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Besser dicke Reifen montieren (auch am Renner)?

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Re: Besser dicke Reifen montieren (auch am Renner)?
Hilfreichster Beitrag geschrieben von zaunk

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Dann mal los.
 
Hilfreichster Beitrag geschrieben von zaunk

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Scheint ein emotionsgeladenes Thema zu sein (ganz ab und zu mal lese ich auch Threads außerhalb dieses Eckchens ;)). Bei mit konnten damals in den 80ern die Reifen kaum schmal genug sein - aber was der Jan Heine da so schreibt, kommt mir nachvollziehbar vor. Mein guter Vorsatz für 2014 (der dürfte immerhin umzusetzen sein): Allmählich auf zumindest etwas dickere Reifen wechseln.
 
Zuletzt bearbeitet:
Interessant und soweit eigentlich bekannt. Die Frage ist für uns Nicht-Profis aber wohl eher, welche Reifenbreite noch problemlos in den Rahmen und durch die Bremsen passt - und, wie gut wir die wenig rennmäßige Optik ertragen können und wollen.

Gewicht

Das Gewicht ist eigentlich kein soo großes Argument gegen breitere Reifen am Rennrad, wenn man nur die richtigen nimmt. Der von Panaracer für Rivendell hergestellte "Jack Brown green label" wiegt in 33 mm Breite unter 300 g, der Grand Bois Cyprès kaum mehr; beide sind im Grunde genommen frisierte Paselas, was man auch deutlich sieht. Einen faltbaren Pasela Tourguard 32 mm habe ich gerade mit 350 g gewogen, einen faltbaren Schwalbe Kojak 35 mm mit 330 g.
Cyprès, Pasela und Kojak rollen, wie sau, den Jack Brown bekommt man in D ja leider nicht. Der Kojak ist aber bei Nässe fürchterlich schlecht und kommt sehr schnell ins Rutschen.

Veloflex Corsa 23 mm wiegen um die 190 g, 25 mm habe ich gerade mit 205 g gewogen (und ganz unabhängig vom Artikel vor einigen Tagen bestellt). Conti Grand Prix 24 mm habe ich mit 240 g in Erinnerung.

Latexschläuche von Michelin wiegen in rennradtypischen Größen um die 70 g, hauchdünne Butylschläuche von Conti unter 60 g, beide füllen auch 35er Reifen noch problemlos aus und halten.

Bleibt also ein Nachteil von durchschnittlich etwa 100 g pro Rad, was außen am Umfang natürlich grausam ist, in Wirklichkeit aber gar nicht sooo sehr auffällt.
Etwa 40 g davon kann man zumindest am Vorderrad durch dünnere Speichen mit 1,5 mm Mittelteil und Alunippel einsparen, weitere 15-20 g durch Glasfilamentband, drei Lagen Tesa oder Veloplugs statt normalem Textilfelgenband.
Bleibt also bei vernünftig gebauten Rädern ein Nachteil von ca. 50 g pro Rad gegenüber Allerweltsrädern mit 23er Reifen.

