Rex Felice
Aktives Mitglied
Version 0.1, Stand 10.4.2007
0.) Anmerkungen: 2005 stand bei mir der Kauf eines neuen Rennrades an. Ich hatte mich bis dahin nicht en détail mit Rennradtechnik auseinandergesetzt. Die klassische Übersetzung kannte ich aus der Praxis, ebenso hatte ich bereits mehrfach Dreifach-Garnituren gesehen. Im Zuge der Recherchen in diesem Forum bin ich mehrfach über den Ausdruck "Kompakt" gestolpert und brauchte einige Zeit, zu verstehen was es damit auf sich hat. Ich habe mich dann nach der Lektüre diverser Threads und ausführlicher Fütterung der verschiedenen Ritzelrechner für eine Kompaktkurbel mit 50-34 und 12-25 entschieden. Nach 2500 km bin ich dann zum Schluss gekommen, dass das doch nicht das Wahre war und ich habe mich anschliessend ausführlich mit der Thematik der verschiedenen Übersetzungen beschäftigt.
Eine brauchbare Auflistung der Vor- und Nachteile sowie Eigenheiten und Einsatzspektren der verschiedenen Antriebsarten habe ich hier im Forum nicht gefunden, der User muss sich durch eine Vielzahl von Postings durchlesen, die Fakten mühsam zusammensuchen, abstrahieren, filtern und komprimieren. (Die Problematik, dass keine Anleitungen und Zusammenfassungen existieren, teilt dieses Forum jedoch mit der grossen Mehrheit aller Foren). Deshalb habe ich mich entschieden, eine kleine Zusammenfassung zu schreiben, um diesem Missstand wenigstens etwas abzuhelfen.
0.1) Ziel/Absicht:
- Auflisten der Vor- und Nachteile der jeweiligen Übersetzungsvarianten
- Gegenüberstellung der verschiedenen Möglichkeiten
- Diskussionsbasis
- Entscheidungshilfe für den Kaufinserenten
0.2) Bilder, Links und Darstellungen Ritzelrechner:
Da es zuviele Bilder, Darstellungen resp. Links zum Ritzelrechner erfordern würde um alle angesprochenen Übersetzungen darzustellen, habe ich darauf verzichtet. Der Leser wird aufgefordert, die Ritzelrechner selbst zu füttern
1.) Klassisch, Dreifach, Triple, Kompaktkurbel, Compact Drive - WTF?:
1.1) Klassisch:
"Klassisch" bezeichnet eine Kettenschaltung mit zwei Kettenblättern. Mögliche Varianten (Shimano Dura Ace): 53-42, 52-39, 53-39, 50-39, 54-42, 55-42, 56-44 etc. Lochkreis LK130 bei Shimano resp. LK135 bei Campagnolo. (Früher gab es noch andere Lochkreise, diese sind jedoch heute nicht mehr verbreitet, sodass ich nicht darauf eingehe). Spöttisch wird die klassische Kurbel auch als Heldenkurbel bezeichnet, weil wahre Helden nur damit fahren.
Vorteile:
- deckt weiten Geschwindigkeitsbereich ab
- harmonischer Blattwechsel bei ca. 30 - 35 km/h
- gut schaltbar, hohe Schaltqualität, da Zähnedifferenz mit maximal 14 Zähnen relativ gering
- wenig Kettenschräglauf
- bei 10-fach total 16 Gänge "erlaubt", fahrbar je nach Kassette 18 bis 20 Gänge
- geringer Q-Faktor
Nachteile:
- konzipiert für Profi und Amateur, kleines Kettenblatt (39er resp. 42er) für Bergfahrten, grosses Kettenblatt (52er, 53er etc.) für's Flache und Abfahrten. Dem Hobby- und Laienfahrer fehlt jedoch die Kraft, was dazu führt, dass das 39er für's Flache genutzt werden muss. Für die Berge fehlen dann die leichten Gänge resp. die Kassette muss grob gestuft werden, damit genug leichte Gänge zur Verfügung stehen. Das führt dazu, dass fürs Flache die Abstufung nicht fein genug ist
- offizielle Ritzelpakete haben 27er (Shimano) resp. 29er (Campagnolo) als grösstes Ritzel. Darüber muss gebastelt und u.U. MTB-Ritzel verwendet werden.
