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Eure Rennberichte...

Re: Warum hab' ich mir das angetan ... ?

Hallo Delgado,
hab den Bericht gerade erst entdeckt, wirklich schön!! Wenn ihr noch mehr Bilder findet, her damit!!
 
Re: Warum hab' ich mir das angetan ... ?

Ein sehr schöner Bericht.
Spannend und unterhaltsam geschrieben.
Ein dickes Lob an Rudi und dich.!!
 
Re: Warum hab' ich mir das angetan ... ?

Klasse, und vor allem Respekt dass du Rudi die Teilnahme doch noch ermöglicht hast (auch wenn ich Rudi nicht kenne) :)!
 
Re: Warum hab' ich mir das angetan ... ?

huch...hab ich auch jetzt erst entdeckt! wirklich spannend geschrieben. :daumen:
da kommt mir gerade eine idee:

ich tacker diesen thread jetzt oben fest und benenne ihn in "Eure Rennberichte" um...vielleicht lässt sich da eine nette sammlung zusammentragen!
 
Da manche Leute solche Rennberichte scheinbar gerne lesen, habe ich hier mal versucht meine Eindrücke von RuK zu schildern. Eigentlich sträube ich mich vor solchen "Erfahrungsberichten", aber wenn es dem ein oder anderen gefällt, ist es mir die Mühe wert. Zudem sei gesagt, dass ich das hier nicht zur Selbstbeweiräucherung schreibe, also nehmt bitte Abstand von Beiträgen wie "Für wie geil hält sich der denn?". Viel Spaß beim Lesen ...

gruß
alex

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La vuelta de Colonia ; Le tour de Cologne ; Rund um Köln 2006

-oder-

Das Verbrennen von überschüssigen, durch immensen Schokoladeneierkonsum angesammelten, Energiereserven im Großraum Köln unter besonderer Berücksichtigung von profiliertem Terrain und einer Mindestgeschwindigkeit von 28 km/h bei gleichzeitiger Nichtberücksichtigung eines schlechten Trainingszustandes und einem 9,5kg Rennrad.

Der Ostermontag ist 13 Stunden, 15 Minuten und 58 Sekunden alt, in diesem Moment passiere ich völlig entkräftet die Zielline auf der Rheinuferstraße. Eine Mischung aus Laktat, Adrenalin und zuwenig Sauerstoff schwimmt im Körper, Salz und Schweiß rinnt aus allen Poren. Platz 37 AK. Aber erst alles auf Anfang.

Anreise am Samstag, typische InterCity Fahrt mit der Deutschen Bahn von Mannheim nach Köln, am Rhein entlang, entspannend, tausende Leute sprechen mich auf mein Rad an, die Italienierin ist aber auch verdammt hübsch so frisch geputzt. Die Wahl auf Köln als Rennort fiel natürlich u.a. aufgrund der Tatsache einer kostenlosen Übernachtungsmöglichkeit bei der Schwester, die mich am Bahnhof abholt. Da ich an beiden Vortagen reichlich Kilometer gefressen hatte war Regeneration angesagt, viel Pasta, viel Schlaf, viel Entspannung. Meine Eltern haben sich auch in einem Hotel einquartiert. Niemand will enttäuscht werden, was für eine Aufgabe ich mir hier aufbürde denke ich für einen Moment.

Sonntagmorgen Frühstück im Hotel, danach auf zur Einrollrunde über die Aachenerstraße in den Westen von Köln. 60km lange Einrollrunde über Lövenich - Brauweiler - Pulheim - Sinnersdorf - Stommeln - Glessen. Ewig Gegenwind, hohe Trittfrequenz, kurze Begegnung mit ein paar deutschen Profis die sich scheinbar ebenfalls zum einrollen aufgemacht haben, langsam steigt die Anspannung. Vor dem Zubettgehen gegen 22 Uhr noch die Startnummer auf dem Trikot fixiert, für mich immer der Moment, wo der Schalter umgelegt wird von Trainings- auf „Jetzt gilt es-“ Modus. Eingeschlafen wird zu Klängen des Grandmasters Ben Folds, mein Klassiker vor Rennen: „Rock that bitch“.

Der Renntag. Quäle mich aus dem Bett und unter die Dusche, der Blick aus dem Fenster und der Abstecher auf den Balkon legt mir die Kombination lange Hose - langes Trikot ans Herz, denn weder Arm- noch Beinlinge kann ich mein Eigen nennen und die Temperaturen sind weit davon entfernt zweistellig zu sein. Zwei Teller Nudeln mit selbstgemachter Tomatensoße und ein Liter Wasser bilden mein Frühstück und dienen zur Einstimmung auf dieses Rennevent. In den Trikottaschen verstaue ich das Übliche.

Vom Friesenplatz aus fahre ich mit der Straßenbahn nach Koelnmesse, ein altes Ehepaar, womöglich auf dem Weg zur Kirche, wünscht mir viel Glück und fragt „Ob ich denn mit dem Erik Zabel fahre?“ lächelnd entfährt mir ein „Nee, der ist mir zu langsam.“. Dort angekommen treffe ich mit peloton und pepper zusammen, um gemeinsam Richtung Leverkusen aufzubrechen. Die 15 Kilometer zum Start bieten ideale Gelegenheit zum Einrollen und zur Zerstreuung. Startaufstellung, Block II recht weit vorn. Es fängt an zu regnen, der Moderator am Start tut alles dafür um die letzten Minuten vor dem Beginn des Rennens zur Qual werden zu lassen. Ein paar Sekunden vor dem Start des ersten Blocks jagt jemand 4 Meter neben uns seinen Hinterradschlauch mit einer CO2-Kartusche in die Luft, ein komplettes Rennteam klettert über die Absperrung in den vorderen Teil des Blocks, rechts neben mir wird noch eine Zigarette geraucht. Kurz stelle ich mir die Frage ob ich hier wirklich richtig bin. Start des ersten Blocks, noch 2 Minuten, ungeduldiges Warten, sinnloses fummeln an den Klamotten und am Helm, Brille aufsetzen um sie 5 Sekunden später wieder abzusetzen, Anspannung fühlbar gemacht. Dann endlich …

