Bei mir gab es am WE Erdinger alkfree & Currywurst auf der Straße des 17.Junis.
Schon mal mit dem Rennrad auf der LINKEN Spur einer BAB gefahren? Oder über ein FLUGFELD gebraten? Oder an der MAUER vorbei geballert? Gefühlt wie ein PROFI? Und gelitten wie ein Pro ?? Und auch schon mal krachendes CARBON auf Asphalt gehört?
Das habe ich alles beim
Garmin-Velothon in Berlin erlebt. Super! Tolle Veranstaltung, muss man einfach so sagen. Warum?
Die Strecke:
Super breit, super schön, alles abgesperrt (120 Kilometer!!!), alles super sicher, gefährliche Stellen immer ausgewiesen, lange bevor die eigentliche Gefahr kommt, soviel Sehenswürdigkeiten, an sehr vielen historisch bedeuteten POI's vorbei - einfach geil! Und dazu auch noch landschaftlich schön (Havel, Wannsee, Berliner Umland=Brandenburg).
Dann noch Autobahnstück, Flugfeld Tempelhof, entlang der Mauer, durchs Regierungsviertel, am Alex vorbei, Else, einfach klasse.
Publikum:
in jedem kleinen Kaff Leute an der Straße in Feierlaune, Trommel, Glocke, Musik, Rufen, Johlen, Aufmunterung - Wahnsinn!
Rennen:
Gestartet aus Startblock C mit meinem Kumpel, mein anderer Kumpel ist in Startblock B gestartet. Wir waren also sehr weit vorn - Startblöcke bis G ( 9266 Starter !!!). Start ist entlang der Siegessäule ("Else"), dann geht es über den Spandauer Damm Richtung Wannsee. Und da habe ich mein Rennen quasi schon "verloren". Alles was man als Rookie falsch machen kann, habe ich mir gegeben. Wir wollten partout die erste Gruppe erwischen, obwohl diese höchstwahrscheinlich jenseits unseres Leistungsniveaus waren.
Das läuft dann ungefähr so ab: man rast in einer Gruppe von ca. 30 bis 40 Radlern, Tacho zeigt ca. 38 km/h, Puls war bei mir schon jenseits der 170, ca. 50 m vor Dir rast die schnelle Gruppe - und wir dachten, wir klemmen uns an deren Hinterrad - also raus aus der Gruppe und die 50 m zufahren. Aus den 50 Metern sind aber nun 80 m geworden, denn die Gruppe vor Dir steht nicht, sondern fährt einfach ihren Stiefel runter. Ab und an denkst Du dann, du schaffst es an die Gruppe,aber dann stellst Du fest, dass die Gruppe vor Dir sich einfach nur dezimiert und selektiert hat - also Du lutscht an denen, die gerade rausgeflogen sind.
So liefen meine ersten 20 Kilometer ab. Ich glaube, da habe ich mich bereits total verausgabt und sauer gefahren. Wir haben unsere Ambitionen dann aufgegeben und sind in einer normal schnellen Gruppe geblieben (da steht dann halt 38 permanent auf der Uhr).
Irgendwann habe ich meinen Kumpel verloren, ich bin dann doch noch mal alleine losgefahren (second big mistake). An einer Engstelle hat es trotz aller Sicherheitshinweise genau hinter mir rechts mal richtig gescheppert. Das ganze in einer ziemlich schnellen Abfahrt. Was passiert ist, weiß ich nicht - umschauen geht nicht, außerdem ist man absolut im Tunnel und konzentriert auf sein Ding.
Eigentlich war ich ganz gut im Rennen, hatte 72 Kilometer auf der Uhr und es waren erst 1:33h vergangen - da glaubte ich noch, dass ich eine Zeit um 3h hinbekommen könnte (so 3:15, 3:20 hatte ich im Auge), da zog mein Kumpel wieder an mir vorbei, auch in einer flotten Gruppe, da wollte ich der Gruppe folgen, also bin ich aus dem
Sattel und zack - irgendwie ging nix mehr nach vorne,keine Kraft, kein Druck, Ende im Gelände, Puls Anschlag - Gruppe weg.....
ENDE !!!