Wenn man die Sache vernünftig zu Ende denkt, wäre der völlige Verzicht auf Schläuche die logische Folge. Dieser Weg ist längst in der Realität angekommen und überzeugt beim MTB auch als simple Bastelarbeit, verlangt beim Rennrad wegen des nötigen Reifendrucks aber eigentlich nach speziellen Felgen.
Spezielles Felgenband mit Ventil oder ein zerschnittener, etwas zu kleiner Schlauch für Ghetto-Tubeless und die nötige Dichtmilch wiegen etwa so viel, wie ein Schlauch, aber echte Tubeless-Systeme kommen ohne sowas aus und sparen mit den richtigen Felgen auch gleich das Felgenband, weil das Felgenbett sowieso keine Löcher mehr hat. Macht also letztendlich einen Vorteil von etwa 10 g pro Rad gegenüber klassischen Systemen mit 23er Reifen, wenn man das System wirklich ausreizen würde. Plus weniger Rollwiderstand, weil Schläuche ja völlig fehlen.
Das "Problem" dabei ist, dass breitere Reifen eigentlich auch breitere Felgen brauchen, um ihre Vorteile ausspielen zu können.
35er Reifen auf richtig schmalen Rennfelgen fahren sich vor allem bei etwas niedrigerem Luftdruck seltsam und schlagen dann auch schneller durch, außerdem erreichen sie ihre angegebene Breite gar nicht. Nachgemessen: Pasela 32 mm auf T217 ist tatsächlich 32 mm breit, auf Reflex aber nur 29.
Eine sinnvoll gemachte, 2-3 mm breitere Felge legt etwa 50-70 g drauf, damit wären wir dann mit Schläuchen wieder bei den ursprünglichen 100 g Mehrgewicht.
American Classic und Hutchinson gehen bei ihren Tubeless-Sachen übrigens den Weg mit etwas breiteren Rennreifen auf etwas breiteren Tubeless-Felgen und bleiben ohne Schläuche gerade so eben noch etwas leichter, als klassische Systeme. Ob sie wirklich leichter rollen, ist noch nicht seriös getestet worden, soweit ich weiß.


Aerodynamik

Mal ganz ehrlich: Der Luftwiderstand eines Fahrrads samt Fahrer darauf ist eine komplette Vollkatastrophe und schlechter kaum vorstellbar, da schaden ein paar Millimeter Reifenbreite ganz sicher nicht in einem für Hobbyradler spürbaren Ausmaß.
Fast alle Windkanaltests mit Fahrrädern haben außerdem den großen Fehler, dass sich die Räder dabei nicht drehen und der Fahrer nicht tritt - beides macht in Wahrheit aber einen deutlichen Teil des Luftwiderstands aus. Ich möchte jetzt mal mutmaßen, dass ein breiterer Reifen zwar mehr Luftwiderstand erzeugt, aber auch einen größeren Abschnitt der windigen Speichen vor dem Fahrtwind verstecken kann und am Ende vielleicht überhaupt kein messbarer Nachteil ist; jedenfalls aber im Gesamtsystem mit zappelndem Fahrer ein noch geringerer, als im Artikel errechnet wird.
Aerodynamik spielt ihre Vorteile erst bei vergleichsweise hohen Geschwindigkeiten aus; vor einigen Jahren gab es in der "Tour" mal einen wirklich sinnvollen Fahr(!)test mit Leistungsmessung dazu, der bestätigte, was Smolik noch einige Jahre früher einfach behauptet hatte, Walser vermutlich blind unterschreiben würde und Radplan Delta akribisch nachgerechnet hat: Bis 25 km/h zählt leichter Lauf, ab 40 km/h zählt ausgefeilte Aerodynamik.


Rollwiderstand

Hier wäre eine echte, groß angelegte Vergleichsmessung unter Laborbedingungen mal interessant!
Mal ganz abgesehen davon, dass es in schmalen wie breiten Formaten sehr schlechte und sehr gute Reifen gibt, zwischen denen schon bei gleicher Breite Welten liegen, die auch ein Hobbyfahrer bemerkt.
Der breitere Reifen rollt natürlich bei gleichem Luftdruck leichter, als der schmale und bei etwas weniger Luftdruck zumindest noch nicht schlechter - aber ehrlich gesagt kann ich bei 35er Reifen gern auf das 7-Bar-Rumpelfeeling eines Rennrads verzichten, denn dafür haben ich sie ja gerade. Nämlich für entspannte Touren auf schlechten und richtig schlechten Straßen mit sehr viel weniger Druck.

Und da komme ich auch zu meinem persönlichen Fazit:
Es macht großen Spaß, ein Rad mit etwas aufrechterer Sitzposition mit 35er Reifen energisch um enge Stadtkurven zu wuchten und die dabei mögliche Geschwindigkeit ist beeindruckend; am Rennrad vermisse ich das aber nicht und fahre damit auch ganz anders.
Es ist eine feine Sache, mit breiten Reifen zu "touren" und dabei auch mal durch Wälder und Felder zu fahren, wenn mir danach ist. Mit Rennradtraining hat das aber wenig zu tun.
Für mich gehören Breiten bis 25 mm zu Rennrädern, bis ca. 32 mm zu längeren Touren und darüber zu Spaß auf kurzen Strecken.
 