- Schaltperformance kann bei grossen Ritzel >27 Zähne leiden und ggf. MTB-Schaltwerk notwenig machen
- Für Hobby- und Laienfahrer generell zuviele strenge und zuwenig leichte Gänge
- Mit 11er Ritzel mit 52er oder 53er strenger Gang für starke Fahrer möglich, dafür fehlt die Anpassungsmöglichkeit mit leichten Gängen für schwächere Fahrer
- eher grosse Ritzel, vorallem bei Bergkassetten mit 29er Ritzel, optisch nicht sehr populär
- Kompromiss zwischen Entfaltung und feiner Abstufung
- Kompromiss zwischen strengen und leichten Gängen, bei Bergkassetten wie 13-26 oder 13-29 muss auf das 12er Ritzel verzichtet werden
- um alle Anwendungsbereiche (Flachland, Berge etc.) abzudecken meist mehrere Ritzelpakete/LRS nötig
Anwendungsbereich:
Für Amateure, Profis und allgemein starke Fahrer sowie fürs Flache sehr gut geeignet. Im Bergigen Gebiet für Hobby- und Laienfahrer eher weniger geeignet.
1.2) Dreifach/Triple:
Dreifach-Garnituren sind eigentlich Heldenkurbeln , ergänzt um ein drittes, kleines Kettenblatt, liebevoll Rettungsring, Granny-Ritzel und dergleichen genannt. Ihre Fahrer werden häufig als Weicheier, Warmduscher oder Luschen bezeichnet, da diese Schwächlinge den Rettungring benötigen. Dreifach-Garnituren haben Abstufungen wie 52-39-30 (Shimano ab 2006), 50-40-30 (Campagnolo bis 2006), 52-42-30 (Shimano alt, Campagnolo ab 2006) etc. Leider werden die Vorteile der Dreifachkurbel häufig nicht verstanden. So existiert die Meinung, dreifach böte per se leichtere Gänge als z.B. Klassisch oder Kompakt. Dabei bieten z.B. 30-23 bei dreifach, 34-25 bei kompakt und 39-29 bei klassisch vergleichbare Gänge. Weiterhin existiert die Meinung, die Überschneidungen bei dreifach wären ein Nachteil, was so pauschal nicht ganz richtig ist.
Vorteile:
- bietet als einzige Kurbelgarnitur grosse Entfaltung UND feine Abstufung UND Überlappungen
- das 39er Kettenblatt wird zum Kettenblatt für's Flache, daher kann die Kassette eng gestuft werden - z.B. 12-23 - wenn 39-23 zu streng sind, steht immer noch das 30er Kettenblatt zur Verfügung, 30-23 entspricht ca. 39-29 von klassisch mit Bergkassette.
- viele Kassetten, auch eng gestufte möglich und sinnvoll fahrbar
- harmonische Blattwechsel durch geringe Zähnedifferenzen
Nachteile
- weniger gut schaltbar als 2-fach, etwas schlechtere Schaltpräzision
- Schaltung muss präziser eingestellt werden als bei 2-fach
- schlechter Q-Faktor durch breitere Lager
- im Gegensatz zu 2-fach magere Ausbeute/Effizienz. Von 30 Gängen sind nur 18 "erlaubt"
- geringfügig mehr Schaltarbeit nötig (mit 39er Kettenblatt)
- Ältere Shimano Dreifach-Garnituren und Campagnolo Dreifach-Garnituren ab 2006 boten/bieten als mittleres Kettenblatt ein 42er. Dieses deckt ein noch grösseres Spektrum als das 39er ab, d.h. sehr viel kann auf dem 42er gefahren werden. Da bei Dreifach die Kassette i.d.R. eng abgestuft wird, muss bei Anstiegen häufig auf's kleine Kettenblatt geschaltet werden, weswegen der Dreifachgarnitur der Ruf anhaftet, schaltaufwändig zu sein. Mit dem 39er Kettenblatt ist dieses Problem weitestgehend entschärft und das 30er Kettenblatt wird zum Rettunganker.