Boah, Krise - ich hatte keinen Hungerast, ich hatte einfach die Muskeln zu,ich war froh, überhaupt noch treten zu können. So zogen gefühlt 9.000 Radler an mir vorbei, das war echt frustrierend, weil jeder Versuch, einer Gruppe zu folgen, scheiterte -wegen echten Schmerzen. Ich habe mich dann mit meinem Los abgefunden, der Tacho zeigte da ungefähr 80 km, bedeutet Du musst noch 40 km abfackeln. Es gab auch Wind, der aber gott sei dank auf der Rückfahrt nach Berlin zum Ziel freundlich war und einem den Rücken stärkte.
Bis Kilometer 90 bin ich nur noch mit 27 km/h und auch weniger durch die Gegend geeiert - das ist lahm, da überholst Du nix mehr, wirst aber permanent kassiert und die Leute am Wegesrand haben Mitleid mit Dir und wollen Dich trösten....
Auf der Autobahn habe ich mich nochmal zusammen gerissen und habe ein Hinterrad gesucht. Leider nur kurzzeitig Hinterräder halten können, also wieder eine Menge Kraft gelassen (trotzdem bin ich mal für einige Meter linke Spur auf der Autobahn gefahren - großes Kino
).
Auf dem Flugfeld Tempelhof (schöne ebene Fläche) kam der Wind dann von vorn, keine Ahnung warum, da hätte es eigentlich auch schieben müssen, tat es aber nicht, so war der Platz des aus schwarz-gelber Sicht verlorenen Pokalspiels auch für mich eher Qual als Lust.
Erschreckend ist dann, wenn Du so eine Krise hast und man weiß, das noch 20 Kilometer vor einem liegen, die Zuversicht komplett flöten geht. Ich musste da echt beißen, die Beine schmerzten unerträglich, im Kopp nur "gib auf, Du schaffst das nicht" - und nun wurde mir auch noch schlecht (von dem Isozeuch, was ich mir an der Verpflegung geholt hatte - nie wieder!!).
Dann kam aber das Regierungsviertel in Sichtweite, also konnte ich absehen, dass das Ende nun tatsächlich kurz bevor stand, also blöd weitertreten, einfach nur treten, und treten und treten -die Sch****kurbel in Bewegung halten. Dann ging es wieder, da konnte ich sogar ein paar Meter wieder 30 fahren und irgendwo lutschen (aber ohne Möglichkeit dem jenigen ernsthaft zu folgen).
Nach 3:38h habe ich dann endlich das Ziel erreicht. Da war ich platt, enttäuscht und frustriert. Das hat aber nicht so lange angehalten, ich weiß ja, woran ich gescheitert bin.
Ich habe viel gelernt auf der Runde. Dass nehme ich als positive Erfahrung mit. Ich habe auch gelernt, dass so ein "Lutscherrennen" (so habe ich es im Vorfeld immer bezeichnet) eine echte Herausforderung ist. Ich habe auch wieder etwas mehr von Rennsport verstanden und habe nun noch mehr Respekt vor den Leistungen der Wasserträger, die ständig die Löcher im Peloton zufahren und dabei Kraft ohne Ende lassen.
Und ich habe gelernt, wie man nicht "lutschen" sollte
Die nakten Zahlen
3:38h für 119 Kilometer und 481 Hm, 32,47 Schnitt, Platz 2867 von ca. 4.000 gewerteten Fahren, 595 in der Altersklasse (von knapp 800 gewerteten Fahrern.
Mein Kumpel war mit 3:33h 5 Minuten vor mir im Ziel, Platz 2670 und AK Platz 540
Und mein B-Starter Kumpel war mit 3:04h auf Platz 892, AK 143.
Wir fahren alle drei Senioren III
Dann haben wir noch das PRO-Tour Rennen gesehen. Einmal hat ein Fahrer geführt, mit dem ich vor 2 Jahren in Malle gewesen bin (da war er U19 Fahrer - heute KUOTA-Loto Team). Allergrößten Respekt hierfür! Das Feld in vollem Tempo zwei Runden über den 9 Kilometer Rundkurs zu führen (nach bereits erfolgten ca. 155 Kilomter Straßenrennen). Der musste für den Wahlscheid (U23 deutsche Meister, Platz 9 im ProRennen) das Loch zu fahren. Toll, wie der Jung sich entwickelt hat. Im Feld fuhr u.a mit Ciolek, Bennett, Fröhlinger, Zepuntke, Walsleben...etc.