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Brevets über Nacht

Triti

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25 Februar 2016
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Hall zusammen,

werde nach der tollen Erfahrung mit dem 300er in Münster wohl dort auch den 400er in Angriff nehmen. Mit Schrecken habe ich festgestellt, das abends gestartet wird. Im Dunkeln bin ich noch nie mehr als 50km gefahren und gehöre leider auch zu den Früh ins Bett Gehern.
Ist es üblich, bei einer solchen Startzeit die Nacht durchzufahren?
Gibt es unter Euch auch Teilnehmer, die ca 2 Stunden fahren und dann bis zum morgen Schlafen und dann den Rest rollen?
Meine Befürchtung ist mit einer solchen Strategie am nächsten Tag komplett alleine zu sein auf weiter Flur...

VG Triti
 
Hallo Triti,

bei den längeren Brevets muss man auch mal längere Strecken im Dunkeln fahren und lange wach bleiben. Es ist daher sinnvoll, auch das zu trainieren. Beziehungsweise herauszufinden, wie der eigene Körper damit umgeht. Der Einstieg dazu sind die seltenen 200er mit Abendstart.

Zum Fahren in der Nacht: Das sieht jeder anders. Manche mögen es nicht so gerne, weil man weniger sieht und es eine mentale Herausforderung ist. Andere lieben die fast schon meditative Stimmung, weil man fast alleine unterwegs ist und seinem Rhythmus gut folgen kann.

Zur Müdigkeit: Auch das ist sehr individuell. Manche können keine 24 Stunden wach bleiben, andere schaffen 50 Stunden. Die Müdigkeit kommt nach meiner Erfahrung viel schneller, wenn man zu wenig isst oder friert (oder gar beides). BTDT. Lieber etwas zu viel Essen als zu wenig. Lieber an jeder Kontrolle 20 Minuten Aufenthalt und etwas richtiges essen; langfristig ist das kein Zeitverlust. Ich schaue mir die Strecken genau an und wenn Kontrollen weiter als 80 km auseinanderliegen, gucke ich vorher, wo es dazwischen eine Verpflegungsmöglichkeit gibt.

Wegen der vorgegebenen Durchfahrzeiten der Kontrollen (berechnet aus einer Mindestgeschindigkeit von ca. 15 km/h) wird Dein Plan nicht aufgehen. Bei den meisten Randonneuren kommt die große Müdigkeit zwischen 5 und 6 Uhr morgens. Bis dahin solltest Du einen Zeitpuffer aufbauen können, sodass Du Dich dann 2 Stunden hinlegen kannst. Aber eigentlich ist ein 400er etwas zu kurz für eine richtige Schlafpause; ich finde deswegen 400 km schwieriger als 600 km, wo ich nach halber Strecke 5 Stunden schlafen kann und trotzdem im Zeitlimit bleibe. Den Plan, den ersten 400er mit Abendstart zu machen, halte ich deswegen für mutig.

Grüße
Andreas
 
Hall zusammen,

werde nach der tollen Erfahrung mit dem 300er in Münster wohl dort auch den 400er in Angriff nehmen. Mit Schrecken habe ich festgestellt, das abends gestartet wird. Im Dunkeln bin ich noch nie mehr als 50km gefahren und gehöre leider auch zu den Früh ins Bett Gehern.
Ist es üblich, bei einer solchen Startzeit die Nacht durchzufahren?
Gibt es unter Euch auch Teilnehmer, die ca 2 Stunden fahren und dann bis zum morgen Schlafen und dann den Rest rollen?
Meine Befürchtung ist mit einer solchen Strategie am nächsten Tag komplett alleine zu sein auf weiter Flur...

VG Triti

Einen Abendstart ist beim 400-er sehr üblich. 400-er mit Morgenstart sind hier in der Gegend viel seltener, da musst du schon richtung Frankreich reisen. (DIe einzige Ausnahme ist das 'Rondje Startpunten' im September). Ab 400km fahren vor allem gestandene Randonneure mit die 400-er und 600-er benützen als Training für die Superbrevets. Dann ist das nacht durchfahren sehr wichtig weil man es beim Superbrevet oft auch macht.
Einen 400-er mit Abendstart kannst du eigentlich als 2 200-er sehen. Der erster 200-er ist under unübliche Bedingungen im dunkeln und nachts. Der 2. 200-er ist dann wie ganz gewohnt, tagsüber bei Sonnenschein.
Wichtig ist die gute Planung wie Andreas schon schrieb und eine vernünftige Beleuchtung. Bei Akkulampen ist es wichtig eine Reservelampe dabei zu haben, bei Batterielampen einen 2. Satz Batterien damit du dir halbwegs nicht einen Blindenhund wünscht.
Nach einige Stunden schlafen machen die allerwenigsten. 400-er mit Schlafpausen sind eigentlich nur vernünftig möglich wenn der Start rund 12 Uhr ist.
 
