer schön kontinuierlich, immer wieder eine feine Kehre, keine endlosen Geraden, selten Gegenwind, einfach ein Traum. Vor und hinter mir war weit und breit niemand, wir waren stets zu zweit.Auf der Passhöhe hielt mein Kamerad kurz an, ich stürzte mich alleine in die Abfahrt. Es war super, ich hatte viel Respekt vor den schlechten Straßen dieses schier endlosen Weges hinab bis St. Leonhard, konnte aber mutterseelenallein hinabfahren. Ich hielt mich zurück, „diese 2 Minuten gönnst du dir jetzt“ dachte ich mir. Gut so. Ich fühlte mich noch sehr gut, die Beine waren ok, der Kopf frisch. Aber nun begann es, das Timmelsjoch, der Ort des Verderbens, ich hatte noch genau die Stelle im Kopf, an der ich vor 3 Wochen bei meiner erstmaligen Ötzistreckenbesichtigung, einen Hungerast erlitt, mitten in den letzten Kehren auf über 2000 m Höhe. Respektvoll fuhr ich ganz langsam durch das Dorf, fuhr noch auf ein Grüppchen auf, 4-5 Leute. Da meine Blase randvoll war, gönnte ich mir eine lange Pinkelpause (mann mann mann, es hörte einfach nicht auf), war aber nicht unfroh darüber, denn so wurde ich nicht verleitet zu schnell zu fahren und konnte meinen eigenen Stiefel fahren. Ganz verhalten ging es in den Anstieg hinein, ich wurde von einigen Fahrern überholt, aber das machte mir nichts aus, denn am Jaufen wurde mir von einem Zuschauer zugerufen, ich sei an 30. Stelle so um den Dreh. Auch Martin Fritz, der sogar unter 7:40 fahren wollte, war hinter mir noch nicht zu sehen. Ich gönnte mir von anfang an das 25er-Ritzel, im Wiegetritt das 24er. Noch war die Welt in Ordnung. Immer wieder blickte ich mich nach dem bike-point-Shirt von Martin um. Noch nichts zu sehen. Mir wurde immer bewusster, dass ich schlicht und einfach nur noch ganz gemütlich weiterrollen müsse, einfach noch überleben bis am Timmelsjoch, dann passt das mit den sub 8. Direkt vor dem kurzen Flachstück war es dann soweit. Martin schloss auf, und ich hängte mich mit seinem OK an sein Hinterrad, um noch die letzte Möglichkeit auszuschöpfen, Körner zu sparen. Wenn es dann in die epischen Kehren ging, lies ich ihn fahren, um nicht zu überpacen. Nun ja, und nun begannen sie, die Krämpfe. Sie waren bei Weitem nicht so krass wie die beim Vita Club Radmarathon diesen Jahres, als ich fast stehen blieb. Aber sie waren da. Ich wusste genau wie ich zu pedalieren hatte, um den betroffenen hinteren Oberschenkelmuskel links nicht zu beanspruchen. Trotzdem fuhr immer wieder ein Krämpfchen ein.
Ich schonte mich möglichst, trank die super Cola, die ich mir noch im Flachstück an der Labe geholt hatte. Am besten fuhr es sich im total aufrechten Wiegetritt, da man hier den Popomuskel und Rückenmuskel stark beansprucht und die Beine etwas schont. Die Kehren nahmen kein Ende, noch einige Fahrer überholten mich, mir alles egal, hauptsache irgendwie hinaufkommen. Ich wusste nach meiner Erkundung vor 3 Wochen, dass ich es geschafft hatte, sobald die Galerie auftaucht. Nun ja. Oben angekommen herrschte ein Gegenwind wie ich ihn selten erlebt hatte. Und bei den letzten Höhenmetern, wirklich die letzten 50, wurden die Krämpfe krass. Autsch, nun auch rechts, und sogar vorne am Schenkelstrecker. Ich musste fast absteigen und schieben. So ein Mist. Aber dann fuhr ein Moped neben mir her, mit Filmkamera, reichte mir auch Wasser, die Welt war trotz Schmerzen wieder in Ordnung. Die