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Eure Rennberichte...

Cyclassics Hamburg

Wusste gar nicht, dass Hamburg so nah an Bremen ist. Bin da nie.

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Bericht:
https://cyclyng.com/2016/08/21/elb-bremen-cyclassics-2016/
 
Mein Münsterland-Giro 2016

Aus Gründen akuter Formschwäche mal wieder die kurze Distanz gewählt. Start um 8.30 Uhr aus Block B, wobei ich keine Ahnung habe, wie ich da reingeraten bin. Vorsichtshalber mal direkt von hinten gestartet und die C'er kamen dann auch recht schnell. In großen Gruppen ging es dann Richtung Roxel/Schapdetten und über das Stevertal in den ersten "echten" Anstieg Richtung Longinusturm. Alle um mich herum waren zuvor umsichtig und folglich gut um die bösen Kurven ins/aus dem Tal gekommen...

Bei über 10% Steigung trennt sich dann die Spreu vom Weizen, die einen fliegen da hoch, die anderen schieben. Oben eine Überraschung: Starker Nebel wartete am höchsten Punkt des Münsterlandes. Ziemlich dämlich für mich als Brillenträger, da ich die nächste Stunde wahlweise im Dunkeln stand bzw. regelmäßig anhalten musste, um die Brille zu putzen, während ich live beobachten konnte, wie ich "durchgereicht" wurde, obwohl die Beine eigentlich überraschend gut waren. ;-(

In den beiden langen Abfahrten dann auch reichlich Carbon- und gefühlte Schlüsselbeinbrüche, ich bin zum Glück gut durchgekommen, war aber dann wegen der Brillenputzerei auch wirklich schon eher mit D-Leuten unterwegs... Ab B54 dann erfreulicherweise wieder klare Sicht, Rückenwind, eine mittelmäßig gut funktionierende Schicksalsgemeinschaft mit ein bisschen nettem Geplauder (Gruß an das Stehaufmännchen "Argos Shimano") und ab Ortseinfahrt Münster dann das, weswegen man das halt macht: Heimrennen mit grandiosem Fan-Support! :)

Fazit: Nächstes Jahr wieder, dann aber mit Kontaktlinsen!

Nachtrag: Die A-Spitzengruppe hat sich wohl 40 m vor dem Ziel kollektiv so richtig auf's – wie man hier sagt – Mett gemacht. Autsch, hoffe da bleibt nix erhalten...
 
Wow, ist zwar wieder "nur eine RTF" aber wirklich sehr unterhaltsam :D
Einzig die "nicht tolle Aussicht" kann ich nicht ganz nachvollziehen... aber gut. Das hängt ja auch immer davon ab, wo man sich sonst so aufhält.
 
Wow, ist zwar wieder "nur eine RTF" aber wirklich sehr unterhaltsam :D
Einzig die "nicht tolle Aussicht" kann ich nicht ganz nachvollziehen... aber gut. Das hängt ja auch immer davon ab, wo man sich sonst so aufhält.

Einer unserer Vereinsfahrer hatte abgesagt, weil diese RTF voll nicht schön ist. Der musste dann etwas geneckt werden.
Das Gegenteil ist der Fall, ich kann die nur empfehlen.
 
Velothon180 Berlin 2017 - Rennbericht

Hier noch ein kurzer Bericht vom Velothon in Berlin dieses Jahr. Bin nicht der Profi-Spielberichterstatter, deshalb möge man mir unsaubere Details zu Windstärken, Kohlenhydratketten und Schmierstoffviskosität verzeihen.


Das Velothon ist ja nicht ganz unumstritten - in der "Szene" hat es als (stark kommerzialisiertes) (wirklich)Jedermannrennen einen zweifelhaften Ruf, bei den Jedermännern ironischerweise wegen zu hoher Hürden und Pseudo-Professionalisierung ebenfalls. Als Mindestgeschwindigkeit für die 180km war auch 35km/h angegeben, danach wurde zwar nicht vom Besenwagen aussortiert aber die langsameren Finisher wurden in der Ergebnisliste disqualifiziert. Das ist harsch (und irgendwie sinnlos, denn ein Quali-Rennen oder UCI-Punkte gab es nicht), aber hat den Druck schon einmal hochgehalten. Gefühlt waren deshalb auch nur halbwegs trainierte Leute am Start. Die Räder sahen auch verlässlich aus.