- START -

Block II setzt sich in Bewegung, nach den Transpondermatten versuche ich sofort links an den größten Gruppen vorbeizuziehen. Immer wieder finden sich Leute die mitziehen oder von denen ich mich mitziehen lasse, die ersten Wellen sind durchaus anspruchsvoll, aber das Profil hat seinen Reiz, auch wenn mir die Strecke gänzlich unbekannt ist. Immer dasselbe Spiel an den Anstiegen, mit voller Kraft aus der Senke beschleunigen 53-12 , -13 und dann möglichst lange den Gang hochtreten, runterschalten, Kuppe passieren und eine Gruppe für die Abfahrt suchen.

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Das Wetter wird schlechter, stärkerer Regen setzt ein und die Strecke ist nass, immerhin habe ich mich doch für mein gutes Wintertrikot entschieden, das wärmt anständig. Zwischen Durholzen und Dabringhausen ein etwas längeres Flachstück. Drei große Gruppen hintereinander, Abstand vielleicht 1000 Meter, vielleicht etwas mehr. Ich in der hintersten Gruppe, es hat den Anschein als seien wir schneller, kommen aber nicht ran, Unmut macht sich breit, das übliche Jedermännergeplänkel „ Ich will nach vorne – aber bring du mich dahin “ Als bekennendes rotes Ritzel habe ich auf so etwas mal überhaupt keine Lust und versuche es im Alleingang. Also ab in den Wind, mit nicht zu großem Gang die Verfolgung aufnehmen, Schmerzen überall, zwei Herrschaften lutschen, Wut, Verzweiflung und dann doch endlich der Zusammenschluss. Sofort weiter. Durch die Gruppe gewühlt, gleiches Bild „Wir schneller als die Anderen“, also Alleingang, aber diesmal zu hoch gepokert, ziemlich genau zwischen Gruppe 1 und 2 geht mir der Saft aus, keine Kraft mehr, dann schießen zwei Fahrer an mir vorbei, die sich auch ein Herz gefasst haben, wechseln in der Führung und ich bediene mich ihres Windschattens um die Lücke geradeso zu schließen. In dieser Gruppe geht es dann Richtung Bechen und Schanze, verstecke mich zugegebenermaßen ziemlich, Akku aufladen, essen, halben Liter trinken. Dies ist auch der erste Zeitpunkt bei dem ich einen Mitfahrer mal um die Infos gefahrene Kilometer und Durchschnittsgeschwindigkeit bitte denn, richtig gehört, meine Italienerin verfügt über keinerlei solchen profanen Schnickschnack. Nachdem er mich dafür ausgelacht hat nennt er mir die Daten und ich bin sichtlich erstaunt, dass ich überhaupt soweit gekommen bin. Auf der Abfahrt nach Heidkamp zerfiel die Gruppe in „Grüppchen“.

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Und dann kam der Moment an dem es sich wirklich hätte auszahlen können die Strecke zu kennen, „Schloss Bensberg“ war an der Reihe. Nach der Abfahrt orientierte ich mich kurz und plötzlich riefen alle „Bensberg, Bensberg!“ Unsereins denkt sich nichts Böses, ja ein Berg, hatten wir heute doch schon ein paar Mal, warum die Aufregung ?! Wie ich für diese Gedanken büßen sollte. Hinter einer Linkskurve der Anstieg, Prozente und Länge interessieren mich wenig, für mich reichte die Steilheit allein. Schnell runter aufs kleine Blatt und rein in den Anstieg. Ein nicht enden wollendes Stück Straße, immerhin leiden die Mitstreiter ebenfalls, kann mich am linken Fahrbahnrand sogar an einigen vorbeischieben und denke ich sehe die Kuppe, bis ich merke, dass die Straße noch mal schmäler wird und das der Belag auf Kopfsteinpflaster wechselt.

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Denke schon ans Absteigen, die Zuschauer aber jubeln frenetisch, unsereins am würgen, raus aus dem Sattel, Hinterrad dreht durch, stehe quasi auf der Stelle, mit entfährt ein lautes Schimpfwort drücke aber weiter und komme irgendwie taumelnd und sitzend oben an. Totale Leere im Kopf, brauche kurz um zu verschnaufen, dann aber sofort wieder aufs große Blatt und Gruppe suchen, denn was ich zumindest wusste war, jetzt bleibt es flach und in der Gruppe fährt es sich da bekanntlich leichter.

