Ist ja ein starkes Plädoyer!
10.000 Jahre ist tatsächlich nur sehr kurz im Vergleich zu 2.5 Millionen Jahren, einige Anthropologen gehen bis zu 4 Millionen Jahre zurück (jetzt bitte nicht anfangen mit den unterschiedlichen homos zu argumentieren, das ist alles kräftig umstritten und wenig fundiert). Alle unsere Verhaltensmuster, Reflexe, Ängste lassen sich auf das Leben "in der Wildnis" zurückführen.
Laktoseintoleranz war in der längsten Zeit der Menschheitsgeschichte der "Normalzustand" (schlechtes Wort), die Laktosetoleranz ein genetischer Defekt, der sich erst (bin mir um das genaue Datum grad unsicher & zu faul das rauszusuchen) um die neolithische Revolution herum auf den Weg gemacht hat. Hat uns aber offensichtlich zu einem Überlebensvorteil gereicht, sondern wäre dieser Gendefekt nach der Evolutionslehre nicht so weit herumgekommen.
Nach meinem Verständnis ist die Erwärmung der Nahrung eine Möglichkeit, natürliche Schutzmechanismen von Pflanzen auszuschalten (Pflanzenschutzmittel zB, Nikotin und Koffein sind prominente Vertreter) - der Verzehr von rohem Getreide ist uns deswegen nahezu unmöglich (was hervorragend zu deinem Plädoyer passt). Hafer kannte ich auch als Ausnahme, dazu aber noch Grünkern als fermentierten Dinkel.
Unser Gebiss ist aber tatsächlich kein reines Pflanzenfressergebiss, da möchte ich Dir widersprechen. Man kann Pflanzenfresser-, Allesfresser- und Fleischfressergebiss unterscheiden, und der Mensch hat wie das Schwein ein Allesfressergebiss (ja, Schweine auf dem Bauernhof
nicht streicheln). Es gibt Hinweise darauf, dass der Mensch schon immer bei Gelegenheit entweder gejagt hat, oder sich eben auch von Aas ernährt hat. Wobei das nicht die Regel war, wie es manchmal dargestellt wurde, sondern eher die Ausnahme. Mancher Verhaltensforscher führt auf diesen Umstand das mühelose Ausschalten des Großhirns bei Sichten von Rabattaktionen und Sonderangeboten zurück - seltene Gelegenheiten muss man nutzen ("oh da ist eine Antilope, jetzt aber schnell!").
Auch unser Darm ist nicht rein auf Pflanzenkost eingestellt, weil er dafür zu kurz ist im Vergleich zu anderen Pflanzenfressern. Von daher wäre der Mensch auf leichtverdauliches angewiesen (s.o.), was eine äußerst nachteilige Spezialisierung gewesen wäre. Tatsächlich können wir uns sogar nur von Fleisch ernähren, wenn es drauf ankommt. Unser Organismus ist in erster Linie ein Meister, in Notsituationen zu überleben. Spezialisierung ist da ein Nachteil.
Jedem, der gern Fleisch isst, empfehle ich aber, einer Schlachtung beizuwohnen. Man kauft anschließend kein Billigfleisch mehr, und wirft vor allem kein Fleisch mehr weg. Den heutigen Massenverzehr von Fleisch mit Kilopreisen um 3,50 € finde ich ekelhaft.
edit: es sind natürlich 4 Millionen Jahre