Ich verstehe hier die Argumentationslinien nicht so recht. Die einen sagen, es gibt keine rechtliche Grundlage, die Entscheidung kann also nur Willkür sein. Die anderen sagen, sind eh alles Betrüger und Astana ist nicht schlechter als die anderen.
Bin ich der einzige, den die Nachricht gestern gefreut hat?
Also zum Thema Willkür: Die UCI hat bei Vergabe der Lizenz ausdrücklich gesagt, dass sie die Ergebnisse der Italiener bei den Padua Ermittlungen nicht berücksichtigen konnten, da die ersten Veröffentlichungen dazu in der Woche der Vergabe auftauchten, und zwar als Zeitungsartikel. Die UCI klang damals zwischen den Zeilen schon nach: Hätten wir gerne gemacht, konnten wir leider nicht. U.a. deshalb aber wurde die Lizenz auf Bewährung erteilt. Nun hat man Einsicht in Teile der Ermittlungsakten erhalten, wodurch sich anscheinend eine neue Sachlage ergeben hat.
Des weiteren musste sich Astana im Januar einem Audit zu seiner Anti-Doping Politik unterziehen und hat das getan. Die UCI hat also, ähnlich wie bei einem Unternehmen, bestimmte Standards eingefordert und überprüft. Konkret wird Astana sich zu der Frage zu äußern gehabt haben müssen, warum es trotz der erklärten strikten Anti-Doping Politik zu fünf vom Team nicht vorher entdeckten Dopingfällen kommen konnte und was getan wurde, um so etwas zu verhindern (nicht im Sinne von "nicht Erwischen lassen" sondern von "selbst Erwischen und Melden, bevor es die WADA tut"). An dieser Stelle ist das Team anscheinend in Erklärungsnot geraten.
Erinnert mich an chinesische Carbonrahmenhersteller (nicht alle, aber manche), die auch von "strikten Qualitätsprüfungen" reden. Würde da mal gerne wissen, welche Methoden und Maßnahmen da dann konkret dahinterstecken.
Ohne das abschließend beurteilen zu können, da die Informationen noch nicht veröffentlicht wurden, kann man sagen, dass hier nicht zwingend reine Willkür vorliegen muss. Ich halte das sogar für sehr unwahrscheinlich, da Cookson ja das Problem hat, dass der Präsident des russischen Radsportverbandes Igor Makarov, der wiederum auch mit dem Kasachischen Verband verbandelt ist, einer seiner Förderer in seiner Kandidatur für das Amt war (Quelle dazu fehlt mir gerade, habe mal einen Artikel dazu gelesen, muss ich suchen). Wenn Cookson also das Team Astana über die Klinge springen lässt, dann kann er das nur mit Hilfe harter Fakten tun. Auch, um ein Debakel wie das mit der Katusha Lizenz 2012 zu vermeiden.
Auch finde ich es unfair, zu behaupten, alle Teams seien wie Astana. Zugegebenermaßen habe ich null Vertrauen beispielsweise in das Tinkoff Team. Die Herren Rijs, Yates, Aldag, Stephens, White usw. mag ich auch nicht mehr im Radsport sehen. Contador ist für mich ein Wiederholungstäter, der genauso wie Armstrong nicht mal mehr Granfondos fahren dürfen sollte. Aber das ist doch kein Argument dagegen, dass man irgendwo anfangen muss. Und bevorzugt fängt man mit dem Hausputz im dreckigsten Zimmer an (und von oben nach unten).
Die Urteilsbegründung für Clenbutadors Sperre ist leider wenig bekannt, beinhaltete aber, dass Weichmacher in den Blutproben von Astana Fahrern gefunden wurden, die Eigenblutdoping nicht beweisen können, aber nahelegen. Wer trauert diesem Team nach? Den entsprechenden Post von
@Liebertson müsste man eigentlich überall oben anpinnen:
http://www.rennrad-news.de/forum/threads/und-der-nächste.114783/page-35#post-3242069
Man kann im Übrigen auch dann für einen Anti-Doping Kampf sein, wenn man weiß, dass man nie alle kriegen wird. Ich schließe mein Rad in der Arbeit mit zwei dicken Schlössern ab. Ich weiß auch, dass das keine absolute Sicherheit bringt. Die beiden Alternativen: a.) Rad gar nicht abschließen, b.) mit dem Auto fahren, finde ich aber beide noch viel bescheuerter.