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Das geilste Gefühl bei solchen Veranstaltungen stellt sich ein, wenn man mit seinem guten alten Stahlrad an Maschinen vorbeifliegt, die sicherlich weit über 7.000 € gekostet haben. Da war alles versammelt, was Rang und Namen hatte, inklusive kompletten Lightweigtsätzen und Pegorettirahmen. Genau diese Momente stellten sich auf der Rückfahrt von Rösrath nach Köln ein, als unsere Gruppe, ein wilder Mix aus Block I und II Fahrern, an vielen versprengten, kraftlosen Fahrern vorbeiflog und über die Deutzer Brücke die letzten Kilometer in Angriff nahm. Am Heumarkt hatte sich zudem meine Familie postiert und da man natürlich bei so etwas gut aussehen will, machte ich auf Duracellhase und saugte alles aus dem eigentlich schon leeren Akku heraus. Meine Fans bekamen dann auch ein paar saubere Kurvenfahrten von mir geboten bevor ich in den Rheinufertunnel verschwand, in dessen Kurve sich ein Fahrer direkt vor mir noch in die Betonwand verabschiedete ( laut fluchend versteht sich ). Auf der Zielgeraden sprangen noch einige Fahrer weg, denen ich allerdings nicht mehr folgen konnte, aber zumindest führte ich den Rest der Gruppe auf die Zielgerade und gewann den Zielsprint vor vorne, sah dabei allerdings auch eher wie ein Primat aus, der das erste Mal ein Rennrad fährt, seis drum, nächstes Jahr wieder.

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Jedermann-Rennen - Wen ich die Beiträge, im Forum, zu diesem Thema lese kommen mir immer wieder Gedanken an eine solche Veranstaltung, die ich vor Jahren mitgefahren bin. Damals habe ich einen Bericht für die Vereins-News geschrieben. Er ist zwar lang (hoffentlich nicht zu lang), dennoch versuche ich den mal in diesen Thread zu stellen.