- Kettenschräglauf auf kleinstem und grösstem Kettenblatt grösser als bei 2-fach
- Optik, sieht weniger professionell aus
- Gewicht, schwerer durch drittes Kettenblatt
- 2-fach und 3-fach STIs nicht kompatibel
- hoher Aufwand bei Umrüstung von 2-fach auf 3-fach
http://www.rennrad-news.de/forum/showthread.php?t=14021
http://www.rennrad-news.de/forum/showthread.php?t=24509
Anwendungsbereich:
Für alle Fahrer geeignet. Das Rundum-Sorglos-Paket für Fahrer die sich nicht mit Ritzelpaketen, LRS und Schrauberei beschäftigen und immer die passende Übersetzung dabei haben wollen oder im hügeligen/bergigen Gebiet leben
1.3) Kompakt, Compact Drive:
Eine leidige Geschichte...
Kompakt bezeichnet den Lochkreis LK110. War bei den Lochkreisen LK130 und LK135 das 39er Kettenblatt das kleinstmögliche (es gab einzelne Exemplare mit 38 oder gar 37 Zähnen) ermöglicht der LK110 als kleinstes Kettenblatt ein 33er. Damit bietet Kompakt von 33 bis 53 sehr viele Möglichkeiten. Auch wenn bei Kompaktkurbeln Übersetzungen wie 50-34, 50-33, 50-36. 48-34 etc. vorherrschend sind, würde dieser Lochkreis auch die klassischen 39-52/53 ermöglichen
Vorteile:
- bietet die Möglichkeit, die Übersetzung seinen Anforderungen anzupassen
- ermöglicht, das Konzept "1 Kettenblatt = 1 Geschwindigkeitbereich" auf eigene Bedürfnisse anzupassen, 50-36 als "geschrumpfte klassische Kurbel" passt diese den heutigen hohen Trittfrequenzen an
- grosse Flexibilität: 39-52 für's Flachland, für Bergetappen oder Trainingslager auch leichtere Übersetzungen möglich, ohne die Kurbel wechseln zu müssen
- Alternative zur Dreifachgarnitur
- ohne Spezialkassetten, Kassettenbasteleien, MTB-Ritzel und MTB-Schaltwerke bergtaugliche Übersetzungen möglich
- kommt dem Hobby- und Laienfahrer entgegen, auch für schwächere Fahrer geeignet
- guter Q-Faktor
- relativ günstig bei Um-/Aufrüstung von klassischer Kurbel, da vieles weiterverwendet werden kann
- gute Ausbeute/Effizienz bei 10fach total 16 Gänge "erlaubt", fahrbar je nach Kassette bis 19 Gänge
- 50-34 bietet ähnlich grosse Entfaltung wie dreifach
Nachteile
- Blattwechsel bei 50-34 genau im meistgefahrenen Geschwindigkeits-Bereich, daher viel Schaltarbeit nötig oder viel Kettenschräglauf wegen häufigem klein-klein, gross-gross
- das 34er Kettenblatt deckt einen kleineren Geschwindigkeitsbereich ab als 39er, Blattwechsel auf's grosse Blatt deshalb früher nötig
- 34-50 ist optimal für Bergfahrten, Flachland und Abfahrten, für leichte Anstieg aber ungünstig, da häufiger Blattwechsel nötig
- da vermehrt auf dem grossen Kettenblatt gefahren wird, sollte das drittgrösste Ritzel mindestens 21 Zähne haben, denn eng gestufte Ritzelpakete verschlimmern die Problematik der fehlenden Überlappungen und des Gegenschaltens. Da die beiden grössten Ritzel mit dem grossen Kettenblatt nicht gefahren werden sollten, bleibt als drittgrösstes ein 19er. 50-19 führt bei einer TF von ca. 90 zu einer Geschwindigkeit von ca. 32 km/h, während der Hobby- und Laienfahrer erfahrungsgemäss einen Durchschnitt von etwa 26 - 30 km/h erreicht
- weniger gut schaltbar als 2-fach klassisch, da z.B. bei 50-34 Zähnedifferenz mit 16 Zähnen relativ gross, daher etwas schlechtere Schaltpräzision
- durch 34er Kettenblatt eher Schleifen der Kette am grossen Kettenblatt als bei klassisch, da grössere Grössendifferenz
- durch grosse Zähnedifferenz weniger Überschneidungen,
- durch grosse Zähnedifferenz vorne, muss beim Blattwechsel hinten gegengeschaltet werden, je enger die Kassette gestuft, desto schlimmer.