@Triti, lass dich nicht entmutigen.

Der erste 600er, den ich gefahren bin, war ebenfalls mit Abendstart um 21 Uhr. Da waren dann sogar zwei Nächte enthalten. Habe damals aber auch gleich die Vorteile der Nachtfahrt erlebt. Kein Stress mit motorisiertem Verkehr, deutlich weniger Wind als am Tage und in den Sommermonaten für mich, als einer der mit Hitze nicht gut klar kommt, wesentlich angenehmere Temperaturen.

Dazu kommt das, was Andreas passend als "meditative Stimmung" beschreibt. Das kann man schlecht erklären, muss man einfach erleben oder besser "erfahren". Wenn du dann noch in einer gut harmonierenden Gruppe mit Gleichgesinnten unterwegs bist, wird das Brevet zu etwas ganz besonderem.

Ich zitiere aus dem LEL-Bericht 2009 des Randonneurskollegen Roger, der Nachtfahrten treffend beschreibt:

"Ich liebe diese erste Nacht auf dem Rad, beim Langstreckenfahren gibt es kaum was Schöneres, möglicherweise ist das auch der Grund, warum mich die Ultra-Distanzen so in ihren Bann gezogen haben. Klar, die Nacht Nummer zwei oder gar drei und vier können für den ausgelaugten Fahrer zur Hölle werden, aber diese ersten dunklen Stunden, wenn der Körper noch mit randvollen Energiespeichern bereit ist, sein Allerbestes zu geben und die Muskeln mit voller Kraft für einen runden Tritt sorgen, das ist doch genau das, wovon man an langen Winterabenden oder auf harten Trainingsrunden bei Wind und Wetter im Frühjahr träumt.

Ab ein Uhr nachts sind fast nirgendwo auf der Welt Autos unterwegs, die Straßen gehören uns, in England kann man dann sogar ohne Gefahr rechts fahren. Eine Nachtfahrt entwickelt so ihr eigenes Flair, tagsüber einen Marathon fahren, das können viele, aber diese Nacht gehört nur uns, den Randonneuren.

In einer kompakten Gruppe mit guten Freunden und unterwegs aufgelesenen Gefährten, bei denen man spürt, dass sie ähnlich denken wie wir, ist so eine Radtour durch die Finsternis ein unbeschreibliches Vergnügen.



Also: Trau dich, die Müdigkeit bei diesem 400er wird vermutlich ein viel kleineres Problem sein, als du im Vorfeld annimmst. Bei einem 600er, der morgens startet und bei dem in der folgenden Nacht dann schon etliche Kilometer absolviert sind, sieht das dann allerdings meist anders aus.

Wichtig ist halt eine vernünftige Beleuchtung am Rad. Sinnvollerweise sollte noch eine separate, mobile Lampe mitgeführt werden falls du in der Nacht in der Pampa alleine unterwegs bist und ein Defekt zu beheben ist.
 
Erstmal Danke für die Anrworten!
Entmutigen lasse ich mich so schnell nicht.
Gibt es eine Empfehlung für eine Lampe die mit Batterien funktioniert?
Meine akkubetriebene Lampe hält maximal 6h durch, das ist mir zu risikoreich.

VG
Stephan
 
Hallo Stephan,

die Ixon IQ Premium ist ganz gut. Du wirst aber mindestens zwei Akkusätze brauchen. Daher ist für längere Nachtfahrten Dynamolicht sinnvoll; es ist auch leichter als ein Akkulicht mit zwei Akkusätzen.

Grüße
Andreas
 
Ich war beim 300er leider nicht dabei, hatte es vor gehabt.
Aber an dem Tag wurde meine Küche abgeholt und am MO die neue geliefert, da waren mir die Hände gebunden zumal ich SO Nachtdienst hatte...egal.

Zur Beleuchtung: Ich habe meine Randonneuse mit einem extra Rad mit Nabendynamo ausgestattet- ist fix umgebaut. Lenkerleuchte von Supernova, Son oder Bum und die Nacht ist hell. Und ich fahre gern in der Nacht.

Gruß in die Runde
Manfred
 
Du mußt auch dran denken, wann die erste Kontrolle kommt und dort Kontrollschluß ist. Das dürfte sich wahrscheinlich mit der Taktik nach zwei Stunden den Rest der Nacht verschlafen beißen
 
Hallo Boris,

beim 400er in NL mit Morgenstart war ich gegen Mitternacht dermaßen um, dass ich fünf Stunden geschlafen habe. 80 km vor dem Ziel. Aber es ging nicht anders. Es lag unter anderem daran, dass ich zu wenig gegessen hatte, weil ich zwischen den Kontrollen keine Pausen machen wollte. 100 km mit weniger als 30 Sekunden Standzeit hört sich geil an, ist es aber nicht. Jedenfalls nicht, wenn man dann noch 300 vor sich hat. Und dann an der ersten Kontrolle nur einen Schokoriegel und nochmal 110 km oder so bis zur zweiten Kontrolle in Venray. Da habe ich mich noch gut gefühlt. Die Rechnung kam später.