1.Rominger Classic -1. August 1994

Ein Rennen? Nein, überhaupt nicht. Eine Ausfahrt für Hobbyfahrer, unter Führung von einigen namhaften Profis. Strecke: Vevey-St.Maurice-Riddes-Sion-Montana – 102 Km, 1120m Höhenunterschied.
Mein Bruder überredet mich, mit ihm teilzunehmen, obwohl ich mir geschworen habe, keine Startnummer mehr, an mein Trikot zu heften. Davon habe ich genug gehabt.
Was habe ich da zu suchen? Eine Meute von einigen hundert Fahrern. Da gibt es doch viele die nicht geradeaus, geschweige gewohnt sind, in einem grossen Fahrerfeld, fahren zu können. Nichtsdestotrotz liess ich mich überreden. Es soll ja in erster Linie ein Plausch sein. Wer weiss vielleicht trifft man auch alte Bekannte.
Sonntag, 31. Juli – Startnummernausgabe in Vevey. Von überall tauchen Autos auf, mit Rennrädern auf den Dächern. Die Meldung geht um, dass 3000 Personen teilnehmen. Ich kann das nicht glauben. Das ist sicher nur ein Reklametrick. Denkste, spätestens beim Betreten der Markthalle in Vevey, scheint sich diese Meldung zu bestätigen. Auf der Suche meiner zugeteilten Nummer 1456, sehe ich Abschrankungen mit der Markierung 1500-2000, 2001-2500, 2501-3000. Dahinter stehen Leute Schlange, wie das Vieh, welches zur Abschlachtung geführt wird. Halt, hier das Gehege für 1001-1500, aber kein Mensch. Bin ich richtig? Weshalb ist da niemand? Offensichtlich Glück gehabt. Ich erhalte problemlos einen Plastiksack ausgehändigt, mit 1 Renntrikot, 1 Hose. Wieder an der frischen Luft, ein kurzes Anstehen für 1 Bidon mit Getränk und 2 Riegel. Alles ist erledigt und zurück geht’s nach Hause (Bruder wohnt oberhalb Lausanne). Die Organisation hat für’s erste gut geklappt.
Die vielen Fahrer geben schon zu denken. Immer wieder kommt unser Gespräch auf die bevorstehende ‚Plauschfahrt’. Unbedingt im Feld vorne fahren, wegen der Sturzgefahr. Ich rede mir immer wieder ein, das ich es gemütlich nehme, usw. Ist das vielleicht Nervosität?
Die Meute wird in 6 Gruppen aufgeteilt und steht jeweils unter Leitung/Begleitung von 2 namhaften Profis. Jede Gruppe hat ihren eigenen Sponsor wie Mapei, Volksbank, Tissot, HCB, etc. Wir sind in der 3. Gruppe, Tissot. Gruppenleitung: Claudio Chiapucci und Charly Mottet.
Wir entscheiden uns am anderen Morgen per Rad von Le Mont (Lausanne) nach Vevey zu fahren.
Am Montag, 1. August (CH-Nationfeiertag), ist es bedeckt, aber es regnet nicht, noch nicht. Auf einer Höhenstrasse fahren wir über dem See Richtung Vevey. Eine fantastische Aussicht, aber immer wieder rauf und runter. Werden wir diese Steigungen und die bereits gefahrenen 30 Km im Aufstieg nach Montana zu spüren bekommen? Es ist ja nur eine Plauschfahrt....
Geplant ist, dass die Spitze, Gruppe Mapei-Clas, unter Führung von Toni Rominger, mit einem Tempo von 25-27 Km fährt. In Riddes soll angehalten und die Profis sollen vorgelassen werden und dann wird das Rennen, halt, es ist ja nur eine Plauschfahrt, freigegeben. Wie wird das wohl werden, bei dieser Meute von 3000 Fahrern???
In Vevey, 1 Stunde vor Start. Die Radfahrer kommen aus allen Richtungen und Löchern. Die Fahrer stellen sich in 6 verschiedenen Gruppen, entlang dem See, auf. Die Profi werden vorgängig vorgestellt. Es sind dies: Rominger, Olano, Zülle, Dufaux, Richard, Müller, Järmann, Chiapucci, Mottet, Kelly Bugno.
Gleichzeitig gelten unsere Beobachtungen auch den ‚Konkurrenten’. Was man da nicht alles zu sehen bekommt! Der Letzte, der in Montana ankommt, werde ich mit Sicherheit nicht sein. Sieh den dort! In Turnschuhen, schwarze Socken, eine Rahmentasche. Hat er wohl das Picknick dabei? Ein Bauch, wie eine Schwangere im 7. Monat. Nein, das gibt es wohl nicht... genüsslich zieht er an einer Cigarette. Ob er wohl im Aufstieg nach Montana ans Rauchen denkt? Vielleicht ans abgewöhnen.... Man sieht einige komische Gestalten. Doch es ist ja schliesslich ein Jedermannanlass.
Aber jetzt ab in die Startzone. Schliesslich will ich schon beim Start vorne sein. Der Blick Richtung Rhônetal verheisst nichts Gutes und prompt fängt es an zu regnen. Ab unter einen schützenden Baum. Dort kommt Chiapucci! Er setzt sich an den Strassenrand, locker und aufgestellt, sofort umringt von vielen Leuten. Ein Kerl zum Anfassen.
Kurz nach 9 Uhr setzt sich die Gruppe vor uns in Bewegung. Kurz danach auch die Gruppe ‚Tissot’. Es kann losgehen.
Mit Regenschutz versehen, versuche ich sofort, in die vordersten Positionen zu gelangen. Über die ganze Strassenbreite kommt die Gruppe, wie eine Walze, daher. Ich getraue mich nicht, nach hinten zu schauen. In zweiter Reihe angekommen, versuche ich meine Position zu halten, inTuchfühlung mit Chiapucci und Mottet und im Windschatten des 1. Gliedes. Lass diese nur vorne fahren, aber immer mit wachsamem Auge was vorne geschieht, um nötigenfalls reagieren zu können.
Kaum gestartet wird das Tempo immer schneller. Die Fahrer drängen links und rechts neben dem Führungsauto nach vorne. Unter entsprechenden Sprüchen gegenüber Chiapucci und Mottet bleibt auch diesen, wie auch dem Begleitauto nichts anderes übrig, als das Tempo zu erhöhen. Bereits vor Montreux holen wir die ersten abgehängten Fahrer der vorderen Gruppe ein. Es wird ein erstes Mal gefährlich, beim Überholen der langsamen Fahrer. Chiapucci und Mottet, als auch aus dem Begleitauto wird vorbildlich auf Gefahren, wie langsamere Fahrer, Baustellen, Schienen, Strasseninseln aufmerksam gemacht. Die Erfahrung und das wachsame Auge des Profis lassen grüssen.