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Der Velothon2017 hatte drei Distanzen, 60km, 120km und 180km, die 60er und 180er starteten gemeinsam. Die 180er sollten dann nach der ersten 60km Runde einfach weiter fahren. Von den 120ern hat man (wenn man nicht sehr langsam war) nichts gesehen. Es gab zwei Startblöcke für die 180km-Fahrer, B und C. In einem weiter vorne befindlichen Startblock A waren nur die schnellen Sprinter für die 60km Route. D, E und F waren dann die übrigen Teilnehmer für die 60km. Das war sinnvoll.


Noch kurz zur Ausrüstung (relevant für später): Ich hatte neben Bike (Felt Aero, noch recht neu) und Kit 1,6 Liter Flüssigkeit (eine große eine kleine Flasche, Waser bzw. Frubiase) dabei, 4 Gels, 4 Riegel und ein paar Salzkapseln. Letztere sind bei längeren Strecken für mich irgendwie gut: Magenberuhigend, ausgleichend, vielleicht ist es auch die Psyche. Wie Wasser aufgenommen wird, weiß ich (hier ein Top-Beitrag) und deshalb auch, dass das fast zuviel des Guten ist mit den Gels/Riegeln, trotzdem hilft es bei mir. Unterm Sattel das allerallernötigste: Schlauch, Reifenheber, Multitool, Kreditkarte, Hausschlüssel. Minipumpe und ein paar Tempos im Trikot, go light, go far. Ich sehe viele Extra-Flaschen in den Trikottaschen bei den anderen und wundere mich etwas, aber dazu später.

Kettenhunde und so

Um 7.30 Uhr war dann Startschuss und Block für Block gings ins Rennen. Meine Nebenmänner sind ziemlich fit: ein Triathlet und ein ehemaliger Ligafahrer. Die anderen kann ich schwer einschätzen, aber Team-Kits sind allgegenwärtig, Waden sind definiert und braun und das Fahrverhalten ist eher Bereich ambitionierte Amateure als nur After-Work-Radler. Man fährt direkt sehr dicht, gibt Kommandos, hilft sich gegenseitig bei kleinen Sachen (dem Vordermann den Sattel-Trinkflaschenhalter festschrauben, dem Nebenmann die Flasche aus der Trikottasche helfen usw.). Und Mädels sind keine in Sicht.

Wegen konservativer Schätzung hatte ich mich im Feld C gemeldet (mit 33 km/h Durchschnitt), deshalb musste ich aufholen. Das ging überraschend gut. Normalerweise hat man bei einem hinteren Startblock das Problem, dass die schnellen Gruppen weg sind, die langsamen Gruppen unter der eigenen Kapazität fahren aber das allleinige Aufholen fast unmöglich wird. Man braucht also einen kleinen, schnellen Trupp, der mit vorfährt. den hatte ich zum Glück gefunden, deshalb konnten wir vom Start weg drücken und hatten schnell zu einer größeren und zügigen Gruppe aufgeschlossen. Als ich merkte, dass diese aber beim ersten kleinen Berg langsamer wird und in der Geschwindigkeit schwankt, sind wir nochmal in den Wind und eine Gruppe weitergefahren.


Die fühlte sich ganz gut an. Die ersten 10k durch Berlin mit 45km/h, dann formiert sich ab Km15 im Havelwald auf der HavelChaussee und bei den ersten Steigungen langsam ein größerer Pulk, der noch Leute von weiter vorne einsammelt. Durchschnitt ist jetzt bei 35-38 km/h. Wetter ist top, warm, kaum Wind. Das ist allerdings auch der Strecke geschuldet: im Wald und in den Vororten ist alles windstill. Ein Team Skoda-Fahrer holt auf und legt nochmal ein schnelleres Tempo vor, wir hängen uns dran und fahren deshalb den großen Teil der ersten Rund fast kontinuierlich 41 km/h. Berlin rauscht schön vorbei, die Tour geht um den südlichen Teil herum und ist trotzdem eigentlich ereignislos, kann man fast sagen. Ein vor uns gestürzter wird verarztet, das war es auch. Positiv fällt auf, dass irgendwann kaum noch Fahrer eingesammelt werden - im Startblock A waren also fast nur gute Fahrer. Die wenigen werden ungefährlich umfahren, Signale wurden schön durchgereicht.