- nur wenig Abstufungen und Ritzelpakete sinnvoll, eng gestufe Ritzelpakete nicht sinnvoll
- nur teilweise auf Kompaktkurbel optimierte Ritzelpakete erhältlich, z.B. 12-27 bei Campagnolo nicht möglich
- bei 48-34 ist 12er Abschlussritzel eher zu klein, 48-11 wieder zu gross, Kompaktkurbeln mit 46er Kettenblatt selten und nur von Drittanbietern
- viele - auch gerade schwächere - Fahrer fahren gerne dicke Gänge und wollen nebst 50-12 noch ein 11er Ritzel, welches aber schnell verschmutzt und schnell abnutzt
Anwendungsbereich:
Eigentlich bietet der LK110 viele Möglichkeiten. Leider werden diese nicht genutzt. Die häufigste Kombination bei der Kompaktkurbel 50-34 mit der Kassette 12-25 ist ein fauler Kompromiss und nur für bestimmte Anwendungen empfehlenswert. Sie ermöglicht eng abgestufte Gänge und relativ grosse Entfaltung auf Kosten der Schaltperformance und einer harmonischen Fahrweise. Im meistgefahrenen Geschwindigkeitsbereich muss vorne geschaltet werden, was dazu führt, dass mit viel Kettenschräglauf klein-klein resp. gross-gross gefahren wird. Die Schaltperformance ist ebenfalls schlechter als bei klassisch, zudem muss durch die grosse Zähnedifferenz und der damit fehlenden Überlappungen hinten gegengeschaltet werden. Die einzig wirklich sinnvolle Variante der Kompaktkurbel mit 50-36 und 12-27 ist nur umständlich möglich, da entweder Kurbeln nur in 50-34 verfügbar oder kein 12-27er Ritzelpaket (Campagnolo) erhältlich.
Fazit: Viele Möglickeiten, leider die Chance nicht genutzt!
http://www.rennrad-news.de/forum/showthread.php?t=14021
http://www.rennrad-news.de/forum/showthread.php?t=24509
P.S: Bin für Verbesserungsvorschläge, Präzisierungen, Anmerkungen, Kommentare und Kritik offen.
0.) Anmerkungen: 2005 stand bei mir der Kauf eines neuen Rennrades an. Ich hatte mich bis dahin nicht en détail mit Rennradtechnik auseinandergesetzt. Die klassische Übersetzung kannte ich aus der Praxis, ebenso hatte ich bereits mehrfach Dreifach-Garnituren gesehen. Im Zuge der Recherchen in diesem Forum bin ich mehrfach über den Ausdruck "Kompakt" gestolpert und brauchte einige Zeit, zu verstehen was es damit auf sich hat. Ich habe mich dann nach der Lektüre diverser Threads und ausführlicher Fütterung der verschiedenen Ritzelrechner für eine Kompaktkurbel mit 50-34 und 12-25 entschieden. Nach 2500 km bin ich dann zum Schluss gekommen, dass das doch nicht das Wahre war und ich habe mich anschliessend ausführlich mit der Thematik der verschiedenen Übersetzungen beschäftigt.
Eine brauchbare Auflistung der Vor- und Nachteile sowie Eigenheiten und Einsatzspektren der verschiedenen Antriebsarten habe ich hier im Forum nicht gefunden, der User muss sich durch eine Vielzahl von Postings durchlesen, die Fakten mühsam zusammensuchen, abstrahieren, filtern und komprimieren. (Die Problematik, dass keine Anleitungen und Zusammenfassungen existieren, teilt dieses Forum jedoch mit der grossen Mehrheit aller Foren). Deshalb habe ich mich entschieden, eine kleine Zusammenfassung zu schreiben, um diesem Missstand wenigstens etwas abzuhelfen.