Das Tempo wird immer schneller. Wie war das mit den 25-27 Km/h? Ich wirble bereits mit einer Übersetzung von 53x16. Eine leichte Steigung bei Villeneuve geht schon schön an die Schmerzgrenze. Wie soll das noch weitergehen? In horrendem Tempo geht es weiter. Die Spitze der Gruppe formiert sich langsam zu einem Keil. Es wird eingereiht. In horrendem Tempo geht es weiter. Wenn das nur gut geht! So kommen viele nie in Montana an. Vorne, in einiger Distanz, sieht man, insbesondere bei leichten Anstiegen, eine imposante Fahrermeute, -schlange, -lawine. Imposant. Nach hinten wage ich gar nicht zu schauen. Viel zu gefährlich. Da plötzlich Rotlicht! Ein Bahnübergang! Der Zug kommt von Links (Schmalspurbahn nach Bex). Achtung – Bremsen! Nein, überhaupt nicht. Mit Volldampf geht es auf den Bahnübergang zu. Die Bahn hält und lässt die ‚Lawine’-Tissot vorbei. Wann habe ich das erlebt, dass ein Zug wegen Radrennfahrern anhält? Inzwischen sind auch meine Rennschuhe mit Wasser gefüllt. Nichtsdestotrotz wird gefahren wie die Feuerwehr. Achtung, da vorne liegen ein paar Fahrer am Strassenrand. Ein Sturz in der vorderen Gruppe. 2-3 Fahrer, darunter eine Frau, scheinen nur mit Mühe wieder hochzukommen. Hoffentlich hat sie es nicht bös erwischt. Wir fahren in vollem Tempo vorbei, überholen mehr und mehr abgehängte Fahrer. Plötzlich ein wildes Fuchteln der Rennleiterin aus dem Begleitfahrzeug. Lentement, lentement! Wir haben zur vorderen Gruppe aufgeschlossen. Endlich kehrt Ruhe ein. Uff, wir können es endlich gemütlicher nehmen. Über die ganze Strassenbreite verteilt, rollen wir in angenehmen Tempo das Wallis hinauf. Gleichzeitig erhöhen sich dadurch aber auch die Gefahren. Ich halte mich immer im 2.-3. Glied auf. Aber der da vorne, gleich neben Chiapucci, einen Riesengang tretend, macht immer wieder gefährliche Schwenker. Wenn das nur gut geht. Geradeausfahren muss auch gelernt sein. Trotz verschiedenen Bemerkungen und Zurufen lässt er sich nichts anmerken. Er hat wohl ‚Weihnacht’, dass er neben Chiapucci fahren und mit ihm Plaudern darf. Zum Glück verschwindet er nachher von der Bildfläche. Ein anderer Fahrer, mit nur einem Arm! Ich habe meine Bedenken und all das in diesem grossen ‚Kuchen’. Er fährt vorbildlich, geht aus dem Sattel. Ich staune, der beherrscht sein Rad. Später fahre ich für längere Zeit direkt am Hinterrad von Chiapucci, da bin ich wohl am sichersten. Eigentlich ein unscheinbarer, symphatischer Kerl. Er fährt klein übersetzt, einen abgestuften Kranz, ein ‚Fadenspüeli’(Ritzel) und zu meiner grossen Überraschung vorne 3-fach.
Der Regen hat zum Glück aufgehört. Ich fahre kurz vor das Feld und entledige mich des Regenschutzes. Nass ist man ja allemal. Essen nicht vergessen! 2 Stengel (Marke sei nicht erwähnt – keine Schleichwerbung, werde leider dafür auch nicht bezahlt). Das angespannte Fahren im Feld ermüdet. Langsam spüre ich etwas die Beine. Wo ist mein Bruder? Wohl ganz in der Nähe. Aber zurückschauen, inmitten der Meute, wäre zu gefährlich. Einem fällt der Helm herunter, dann liegen wieder Bidons auf der Strasse. Nicht ungefährlich für die nachfolgenden Fahrer. Scharenweise halten Fahrer an der Strassenseite. Das Wasser drückt, auch bei Alex Zülle. Auch gibt es relativ viele Defekte. War die Materialvorbereitung wohl schlecht? Meine Collés sollten eigentlich halten. Ich habe mich ja schliesslich erst kürzlich bei einer Clubausfahrt im Colléwechsel geübt.
Riddes! Chiapucci und Mottet legen kurz den grossen Gang ein, aus dem Sattel und ein Antritt mit voller Wucht und weg sind sie. Von hinten brausen die anderen Profis auf der linken Seite vorbei, um nach vorne zu kommen. Eigentlich hiess es, dass der ganze Tross, 3000 Fahrer, in Riddes angehalten und dann, mit Zeitnahme, losgelassen wird. Von allem nichts! Es wird immer schneller. Von hinten kommen Fahrer um Fahrer. Aus ist es mit der friedlichen Fahrt. Ich schliesse mich einem Schnellzug an, selbstverständlich gut gedeckt im Windschatten. Rechts vom Hinterrad gibt’s den besten Schutz. Weshalb fährt der Vordermann wohl links?? Auf der grossen Brücke nach Riddes das grosse Klirren. 2 Massenstürze. Mit Glück komme ich daran vorbei. Wir überholen Fahrer um Fahrer. Übersetzung 53x14, volles Rohr. Fahrer No. 566 fährt und fährt, ohne abzulösen. Chapeau! Der Grossteil der vorderen beiden Gruppen ist überholt. Das hat Spass gemacht. Für den bevorstehenden Aufstieg nach Montana wohl nicht das Allerbeste. Wir sind in Sion. Ich befinde mich sicher in den ersten 100 Fahrer. Der lange Aufstieg nach Montana, das lange Leiden, kann beginnen. Noch schnell meinen ‚Wurst’-Helm vom Kopf, den brauche ich im Aufstieg nicht. In der überhasteten Aktion fällt mir die Sonnenbrille herunter. Sch... Anhalten? Nein, unmöglich, das hätte wohl unweigerlich einen ‚Haufen’ gegeben und ich zuunterst. Die erste Rampe ist recht steil. Bald schalte ich auf 39x28, der Aufstieg ist lang, es gilt Kraft zu sparen. Fahrer um Fahrer rauscht an mir vorbei. Ich verdränge dies mit dem Gedanken, dass diese alle viel jünger sind.
Der Zuschaueraufmarsch hinauf nach Montana ist enorm. Applaus und Anfeuerung. Ich gehöre offenbar doch zum ‚Vergänglichen’, resp. zum alten Eisen. Die, welche mich überholen, sind nicht zu zählen, es scheinen mir Hunderte zu sein. Auch scheinen mir die Leute am Strassenrand, beim Anblick des ‚Alten’ vermehrt mit Anfeuerungsrufen und Applaus, Mut zu machen. Ich versuche meinen kleinsten Gang, locker und rund zu treten. Dennoch, die Beine schmerzen. Es ist mühsam. Warum mach ich das alles? Warum tu ich mir das an? Hatte ich nicht schon mal, am selben Berg, ähnliche Gedanken? Schweizermeisterschaft 1964 in Sion. Auch damals nichts Erfreuliches.
Eine kurze Abfahrt. Herrlich, mit gutem Tempo durch die Kurven zu ziehen. Im Nu überhole ich wieder einige Fahrer, andere werden in den Kurven um Längen deponiert. Wäre die Ankunft in Sion, hätte ich wohl wieder eine Chance, weiter vorne zu sein. Doch schon geht es wieder aufwärts.
Da walzt ein Brocken von einem Kerl an mir vorbei. Heh! Das ist doch der Ruedi – ‚Sali Ruedi – fahr numme wiiter, muesch nit uff mi warte’. Ehrlich, ich hätte auch nicht schneller fahren können und es geht immer noch etwa 10 Km den Berg hinauf. Auch einige ‚Senioren’ fahren an mir vorbei. Es tut weh – muss das sein? Einige, auch Jüngere, sieht man später wieder. Sie haben sich übernommen. Da kurz vor Montana, ist das nicht wieder der Ruedi. Heh komm, fahr mit! Hat er Defekt? Ich glaube, ihm ist wohl die Luft ausgegangen, aber weniger in den Reifen. Durch Menschenspaliere geht es bis zum Ziel in Montana. – Geschafft, einmalig, gewaltig!
Noch Stunden später sind Fahrer in Montana eingetroffen, jeder nach seinem Leistungsvermögen, aber teilweise auch überfordert Hat es der Kerl mit der Rahmentasche und den Turnschuhen wohl geschafft?
Ohne angemessenes Training geht auch eine ‚Rominger Classic’ nicht. Meine eigene Empfehlung an mich: mehr Training und zumindest einige Fahrten mit längeren Anstiegen.
Die Startnummer 1456
 