Katze hatte ein Freund von mir mal, auf einer rasenden Abfahrt. Die hat ihn vom Straßenrand aus genau gemustert und ist dann trotzdem losgerannt - Katze tot (mit Sicherheit, aber er hat sie nicht gefunden), Fahrer krankenhausreif, Fahrrad größtenteils im Eimer.
 
Kürzlich hörte ich, dass Kowalit auch ein DDR-Produkt war (nicht tschechisch oder so, wie ich vermutete). Waren die nicht zu bekommen?

Aus Kowalit ist durch Zusammenlegung später Pneumant geworden, ich bin jetzt zu faul das rauszusuchen. (bin die Eroica aber 2mal auf Kowalit gefahren)

Cu Danni
 
Für zwei Rahmen stellt sich nicht die Frage, ob 23, 25 oder 28. Da passt in den Hinterbau max 21 rein! :rolleyes:
 
Bin dieses Jahr notgedrungen auf 25mm unterwegs gewesen - Kenda in weiß- passend zum weißen Rennsattel und Lenkerband.
Hat gerade so in den Hinterbau gepaßt. Das Gewicht hab ich in der Tat gemerkt, geaue Daten sind mir dabei weniger wichtig,
mehr das eigene Empfinden. Da ich im Training auch schon mal rustikal unterwegs bin, war der Fahrkomfort immer gewährleistet.
Hatte damit letztes Jahr auch nur selten plattgefahren.

Dieses Jahr werde ich aber bestimmt auf 23 mm wieder zurückkommen. Für schnelles Fortkommen auf dem Rennrad optimal.
 
Waren das die angeblichen Wunderpellen aus Neerkant?
 
Icke fahr 18er Contis weil man den Bremsbelagverschleiss kontrollieren kann ohne den Kopp zur Seite nehmen zu müssen :D Reifen gleich Felge :daumen:
Außerdem sieht's sexy aus und hat auf der letzten 200er Runde wiedermal keinerlei Probleme gemacht. 8,5 bar waren genug wobei die Strassen vorbildlich sauber waren.

P1040360.JPG


PC290351.JPG


Grüßle.Micha
 
Kürzlich hörte ich, dass Kowalit auch ein DDR-Produkt war (nicht tschechisch oder so, wie ich vermutete). Waren die nicht zu bekommen?

Aus Kowalit ist durch Zusammenlegung später Pneumant geworden, ich bin jetzt zu faul das rauszusuchen. (bin die Eroica aber 2mal auf Kowalit gefahren)

Cu Danni

Hier ist alles gut zusammengefasst. Pneumant war ein Warenzeichenverband, der u.a. auch anfangs die gut eingeführte Marke Kowalit umfasste. Es gibt Reifen, auf denen beide Markenbegriffe zusammen zu finden sind. Deshalb auch: "Kowalit - der Schlauchreifen von Pneumant"
Anfang der 1950er Jahre waren Reifen in der DDR absolute Mangelware, da bis dato nicht im Land hergestellt. Täve Schur berichtet in seiner Autobiographie, dass er zum Anfang seiner Karriere abhängig vom Wechselkurs auch schon 'mal 120 Ostmark für einen Schlauchreifen West hätte hinblättern müssen. Wegen dieses Mangels gab es die Bestrebung, eine eigene Fertigung in Waltershausen auf die Beine zu stellen. Waltershausen deshalb, weil man hier auf die Infrastruktur der ehemaligen Thüringer Schlauchweberei und Gummiwerk AG ( > TSG, Markenname verwendet vor Kowalit) zurückgreifen konnte.
Kowalit-Schlauchreifen finden sich ziemlich bald nach deren Erscheinen im Markt auch bei westlichen Anbietern, z.B. Hübner und Koch 1959. Ob durch diesen Export wieder der mangel im eigenen Land erzeugt wurde ist eine berechtigte Frage. Ich weiß es nicht.
 
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