Nach einer herrlichen Runde über das windige Tempelhofer Feld dann schön runter nach Berlin Kreuzberg, zickzack bis an den Alex und über die großen Straßen durch Berlin Mitte bis wieder zurück zur Siegessäule. Zuschauer gibt es, aber nur wenige. Die meisten Berliner schauen eher neugierig und irritiert und wie man später im Netz liest, ärgern sie sich vor allem über die Verkehrsblockaden.


Überraschung: wir hören auf

Kurz vor der Siegessäule dann die Überraschung: bei der Felder-Gabelung biegen die meisten Fahrer ab - und sind nach 60km mit dem Rennen durch. Unsere Gruppe ist auf einmal nur noch ein kleines Team, 15 Mann stark. Ich werde nervös: sind wir zu schnell los? hätten wir uns von den (wie sich jetzt zeigt) 60er Fahren nicht so drängen lassen sollen? Meine Befürchtungen sind zum Glück unbegründet, es geht fast ungebremst weiter und ich fühle mich noch fit. Achilllessehne schmerzt nicht, linke Schultermuskulatur (wegen etwas zu kleinem Lenker sonst immer ein kleines Wewehchen ab 50km) ist fit. Während wir wieder in den Havel-Wald fahren sehe ich, dass sich hinter uns doch einige eingefunden haben, die sich dranhängen. Wir fahren weiterhin 40km/h. Ich bin meist im vorderen Drittel und gelegentlich im Wind, aber traue mich noch nicht, vorne Tempo zu machen. Bei Km90 war das noch eine weise Entscheidung.


In einem Wohngebiet in Steglitz nach einer Schwelle auf der Straße hinter mir ein "Klonk". Klang nach fallender Trinkflasche, aber ich schaue instinktiv auf meine Satteltasche und sehe sie nicht. Oh no. Jetzt ein Anfängerfehler: ich schere nach links aus und bremse, um wenden zu können. Die anderen ziehen an mir vorbei. Nachdem ich weiter hinten nichts auf der Straße sehe und die Zuschauer auch nicht verstehen, warum ich zurückfahre, kommt erst jetzt der kontrollierende Griff unter den Sattel: Tasche noch da. Depp! Mein Feld ist natürlich weg und ich muss hinterher. Das kostet einige Energie und dauert fast 10 Minuten, die Gruppe fährt weiterhin 40km/h und ironischerweise kommt jetzt Wind auf. Heilfroh und zum ersten Mal bei dem Rennen im oberen Pulsbereich schließe ich auf und gönne mir 10 km in der Feldmitte.

Wasser oder Windschatten?

Wir sind jetzt über 100km unterwegs und auf einmal fällt mir auf, dass ich noch keinen einzigen Verpflegungsstand gesehen habe. Als Läufer ist das für mich ein Novum, aber ich erinnere mich, dass mehrere angekündigt wurden in den Unterlagen. Haben wir die einfach verpasst? Halten wir überhaupt an? Ich habe noch rund die Hälfte meiner Flüssigkeiten und bin damit auch noch eher im unteren Bereich: wie es ausschaut, haben meine Mitfahrer besser gehaushaltet. Ich rechne: Wir sind noch 80km unterwegs, das sind rund 2 Stunden. Dafür bräuchte ich mindestens 1 Liter im normalen Training, mit der Vorbelastung von 100km und der zunehmenden Hitze eher 1,5. Außerdem muss ich etwas Essen und will noch 1-2 Gels drücken. Dafür brauche ich unbedingt Wasser. Aber woher? Ich frage einen anderen Fahrer. "Keen Plan!" Tatsächlich wird gerade dann ein Verpflegungsstand angekündigt. Als er kommt, bleibt die Abbiegespur für den Stand aber leer, fast alle fahren stur geradeaus. Ich zögere: Wasser oder Windschatten? Ich bleibe im Team und fahre weiter, Gruppenzwang. Mein Nebenmann grinst: "Na, keine Lust auf ein Bier?"


