Moin und Autsch, ich hab mir ne Druckstelle am rechten großen "Onkel" zugezogen. Wie auch immer ich das geschafft haben mag...
Das Wetter gestern war ja 1A! Vor dem Start kam diese helle Scheibe durch die restliche Schleierbewölkung durch und hat dann für den Rest des Tages in beinah ungetrübter Weise die nassen Wege erleuchtet.
Wie fasse ich mich jetzt kurz... aber das schaffe ich ja sowieso nicht.
Es ging gut los, aber schon nach etwas über 10km ist dem ersten der
Schlauch am HR mit sehr lautem Knall geplatzt. Da hatte ich noch Hoffnung, daß ich pannenfrei bleibe. In einer kleinen Gruppe flott bis Gouda, wo ich mich dann aber in die Altstadt absetzte, um ein paar Fotos zu machen. Ab da bin ich allein gefahren und der Schnitt sank beträchtlich. Bei der Ausfahrt aus Gouda war dann erstmal die große Brücke an der Schleuse oben - Zwangspause -, so ist das halt im Land des Wassers.
Der Gegenwind wurde dann leider bis zur ersten Kontrolle doch noch etwas nerviger, aber er allein war es dann doch nicht, was mich so ausbremste. Habe es erst beim Abfahren von der hohen Kanalbrücke bemerkt, schleichender Plattfuß vorne! Toll.... Druckprüfung des Schlauchs ergab: Altflicken in partieller Ablösung, also kein regulärer "richtiger" Platten.
Doofe Sache, es spricht wohl doch einiges für öfter mal ganz neue
Schläuche und geflickte ebensolche nur noch eine begrenzte Zeit (wie kontrollieren?) weiter zu betreiben.
An der ersten Kontrolle begrüßten einen dann die vorwitzigen Hühner. Ich hab mal kurz mit ihnen gesprochen: Pooockpockpock-pooooock! und sie kamen an und tuckerten um mich herum wie bettelnde Hunde.
Gab aber nichts, ich brauchte alles von dem eher wenigen, was ich mitgenommen hatte, für mich selber.
Ab der Kontrolle gab es dann vorwiegend Rückenwind. Als Ausgleich, um nicht zu schnell zu werden, Ortsdurchfahrt mit Ampeln und Baustelle und "ähhh, wo ist jetzt mein Weg?" Am Wasserturm von de Tien Gemeenten (Zoetermeer) - dann kurzer Mampfaufenthalt und kaum 300m weiter ..... ich trau mich kaum es auszusprechen, war das Hinterrad platt. Ausgerechnet hinten! Da habe ich einen GP4000S II in 28mm drauf, zu dem Zeitpunkt gerade etwas über 300km gefahren, noch keinerlei Abnutzung erkennbar und was hatte er? Nein, kein Altflicken sondern ein kleines Steinchen, gar nicht mal richtig spitz und auch nicht richtig scharf, ist direkt und gerade durch die Lauffläche gegangen! Was ist das denn für ein beschi...ener
Reifen? So etwas habe ich beim Vorgänger nicht ansatzweise erlebt. Das geht so gar nicht, zumal ich die
Reifen für UK vorgesehen habe.
Also am Straßenrand den zweiten nagelneuen
Schlauch verbaut und hinten den schon mehr als halb abgefahrenen Bontrager AW2 drauf, der durch die lange enge Lagerung als Ersatzreifen, seitlich prima Risse entwickelt hat. Keine Lust dem GP nochmal die Chance zu geben, sich kampflos solchen Steinchen zu ergeben. Und dann auch aus Trotz an allen noch geöffneten Radläden an der Strecke vorbei, ohne Ersatz zu besorgen.
Zweite Kontrolle erst um 15 Uhr erreicht. Verdammt, ich hatte gehoffe gegen 13.30 dort zu sein. Ein anderer Fahrer macht mich auf einen Fehler in den Kontrollkarten aufmerksam. Als maximale Kontrollzeit ist dort 14.12 Uhr eingetragen, richtig wäre aber 16.12 Uhr, nach hoffentlich führt das nicht irgendwo zu falschen Irritationen.
Nun begann wieder ein Abschnitt mit langen Geradeausfahrten und "folge-stumpf-den-kurvigen-kleinen-Straßen". Schön zu rollen und ...