Abfahrt war doof. Nebelig und sehrwindig. Viel Bremsen in den Kehren und viel Treten auf den Geraden war angesagt. An der berüchtigten Stelle an der jedes Jahr aufs neue die Geschwindigkeit der Fahrer ermittelt und fotografisch festgehalten wir hatte ich gerade mal 68,4 km/h drauf, normalerweise passiert man hier die 100 km/h-Marke. Ich hatte nur noch das kurze Shirt an, und die Ärmlinge. Die warme Weste hatte ich am Jaufen bei meinen Eltern „entsorgt“ (hatte aber noch eine Sicherheitsregenjacke in der Trikottasche). Aber es war mir nicht kalt. Dies änderte sich ab Obergurgl. Plötzlich war Winter. Eisig kalt. Regenschauer, ganz feine und teilweise gefrorene Tropfen bei starkem Gegenwind. Im Flachen 15 km vor Sölden holten mich noch zwei Fahrer ein, ich hängte mich an ihr Hinterrad, den Krämpfen trotzend und teilweise mit den Armen beim Treten nachhelfend. Auf dem nächsten Steilstück musste ich sie in den Kehren ziehen lassen, denn sie gingen für meinen Geschmack zu viel Risiko ein, außerdem zitterte ich am ganzen Körper. „Ich lass mir doch jetzt nicht auf den letzten 5 km Abfahrt alles versemmeln, die vielen Stunden des Kampfes“ ging es mir durch den Kopf. Ich fuhr alleine weiter. Ich glaube mich zu erinnern richtig mit den Zähnen geknirscht und auch den ein oder anderen Schrei von mir gegeben zu haben, als würde ich in einem Boxring stehen. Ein Schrei des Leides, der Glückseligkeit und der Genugtuung es endlich geschafft zu haben. Nach 3 Riegeln, 15 Gels und über 4 Litern Isogetränken war ich nun im Ziel, mein „Traum“ wurde wahr. An der Ortseinfahrt in Sölden schaute ich zum ersten Mal auf meine Uhr: 7:46 stand drauf, überglücklich donnerte ich mit letzter Gewalt noch vollgas an einem zaundürren Italiener vorbei und fuhr in das schön aufgebaute Zielgelände ein. Total erfreut erblickte ich zuerst meine Eltern und meinen Bruder Fabian, die mich überraschenderweise nach ihrer Helferaufgabe in Sterzing noch im Ziel besuchen kamen. Dann sach ich die Dose Red Bull die mir gereicht wurde, dann meinen besten „amigo“ Manni Reiter, der mich das gesamte Wochenende über betreut und abgelenkt hatte. Den Moment als er mich umarmte und fast mit Freudentränen in den Augen sprach „Chrischtian, i bin soooo stolz af di!“ werde ich mein Leben lang nicht mehr vergessen. Es war ein einmaliger Moment und Worte von einem Menschen der versteht, was man als normaltalentierter Sterblicher investieren muss, um so eine Leistung abzurufen.
Das war er nun mein erster und letzter (?) Auftritt bei diesem mystischen und legendären Radmarathon. Danke an die Veranstalter für die hervorragende Organisation.
Wie das Glück so spielt wurden wir auf dem Heimweg, einige Meter vor der Ausfahrt Innsbruck West, von einem wunderbaren, sich vom Planötzenhof bis zum Mentelberg aufspannenden, Regenbogen , in der geweihten Stadt wilkommen geheißen.

PS: wer Rechtschreib- und/oder Grammatikfehler findet, darf sie natürlich behalten und daraus das streng geheime Codeword basteln.

Hier noch die Details (die niemanden interessieren, egal) am Rande:

7:47
30,5 km/h
IBK-Brenner 1:01:46 :)

Euer DeRosa_ITA (ehemals "achilles" im Forum)
 
hmm... wieviel fährt man denn so im Jahr um den Jaufen im Grundlagentempo hochfahren zu können :D

Ansonsten natürlich ein sehr schöner Bericht :)
 
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