Ich hätte geglaubt, dass dieser Fred amüsante Berichte bringen könnte. Ich würde es toll finden wenn Rennfahrer, Hobbyfahrer ihre Eindrücke von Rennen, Jedermannrennen, ja wieso auch nicht von RTF's schildern würden.
Schon wär's.
Gümmeler
 
@rascel

super bericht
bin bis vor 2 Jahren auch noch pinarello asolo gefahren. das hat auch einige "geärgert";) .
am we war lucas-trophy auf dem nürburgring.
in "meiner" gruppe fuhr bis 2km vor schluss auch jemand mit frühem 90er baujahr eddy merckx mit. da musste ich an meinen alten klepper denken.:rolleyes:
 
Cyclassics 2006

Für mich begann der Rennstress schon einen Tag früher: Wenn man als Stuttgarter bei den Cyclassics in Hamburg startet muss man sich rechtzeitig auf den Weg machen. In meinem Fall hieß es Freitag Abend das Rennrad in den Koffer und dann Samstag um halb fünf aufstehen und zum Flughafen pilgern. Kurz bevor es in den Flieger geht und ich mich schon auf die Stunde Nickerchen freue, teilt germanwings mit, dass unser Flugzeug heute nicht abheben kann. Wir müssen alle an der Serviceschalter und werden dort auf dba umgebucht. Mit fast einer Stunde Verspätung geht es dann los. Als Belohnung gibt es bei dba etwas mehr Beinfreiheit und ein Tee und Muffin gratis - immerhin. Bei der Unterkunft erstmal das Rad aus dem Koffer, noch eine kleine Einstellfahrt, dann Startunterlagen holen und die Vorbereitung mit einem Weizen im Rummel der Cyclassics-Zelte vervollständigen - das Rennen kann kommen.

Sonntag heißt es für mein Team um sechs Uhr aufstehen, in Ruhe frühstücken, langsam etwas nervös werden und durch die Stadt zum Start rollen. Wir sind früh da, stehen in Block J und dort ganz weit vorne. Das ist schon mal gut: 22.000 Starter im Jedermannrennen, da sind immer ein paar Idioten dabei, die man nicht vor sich fahren haben will. Noch ein paar Fotos vom Team machen. Ich ziehe mein Armlinge aus. Die Knielinge behalte ich an: Noch ist die Luft kühl und das mögen meine Knie nun mal gar nicht gerne. Aber der Himmel sieht gut aus, das dürfte ein schönes Rennen werden. Mit etwas Verspätung kommt dann endlich der Start für unseren Block. Wie besprochen rollen wir locker los, lassen erstmal etwas Ordnung ins Feld kommen. Bald bildet sich eine Gruppe der flotten Fahrer aus Block J, wir sind mit 4 Fahrern dabei und kommen gut auf Tempo. Unsere zwei Cyclassics-Neulinge gehen es langsamer an und finden später eine für sie passende Gruppe.

Wir Rollen mit der schnellen Gruppe, ich nehme das erste und zweite Gel zu mir und der Schnitt wächst. Bei km 50 liegt er knapp über 38 km/h. Ich gehe nun kurz in die Führung und attackiere dann um an zwei Gruppen vorbei zu kommen und als einer der ersten in eine möglichst leere Verpflegungsstation einzufahren: Neben Wasser für zwei Flaschen muss ich noch kurz aufs Klo. Dann sind meine beiden Teamkollegen auch da, unsere Kollegin ist durchgerollt. Banane in den Mund und dann machen wir uns an die Verfolgung. Mit einer gerade ankommenden flotten Gruppe geht das gut und als ich an Andrea vorbeifliege kann ich ihr nur kurz sagen, dass sie dranbleiben soll. Nun steigt der Schnitt etwas weiter. Dabei taucht eine Gruppe von sehr schnellen Fahrer aus Block M von hinten auf - gute Fahrer die das erste Mal bei den Cyclassics sind und daher hinten starten mußten. Ich und die anderen hängen uns ran. Die Gruppe läuft sehr gut, bei km 90 haben wir Schnitt 39,5 und ich noch ein weiteres Gel und ein Powerbar im Magen. Nach der Verpflegungsstelle bei km 103 kommt eine flache Strecke auf der ich letztes Mal fast alleine mit einem steifen Gegenwind kämpfen mußte. Das passiert mir diesmal nicht: Eine Flasche ist noch voll, also spare ich mir die Verpflegung und bleibe in der schnellen Gruppe. Es geht über die Köhlbrandbrücke und wir haben einen tollen Ausblick über den Hamburger Hafen - großartig. Die flache Strecke ist diesmal Windstill und der "M-Express" bügelt mit 44 km/h über die Ebene. Inzwischen kommt die Sonne auch raus, wunderbar, so macht das Rennradfahren Spaß! Das Squeezy Cola-Gel schmeckt auch gut. Nur langsam werden die Knielinge etwas warm.