0.1) Ziel/Absicht:
- Auflisten der Vor- und Nachteile der jeweiligen Übersetzungsvarianten
- Gegenüberstellung der verschiedenen Möglichkeiten
- Diskussionsbasis
- Entscheidungshilfe für den Kaufinserenten
0.2) Bilder, Links und Darstellungen Ritzelrechner:
Da es zuviele Bilder, Darstellungen resp. Links zum Ritzelrechner erfordern würde um alle angesprochenen Übersetzungen darzustellen, habe ich darauf verzichtet. Der Leser wird aufgefordert, die Ritzelrechner selbst zu füttern
1.) Klassisch, Dreifach, Triple, Kompaktkurbel, Compact Drive - WTF?:
1.1) Klassisch:
"Klassisch" bezeichnet eine Kettenschaltung mit zwei Kettenblättern. Mögliche Varianten (Shimano Dura Ace): 53-42, 52-39, 53-39, 50-39, 54-42, 55-42, 56-44 etc. Lochkreis LK130 bei Shimano resp. LK135 bei Campagnolo. (Früher gab es noch andere Lochkreise, diese sind jedoch heute nicht mehr verbreitet, sodass ich nicht darauf eingehe). Spöttisch wird die klassische Kurbel auch als Heldenkurbel bezeichnet, weil wahre Helden nur damit fahren.
Vorteile:
- deckt weiten Geschwindigkeitsbereich ab
- harmonischer Blattwechsel bei ca. 30 - 35 km/h
- gut schaltbar, hohe Schaltqualität, da Zähnedifferenz mit maximal 14 Zähnen relativ gering
- wenig Kettenschräglauf
- bei 10-fach total 16 Gänge "erlaubt", fahrbar je nach Kassette 18 bis 20 Gänge
- geringer Q-Faktor
Nachteile:
- konzipiert für Profi und Amateur, kleines Kettenblatt (39er resp. 42er) für Bergfahrten, grosses Kettenblatt (52er, 53er etc.) für's Flache und Abfahrten. Dem Hobby- und Laienfahrer fehlt jedoch die Kraft, was dazu führt, dass das 39er für's Flache genutzt werden muss. Für die Berge fehlen dann die leichten Gänge resp. die Kassette muss grob gestuft werden, damit genug leichte Gänge zur Verfügung stehen. Das führt dazu, dass fürs Flache die Abstufung nicht fein genug ist
- offizielle Ritzelpakete haben 27er (Shimano) resp. 29er (Campagnolo) als grösstes Ritzel. Darüber muss gebastelt und u.U. MTB-Ritzel verwendet werden.
- Schaltperformance kann bei grossen Ritzel >27 Zähne leiden und ggf. MTB-Schaltwerk notwenig machen
- Für Hobby- und Laienfahrer generell zuviele strenge und zuwenig leichte Gänge
- Mit 11er Ritzel mit 52er oder 53er strenger Gang für starke Fahrer möglich, dafür fehlt die Anpassungsmöglichkeit mit leichten Gängen für schwächere Fahrer
- eher grosse Ritzel, vorallem bei Bergkassetten mit 29er Ritzel, optisch nicht sehr populär
- Kompromiss zwischen Entfaltung und feiner Abstufung
- Kompromiss zwischen strengen und leichten Gängen, bei Bergkassetten wie 13-26 oder 13-29 muss auf das 12er Ritzel verzichtet werden
- um alle Anwendungsbereiche (Flachland, Berge etc.) abzudecken meist mehrere Ritzelpakete/LRS nötig
Anwendungsbereich:
Für Amateure, Profis und allgemein starke Fahrer sowie fürs Flache sehr gut geeignet. Im Bergigen Gebiet für Hobby- und Laienfahrer eher weniger geeignet.
1.2) Dreifach/Triple:
Dreifach-Garnituren sind eigentlich Heldenkurbeln , ergänzt um ein drittes, kleines Kettenblatt, liebevoll Rettungsring, Granny-Ritzel und dergleichen genannt. Ihre Fahrer werden häufig als Weicheier, Warmduscher oder Luschen bezeichnet, da diese Schwächlinge den Rettungring benötigen. Dreifach-Garnituren haben Abstufungen wie 52-39-30 (Shimano ab 2006), 50-40-30 (Campagnolo bis 2006), 52-42-30 (Shimano alt, Campagnolo ab 2006) etc. Leider werden die Vorteile der Dreifachkurbel häufig nicht verstanden. So existiert die Meinung, dreifach böte per se leichtere Gänge als z.B. Klassisch oder Kompakt. Dabei bieten z.B. 30-23 bei dreifach, 34-25 bei kompakt und 39-29 bei klassisch vergleichbare Gänge. Weiterhin existiert die Meinung, die Überschneidungen bei dreifach wären ein Nachteil, was so pauschal nicht ganz richtig ist.