Jetzt sind wir bei km120 und es wird richtig heiß. So langsam macht sich die Anstrengung bemerkbar, der untere Rücken tut weh. Die Gruppe hat sich zu einer langen Schnur eingereiht, maximal Zweierreihen, meist Perlenkette. Wind im Wechsel von vorne und von der Seite. Ich will mich ablenken und fahre weiter vor, irgendwie beflügelt auch die Aussicht auf das Ende in 60km. Das ist genau so meine Feierabend-Trainingsrunde, allerdings in der Regel allein, mit 400HM inklusive und diversen Strava-Sprints. Hier ist alles topfeben und wir fahren in der Gruppe. Puls bei 145. Also eigentlich kein Grund zur Sorge, denke ich. Im Gegenteil. Jetzt könnte man eigentlich ballern. Die Tempomacher lassen sich zurückfallen, ich bin auf einmal vorne, und das läuft ganz ok. Auf dem Tacho stehen 39km/h. Ich habe keinen Wattmesser am Rad und ärgere mich schon den ganzen Tag darüber - das würde mich doch sehr interessieren, heute. Wir fahren zügig über Landstraßen, am Rand kaum Zuschauer. Nur an gesperrten Kreisverkehren ein paar Leute in der Sonne mit Bier und Campingstuhl. Der Gegenwind nimmt zu. Rund 10km mache ich den Windpflug, dann werde ich überholt. Wir sind jetzt nur noch 40km vor Ziel und fahren über eine gesperrte Bundesstraße, B101, das ist neu. Es gibt noch mehr Gegenwind Seitenwind und der Fahrbahnbelag nervt. Nicht wirklich holprig aber grobkörnig genug, um die inzwischen etwas lädierten Handgelenke nochmal ordentlich zu reizen. Man reiht sich instinktiv auf dem weißen Begrenzungsstreifen auf, Gleichgewichtskonzentration bei Mittagshitze. Die Beine sind noch frisch, frischer als das Gesäß, bei der geringsten Gelegenheit gehe ich aus dem Sattel. Aber die Stimmung hält – unsere Gruppe ist gut drauf. Keine Wolke am Himmel, gut in der Zeit. Den Durst habe ich irgendwie vergessen.

Mensch vs. Material

Bei Kilometer 155 kommen wir wieder auf die Strecke der ersten Runde – und jetzt wird auf einmal allen klar, dass es eigentlich vorbei ist, denn diesen Teil kennen wir schon: Durch Tempelhof, übers Tempelhofer Feld, kleine Abfahrt nach Kreuzberg runter und durch die Stadt ins Ziel. Die Leute werden unruhig, das Tempo nimmt zu. Alleine die Zickzackroute durch Tempelhof verhindert, dass man wirklich aufdreht. Und kaum kommen wir aufs Tempelhofer Feld, passieren wir 160km und es geht los! Jetzt noch 20 km richtig Vollgas. Dachte ich. Mein linkes Pedal fängt an zu wackeln. Fühlt sich an wie der Cleat, und ich versuche, den Tritt rund zu halten. Komischerweise wackelt es immer mehr. Dann macht es „kling“ und auf einmal hängt der ganze Kurbelarm an meinem linken Schuh. WTF? Die anderen ziehen weiter – es hagelt Mitleid: „Oh no“. Ich lasse ausrollen und schau mir die Misere an: die Schraube ist einfach ausgedreht. Wie kann das sei? Vielleicht der Transport? Warum ist mir das nicht aufgefallen? Warum hab ich das nicht nachgezogen? Hätte ich das sehen können?
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Ich bin sauer, und ziemlich enttäuscht, vor allem aber massiv verwirrt: Da fährt man bis eben in einer eigenen kleinen Wahrnehmungsblase, wo die Realität zwischen wenigen Zentimetern zu Vorder- und Hintermann spielt und man bei Windlärm und Pulsrauschen konzentriert schwitzt – und ein paar Augenblicke später steht man alleine, in völliger Stille auf einem alten Flugplatz. Bizarr. Was tun? An Reparatur war nicht zu denken, Multitool ist nutzlos. Ein paar Streckenposten, die 200m weiter stehen haben keine Ahnung von Reparaturstationen. Einen Service-Wagen oder ähnliches habe ich den ganzen Tag noch nicht gesehen, warum also hier. Ich frage mich zwei Dinge: Wenn ich zu einer Tankstelle fahre, und das reparieren lasse, bin ich dann disqualifiziert? (das war der dumme Gedanke) Und: Wenn ich das nicht mache, wie komme ich von hier überhaupt nach Hause? (das war der nüchterne Gedanke). Die Lösung war einfach: Aufsitzen, weitermachen. Mit einem Bein eben. Zum Glück ist der linke Kurbelarm weg, so konnte ich den Fuß auf die linke Kettenstrebe stützen. Mit dem rechten Drücken und Ziehen. Ich probiere es aus, es geht überraschend gut. Natürlich sieht das merkwürdig aus und ich bin langsam, aber ein Blick auf den Tacho überrascht: 20 km/h. Damit fällt die Entscheidung: Ich fahre ins Ziel.