Bei km 125 liegt der Schnitt bei knapp über 39,5 km/h - sagenhaft, deutlich besser als die 35 vom letzten Jahr. Das Feld fährt sehr eng, schnell aber gut. Doch plötzlich haut etwas von links gegen meine Hüfte. Dann scheppert es hinter mir. Jemand fliegt gegen mein Hinterrad das sofort blockiert und mein Rad bricht mit einem riesigen Schlingern aus. Auf einmal läuft alles in Zeitlupe: Ich meinem Kopf stürze ich schon auf den Asphalt, aber irgenwie schaffe ich es mich auf dem Rad zu halten, es abzufangen und nach rechts richtung Radweg zu steuern. Angst um meine Klickpedale schießen in meinen Kopf: Da mußt du jetzt schnell raus, aus beiden! Auch das gelingt und ich halte kontrolliert auf dem Radweg. Kein Sturz! Puh. Ich schaue hinter mich: Ein Rennrad hängt mit dem Bremgriff in meinem Hinterrad, kein Wunder, dass es blockierte. Der Fahrer, ein etwas älteres Semester, rappelt sich gerade von der Straße auf, sieht an Arm und Bein aber nicht gut aus. Ich rupfe das Rad aus meinen Speichen und rechne mit Speichenbruch und Rennaufgabe, so ein Mist. Aber es sieht gut aus: Alle Speichen noch dran und gerade! Aber ein riesiger Seitenschlag, Bremse aufstellen genügt nicht. Gut, daß ich Imbus dabei habe, so kann ich noch den Zug lockern und dann genügt es gerade so. Hamburg ist flach, eine Bremse wird genügen. Die Polizei ist mit dem Motorrad da. Der Gestürzte weiß nicht, was passiert ist. Der Krankenwagen wird gerufen. Ein zweiter ist dahinter noch mit gestüzt. Er ist heil, aber seine Schaltung sieht nicht gut aus. Ich kann hier keinen mehr helfen und fahre weiter.

Mit ein paar langsamen Fahrern rolle ich weiter, sammel mich erstmal. Das Rad fährt sich gut. Toll diese WHR-550. Bei km 132 gehe ich in die Verpflegung. Ich brauche Wasser für zwei Flaschen und kann endlich meine Knielinge ausziehen. Nun heißt es aufholen. Ich nehme noch das letzte Gel zu mir, dann geht es mit noch führungsarbeitfreien Beinen und Adrenalin im Blut in ein Einzelzeitfahren. Ich fliege mit über 40 km/h an kleinen Gruppen vorbei und dann durch die letzten Hügel. Irgendwann finde ich sogar die Reste des M-Express, aber die schnelle Leute daraus sind weg. Ich attackiere gleich weiter und es bildet sich eine kleine aber gute Gruppe. Mit der geht es nach Hamburg rein. Die Zuschauer sind leiser als letzte Jahr aber meine Beine noch immer viel besser. Die Hälfte des Wassers geht über den Kopf, ich verschärfe noch mal das Tempo, die Gruppe zerfällt. Im Windschatten gehe ich durch die letzten Kurven. Wir sind nur noch zu dritt. Den von links kommenden 100-km Fahrern brüllen wir zu sie sollen "Rechts fahren" und sausen vorbei. In Unterlenker und großen Gang gehe ich in den Wind und komme vor den anderen in Ziel. Ein herliches Finish! Meine Pulsuhr sagt 4:06, mein Tacho 38,97 km/h. Das sieht gut aus.

Stunden und eine Dusche später das Ergebnis: 4:04:30, Schnitt 38,03 km/h, Platz 968. In den ersten Tausend - Ziel erreicht!!! :jumping: :jumping: :jumping:
Meine Teamkollegen kommen mit 4:07, 4:08, 4:13, 4:16 und zweimal 4:47 ins Ziel.
 
Hi Dirk,
Gratulation und toller Bericht.:daumen:

Bis auf das Lob auf die Sh. WH-R550 LR! Ich durfte diese vor kurzem zentrieren. So was doofes, die Nippel an die Nabe zu legen und die gekreuzten Speichen auf die linke Seite zu legen :spinner: Die können vllt. Angelruten bauen, aber LR, ne Danke ....

Gruß Gunther,
der keine Sh LR mehr zentriert. :floet: & :duck:
 
@Gunther
Als ich das Rad in den Speichen hängen sah, war ich mir sicher, dass das einige Speichen gerissen hat. Als ich dann weiterfahren konnte waren es die besten Laufräder der Welt. :D
Vermutlich ist doch etwas gerissen, in der Felge klötert es. Ich gebe die Sache an jemanden der damit sein Geld verdient. Die Dinger selber zentrieren will ich auch nicht. :D
 
Cyclassics 2006 155km Runde aus dem Startblock A

Leider hatte ich Pech gehabt, aber es wurde das allerschoenste und lustigste Rennen meines Lebens.
Angefangen hat es morgens damit das sich eine Schraube von meinem Schuh verloren
hab. Dennoch kam ich gut an den Start und konnte mich auch ganz vorne einreihen.
Pepper&Salt und Frau Hentschel auf ihren Tandem kamen dann auch sehr bald, man
hat sich ja am Vorabend noch getroffen und da sie dann auf mein Rad aufgepasst
haben gings dann ersteinmal meine Sachen abgeben und meine Flaschen aufzufüllen.

Der Start war sehr ruhig, im Gegensatz zum letzten Jahr in Startblock M. Die
ersten kritischen Momente waren wieder die Schienen bei denen sich wiedereinmal
einige Trinkflaschen geloest haben. Anschliessend war die Gefahrenstelle, das
Überholen von den VIPs wo es dann auch fast gekracht hat. Danach wurde es
ersteinmal ruhiger.

