Ich sehe das wie Bremen1971. Die PECH-Geschichte kann schädlich sein, je nachdem, wie die Verletzung ist und was ich damit vorhabe. PECH dient der Unterdrückung der Entzündungsreaktion. Wenn ihr euch mal die korrekte medizinische Definition der Vokabel "Entzündung" anschaut, merkt ihr, dass sie etwas erwünschtes ist. Entzündung ist die Reaktion des Körpers auf schädliche Einflüsse (hier Verletzung) und ist im Prinzip ein Synonym für Heilung - chronische, frustrane, entgleiste Entzündungen mal ausgenommen, aber die kommen hier nicht vor. Entzündung hat im wesentlichen zwei Phasen, zuerst die Zerstörung des kaputten Gewebes, dann die Reparatur. Die erste Phase geht mit Schwellung und Schmerz einher, ist aber zwingend nötig. Ohne vorherigen Abbau der kaputten Bereiche kann keine Heilung ablaufen.
Insofern halte ich es persönlich so, dass ich keine entzündungshemenden Maßnahmen unternehme. Kein PECH und keine entzündungshemmenden Medikamente. Letztere schädigen bei längerer Einnahme das Gewebe nachhaltig, d.h. aufgrund der gestörten Entzündungsreaktion heilt es unzureichend und ist dann längerfristig anfälliger für neue Verletzungen. Ich will dem Körper nicht bei der Heilung dazwischenpfuschen.
Um die Heilung zu fördern sind alle Maßnahmen geeignet, die den Abtransport der Flüssigkeit im betroffenen Gewebe unterstützen. Manuelle Therapien, z.B. Lymphdrainagen, sind gut, aber vor allem hilft angemessene Bewegung. Der Mensch ist nicht für Ruhigstellung gemacht, auch nicht der verletzte Mensch. Die Venen und Lymphgefäße transportieren ihren Inhalt durch die sogenannte Muskelpumpe, d.h. Muskelkontraktion presst quasi das Gewebe aus und die Flüssigkeit wird nach oben, zum Herzen hin, transportiert. Selbstverständlich muss man bei Sachen wie Bänderrissen abwägen, wieviel Bewegung ohne weitere Schädigung möglich ist. Im Leistungssport wird oft auch durch eventuelle Schmerzen durchtrainiert, was ich dem Amateur aus Gründen det Vorsicht nicht empfehlen würde. Als allgemeine Faustregel kann man annehmen, das alles, was schmerzfrei möglich ist, auch gut ist. Und davon soviel wie möglich.
Ich würde nur Bewegungen vermeiden, die hohe Spannungsspitzen erzeugen, z.B. laufen, springen, etc., also schnelle oder plötzliche Kontraktionen.
Ich hab mir mal beide langen Bizepssehnen teilgerissen (nicht gleichzeitig). Nachdem die erste Phase der Entzündungsreaktion abgelaufen ist, ca. 3 Wochen, hab ich sofort mit täglichem Krafttraining angefangen. Erst leicht und langsam, dann aber so schnell gesteigert wie möglich, bis hin zu Klimmzügen mit Zusatzgewichten. Nach 2-3 Monaten war ich stärker und besser als vorher, komplett symptomfrei, und konnte auch Schnell- und Maximalkrafttraining tolerieren. Die Verletzung hat man im MRT und Ultraschall noch gut gesehen, aber das macht ja nix. Mein Unfallchirurg wollte zunächst eine Sehne operieren, die echt fast ab war, und hat mir eine ungünstige Prognose gegeben. Er war ein echter altmodischer PECH Typ und hat mir komplette Ruhigstellung und 6 Monate Sportverbot empfohlen.
Das war jetzt nur ne Anekdote zur Illustration, keine allgemeine Empfehlung. Vorsicht ist besser als Nachsicht und die Mutter der Porzellankiste und so