Einbeinig Piraten-Style

Inzwischen holt mich die nächste Gruppe ein, an ein Mitfahren ist nicht zu denken, aber ich erkenne einige Fahrer wieder und merke, dass wir noch ordentlich Puffer haben. Ich werde also bestimmt nicht letzter. Ich kann sogar noch den Besenwagen vermeiden, oder? Also schnell ausrechnen: die anderen sind in 30Min im Ziel – bei 40km/h Schnitt womöglich in unter 4:30 h gesamter Fahrtzeit. Wenn ich jetzt also noch eine Stunde brauche, könnte ich es noch in unter 5 h schaffen, das wäre noch immer deutlich schneller, als ich es am Anfang geplant hatte. Und mit Puffer auf den Besenwagen. Also geht’s los, Vollgas auf Halbmast. Einzylindermotor, quasi. Piratenstyle. Nach 5 km bin ich an der Oberbaumbrücke und es geht schön eben durch Berlin-Mitte. Kilometerrunterzählen. Ein paar Leute am Rand verstehen mein Problem, für die meisten bin ich einfach ein versprengter Fahrer mit komischem Fahrstil. Wer behauptet, die Stimmung sei famos, lügt. Klar, Zieleinlauf und ein paar Hotspots sind ok, aber sogar auf der Torstraße keine Menschenseele, außer den paar Touristen und Streckenposten, die sich das antun müssen. Mehrere kleine Buckel werden zum Problem, denn mehr als 100W kann ich nicht mehr drücken. Kein Krampf, kein ungesunder Schmerz, aber es ist jetzt schon eine Qual. Der rechte Oberschenkel brennt. Vor allem aber wird jetzt das Wasserthema wieder akut: ich habe noch eine halbe Flasche. Die ist schnell weg. Noch eine Gruppe überholt mich, laut schreiend, diesmal bin ich das Hindernis. Nach 175km wird die Brücke am Hauptbahnhof mit nur einem Bein fast zum K.O. - Kette (ganz weit) links. Ein paar hundert Meter und schon bin ich auf der Zielgeraden, Straße 17. Juni. Das ist jetzt echt ärgerlich, das hätte im Team und mit Speed wirklich Spaß gemacht. Hach. Jetzt strample ich alleine und ziemlich langsam da lang. Dann noch ein letzter Fehler: Ich verrechne mich mit den Kilometern, zudem waren es nur 178km und – das ist kein Scherz – verstehe deshalb gar nicht, dass die Ziellinie dort ist, wo sie ist. Irgendwie fehlen noch 3 km auf der Uhr und ich fahre weiter. Erst beim Verpflegungsstand und der Medaillenübergabe wird es mir dann bewusst: that’s it. Fast auf die Sekunde 5 h Fahrtzeit. Das war ein leckeres Hefeweizen. Die anderen sind zum Teil noch da und erzählen, dass es ab dem Tempelhofer Feld tatsächlich sehr schnell wurde. 4.20 h brauchte der Schnellste, nur 20 Minuten langsamer als der Sieger des Velothon180.

Fazit: ein Top Tag, eine schöne Sache, ein gutes Event und ein hervorragendes Training. Der Ärger über die Panne war irgendwann verpufft, das Erlebnis als solches und die Kopf-schlägt-Körper Erfahrung sind gute Stories. Als trainierter Sportler kann man den langen Velothon gut nutzen, um mal was auzuprobieren. Dann kann man mit den besseren mithalten und hat Spaß. 180km als blutiger Neuling und womöglich alleine will ich mir nicht vorstellen, das macht glaube ich keinen Spaß. Nur Sonnenbrand.