Grüße
Andreas
 
Ich werde die 400 defensiv angehen und schauen dass ich eine Gruppe finde der ich mich anschließen kann. Komischerweise machen mir die 400 an sich keine Kopfschmerzen, es ist der Respekt vor nachts Rennrad fahren.
 
Wenn es möglich ist, versuche ich es bei einem Abendstart mit einem Mittagsschläfchen. Das hilft den toten Punkt etwas raus zu schieben.
 
... es ist der Respekt vor nachts Rennrad fahren.

Lass mir deine Angst etwas nehmen in dem ich mal die Gegenseite beleuchte. Ich starte ganz bewusst sehr gerne beim 400er in Treuchtlingen da der immer abends startet. Ich liebe diese Atmosphäre in einer Gruppe Randonneure die ganze Nacht durchzufahren. Über lange Zeiten hört man nur das surren gut laufender Rennräder. Mit ihren "LED Schwertern" bahnen sich die wagemutigen Radler ihren Weg durch die Nacht. Es hat keine Autos alles ist ruhig und völlig friedlich. Alles reduziert sich auf die Basis des Kurbelns - Umdrehung für Umdrehung. Wenn man zu der Zeit, wo die Kneipen schliessen müssen, eine Gruppe heimtorkelnder Trinkfreunde überholt ist die Überraschung auf beiden Seiten recht groß. Ich stelle mir dann immer vor was die wohl über uns denken müssen ;)

ALSO: Nachts zu fahren ist ein großartiges Erlebnis und ein erhebendes Gefühl. Es wäre schade wenn du das verschlafen würdest. Mit ausreichend Licht ist es auch nicht gefährlicher als tagsüber. Und wenn du dir Sorgen um die Müdigkeit machst kann man zur Not mit etwas Koffein nachhelfen. Gut verträglich sind z.B. natürliche Guarana Kapseln aus der Apotheke!
 
Die erste durchgefahrene Nacht ist ein besonderes Erlebnis. Mein erstes Mal war beim 400er in Osterdorf 2014. Es war eine stockfinstere Neumondnacht. Bis ca 3 Uhr morgens lief es gut, dann sah ich Tiere über die Straße laufen. Zunächst Maus, Fuchs und anderes einheimische getier. Als dann auch so große graue Tiere aus der afrikanischen Savanne meinen Weg kreuzten und ich immer langsamer wurde, wusste ich sofort, dass die Zeit für ein Nickerchen gekommen war. Ein komfortables Wartehäuschen mit Holzbank und meine Rettungsdecke waren eine Wohltat. Der schönste Moment war, als sich die Baumwipfel wieder gegen die beginnende Morgendämmerung abhoben.
 
Da kommt dieser Zeitpunkt am Abend, an dem die Rollaeden runtergehen, die Lichter in den Haeusern ausgehen und die Voegel verstummen. Alle kommen zur Ruhe, aber wir fahren einfach weiter. Aber auch in Ruhe, denn nachts faehrt man einen anderen Schnitt als am Tag. Es ist, wie schon erwaehnt, ein eher meditatives Fahren. Ich bin meistens solo unterwegs und erreiche dann einen sehr bewussten Zustand. Ich bin selten so Eins mit meinem Rad und meinen Gedanken, wie bei einer Nachtfahrt. Es ist ein mentaler Ausnahmezustand, aber es ist wunderschoen! Natuerlich koennte ich auch daheim auf dem Sofa liegen und von dort ins Bett gehen, aber nicht in dieser Nacht! Dann, irgendwann, kommt der Zeitpunkt am Morgen, an dem die Voegel wieder anfangen zu zwitschern, die Daemmerung einsetzt, die Rollaeden wieder hochgehen und die Menschen aus ihren Haeusern kommen. Und wir fahren immernoch...
 
Thorwine bringt es auf den Punkt. Die Nacht auf dem Rad zu verbringen ist wirklich ein besonderes Erlebnis - auch ich bin selten so zufrieden wie nachts auf meinem Fahrrad.
 
Bin letztes Jahr einen 24 Stunden Marathon gefahren. Das erste Mal die ganze Nacht durch. Da hatte ich ähnliche Erlebnisse wie oben beschrieben. Nachts fährt es sich ruhiger. Wir hatten teilweise Nebel und Nieselregen, aber das empfand ich nicht als unangenehm. Fuhr eh wie in einem Tunnel. Und wenn man müde wird, hockt oder legt man sich einfach irgendwo hin. Bei mir war es eine Brücke im Nieselregen. Nach ca. 20 Minuten Nickerchen konnte ich wieder weiter. Besser als vom Rad zu fallen. Hätte vorher nie gedacht das ich da schlafen könnte. Aber wenn man müde ist geht alles.
 

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