...zwei Anmerkungen seien mir in diesem Zusammenhang noch erlaubt, da diese auch auf der Exkursion angesprochen wurden. Beim Beschäftigen mit diesem Thema sind einige Kausalitäten nunmal deutlich hervor getreten.
Ich meine auch bei so vielen OT-Themen im Forum verträgt diese Sparte auch zwei etwas nachdenkliche Beiträge.
Erstens
Dinge die spätestens ab 1933 durch die sog. Machtergreifung ihren verhängnisvollen Lauf nahmen.
Ohne Bank keine Firmengründung. Eine engagierte Bank für Jung-Unternehmer im fränkischen Großraum war die 1878 gegründete Privatbank
Anton Kohn. Sie finanzierten u.a. die
Express Werke Neumarkt (Gebrüder Goldschmidt),
Hercules (Carl Marschütz),
Victoria (Frankenburger und Ottenstein).
Mars und
Triumph aus Nürnberg.
Diese Bank und diese Unternehmen sowie einige andere vielleicht nicht unbekannte Namen:
-Vereinigte Papierwerke Nürnberg (
Tempo)
-
Ardie
-Schuco
-Trix
-Bing usw.
hatten einen gemeinsammen Nenner - ihre Eigner hatten jüdische Wurzeln.
Nürnberg und Fürth taten sich zu dieser Zeit hervor, in der in Deutschland voranschreitenden "Arisierung". Hier ist Julius Streicher
https://de.wikipedia.org/wiki/Julius_Streicher federführend, Gauleiter und Herausgeber von "der Stürmer".
Das bedeutete damals für wohlhabende jüdische Nürnberger Familien bestenfalls Enteignung und Vertreibung. Das Geschäft wurde zu 5-10% des Nennwertes abgewickelt und diese Summe vom neuen Besitzer auf ein Sperrkonto eingezahlt.
Auf der anderen Seite gab es Nutznießer, welche nach dem Weltkrieg und bis in die Gegenwart von diesem Vermögen profitierten. Wer sich fragt, wie Neckermann, Schickedanz, Horten und Co so groß werden konnten, findet hier eine der Antworten. Linientreue Banken übernahmen die Geschäfte der jüdischen Bankhäuser (interessant in diesem Zusammenhang die Rolle der Dresdner Bank vor und nach dem Krieg bei
Express und der Gründung der
Zweirad-Union).
Der Lauf geht weiter und Deutschland steht im Krieg.
Die Produktion wird umgestellt. Zündapp baut gespanntaugliche geländegängige Motorräder, Steib in Nürnberg/Zerzabelshof die Beiwagen dazu. Truppenräder, Geschosshülsen, Flugzeugbauteile - alles kriegsnotwenige wird in Massen in den Fahrradfabriken erzeugt.
Die Arbeiter der Nürnberger Metallwarenindustrie sind an der Front, dennoch ist die Produktion auf vollen Touren. Frauen aber vor allem abertausende Zwangsarbeiter füllen die Werkshallen der kriegswichtigen Betriebe.
Der letzte Schritt der Kette.
Der Krieg steht vor der Haustür. Die Bomber erreichen Nürnberg und haben leichte Beute.
Alle auf dieser Exkursion behandelten Firmen liegen entlang der alten Bahnlinie von Fürth über die Fürther Straße zum Plärrer/Hauptbahnhof zur Äußeren Sulzbacher Straße und sind aus der Luft gut zu orten.
Rund 80% der Betriebsanlagen (aber auch alles andere) wird bis 1945 zerstört und haben bis heute deutliche Baulücken hinterlassen.