LG micha
 
Guten Tag zusammen,
nach dem gestrigem 24h Rennen auf der Nordschleife bei dem ich mit meinem Teampartner nun zum 3. Mal teilnahm möchte ich auch mal meine Erlebnisse ausführlich schildern:

Vorab:

Mein Teampartner und ich kommen aus der nähe von Heidelberg und sind ganz einfache Hobby Fahrer. Während meine Vorbereitung soweit gut lief klappte das bei meinem Kollegen nicht so. Beruflich war die Zeit der eng, dazu kam dann im Frühjahr auch noch eine schwere Lungenentzündung aus dem Urlaub. Mit meinem 2.500 km Training sah ich doch ganz gut aus wenn man seine ca. 500 km anschaut. Nunja was solls, das Beste daraus machen!

Freitag:
Wie auch in den letzten 2 Jahren haben wir kostenlos ein Wohnmobil von Bekannten bekommen die ein Verleih haben, deswegen starteten wir auch unter dem Namen Reisemobil-Center Mannheim. Da wir beide Urlaub hatten, holten wir das Mobil Freitag Morgen direkt ab. Los ging es mit packen, einrichten und ca. 10x durchgehen ob man auch wirklich alles hat. Um 12 Uhr waren wir soweit fertig. Wir hatten uns entschieden erst direkt vor Abfahrt einkaufen zu gehen und einfach alles zu holen worauf wir Lust hatten. Ende des Ganzen war eine Rechnung über 88€ und Essen/Trinken für gefühlte 2 Wochen.
Um ca. 17 Uhr kamen wir am Ring an. Wieder ein geiles Gefühl hier zu sein! Wir begannen alles einzurichten und planten noch die Parzellen ein da wird insgesamt eine Truppe aus 3 2er Teams und einem Einzelfahrer waren. Wir begaben uns auf die Expo, holten Startunterlagen und diverse Kleinigkeiten ab.
Am Abend wurde dann noch der Grill angeworfen, dazu gab es feinsten Nudelsalat und Hülle und Fülle. Die Stimmung war gut, die Nervosität stieg aber auf meiner Seite. Pünktlich 22:30 ging es ins Bett. Im Wohnmobil schläft es sich einfach Weltklasse!

Samstag:
Der Renntag war gekommen.
Ein gutes Frühstück und ein letzter Radcheck standen auf dem Programm. Der Morgen ging wieder sehr schnell rum und so begab ich mich um ca 11:30 auf das Rad um die Beine etwas an das kommende zu gewöhnen. Ich freute mich wieder sehr auf die erste Runde. 20 Runden, welche wir uns als Ziel gesetzt hatten, galt es zu fahren.

Und schon ging es los: Die Masse begann zu rollen, es war voll aber verteile sich doch relativ schnell. Da ich doch sehr motiviert war nahm ich alle Abfahrten mit Vollgas. In der Fuchsröhre zeigte der Tacho gleich mal 98,32 km/h an (schneller werde ich nicht). So, der lange Anstieg ab dem Bergwerk war gekommen. Eine Gute Truppe hatte sich gebildet der ich mich direkt anschloss. Mit Tempo 14-15 ging es den Berg hinauf. Die Hohe Acht wurde im stehen durchgezogen und schon war das schlimmste hinter mir. Die Verpflegungsstelle ließ ich selbstverständlich links liegen. Die folgenden Abfahrten liefen super, ich klemmte mich ständig an Hinterräder. Auf der Döttinger Höhe bekam man dann vom Wind ein ordentliches Brett. Hier war eine Gruppe bzw. ein Vorderman unglaublich wichtig, genau so wie auf der Start/Zielgeraden. Das Ergebnis: 49:42 min für die erste Runde. Eine krasse Zeit von der ich wusste, dass sie nicht ganz so vernünftig war.
Wir hatten den 1-1 Wechselrhythmus über den Tag vorerst mal vereinbart. So startete mein Teamkollege auf seine Runde.
Nach 1:09 beendete er auch diese. Die Zeit war für sein Level völlig in Ordnung, wir waren beide soweit zufrieden.

Ich durfte wieder ran, das Ergebnis waren 56min für die 2. Runde. Ich wusste auch hier, dass ich dieses Tempo nicht halten kann, es machte aber so unendlich Spaß!

