¡Hola!
Da will ich mich mit einer kleinen Tourenbeschreibung mal wieder zurück melden.
Diese Jahr verbrachte die Boom'sche Kleinfamilie ihren Jahresurlaub auf
Teneriffa, Heimat des
Teide. Vorgabe des Familiengerichtes war: „Das Rad bleibt in Berlin! Aber Du kannst dir dort eins ausleihen und eine, na gut, zwei Touren machen.“
Reserviert habe ich dann übers Netz ein nigelnagelneues Scott Irgendwascarbon in modischem Weiß bei Diga Sport. Leider gefiel das Ding anderen auch ziemlich gut, so daß die den Laden ausräumten und sechs von den Teilen mitgenommen haben. Natürlich ließ sich auf die Schnelle kein adäquates Rad in Größe 56 auftreiben, so dass ich ein ziemlich hässliches „Argento“ in Rot bekam. Mit Dreifachkurbel! Und völlig unergonomischen Ritchey-Komponenten. Aber das sollte meine Vorfreude nicht trüben.
Die ganze Zeit hatten wir auf der Ostseite der Insel immer ziemlichen Wind bis Sturm. „Muy Viento“, wie der Besitzer unserer kleinen Finca täglich meinte. In der Nacht vor der beschriebenen Tour fauchte der Wind auch ganz kräftig. Von Nordosten. Also 20 Km wellig mit Rückenwind auf dem Hinweg, aber Gegensturm auf dem Rückweg, da der Wind zum Mittag hin immer auffrischte.
06:30, Scheiße Wind. Als ich 'ne Stunde später auf dem Rad saß, der Wind war weg! Das erste Mal standen die Windräder an der Küste still. Unglaublich! Also Teide, ich komme!
Von Arico bis Granadilla geht’s die ganze Zeit ein wenig wellig in kleinen Schlängelkurven oberhalb der Küste auf der TF 28 lang (Eigentlich kann man auf diesem schicken Sträßchen die ganze Insel umrunden.). Ab Granadilla geht’s dann (eigentlich) nur noch bergauf. Von 500 auf 2350 Höhenmeter in 43 Kilometern. Na denne.
Erste Pause, erster Café Cortado mit Gebäck sowie Getränkekauf in Vilaflor in ca. 1450 Meter Höhe. Dann geht’s in 11 Km auf 2170 Meter hoch zum El Retamar. Der gleichmäßige Anstieg war dahin, aber der Asphalt klasse. Leider ist bei den 2170 Hm erstmal Schluß und man fährt wieder auf 2000 Hm in die
Boca del Tauce. Das ist dann ein vollkommen bizarres Erlebnis, man fährt in dünner Lycrapelle durch eine Hochebene die komplett aus schwarzer Lava in den wildesten Formen besteht. Fühlt sich ungefähr so an, als ob man im Pyjama auf dem Mond spazieren geht. Und so sieht's da auch aus. Jetzt geht’s wellig und mit Gegenwind (Hä? War da nicht was?) in Richtung
Teleféricostation am Teide. Jetzt machen sich die dünne Luft, der Bauch und vor allem das nackenmuskulaturbedingte Trainingspensum von unglaublichen 90 Kilometern in den letzten fünf Wochen zusehend mehr bemerkbar. (Achso, das kleine Kettenblatt habe ich schon vorher genutzt). Die letzten Höhenmeter über den Parkplatz, vorbei an übergewichtigen und krebsroten (Wieso hat denen noch keiner gesagt, dass es Sonnenschutzmittel gibt?) Briten, Jack Wolfskin bekleideten Deutschen und applaudierenden Spaniern zur Seilbahnstation auf 2350 Hm. Hier hört der Asphalt auf. Frei nach dem „der Berg ist da zu Ende wo der Asphalt aufhört“ noch ein Photo machen lassen und wieder zurück.
Nach den obligatorischen 170 Höhenmetern zum El Retamar kommt dann eine supergeile Abfahrt nach Vilaflor. Neuer Asphalt, eine ausreichend breite Straße und kaum Verkehr. Das alles garniert mit feinsten Kurven und Serpentinen, geil! In Vilaflor dann noch einen Cortado (auch zu empfehlen: Leche i Leche, ist mit gezuckerter Kondensmilch) und dann weiter bergab nach Granadilla. Hier machte sich schon ein leichtes Rütteln am Vorderrad bemerkbar, welches sich dann in Granadilla als veritabler Sturm von vorn erwies und meinen Puddingbeinen nicht wirklich guttat. Die kurvige Straße mit dem Wind waren dann auch fahrtechnisch nicht mehr wirklich lustig.
Wenn man dann aber zu Hause ist, zählt dann nur noch: „ich war oben!“ und ein beseeltes Grinsen macht sich im Gesicht breit. Wartet dann noch eine, am vorigen Abend zubereitete Fischsuppe und eine Schüssel Safranreis auf einen, dann ist das Glück perfekt.
Fazit: 128 Km mit 2800 Hm. Teneriffa ist geil (wenn man in Los Christianos und Los Americas vergisst). Berge. Gute Straßen. Wenig Verkehr (im Südosten „oben“). Keine Scherben. Frischer Fisch für wenig Geld (lokale Brassenarten fangfrisch für 6-7 €). Hochprofillaufräder empfehlen sich nicht. Kompakt – mal drüber Nachdenken.
Iberia, lieber nicht mehr.
¡Muchas Gracias y hasta luego!