Ich war am Anfang etwa im vorderen Drittel und bin dann, nachdem ich durch
mehrmaliges Drängeln fast zum Sturz kam, mich zu den ersten 20 begeben.
Das Tempo 45 und kurz danach schlagartig auf 36, keiner wollte Führungsarbeit
leisten und wenn der im Wind fahrende eigentlich ausscheren wollte ist der im
Schatten fahrende einfach hintendran geblieben und so gabs dauernd diese
Tempowechsel. Ich hab das ein paar Mal mitgemacht aber irgendwann wurde es mir
zu bunt und hab micht dann im Hintergrund gehalten.

Auch hab ich 2 Ausreissversuche unternommen, beides mit einer kleinen Gruppe.
Vor der Köhlbrandbrücke war ich wieder vorne und das Feld liess mich vorne mehr
oder weniger verhungern und nachdem ich richtig Probleme hatte dort hochzukommen
(ok, relativ gesehen) wusste ich auch das ich erstens zuviel Koerner verloren
hatte und zweitens auch, was sich 2 Tage vorher am Waseberg abzeichnet, nicht so Fit dieses Jahr war.
Beim Überqueren der Brücke überholten mich dann die beiden Roten Ritzels mit ihrem
Tandem und so fuhr ich ab sofort etwas Defensiver im hintern Feld, da man mit einem
kontinuierlich fahren genauso schnell ist als wenn man versucht immer nach vorne zu fahren.
Nach der Trennung der 100/155km Runde gabs dann die Verpflegungsstation für einige
Ausgewählte, davor zwar auch schon, aber hier doch extrem viele.
Meine Trinkreserven gingen dafür immer schneller zu Ende und so bekam ich von P&S
noch eine Flasche mit ein wenig zu Trinken, Danke nochmals.
Wobei dies eigentlich gar nicht mehr notwenig war, denn plötzlich merkte ich
wie mein Hinterrad plötzlich weich anfühlte und walkte -> Platten.

Rausgefahren auf den Rasen gesetzt und nichts gemacht, dann überlegt was ich
nun machen soll. Fahrrad huckepack und dann mit dem Zug oder Schlauch flicken
und hinterher.

Anfangs war die Enttäuschung tatsächlich so gross das ich alles hinschmeissen wollte,
das ältere Ehepaar das dort stand hat mich dann ersteinmal wieder
aufgebaut und mich überredet doch noch zu fahren.

Nachdem nun etliche Fahrer vorbeifuhren, gings auch wieder auf die Piste. Einige
Zeit später hab ichs dann auch tatsächlich geschafft wieder ein Feld einzuholen
und mich reinzuklemmen. Wut ist wirklich ein gutes Dopingmittel.
Doch nachdem ich im Wind fuhr und das Tempo anhob, fiel es sobald ich aus dem
Wind ging wieder rapide ab, so das ich meine Pläne abänderte und liess mich
zurückfallen. Da es utopisch war eine gute Zeit zu fahren und wenigstens unter
die besten 500-1000, warum werd ich nicht Letzter, geniesse die Landschaft und
habe meinen Spass.

So gings dann die letzten 30 km von Hofeinfahrt zu Hofeinfahrt und bekam die
ersten Male immer ein Bier in die Hand gedrückt, manchmal Brot und Wurst und so
wurde die Stimmung immer Besser und mein Pegel genauso.
Als ich dann auch noch so ein Ratsche bekam, war es dann nur noch Gaudi. Solange
kein Feld in Sicht war, fuhr ich freihändig und mit dem ohrenbetäubenden Lärm
der Ratsche und einem Gejohle hab ich Zuschauer, Ordnungskräfte, Motorradfahre
und den einzelnen Fahrern zu gejubelt und die mit noch mehr zurück.
Das Problem ist nur das ich nun Muskelkater im rechten Arm hab. Links hab ich das
nicht richtig krachen nicht hinbekommen.

Am Kösterberg gabs dann als Höhepunkt erst Sekt, später Champagner und ein paar
Lachshäppchen, aber auch meinen zweiten Platten. Und so kam ich dann nach dem
2. Schlauchwechsel auch endlich in den Genuss des Anblicks vom Besenwagen.
So konnte ich leider, bzw ich glaub es war auch besser so, keine
Verpflegungsstopps einlegen. Dafür bin ich dann ab sofort nur noch freihändig
und mit noch mehr Faxen gefahren. Es kommt ja keiner mehr hinterher der mich
überholen kann. Einen kleinen Wettbewerb lieferte ich dann noch mit dem
Besenauto, wer am lautesten rasseln kann. Hab ich auch verloren die waren einfach mehr.
Dafür bekam ich dann am Schluss von denen auf den letzten Metern ein Hupkonzert
Die Besatzung meinte hinterher, das die noch nie so viel Spass hatten und wie
es erfrischend war zu sehen was ich für eine Gaudi hatte.

So bin nun 6:04:53 und 3287.er, hab mein schönstes Rennen gefahren,
hab einiges gelernt vor allem die ersten 100km, da ich noch nie richtig im Feld
gefahren bin, bisher bin ich immer vorne oder fast vorne gefahren, weil es mir
da drinnen immer zu gefährlich ist. Doch hier ging es tatsächlich relativ gesittet zu

Nur wenn ich das nächste Mal starte würd ich doch gern wieder im A-Block starten
und meine Chance unter die besten 100 das nächste Jahr versuchen wollen. Denn
mit meiner Durchschnittsgeschwindigkeit von 25 km/h komm ich, wenn überhaupt in
den letzten Startblock der 55km Strecke ;)
 
hallo gullideckelhüpfer,

das klingt doch mal nach einem tollen tag :)
sag mal wie schnell muss man denn gewesen sein um in den block a zu kommen?
reichen da vielleicht meine 40,7 fürs nächste jahr???

vg,

stefan
 
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