In dem Rhythmus ging es erstmal weiter. Meine Zeiten pendelten um die 60min, mein Teamkollege hatte sich auf 1:20-1:30 eingelassen, zwar nicht gut aber im vergleich zum letzten Jahr immerhin konstant (da hatte er auch mal 1:50 oder 2:20!!! für eine Runde gebraucht).

Die Nacht kam, das Licht wurde an das Fahrrad montiert. Ich startete auf eine Doppelrunde damit mein Kollege etwas schlaf bekam. In der Nacht ging ich es etwas langsamer an. Das lag an den Sichtverhältnissen bei der Abfahrt und natürlich auch daran, dass ich doppelt ran musste.
Auf der Hohen Acht machte ich einmal eine kurze Pause zum essen. Hier habe ich mich im Eifer des Gefechts und auch vor Müdigkeit erstmal auf den Asphalt gelegt nachdem ich im Stillstand einfach "vergessen" habe auszuklicken.
Mit 1:13 und 1:09 beendete ich meine Nachtfahrt.

Pünktlich startete mein Kollege auf seine Runde. Er hatte nur eine Einzelfahrt vor sich da ich ihn einfach nicht mit einem Doppel belasten wollte, das hätte im Endeffekt zu viel Zeit gekostet. Wie ich dann an der Rundenzeit von 1:42h sah war das absolut die richtige Entscheidung.

Sonntag:
Die Nacht war für mich mit einer weiteren Dunkelfahrt dann nach einer langsamen Runde mit 1:15 beendet. Der fehlende Schlaf machte sich bemerkbar. Dazu noch meine 85 kg die am Berg natürlich nicht gerade hilfreich waren.

Ich begann zu rechnen: Wir mussten bis 11:44 im Ziel sein um eine weitere Runde fahren zu dürfen, für die wir dann wiederum "nur" maximal 1:30 Zeit haben.
Mein Kollege legte eine 1:36 hin, ich wieder eine 1:07. Ich bat ihn bei seiner letzten kommenden Runde nochmals alles zu geben um es mir leichter zu machen unter den 11:44 zu bleiben. Mit einer 1:26 kam er nach seiner letzten Runde zu mir.
Die Situation war für mich nun relativ komfortabel. Ich hatte 3 Stunden um 2 Runde abzuliefern, absolut machbar.
Ich begab mich also auf die Runde in der ich durch das Zeitlimit musste. Durch die lange Wechselzeit und Besprechung stand eine 1:27 auf dem Zettel, ich kam aber ca. 11:33 über die Ziellinie. Da wir nichts riskieren wollten wurde entschieden, dass ich einfach weiter fahre. Das Risiko, dass mein Kollege einbricht war mir einfach zu groß.
In der letzten Runde genoss ich nochmal die Strecke, aß eine Kleinigkeit auf der hohen Acht und für gemütlich nach 1:23 über die Ziellinie.
Wieder ein Moment zum weinen, der mich voller Stolz und Zufriedenheit erfüllt, dieses Event wieder (mehr oder weniger) gemeistert zu haben.

Mit gesamt 19 Runden haben wir unser Ziel zwar knapp verpasst, es ging aber leider nicht anders.
Meine 11 Runden (285km, 5300hhm, 24,2 km/h Schnitt, laut Garmin Uhr) stellen mich zumindest persönlich absolut zufrieden.
Gesamt erreichten wir Platz 55 von 116 Herrenteams und in der Altersklasse Platz 6.

Es war wieder ein super Rennen mit eigentlich gutem Ausgang. Wenn mein Teampartner bis nächstes Jahr dann endlich mal trainiert ist noch viel Potenzial vorhanden. Das Ziel des Durchfahrens (also immer einer auf der Strecke) wurde auch wieder erreicht. Auf der Rückfahrt waren wir so platt, dass wir auf einem Rastplatz nochmal 1h schlafen mussten. Total übermüdet fahren wollten wir dann nicht.

Rad am Ring 2018: Ich komme bestimmt!!!

Beste Grüße Martin
 
Zuletzt bearbeitet:
Jep, wir waren Ersttäter in HH und die Reise hat sich gelohnt - auch auf dem platten Land kann man radfahren. ;)
 
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