Vorteile:
- bietet als einzige Kurbelgarnitur grosse Entfaltung UND feine Abstufung UND Überlappungen
- das 39er Kettenblatt wird zum Kettenblatt für's Flache, daher kann die Kassette eng gestuft werden - z.B. 12-23 - wenn 39-23 zu streng sind, steht immer noch das 30er Kettenblatt zur Verfügung, 30-23 entspricht ca. 39-29 von klassisch mit Bergkassette.
- viele Kassetten, auch eng gestufte möglich und sinnvoll fahrbar
- harmonische Blattwechsel durch geringe Zähnedifferenzen
Nachteile
- weniger gut schaltbar als 2-fach, etwas schlechtere Schaltpräzision
- Schaltung muss präziser eingestellt werden als bei 2-fach
- schlechter Q-Faktor durch breitere Lager
- im Gegensatz zu 2-fach magere Ausbeute/Effizienz. Von 30 Gängen sind nur 18 "erlaubt"
- geringfügig mehr Schaltarbeit nötig (mit 39er Kettenblatt)
- Ältere Shimano Dreifach-Garnituren und Campagnolo Dreifach-Garnituren ab 2006 boten/bieten als mittleres Kettenblatt ein 42er. Dieses deckt ein noch grösseres Spektrum als das 39er ab, d.h. sehr viel kann auf dem 42er gefahren werden. Da bei Dreifach die Kassette i.d.R. eng abgestuft wird, muss bei Anstiegen häufig auf's kleine Kettenblatt geschaltet werden, weswegen der Dreifachgarnitur der Ruf anhaftet, schaltaufwändig zu sein. Mit dem 39er Kettenblatt ist dieses Problem weitestgehend entschärft und das 30er Kettenblatt wird zum Rettunganker.
- Kettenschräglauf auf kleinstem und grösstem Kettenblatt grösser als bei 2-fach
- Optik, sieht weniger professionell aus
- Gewicht, schwerer durch drittes Kettenblatt
- 2-fach und 3-fach STIs nicht kompatibel
- hoher Aufwand bei Umrüstung von 2-fach auf 3-fach
http://www.rennrad-news.de/forum/showthread.php?t=14021
http://www.rennrad-news.de/forum/showthread.php?t=24509
Anwendungsbereich:
Für alle Fahrer geeignet. Das Rundum-Sorglos-Paket für Fahrer die sich nicht mit Ritzelpaketen, LRS und Schrauberei beschäftigen und immer die passende Übersetzung dabei haben wollen oder im hügeligen/bergigen Gebiet leben
1.3) Kompakt, Compact Drive:
Eine leidige Geschichte...
Kompakt bezeichnet den Lochkreis LK110. War bei den Lochkreisen LK130 und LK135 das 39er Kettenblatt das kleinstmögliche (es gab einzelne Exemplare mit 38 oder gar 37 Zähnen) ermöglicht der LK110 als kleinstes Kettenblatt ein 33er. Damit bietet Kompakt von 33 bis 53 sehr viele Möglichkeiten. Auch wenn bei Kompaktkurbeln Übersetzungen wie 50-34, 50-33, 50-36. 48-34 etc. vorherrschend sind, würde dieser Lochkreis auch die klassischen 39-52/53 ermöglichen
Vorteile:
- bietet die Möglichkeit, die Übersetzung seinen Anforderungen anzupassen
- ermöglicht, das Konzept "1 Kettenblatt = 1 Geschwindigkeitbereich" auf eigene Bedürfnisse anzupassen, 50-36 als "geschrumpfte klassische Kurbel" passt diese den heutigen hohen Trittfrequenzen an
- grosse Flexibilität: 39-52 für's Flachland, für Bergetappen oder Trainingslager auch leichtere Übersetzungen möglich, ohne die Kurbel wechseln zu müssen
- Alternative zur Dreifachgarnitur
- ohne Spezialkassetten, Kassettenbasteleien, MTB-Ritzel und MTB-Schaltwerke bergtaugliche Übersetzungen möglich
- kommt dem Hobby- und Laienfahrer entgegen, auch für schwächere Fahrer geeignet
- guter Q-Faktor
- relativ günstig bei Um-/Aufrüstung von klassischer Kurbel, da vieles weiterverwendet werden kann
