Tolles Ding. Ich muss mal gucken, ob ich dafür Zeit freischaufeln kann. Vielleicht als Herbsttour Mitte Oktober oder so.
Das habe ich 2013 geschrieben. Und immer wollte ich das Ding fahren, aber nie getraut. Das fährt man nicht so "nebenbei", wie einen normalen 600er. Der Startort ist für mich weit weg, daher brauche ich Urlaub für die An/Abreise. Ein Randonneur erzählte, er sei 500km mit dem Auto da hin gefahren und dann das Brevet. DNF. Also einen Tag für die Anreise geplant, Übernachtung im Hotel, beim Chinesen Abendessen. Schön ist, dass man die Startzeit frei wählen kann. 9 Uhr finde ich prima, man kann ausschlafen und schön frühstücken. So stand ich dann maximal ausgeruht am Martinstor am Start und fuhr los.
Während ich 6 Jahre zauderte, haben andere Randonneure das Brevet gefahren. Ich habe viele Leute interviewt und die ganzen Berichte habe ich auch gelesen. Fazit fürs Rad: ein normales Rennrad taugt nicht, wenn man kein Profi ist. Ich habe deshalb mein MTB genommen. Nur die
Reifen habe ich getauscht, so Speedreifen in 2,2" mit ganz wenig Profil, fast glatt. Damit ist der schlechte Belag des Brevets geebnet. Die 4-Kolbenbremse bremst das Rad mit einem Finger in allen Lebenslagen zuverlässig ab. Und die Übersetzung taugt auch für 20%, wobei ich nur 1x11 habe und ab 30 km/h hat man halt nur noch einen Gang. Aber bergab wollte ich auch nicht treten, nur rollen lassen, um Körner für den nächsten Anstieg zu sparen. Und die 34/46 habe ich tatsächlich gebraucht, schieben musste ich nirgendwo.
Fazit für die Strategie: Ganz locker anfangen, nach 100km Pizza essen und die 3 Liter im Trinkrucksack auffüllen + 1 Liter in der Trinkflasche. So wollte ich die 200km in der Schweiz überstehen, ohne etwas kaufen zu müssen. Die haben dort kein richtiges Geld. Das hat auch geklappt.
Geklappt hat auch das Wetter. 20-30°C Sonne satt, Nachts ein Vollmond wie aus dem Bilderbuch. Um Mitternacht war ich oben auf dem Chasseral, mega.
Bei aller Planung, zu viel sollte man nicht planen, sondern einfach machen. Hätte ich 2013 schon machen sollen. Mein Plan war, bis 19 Uhr im Hotel zu sein, was im Nachhinein völliger Blödsinn war, denn ich war erst um 00:30 dort. Da war niemand mehr. Zum Glück konnte man am Automaten ein Zimmer ziehen. Auf der Anreise habe ich im Bus meine Brille verloren. Man kann auch ohne fahren. In Frankreich wollte ich Nudeln essen. Ich fand aber keine und Fritten 8€ auf irgend so einem Ballon fand ich aufgeblasen. Stattdessen habe ich Chips aus einem Supermarkt gefuttert und so eklige Hafer-Riegel, von denen ich 2 Kilo mitgeschleppt habe. Zwischendurch war ich so leer, dass ich mir diese Riegel regelrecht reingewürgt habe, Hauptsache Energie. Die Getränkeversorgung war allerdings Luxus. An jeder Ecke gibt es da so Brunnen. Da steht zwar überall "No portable", aber ich kann kein französich. Es schmeckte alles nach Wasser, also alles gut.
Der schwerste Teil des Brevets waren die letzten 60 flachen Kilometer. Mein A...h war so wund wie sonstwas, ich konnte einfach nicht mehr sitzen. Ich glaube, ich bin 50km im Wiegetritt gefahren. An den Ballons ist das ja nicht verkehrt, aber im Flachen nicht effektiv. Außerdem fehlte hier nach einer Zeit der Anstrengung die Erholung in Form einer rasanten Abfahrt. Die sind bei diesem Brevet richtig toll, leider waren sie immer so schnell zu Ende.
Die grandiose Landschaft und die viele Abwechslung Bergfahrt/Talfahrt machen dieses Brevet recht kurzweilig. Mir fiel es nicht so schwer, wie so manches Flachlandbrevet, bei dem in öder Landschaft nur km gekurbelt werden. Hinzu kommt, dass es gefühlt keine Ampeln oder Radwege gab. Autos auch recht wenige. Das war fast wie MTB fahren im Wald.
Ein großes Lob an die Veranstalter, dieses Brevet ist eines der ganz großen "Monumente" des Radsports!