Was mich gestern sehr beeindruckt und auch nachdenklich gemacht hat, war dieser Eindruck was für einen extreme Bedeutung Wasser für das Land hat. Große Teile der Strecke liegen ja unterhalb des Meeresspiegels und überall die kleinen Entwässerungskanäle und die größeren Sammelkanäle mit deutlich erhöht liegendem Wasserstand. Land am und im Wasser. Was muss das früher für ein hartes und entbehrungsreiches Leben gewesen sein, ehe "die Moderne" mit ihren ganzen Maschinen und der stets verfügbaren Energie hier für Abhilfe sorgte. Viele Eindrücke wollen auch erst noch angemessen verarbeitet werden, wenn ich da nur an die massig vielen hübschen Häuschen und Gärten denke..
Ich habe letzten Spätherbst meinen
Sattel 1cm höher gesetzt und die Neigung auch etwas verändert. Das war es wohl, was meine sonstigen Sitzbeschwerden zu einem Großteil vermindert hat. Langstreckenradfahrern kann wirklich einen sehr lange andauernden Entwicklungs- und Anpassungsprozess bedeuten. Hier bleibt für mich aber noch viel zu tun.
Die helle Scheibe am Himmel senkte sich nun wieder flott gen Horizont, die Temperaturen sanken mit. Wieder die dickeren Handschuhe heraus, winddichtere Weste an (und prompt fing die Schwitzerei wieder an) und gegen 17.20 war Breukelen mit der freien Kontrolle erreicht. Vor dem Supermarkt ein netter Labrador-Retriever, der sich über jeden freute, der sich über ihn freute.
An der Kasse dann wieder mal gelernt, wie rückständig wir in Schland doch sind. Nur eine Kasse war für Menschen da, die ganz altmodisch noch mit Bargeld bezahlen, an allen übrigen ging es nur bargeldlos. Und verdammt, was heißt Quittung oder Kassenbon auf Niederländisch? Jene gab es nämlich nicht automatisch dazu, brauchte ich aber als Kontrollbeleg. Ein anderer mit Anstehender Mann verstand was ich meinte und alles ward gut. Und der Hund war auch noch draussen. *kraul*
Was holt man sich, wenn der Bauch nicht zu voll werden soll, aber auch genug Salz nachgefüllt werden muss? Ich griff mal wieder zu einer Packung Nordseekrabben in (zu) wenig Salzlake und der für mich obligatorische Liter Milch + nen Pudding. Hat für die verbleibenden 50km dann auch gereicht, ich brauchte meine Erdnussreserve nicht zu öffnen.
Versorgung - wenn es so kühl ist, fällt es nicht so leicht genug zu trinken, weil die Getränke ja immer sehr kalt sind. Aber ich schwitze ja dennoch reichlich und seit ich das Wasser mit Maltodextrin (45g) + Salz versetze, ist es zugleich auch Nahrungsmittel. Früher gehörten für mich Krämpfe nach einer Fahrt normal dazu. Seit ich schon unterwegs genug Salz zuführe, ist das vorbei.
Loosdrecht ist offenbar Tourismus pur, aber es war schon dunkel und so habe ich nicht irre viel davon gesehen. Spannend war aber die Geräuschkuliisse da am See. Es war als ob 10.000 kleine Vögel ein Konzert geben, oder wahlweise ein Dutzend Hochspannungsleiten dicht über dem Boden "singen". Aber nein, es war die Eisfläche die unter dem Eindruck des Westwindes knisterte! Sehr spannendes Geräuch, habe ich in der Form so auch noch nicht erlebt.
Etwas erschreckend fand ich meinen Zustand, denn für den 300er im Februar werde ich noch einiges tun müssen. Und dann auch mehr Milch mitnehmen. Alle 8-10km nen tiefer Schluck aus dem Milchkarton und dennoch jetzt am frühen Abend läßt die Aufmerksamkeit spürbar nach und die kleinen Fehlerchen beim Abbiegen bei gleichzeitig zuviel Auswahl (an Wegen), häufen sich.
20.09 - ich bin zurück. Habe 1,5h länger benötigt, als ich gehofft hatte. Genaue Fahrtzeit unbekannt, da mich unterwegs 4 bis 5x der Tacho hat sitzenlassen - der Magnet drehte sich weg. - Ein paar Leute sind noch da, kurz bei einem heißen Chocomel verschnaufen und das wars dann.
Der Rückweg im Auto war nochmal eine Prüfung für sich, weil irgendwann kommt ja die Müdigkeit und im Radio lief partout nichts gescheites. Um 23.10 war ich dann doch im heimischen Stall angekommen. Und gleich mal schauen ob die Fotos denn was geworden sind.
Tjo, so war das.
Edit: Bilder sind hier
https://www.flickr.com/photos/46223965@N02/albums/72157663718090962