Na, immerhin.
In der praktischen Anwendung kommt es doch in aller Regel auf eine gewünschte Reduzierung des zur Klemmung erforderlichen Anzugsmoments an. So habe ich das bislang jedenfalls immer verstanden und auch gehandhabt.
Und genauso ist es auch:
- Montagepaste ist nicht gleich Montagepaste. Bei dem älteren und bekannteren Typ handelt es sich üblicherweise um Fette, die die Gleitfähigkeit zwischen Metallbauteilen erhöhen und in der Folge Festfressen/Oxidation verhindern sollen.
- Carbon-Montagepaste hingegen soll die Reibung zwischen den Bauteilen durch eine Feststoffanteil/Granulat erhöhen.
- Durch Fertigungstoleranzen und Materialunterschiede ist es nicht möglich eine konkrete Reduzierung des Drehmoment anzugeben.
- Es kursiert leider immer noch die fälschliche Annahme, dass es sich bei den Drehmomentangaben um empfohlene Angaben handelt.
- In den meisten Fällen handelt es sich nämlich um Angaben des MAXIMAL ZULÄSSIGEN Drehmoments, dass die Überlastung bis hin zur Zerstörung des Bauteisl verhindern soll.
- Die Hersteller können das Drehmoment garnicht angeben, da sie Maßhaltigkeit, Oberflächengüte etc. anderer Hersteller nicht kennen.
- Beispiel: Der Hersteller der Sattelstützenklemmung kann gar nicht wissen, wie genau Sattelstütze und Rahmen gefertigt sind. Deswegen ist seine Drehmomentangabe überllicherweise die, die die Klemme selbst verkraftet
- Gegenbeispiel: Campa gibt für eine Power-Torque ein empfohlenes Anzugsmoment von 42 Nm an, da sie genau die Fertigungstoleranzen und Eigenschaften der kompletten Baugruppe kennen.
Deswegen ist die in einem Beitrag weiter oben genannte Empfehlung "Sicherheitsrelevante Schraubverbindungen würde ich immer mit den vorgeschriebenen Drehmoment anziehen" sehr mit Vorsicht zu geniessen.
Erstens, weil es genau die Vorschrift in den MEISTEN Fällen nicht gibt. Missinterpretiere ich hingegen dann das "max zulässige Drehmoment" als das vorgeschriebene erreiche ich ggf. das Gegenteil.
Ich belaste dann die Verbindungen völlig unötig zu hoch und nehme Sicherheitsreserven. Nicht umsonst gehen die Hersteller selbst bei Metall hin und erhöhen durch rauhe Lackierung/Eloxierung die Reibung (z.B.
Syntace) und die Bauteilbelastung zu reduzieren, aber trotzdem eine sichere Klemmung zu erreichen.
Ein Beispiel einer kleinen Bastelei vom Wochenende. Orginalsattelstützenklemmung hat 4,5 Nm. Habe diese üblicherweise mit 3,5 Nm angezogen. Dies auch nur, weil die Verbindung sonst geknarzt hat. Mit Montagepaste hat der
Sattel auch bei 2,5 Nm sicher geklemmt. Die neue Klemme hat jetzt 6,5 Nm. Soll ich die jetzt mit 6,5 anziehen? Oder auch nur mit 2 Nm mehr als vorher, also 5,5 Nm? Quatsch!!!
Auch diese Klemme habe ich natürlich zunächst mit 3,5 Nm angezogen. Hat auch sicher geklemmt, aber auch noch ein bisschen geknarzt. Tut sie das jetzt weil sie 2 Nm mehr hat. Nein - die Klemme ist von der Fläche her grösser als die Alte und somit verteilt sich der Druck auf eine grössere Fläche. Werde es also mal mit 0,5 mehr versuchen.
Übrigens hatte ich bei meinem Crosser versehentlich die gleiche Drehmomenteinstellung verwendet. Da aber Alu-Stütze in Alu Rahmen. Nachdem Ende der letzten Tour hab ich mch gewundert, wieso ich so tief sitze.