- gute Ausbeute/Effizienz bei 10fach total 16 Gänge "erlaubt", fahrbar je nach Kassette bis 19 Gänge
- 50-34 bietet ähnlich grosse Entfaltung wie dreifach
Nachteile
- Blattwechsel bei 50-34 genau im meistgefahrenen Geschwindigkeits-Bereich, daher viel Schaltarbeit nötig oder viel Kettenschräglauf wegen häufigem klein-klein, gross-gross
- das 34er Kettenblatt deckt einen kleineren Geschwindigkeitsbereich ab als 39er, Blattwechsel auf's grosse Blatt deshalb früher nötig
- 34-50 ist optimal für Bergfahrten, Flachland und Abfahrten, für leichte Anstieg aber ungünstig, da häufiger Blattwechsel nötig
- da vermehrt auf dem grossen Kettenblatt gefahren wird, sollte das drittgrösste Ritzel mindestens 21 Zähne haben, denn eng gestufte Ritzelpakete verschlimmern die Problematik der fehlenden Überlappungen und des Gegenschaltens. Da die beiden grössten Ritzel mit dem grossen Kettenblatt nicht gefahren werden sollten, bleibt als drittgrösstes ein 19er. 50-19 führt bei einer TF von ca. 90 zu einer Geschwindigkeit von ca. 32 km/h, während der Hobby- und Laienfahrer erfahrungsgemäss einen Durchschnitt von etwa 26 - 30 km/h erreicht
- weniger gut schaltbar als 2-fach klassisch, da z.B. bei 50-34 Zähnedifferenz mit 16 Zähnen relativ gross, daher etwas schlechtere Schaltpräzision
- durch 34er Kettenblatt eher Schleifen der Kette am grossen Kettenblatt als bei klassisch, da grössere Grössendifferenz
- durch grosse Zähnedifferenz weniger Überschneidungen,
- durch grosse Zähnedifferenz vorne, muss beim Blattwechsel hinten gegengeschaltet werden, je enger die Kassette gestuft, desto schlimmer.
- nur wenig Abstufungen und Ritzelpakete sinnvoll, eng gestufe Ritzelpakete nicht sinnvoll
- nur teilweise auf Kompaktkurbel optimierte Ritzelpakete erhältlich, z.B. 12-27 bei Campagnolo nicht möglich
- bei 48-34 ist 12er Abschlussritzel eher zu klein, 48-11 wieder zu gross, Kompaktkurbeln mit 46er Kettenblatt selten und nur von Drittanbietern
- viele - auch gerade schwächere - Fahrer fahren gerne dicke Gänge und wollen nebst 50-12 noch ein 11er Ritzel, welches aber schnell verschmutzt und schnell abnutzt
Anwendungsbereich:
Eigentlich bietet der LK110 viele Möglichkeiten. Leider werden diese nicht genutzt. Die häufigste Kombination bei der Kompaktkurbel 50-34 mit der Kassette 12-25 ist ein fauler Kompromiss und nur für bestimmte Anwendungen empfehlenswert. Sie ermöglicht eng abgestufte Gänge und relativ grosse Entfaltung auf Kosten der Schaltperformance und einer harmonischen Fahrweise. Im meistgefahrenen Geschwindigkeitsbereich muss vorne geschaltet werden, was dazu führt, dass mit viel Kettenschräglauf klein-klein resp. gross-gross gefahren wird. Die Schaltperformance ist ebenfalls schlechter als bei klassisch, zudem muss durch die grosse Zähnedifferenz und der damit fehlenden Überlappungen hinten gegengeschaltet werden. Die einzig wirklich sinnvolle Variante der Kompaktkurbel mit 50-36 und 12-27 ist nur umständlich möglich, da entweder Kurbeln nur in 50-34 verfügbar oder kein 12-27er Ritzelpaket (Campagnolo) erhältlich.
Fazit: Viele Möglickeiten, leider die Chance nicht genutzt!
http://www.rennrad-news.de/forum/showthread.php?t=14021
http://www.rennrad-news.de/forum/showthread.php?t=24509
P.S: Bin für Verbesserungsvorschläge, Präzisierungen, Anmerkungen, Kommentare und Kritik offen.